Von Flammenwerfern und Tomaten

Derzeit habe ich eine Woche Urlaub und kann endlich Dinge erledigen, die ich längst erledigen wollte, es aber zeitlich nicht schaffte.

Dazu gehört unter anderem, meinen gemieteten Stellplatz für Monty, meinen heißgeliebten Ford Fiesta, endlich von Unkraut zu befreien. Der Stellplatz kostet mich exakt 20,- € im Monat, und er zeigt mir Jahr für Jahr sehr deutlich, warum ich die kalte Jahreszeit so sehr liebe. Gut, nicht nur deswegen – aber auch!

Denn seit die Kälteperiode vor wenigen Wochen endlich ihr Ende nahm, kann man zusehen, wie das Unkraut auf dem Stellplatz in die Höhe schießt. Im Minutentakt scheint es zu wachsen. Ach, was sage ich! Binnen Sekunden! Und als ich kürzlich einparkte, hörte ich scharrende Geräusche unterhalb des Wagens – hier war nun allerhöchste Zeit, einzugreifen.

Und flinken Fingers bestellte ich bei einem namhaften Unternehmen ein Gartengerät, mit dem man Unkraut ganz einfach abflämmen kann. Zum Gerät gehörten fünf Kartuschen Butan-Propan-Gemisches.

Es gibt diese Geräte auch strombetrieben, und das wäre mir allemal lieber gewesen. Aber ich hätte -zig Verlängerungskabel benötigt, und da weiß ja jedes Elektroingenieurskind, dass das nicht die beste Lösung sei. Ergo: Butan/Propan, was mir nicht sonderlich gefiel, da ich vor gasbetriebenen Geräten seit jeher großen Respekt habe. Spätestens seit dem Tage vor diversen Jahren, als ich zusammen mit meinem damaligen Freund Giacomo – gerade mit dem Flieger aus Berlin zurückgekommen – in meiner Wohnung in Aachen saß und Giacomo gierige Blicke in meine Richtung warf. Es kam aber zu nichts, denn im nächsten Moment brachte ein unfassbar lauter Knall unser beider Trommelfelle ganz knapp nicht zum Platzen. Es klang, als wäre das direkte Nachbarhaus explodiert, und ich schrie, als steckte ich unfreiwillig am Grillspieß.

Danach saßen wir da, rieben uns die Ohren, und jedwede Gier war zunichte. Stattdessen schrie ich – ich hatte leider ein lautes Dröhnen in den Ohren und konnte schwerlich einschätzen, wie laut ich sprach: „Was war das?!? Steht das Nachbarhaus noch? Müssen wir auf die Straße rennen, solange wir noch können?“ Giacomo wusste es auch nicht, öffnete jedoch ganz vorsichtig mein Dachgaubenfenster und blickte nach links: „Das Haus nebenan steht noch. Hier steht noch alles.“ Nun ja, das meiste zumindest. Und wir lauschten den Martinshörnern.

Am nächsten Tag erfuhren wir, dass eine Propangasflasche in einem Bauwagen in der Nähe des Europaplatzes explodiert war. Und das war derart heftig, dass sogar in meiner Straße, die relativ weit vom Tatort entfernt lag, Leute schreiend auf die Straße gerannt waren! In der Gegend, da sich das Unglück zugetragen hatte, hatte ein Nobel-Autohändler Schäden an seinen Ausstellungsräumen und Ausstellungsstücken zu beklagen, und viele Leute hatten keine Fensterscheiben mehr. Verletzte gab es auch, Passanten, aber zum Glück war niemand wirklich schwer verletzt.

Seitdem wünsche ich mir keinen Gasherd mehr, seitdem habe ich noch mehr Respekt vor gasbetriebenen Geräten. Und nun kam Kalle! Denn so heißt der Unkrautabflämmer ab Werk. Ich musste gar nicht erst zur Tat schreiten und dem Ding einen Namen geben, was ich ja sonst gern mache. Er hieß bereits Kalle. Und bis auf kleine Enttäuschungen hat er bis dato ein gutes Werk geleistet. Wahrscheinlich war gestern einfach der Wind zu stark, aber das Gros der Unkräuter auf meinem Stellplatz ist gewesenes Unkraut. Gut – zweimal hatte ich energisch auf brennende Flächen treten und den Brand auslöschen müssen, aber ansonsten lief es doch recht gut. 😉 In den nächsten Tagen werden Kalle und ich erneut zur Tat schreiten müssen, aber bis dato lief es recht gut, und weder wurden die benachbarten Autos in die Luft gesprengt, noch einer meiner Füße angesengt. Und was ein „Strohfeuer“ ist, weiß ich nun auch ganz realiter und nicht nur im übertragenen Sinne. 😉

Gern jedoch hätte ich eine Stichflamme zum Stellplatz eins weiter links gesendet, denn von dort kommt der ganze Mist in Form von Unkraut und wuchert auf meinen Stellplatz, ohne dass am Urspungsort etwas unternommen werden würde… Vielleicht fürchtet sich die Stellplatznachbarin vor gasbetriebenen Geräten – man weiß es nicht. 😉

Doch zu erfreulicheren Themen: Ich bin ja für einen eher schwarzen Daumen bekannt. Bekannt ist jedoch auch, dass ich Tomaten seit Kleinkindesbeinen liebe. Und Balkonblumen hat ja nun fast jeder – hatte ich auch in den letzten zwei Jahren. Gemüse jedoch noch nie.

Wie es aussieht, hat Corona noch eine weitere Auswirkung als die bekannten, denn irgendwann – ich war gerade bei Penny einkaufen – beschloss ich, mich auf die Züchtung von Tomaten zu spezialisieren. Wozu die Dinger immer kaufen, wenn bei dem Discounter ganz bequem Saatguttütchen aushingen? Und schon lag ein Tütchen – das letzte, denn ich war offenbar nicht die Erste, die diesen Entschluss gefasst hatte – in meinem Einkaufswagen.

Und es lag recht lange in meiner Küche, und jedes Mal, wenn ich daran vorbeiging, geschah dies mit schlechtem Gewissen. Wieder etwas völlig unnütz gekauft.

Doch irgendwann überfiel mich der blanke Ehrgeiz, und ich befasste mich mit dem Anbau bzw. der Anzucht von Tomatenpflanzen. Ratz-fatz waren die Tomatensamen in diverse eigens aufgehobene und säuberlich gespülte, wie auch mit Blumenerde gefüllte, Quarkbecher gesät und liebevoll gewässert.

Die ersten drei Tage tat sich … nichts, und ich verfluchte einmal mehr meinen schwarzen Daumen. Doch ab Tag 4 explodierte es in den Quarkbechern! Kleine Pflänzchen bahnten ihre Wege aus der Erde und reckten ihre „Ärmchen“ nach oben. Und es wurden immer mehr! 😉 Wohin jetzt damit? 😉

Zum Glück stand ein Besuch bei meinen Eltern an, und als ich meiner Mutter erzählte, dass ich Tomaten angezüchtet hätte, ging quasi ein Licht in ihrem Gesicht auf – als würden Kerzen angezündet! 😉 Sie machte ein Gesicht, als wollte sie sagen: „Endlich wird das Kind normal!“ 😉 Wahrscheinlich liegt es daran, dass meine Mutter seit jeher begeisterte Hobbygärtnerin ist – ich jedoch nicht. Ich lese und koche lieber. Auch Musik liegt mir eher – aktiv wie passiv. Und jetzt geht dieses Kind hin und widmet sich der Anzucht von Tomatenpflanzen! Sie strahlte förmlich und wies mich auf zwei große Töpfe in der Garage hin, die sich hervorragend für die Topfzucht von Tomaten eignen würden. Ja, sie gab mir eigens noch Terrakottascherben mit, die auf den Boden der Töpfe zu legen seien! 😉

Vor drei Tagen habe ich die ersten zwei Zöglinge in die beiden geerbten Töpfe ausgepflanzt. Ich hatte eigens Tomatenerde bestellt, und nachdem ich dies getan hatte, fragte ich mich, ob ich jetzt völlig durchgeknallt sei, denn diese Spezialerde kostete nicht wenig. Aber alles für die Tomaten! 😉

Die 20 Liter waren rasch in den zwei Töpfen verschwunden. Und darin zwei Tomatenpflanzen, die übrigens seit ihrer Umsiedlung etwa doppelt so groß sind wie zuvor.

Da aber noch einige andere Pflanzen warten, habe ich lieber noch weitere Auspflanzgefäße bestellt, die morgen eintreffen sollen. Dazu noch zwei riesige Packungen Erde gekauft – nicht, dass die Pflänzchen sich beklagen müssen oder so. Spezieller Tomatendünger liegt bereits in der nächsten Packstation… 😉

Heute – ich war wieder bei meinen Eltern – fragte meine Mutter mich, wie es den Tomaten gehe, und sie reichte mir mehrere Rankstützen aus Bambus, die sie eigens aus der Garage geholt hatte. Ich sagte: „Nun ja, man weiß das ja nie so genau. Ich hoffe, es geht ihnen gut.“ Dann tranken wir Kaffee.

Zwischendurch zog ein Unwetter auf, und meine Mutter meinte: „Um Gottes willen!“ – „Was?“ – „Deine Tomaten!“ – „O Gott!“

Und schon verabschiedete ich mich, rannte durch den Sturzregen und raste zurück nach Hause, wo sich auf dem Balkon sämtliche Tomatenpflanzen bester Gesundheit erfreuten…

Mein Tipp: Wenn ihr etwas Neues ausprobiert, seid immer enthusiastisch. Ein anderer Hinweis: Man kann es auch übertreiben. 😉 Ich befürchte gerade – ich bin Kummer gewohnt -, dass die Pflanzen wunderbar wachsen, unter Umständen aber keine einzige Frucht tragen werden. Mein dritter Tipp: Bleibt immer cool. Egal, ob es um Tomaten oder sonst etwas geht. Ich verfluche meinen Tomateneifer inzwischen – wie konnte ich nur? Wieder etwas, um das ich mir Sorgen machen muss – von meiner gartenbegeisterten Mutter noch befeuert! Denn sie sagte: „Ali – Tomaten sind sehr empfindlich, anspruchsvoll und brauchen viel Zuwendung!“ Ja, super! Also wie Männer…

Es erinnerte mich an meine letzte Date-Erfahrung: Die hatte für sich auch ständige Zuwendung eingefordert, dachte aber nur an sich und hatte mir überdies dauernd erzählt, dass ich für meine Augen eigentlich einen Waffenschein brauchte und auch als „Gesamtpaket“ recht erfreulich sei… Er nannte mich allen Ernstes „das Gesamtpaket Ali“… Dabei war es gar nicht so weit gekommen, dass er das „Gesamtpaket“ wirklich hatte beurteilen können – nein, danke. Komplimente sind schön, wenn sie wohlplaziert sind. Aber nicht in einer zeitlichen Frequenz von etwa fünf bis zehn Minuten. Und seit einer gewissen Zeit zucke ich immer zusammen, wenn ich den Begriff „Gesamtpaket“ höre. Da werde ich sogar irgendwie sickig. 😉

Wie gesagt: Nix gegen Komplimente, aber man kann es auch übertreiben… Und dauernde Zuwendung für sich einfordernde Lebewesen? Vielleicht doch besser Supermarkt-Tomaten? Einfach nur gekauft? 😊 (Zumal die hier durch Eigenanbau erhofften Tomaten bis dato die teuersten sind, die ich je erworben habe, und das allein schon durch das viele Zubehör. 😉 )

Euch einen schönen Abend! 😊

„Wie das Schwein ins Uhrwerk“

Vor zwei Tagen hatte ich meine zweite Impfung mit BioNTech, und es ging erheblich schneller als bei der Erstimpfung. Mein Zweittermin war um 15 Uhr, aber ich war schon um 14:45 Uhr da und um 14:53 Uhr bereits geimpft.

Und nach den obligatorischen fünfzehn Minuten in der Beobachtungszone – zufällig war meine Lieblingskollegin Cindy Blech auch gerade anwesend – WTF! -, aber wir unterhielten uns wie zivilisierte Menschen, ja, sogar so, als würden wir einander mögen! – sauste ich zum Check-Out, checkte aus und machte mich vom Acker. Es ging mir blendend, aber ich fuhr doch lieber noch zum nächstgelegenen Supermarkt, denn meine Kollegin Saskia, vor mir zweifachgeimpft, hatte darauf hingewiesen, dass es ratsam sei, sich mit leicht zuzubereitenden Lebensmitteln und Getränken einzudecken. Und so kaufte ich für alle Fälle ein Sixpack Mineralwasser und Convenience Food, was ich ohne Not niemals gekauft hätte. Und schon sauste ich nach Hause.

Dort geschah: nichts. Nicht einmal mein linker Arm wollte wehtun! Stundenlang keine Änderung – offenbar war ich unverwundbar. Zwischenzeitlich wechselte ich noch Whatsapp-Nachrichten mit einer früheren Kollegin, deren Sarkasmus ich immer geschätzt habe und die von mir wissen wollte, welche Impfreaktionen ich inzwischen feststellen konnte. Leider konnte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht mit derlei Info dienen.

Doch hier: Auch am nächsten Tag ging es mir blendend, mal abgesehen vom schmerzenden linken „Impfarm“. Mal abgesehen davon, dass ich, als ich am Abend zuvor ins Bett gegangen war, ganz spontan unter einer blutdruckbedingten „Panikattacke“ zu leiden gehabt hatte. War aber kein Problem – ich kann mit so etwas umgehen, und man muss dann einfach ein bisschen herumlaufen. Danach habe ich hervorragend geschlafen.

Am nächsten Morgen auch alles okay, Home-Office-Arbeit lief hervorragend.

Exakt bis 12:30 h. Denn da kam der „Mann mit dem Baseballschläger“. Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und später auch Fieber waren die Folgen, und die Dinge hinsichtlich meiner Arbeit, die ich „mal eben rasch“ hatte machen wollen, gestalteten sich so, dass ich darauf starrte „wie das Schwein ins Uhrwerk“, wie meine liebenswerte Kollegin Johanna, die an einer Hochschule in Thüringen ihr Werk tut, immer sagt. Es scheint sich um eine regionale Redensart zu handeln, denn als sie das das erste Mal sagte, lachte ich schallend. Sie fragte, ob ich das nicht kenne, und ich sagte: „Nein, das nicht. Aber etwas Ähnliches, und da ist auch ein Tier involviert. Vermutlich ist diese Redensart auch nicht weit von dir entfernt entstanden, denn ich kenne sie aus Franken. Da heißt es: „wie der Ochse vor dem neuen Scheunentor stehen“. Das bedeutet das Gleiche: völlig überfordert sein.“ Wir lachten beide und freuten uns, dass sowohl Thüringer, als auch Frankenstämmige ähnlich geartete Redewendungen benutzen.

Hinzu kommt, dass wir beide im gleichen Bereich arbeiten – und da ist es immer gut, wenn gelacht wird. Nicht, weil unser Bereich so schlimm wäre. Ganz im Gegenteil – der ist spannend und macht meist Spaß. Nur, weil es so oft so viele neue Regelungen gibt – manchmal überschlagen sie sich nahezu. Und da ist es immer gut, wenn man eine Johanna – oder vice versa eine Ali – bei der Hand hat. Und wenn man sich dann noch gut versteht, ist es umso besser. Johanna und ich haben auch schon telefoniert, wenn es uns privat nicht so gut ging – das ist das Beste, was passieren kann. 😉

Mir ging es trotz allem gestern gar nicht so gut. Und ich hatte so viel zu tun – ich habe aber doch alles geschafft, was ich hatte schaffen müssen. Gut – zwischendurch hatte ich wie das Schwein ins Uhrwerk gestarrt und wie der Ochse vor dem neuen Scheunentor gestanden, aber es ging doch alles gut aus. 😉

Und heute ging es mir blendend. Ich hatte nicht einmal Nasenbluten – davon hatte ich nun schon mehrfach als Impfreaktion gehört. Bei mir bis dato noch nicht aufgetreten. 😉 Keine Sorge, Janine – bis auf galoppierenden Blutdruck, Kopf- und Gliederschmerzen bzw. Fieber alles im grünen Bereich. 😉