Ich koche gern, und manchmal probiere ich etwas aus. Nicht immer geht das gut. 😉
Aber die Experimente werden immer mit viel Verve und Herz ausgeführt. 😉
Teil 1 – Cranberry-Zwiebel-Chutney
Irgendeinem schrägen Impuls folgend, habe ich neulich im Supermarkt ein Plastikschälchen mit 200 Gramm frischen Cranberries in meinen Einkaufswagen gepackt. Bis jetzt frage ich mich, warum nur. Es stand „Cranberries aus der Lüneburger Heide“ drauf, aber das ist ja auch noch keine Erklärung für den Irrsinn, 200 Gramm einer Sache zu kaufen, die man eigentlich gar nicht recht mag. Oder?
Ich denke, ich wollte der Gemeinen Kranichs- oder Moosbeere, auf gut Neudeutsch auch Cranberry genannt, einfach nur eine zweite Chance geben. 😉
Und dann stand das Schälchen nun ein paar Tage herum, während ich ratlos darum herumschlich. Was machte ich jetzt, bitte, damit? Nix gegen das herkömmliche Preiselbeerkompott, das meine Mutter immer zu Wild oder Ente/Gans serviert und lange vor dem USA-Cranberry-Boom hier schon völlig gängig war. Aber das hier war etwas anderes und schrie förmlich nach einer anderen Darreichungsform. Nur: nach welcher?
Außerdem war mir nach Experimentieren, und so machte ich mir gar nicht erst die Mühe, nach einem Rezept zu forschen. Das, was ich am Backen hasse, liebe ich ja gerade am Kochen: Man muss sich nicht sklavisch an Rezepte halten. Das ist nicht so mein Ding. Da fühle ich mich in kreativer Hinsicht so eingeschränkt. 😉 (In Wirklichkeit backe ich einfach nicht gern – ich bin generell nicht so eine „Süße“.)
Als ich heute zum einhundertersten Male an dieser unscheinbaren Plastikschale mit dem leuchtendroten Inhalt vorbeischlich, schoss er mir durch den Kopf: der Geistesblitz! Ich liebe Chutneys, und man könnte doch aus diesen Beeren, die ich offenbar in einem Zustand geistiger Umnachtung gekauft hatte, und mindestens einer weiteren fruchtigen oder Gemüsezutat ein Chutney zubereiten!
Und so drehte ich mich in meiner Küche um meine eigene Achse, um Ausschau nach einer geeigneten Zutat zu halten. Tomaten? Nee. Auberginen? Nee. Kürbis? Nee, ich hatte neulich erst ein Kürbis-Apfelmus gekocht. Schmeckt gar nicht schlecht, muss aber auch nicht wiederholt werden. Steht jetzt im Tiefkühlfach. 😉 Wahrscheinlich esse ich es demnächst.
Süßkartoffeln? Nee, auch nicht. Aber was war das da? Da neben den Auberginen! Zwiebeln. Gemüse- und rote Zwiebeln. Perfekt!
Und so schritt ich vorhin zur Tat und begab mich ans Experiment, für das ich 200 g Cranberries erst wusch, dann liebevoll in einen Kochtopf gab, den ich auf mittelgroße Flamme stellte. Anschließend schälte ich eine Gemüsezwiebel, dazu drei mittelgroße rote Zwiebeln und schnitt sie mit einem Messer in Würfel, das nicht scharf genug war, wie sich herausstellte, als mir die Tränen übers Gesicht strömten wie damals, als mein Meerschweinchen gestorben war und meine Mutter es hinten im Garten begrub. Arme Susi – mir brach fast das Herz, aber das liebe, etwas unscheinbare Tier blieb unvergessen.
Die Zwiebelwürfel warf ich tränenüberströmt in den Topf mit den inzwischen munter vor sich hin explodierenden Cranberries – haltet einen Wischlappen und Putzmittel bereit. 😉 Ich rührte kräftig durch, gab dann Zucker hinzu (nach Belieben, aber bedenkt, dass Cranberries recht herb, fast bitter sind, und dem kann man nur mit einem gegensteuern: mit Süße), ließ das Ganze etwas karamellisieren, bevor ich Essig hinzufügte. Normalen Weinessig, aber auch einen großzügigen Schuss Balsamico.
Zufrieden betrachtete ich das blubbernde Gemisch, stellte allerdings recht schnell meine Dunstabzugshaube an, denn es roch … nun ja … interessant. Ich ließ das Ganze etwas einkochen, dann probierte ich erstmalig.
O Gott! Das war irgendwie … nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Noch etwas Zucker, obwohl ich allzu Gezuckertes hasse, aber ohne das ging es wirklich nicht. Aber nach erneutem Probieren fehlte noch immer etwas. Und ich gab rasch eine halbe Zimtstange dazu. Und etwas Salz. Und einen Tick Pfeffer.
Aber so richtig toll war es immer noch nicht. Also noch drei Teelöffel roten Johannisbeergelees dazu. Noch mehr Zucker. Und dann den Deckel drauf und auf Stufe 1 vor sich hinköcheln lassen.
Als ich das nächste Mal Richtung Küche schritt, haute es mich fast aus den Schuhen. Es roch, als bereitete ich saure Nierchen zu! Oder Blaue Zipfel, ein urfränkisches Gericht, das aus Bratwürsten besteht, die in einem Sud aus Essig, Wein, Möhren, Zwiebeln und entsprechenden Gewürzen, unter anderem Wacholder, gegart werden. Oder wie in einer Gerberei. Es roch so, wie man nicht möchte, dass es in der Wohnung riecht, und ich beschloss, dass dieses Experiment das erste und letzte seiner Art sein würde. 😉
Dann hob ich den Topfdeckel und brach beinahe zusammen, als mir der Essigdunst in die Nase schoss. Wie unvorsichtig aber auch! Ich hätte es besser wissen müssen, hatte ich doch schon mehrfach Blaue Zipfel zubereitet und wusste, dass man nie, niemals seine Nase über einen Topf halten darf, in dem ein essighaltiger Sud vor sich hinkocht. 😉
Ich fischte die halbe Zimtstange aus dem Topf, verbrannte mir die Finger, und dann pürierte ich das dunkelrote Gebräu so, dass es noch ein bisschen stückig blieb. Wie bei einem optimalen Chutney.
Das aber ist auch das Einzige, das mich an die Chutneys erinnert, die ich in meinem bisherigen Leben so gegessen habe, als Beilage zu Fleisch meistens. Mein Chutney ist etwas speziell. Sehr herb, trotz des Zuckers, nicht so, wie ich es gewollt hatte. Ich werde es dennoch essen, da bin ich eigen. 😉 Vielleicht sollte ich in der nächsten Zeit mal Lammkoteletts oder -filet machen – dazu dürfte es passen. Und nun koche ich das Ganze noch einmal auf, nachdem ich Thymian hinzugefügt habe …
Mein Fazit inzwischen: Zumindest die Farbe ist sehr schön. 😉
Das Schönste am Kochen ist das Experimentieren. Manchmal ist es frustrierend, aber auch lehrreich. Wie alles im Leben. 😉
Eines habe ich heute definitiv gelernt: Die Gemeine Kranichs- oder Moosbeere wurde nicht für mich geschaffen. Auch die zweite Chance dahin. 😉 Ob es eine dritte geben wird?
Wenn Ihr das Ganze nachmachen und verbessern wollt, was ich nicht so recht glaube: Gebt mir bitte Bescheid, was man machen bzw. dazutun muss, um das Ganze wirklich gut zu machen … 😉
Teil 2 – Voradventliches Nudelgericht (auch fürs Büro geeignet – für besonders Hartgesottene)
Eher durch Zufall entstanden, denn der Mensch muss essen. Auch im Büro. Und wenn dann noch 500 g Hackfleisch, halb und halb im Hause sind, welchselbiges dringend verarbeitet werden muss, ist der Fall doch klar! 😉
So stand ich gestern am Abend da, musste noch mein Mittagessen für den nächsten Tag zubereiten, und im Kühlschrank harrte das Hackfleisch seiner Bestimmung.
Nun hätte ich ganz klassisch Spaghetti bolognese machen können. Esse ich sehr gern. Aber mir fehlten zur Bolognese die Möhren, der Rotwein und noch so viele andere Dinge, die man für eine echte Bolognese benötigt, die relativ lange vor sich hinschmoren muss, um ihren Namen mit Recht und Stolz tragen zu dürfen. 😉 Ich war vier Jahre mit einem Italiener zusammen – das färbt zumindest in puncto Küche ab. 😉
Und so ließ ich meine Blicke weiter schweifen. Da! Die beiden Auberginen, die ebenfalls verarbeitet werden mussten! Schon engagiert. 250 g Kirschtomaten und eine dicke Gemüsezwiebel kamen hinzu. (Wobei ich mich ja immer frage, warum diese großen, milderen Zwiebeln stets als „Gemüsezwiebeln“ gehandelt werden, denn bisher waren mir Zwiebeln stets nur als der Familie „Gemüse“ zugehörig bekannt. Sind Gemüsezwiebeln dann vielleicht eine Art Supergemüse? Die Superzwiebel, weil doppelt gemüselastig? 😉 )
Ich gab Olivenöl in meine Bratpfanne – Vorsicht wegen der Beschichtung! 😉 – und hackte, während es heiß wurde, die „Gemüsezwiebel“ in Würfel, die ich dann in das Öl gab. Als sie sich goldgelb zu verfärben begannen und es in der Küche roch, als wäre eine gutbürgerlich-deutsche Speise im Entstehungsprozess befindlich, gab ich das Hackfleisch hinzu, das ich mit sehr viel Verve und einem Pfannenwender in kleine Stücke hackte, als handelte es sich dabei um einen Vorgesetzten. 😉 Anbraten, bis es braun wurde. Braun, nicht schwarz! 😉 Zwischenzeitlich die Auberginen in kleine Würfel schneiden, hinzugeben und ebenfalls schön anbraten.
Zwischenzeitlich zerkleinerte ich die ohnehin schon kleinen Tomaten, die ich dann auch in die Pfanne gab und ein wenig anschmorte, bevor ich einen Viertelliter Rinderbrühe hinzufügte. Dann noch Salz und Pfeffer. Nicht den Kopf über die Pfanne halten, denn es zischt nicht nur heftig, sondern kann auch spritzen. 😉
Noch Tomatenmark (doppelt oder dreifach konzentriert) dazu, ganz nach Belieben. Gewissenhaft in der Pfanne verteilen, damit sich eine gleichmäßig durchsetzte Schmorflüssigkeit bilde. 😉 Dann die Herdplatte, auf der das einfache Gericht vor sich hin blubbert, auf 2 oder 3 stellen. Keineswegs höher, sonst müsst ihr die Küche umgehend putzen. 😉 Den Deckel drauf und schmoren lassen. Zwischendurch nachsehen, ob sich zu viel Flüssigkeit in der Pfanne befindet. Falls ja: Deckel ab, denn es soll eine Art „Sugo“ werden, keine Suppe. 😉
Ich ließ das Ganze erst einmal einkochen. Dann probierte ich. Den bisherigen Zutaten folgend, schmeckte es … fad. Viel zu gewöhnlich. Zum Glück besitze ich zahlreiche Kräuter und Gewürze, und so wanderten noch Estragon und Thymian hinein. Erneut probiert. Es schmeckte etwas spannender, aber irgendetwas fehlte. Cayennepfeffer? Och, nee. Was denn dann? Ich durchforstete die Gewürzabteilung meines Oberschrankes ganz rechts. Und ich stieß auf … Zimt.
Klingt ungewöhnlich, aber wir haben ja bald wieder Advent. Und so gab ich Zimt zu dem munter vor sich hinschmurgelnden Gericht hinzu, das so langweilig aussah, wie es schmeckte.
Erneut abgeschmeckt, musste ich feststellen, dass es so einen recht ungewöhnlichen Geschmack hatte. Ungewöhnlich, aber gar nicht schlecht. Ich ließ es kochen, bis die Flüssigkeit reduziert und eingedickt war.
Dann kochte ich Pasta für zwei bis drei Personen. Die Darreichungsform ist völlig egal, nur sollten es Nudeln sein, an denen die etwas dickere Sauce gut haftet. Meine Lieblingspasta heißt strozzapreti, und es handelt sich um relativ kurze, leicht gedrehte Nudeln, die viel Sauce aufnehmen können. Ich liebe sie nicht nur aufgrund ihrer Form, sondern auch ihres Namens wegen, denn der bedeutet nichts anderes als: „Würg den Priester!“ 😉 Wer mich kennt, weiß, dass ich es mit dem Klerus nicht so sehr habe … 😉
Stolz fuhr ich heute mit dem vorweihnachtlichen Nudel-Saucen-Ensemble zur Arbeit. Und gegen Mittag lud ich eine Portion davon in einen tiefen Teller, den ich in die Mikrowelle stellte und dort erwärmte. Ich bekam Komplimente für den Duft, der durch den Flur waberte, und es schmeckte wirklich richtig gut. Vor allem dann, wenn man bedenkt, dass es sich um pure Resteverwertung handelte und mal eben so hingepfuscht war. 😉 (Zugegeben: So sah es auch aus … 😉 )
Und etwa eine halbe Stunde nach dem Mittagessen musste ich feststellen, dass das wundersame Pfusch-Essen noch eine weitere wundervolle Eigenschaft hatte …
Mein Fazit: Wenn ihr entschlacken wollt oder unter Verstopfung leidet, ist das Ganze eindeutig euer Essen! 😉
Mein weiteres Fazit: Nur noch am Wochenende machen … 😉