„James, bitte walten Sie Ihres Amtes!“

Seit dem gestrigen Feierabend teile ich meine Wohnung mit James. So nenne ich ihn zumindest, und wenn er auch nicht auf diesen Namen hört, ist er doch recht eifrig und tut, was ich von ihm erwarte. Wunderbar!

Von seinem Äußeren her ist er eher ein dunkler Typ, aber mir wäre auch jeder andere Typ recht gewesen – Hauptsache, er macht, was ich von ihm erwarte. Man empfahl ihn mir, da er zuverlässig sei – und wenn man sich eines nur wünschen kann, ist dies Zuverlässigkeit. 😉 Außerdem ist er recht rund, aber das stört keineswegs.

Nachdem ich James abgeholt hatte, denn er war kurzfristig und schneller an der von mir gewünschten Adresse eingetroffen, an die ich ihn bestellt hatte, als ich erwartet hatte, fuhren wir rasch nach Hause. Ich vermute, er hatte mittels seiner so kurzfristigen Ankunft bereits darauf hinweisen wollen, dass er die Zuverlässigkeit in Person sei.

Zu Hause eingetroffen, ließ ich ihn zunächst in Ruhe, denn er sollte sich erst einmal akklimatisieren. 😉 Doch vorhin packte mich die Neugier, und ich beschloss, mich näher mit ihm auseinanderzusetzen, und schon riss ich ihm seine Kleider vom Leib. Er trug einen Anzug aus Polyethylen. Weg damit!

Kaum war er nackt, betrachtete ich ihn näher. Ja, sah gut aus, und so gepflegt. Um ihn in Aktion zu bringen, muss man erst einen Schalter an seiner Unterseite betätigen und dann auf einen Knopf auf seinem Kopf drücken. Ich ging zwar davon aus, dass er zunächst Nahrung zu sich nehmen müsse, da er so lange ohne diese verharrt hatte, aber aus Neugier betätigte ich den Schalter und drückte dann auf den Knopf… Und da legte James auch schon los…

Gut, er ist in Aktion ein bisschen lauter, als ich gehofft hatte, aber er legte gleich los. Genauer: Er raste los, drehte sich links, drehte sich rechts und sauste über das Parkett, bis er Richtung Couch kam, die er mit großem Argwohn zu betrachten schien und sich behutsam an ihr entlangtastete, sich dabei wieder und wieder unsicher zur einen wie zur anderen Seite drehend. Doch dann war freie Bahn, und schon raste er erneut eifrig brummend los…

Ich weiß nicht, warum, aber ich wollte schon seit Jahren einen Saugroboter haben – und nun habe ich einen. Zwar muss man auch mit solch einem Gerät mit dem „Hauptstaubsauger“ staubsaugen, aber zwischendurch fährt halt der Saugroboter durch die Gegend und tut, was sein Name bereits sagt: Er saugt. Genauer: Er saugt Staub.

Kürzlich sprach ich mit einer Kollegin, die ebenfalls ein solches Gerät besitzt, und sie meinte: „Ich weiß, das klingt komisch, aber irgendwie entwickelt man fast so etwas wie eine Beziehung zu dem Ding – fast wie zu einem Haustier!“ Ich lachte schallend – „fast wie zu einem Haustier“! Hallo, das ist ein programmiertes Elektrogerät und kein Tier! 😉 Ich fand die Aussage doch ein bisschen albern.

Doch als ich vorhin auf dem Parkett saß und fasziniert beobachtete, wie James sehr selbstbewusst und voller Arbeitseifer und Tatendrang seine bisweilen etwas erratischen Bahnen zog, erwischte ich mich dabei, wie ich: „James! Hierher!“ rief, als er sich am Topf meiner Zimmerpalme festgefahren hatte… Er kam zu mir gefahren – aber das war Zufall. Dennoch: Ich bemerkte voller Erstaunen, dass mir der kleine, eifrige Kerl binnen kürzester Zeit irgendwie ans Herz gewachsen zu sein schien. Du meine Güte! Und im Geiste hörte ich meine alte Freundin Jadranka pöbeln: „Such dir endlich wieder `nen Kerl! Oder schaff dir eine Katze an! Die hört auch zu, wenn du von der Arbeit kommst und einen Scheißtag hattest! Wahrscheinlich sogar eher als ein Kerl!“ (Die beiden Katzen, die ich einst hatte, taten den Teufel! Die eine fand zwar klasse, wenn ich telefonierte, und sie drängte sich wiederholt zwischen mein Ohr und den Hörer und plärrte stets dazwischen und in die Sprechmuschel bzw. das Mikrofon des Telefons, aber meine Tageserlebnisse interessierten sie nicht die Bohne. Die andere Katze war da ähnlich. Sie kamen nur angeschissen und schleimten sehr fadenscheinig herum, wenn ich mit Einkaufstüten nach Hause kam, aber das war leicht zu durchschauen… 😉 )

Ich beschloss, James‘ Ladestation zu installieren, denn auch wenn er im Lieferumfang offenbar aufgeladen war, musste doch dafür gesorgt sein, dass er die verlorene Energie wieder ersetzen konnte. Ich eilte mitsamt Ladestation und Netzteil ins Esszimmer, das mir wie geschaffen für die Ladestation schien. Rasch hatte ich die Station installiert und eilte zur Wohnzimmertür zurück, die ich sicherheitshalber geschlossen hatte.

Von drinnen hörte ich bereits ungeduldige Geräusche und öffnete die Tür: James stand direkt dahinter und drehte sich suchend nach links und rechts. „Na, komm schon“, sagte ich und erschrak über mich selber… Und da fuhr James zielstrebig an mir vorbei in den Flur, drehte sich links, drehte sich rechts – offenbar kann er sich auch so schlecht entscheiden wie ich – und beschloss letzten Endes, zunächst einmal den Flur entlangzufahren. Am Ende des Flurs sah ich ihn ins Bad abbiegen. Das Bad schien ihm nicht zu gefallen – es ist nicht ganz so groß, und da hat er nicht so viele Entfaltungsmöglichkeiten. 😉 Schon sah ich ihn wieder herauskommen und voller Entdeckungseifer ins Schlafzimmer fahren. Dort rumorte er ein Weilchen herum, kam aber schließlich wieder heraus und auf mich zu. Vor mir bog er links ab in die Küche, die er ausgiebig studierte, um dann ins Esszimmer zu fahren, das direkt an die Küche angrenzt. Das Esszimmer wurde mit viel Elan erforscht, und dann kam er wieder zurück und raste ins Wohnzimmer. Klar – da kannte er sich bis dato auch am besten aus und fühlte sich wohl am ehesten heimisch. Er ist ja auch noch ganz neu und fremdelte noch ein wenig… 😉

Ich fing ihn ein, als er gerade unter der Couch verschwinden wollte, schaltete ihn ab und montierte zunächst zwei der vier Seitenbürsten, die im Lieferumfang enthalten waren. Dann trug ich ihn ins Esszimmer und ließ ihn dort noch ein wenig fahren. Es sah lustig aus, wie er da mit rotierenden Seitenbürsten herumsauste.

Nun aber wollte ich ausprobieren, wie er wohl auf die Ladestation reagiere. Ich griff zur Bedienungsanleitung und las: „Um RoboVac [so heißt James ganz offiziell] beizubringen, seine Ladestation anzusteuern und dort anzudocken, gibt es zwei Methoden: A) Sie nehmen RoboVac und setzen ihn auf die Ladestation, so dass seine Ladekontaktstifte auf die Ladekontaktstifte der Ladestation ausgerichtet sind. B) Drücken Sie auf der Fernbedienung auf die Taste mit dem Steckersymbol. RoboVac wird automatisch zur Ladestation geschickt und dockt dort selbsttätig an.“

A) kam mir irgendwoher bekannt vor. Woher nur? Ah, ja! Katzen! Denen bringt man bei, ihr Katzenklo zu benutzen, indem man sie freundlich, aber bestimmt hineinsetzt, auf dass sie lernen, dass sie dorthin gehen müssen, wenn sie sich entleeren wollen. Nur dass James sich ja gerade eben nicht entleeren, sondern vielmehr seinen Akku befüllen soll. Das ist aber auch der einzige Unterschied. 😉

Ich stellte mir vor, wie ich den sich sträubenden James auf die Ladestation drücken und er mich bei Nichtgefallen kratzen oder beißen würde…

Nein. Methode B erschien mir attraktiver, und so holte ich die inzwischen mit Batterien bestückte Fernbedienung, setzte James in eine günstige Position und nicht allzu weit von der Ladestation entfernt ab und drückte voller Spannung auf die Taste mit dem Stecker…

Zu meiner Begeisterung – ich ertappte mich dabei, Rufe der Zustimmung abzusondern – rollte James sofort los, und obwohl er eine kleine Kurve fahren musste, fand er sofort seine Ladestation und dockte dort vorschriftsmäßig an. Wahnsinn! 😊

Es überkam mich das Bedürfnis, den folgsamen kleinen Kerl zu streicheln, aber ich konnte mich gerade beherrschen. Stattdessen sagte ich: „Ja, iss erst einmal schön.“ Und schon erschrak ich erneut – war ich noch bei Trost? 😉

Momentan steht James an die Ladestation angedockt und blinkt – „Nahrungsaufnahme“. Und ich überlege, ob ich mir nicht vielleicht doch wieder eine Katze anschaffen sollte. Da wirkt es zwar auch auf manche Leute, die keine Ahnung haben, etwas verschroben, wenn man mit dieser spricht. Hingegen bei einem Saugroboter – ich gebe zu, verständlicherweise – mutet es dann doch etwas grotesk, wenn nicht bizarr an, wenn man freundliche Worte an ihn richtet (dringend abgewöhnen!). 😉

Aber ich schwöre euch: Das geschieht viel leichter, als man erwarten würde, denn er erinnert stark an ein freundliches und eifriges Tier, und er wirkt einfach amüsant. Ich lache nicht mehr über die Worte der Kollegin. Ich bin offenbar noch schlimmer. 😉 Bin gespannt, wie sich James morgen macht, wenn ich erst seinen Reinigungszyklus programmiert habe… 😉

Noch gespannter bin ich jedoch, wie laut mein Entsetzensschrei klingen wird, wenn ich demnächst morgens aufstehe und nicht daran gedacht habe, dass ein Saugroboter im Haus ist, der unerwartet auf mich zugefahren kommt, während ich mit annähernd geschlossenen Augen im Halbschlaf ins Bad latsche… 😉

Wozu einen Ausflug in den Baumarkt machen, …

… wenn es doch im Impfzentrum noch viel muckeliger ist? 😉

Nichts gegen Baumärkte, denn sogar ich als handwerklich weniger begabte Frau bin stets irgendwie angefixt, sobald ich einen solchen Ort betrete. Und wenn ich „handwerklich weniger begabte Frau“ schreibe, meine ich damit nicht, dass ich denke, dass Frauen per naturam handwerklich weniger geschickt seien – ich spreche hier einzig von mir. Vielleicht hätte ich einfach „Mensch“ schreiben sollen. Ich habe es aber gelassen. 😉

Inzwischen habe ich Erfahrung mit zwei Impfzentren. Zweifach meine Eltern ins Impfzentrum ihres sehr großen Kreises gefahren, der erste Termin im März. Der letzte Termin am 10. Mai. Ich empfand das dortige Impfzentrum schon fast als vertraut. Fast war es so, als käme man nach Hause… 😉

Heute fuhr ich in eigener Sache los, in das Impfzentrum meines kreisfreien Wohnortes. Ein bisschen nervös war ich schon, zumal ich gestern frühmorgens eine Push-Nachricht eines von mir höchstselbst dazu gedungenen Presseorgans auf mein Handy gesendet bekommen hatte, die da lautete: „Mann nach BioNTech-Impfung gestorben“. So etwas macht sich immer gut, wenn die eigene Impfung mit eben diesem Impfserum in sehr naher Zukunft liegt…

Es tut mir immer leid um Menschen, die so unerwartet und in Hoffnung auf ein weiteres schönes Leben aus eben diesem gerissen werden, aber gestern früh kam es besonders ungünstig. Dabei bin ich normalerweise in dieser Beziehung kein Angsthase. Aber das hier?

Ich arbeitete heute im Home-Office, aber ich gebe zu, ich war vielleicht nicht ganz so unbeschwert wie sonst. Der Termin um 15:45 h befand sich in meinem Hinterkopf, und auch wenn ich von klein auf mit Impfungen vertraut bin und weiß, dass da schlimmstenfalls immer Komplikationen eintreten können und man im wirklich allerschlimmsten Falle dabei draufgehen kann, war ich heute doch etwas nervöser als sonst. Um kurz nach 3 fuhr ich los. Mitten im schlimmsten Starkregen – zuvor hatte durchgängig die Sonne geschienen, und am schönsten hatte sie gestrahlt, als der Nachbar, der als Einziger einen Laubbläser besitzt, der bereits Einsatz findet, wenn zwei Blätter im Garagenhof liegen – und wir leben nicht in einem Anwesen, das in seiner Ausdehnung mit Buckingham Palace vergleichbar wäre -, das Gerät des Grauens in Betrieb nahm und fast eine halbe Stunde laubblies. Der Garagenhof ist eher überschaubar. Und dennoch muss der Nachbar regelmäßig hier diesen grässlich penetranten und – meines Erachtens – überflüssigen Laubbläser zum Einsatz bringen, auf dass sich dieser amortisiere.

Da mich dieses penetrante und so oft auftretende Geräusch wirklich nervt, dachte ich spontan: „Kann es nicht einfach regnen? So ein richtiger Wolkenbruch wäre total klasse!“

Ich hatte gut gewünscht. Der Wolkenbruch kam. Just in dem Moment, als ich das Haus verlassen musste. Vielleicht sollte ich meine Wünsche künftig präziser formulieren, damit sie mir nicht zum Nachteil gereichen. 😉

Was mir das Impfzentrum hier in dieser Stadt gleich zu Beginn sympathisch machte, war die Tatsache, dass man hier kein Parkticket benötigt, um davor parken zu dürfen, was man muss, wenn man sich impfen lassen will und unter Umständen nicht ganz so gut zu Fuß ist. Ganz anders im Impfzentrum des Kreises RE. Allerdings tobte hier der Bär, und ich war froh, als ich irgendwann einen Parkplatz gefunden hatte. Und schon schlappte ich Richtung Eingang der Emscher-Lippe-Halle, wobei ich mir eine FFP-2-Maske überstülpte.

Am Eingang wurde ich gefragt, ob ich einen QR-Code hätte. Ich sagte ja und kam daher zumindest etwas schneller dran als die QR-Code-losen Mitstreiter. Man prüfte meine Unterlagen – ausgefüllten Anamnesebogen, Impfpass et al. – und schickte mich weiter zur nächsten Station, wo ich nach erneuter Prüfung ebenfalls weitergeschickt wurde: „Folgen Sie der gelben Linie auf dem Boden!“ Ich dachte: „Follow the yellow brick road“ und marschierte weiter bis zum Ende der Schlange Wartender, die offenbar ihrer Einweisung durch das eifrig herumlaufende Personal harrten. Eine der Einweiserinnen schloss ich gleich in mein Herz, die die Leute hinter mir anpampte, sie sollten Abstand halten, denn den Atem einer dieser Personen spürte ich schon fast im Nacken. Über ein Jahr Corona, und immer noch nichts begriffen… 😉 Ich hatte auch schon etwas gesagt, aber ich hatte ja keine „Uniform“ an, und so erhielt ich nur zur Antwort: „Bisschen empfindlich, was!“ Kaum sagte die Dame in Warnweste etwas, hielten sie den Abstand ein. (Vielleicht bringe ich zur Zweitimpfung meine eigene Dienst-Evakuierung-Warnweste einfach mit… 😉 )

Vor uns warteten auf paarweise und mit Abstand zu Vorder- und Hinterreihe aufgestellten Stühlen bereits Leute, die dann – zunächst systemlos scheinend – von einer sehr energischen Dame aufgerufen und den Impfkabinen zugeordnet wurden. Die Dame wirkte so, wie ich mir immer einen Feldwebel vorgestellt habe, und ich würde mich niemals mit ihr anlegen wollen. Aber sie machte ihre Sache total gut und hatte alles im Blick und vor allem im Griff. 😉 Und ich wunderte mich auch nicht über ihr Verhalten – wer je ein Gesundheitszeugnis für die Gastronomie im früheren Aachener Gesundheitsamt beantragt hat und dort zur Untersuchung musste, wundert sich über gar nichts mehr. Kasernenhofton, aber wirksam.

Zehn Minuten saß ich ganz vorne in Reihe 2 und hatte inzwischen nicht nur das Aufrufsystem verstanden – Hut ab vor der Einweiserin, die mit vielen Reihen zu tun hatte -, sondern auch -zig Leute in meinem Bereich in die Impfkabinen hinein- und hinausgehen gesehen (ein Mann wurde getragen – war wohl umgekippt, wirkte später aber wieder fit). Da rief mich Frau Feldwebel auf und sagte: „Sehr gut! Sie haben Ihre Jacke schon ausgezogen! Die Ärzte wollen, dass die Leute ihre Jacken schon ausziehen, bevor sie in die Kabinen gehen!“ Ich grinste und sagte: „Klar – soll ja auch schnell gehen. Ohne das würde es hier wohl nicht so schnell gehen.“ – „Aha! Sie haben das Prinzip durchschaut! Sehr gut!“ Dass sie nicht noch: „Wegtreten!“ rief, wunderte mich, aber ich stellte mich brav vor dem Gang zur Kabine auf, auf der Impfung 1 stand. Meine Jacke hatte ich ausgezogen, weil ich immer froh bin, wenn es schneller geht und nicht noch lange herumgewurschtelt werden muss. Außerdem war es in der Halle ziemlich warm…

Und schon ging bei Impfung 1 der Vorhang auf, die Frau, die vor mir drangewesen war, kam heraus, und man winkte mich freundlich in die Kabine. Anders als in RE sitzen hier zwei Personen in jeder Impfkabine, und dafür gibt es hier keine Kabinen für die Beratungsgespräche – das geschieht hier alles in einem Aufwasch. Eine sehr nette junge Dame stellte mir Fragen zum Anamnesebogen, ließ mich Fragen stellen, die sie beantwortete. Dann fragte mich der Impfarzt freundlich: „Sind Sie Links- oder Rechtshänderin?“ Eigentlich wollte ich, Rechtshänderin, sagen: „Nehmen Sie den linken Arm!“, sagte aber spontan ganz begeistert: „Ich bin Linkshänderin!“ Und es fiel mir erst auf, als der Impfarzt aufstand und sich an meine rechte Seite begab… Wie peinlich! Ich entschuldigte mich und erklärte, aber er lachte und meinte: „Das ist heute nicht das erste Mal. Ich glaube, alle Leute wollen sagen, dass ich den linken Arm nehmen solle und sagen dann automatisch, sie seien Linkshänder. Gar nicht schlimm. Ich finde eher amüsant, wie das Gehirn offenbar arbeitet, wenn Leute aufgeregt sind.“ (Ja, das finde ich auch! Ich könnte viele Geschichten darüber erzählen… 😉 ) Und er setzte sich wieder zu meiner Linken hin, schob meinen Ärmel hoch, desinfizierte eine Stelle an meinem Oberarm und fing an, mir etwas zu erzählen, was mich wohl ablenken sollte. Ich lachte und meinte: „Das ist sehr nett, aber Sie brauchen mich gar nicht abzulenken – ich habe keine Angst vor Spritzen.“ – „Na, umso besser.“ Und schon verabreichte er mir die Impfung – BioNTech -, und ich schwöre, ich habe den Einstich kaum gespürt. Hätte ich die Kanüle nicht in meinem Arm stecken gesehen, wäre ich mir nicht einmal sicher, ob ich wirklich geimpft wurde. Ich bedankte mich, und der Arzt meinte: „Sie dürfen gern öfter vorbeikommen. Es ist nett, wenn hier jemand hereinkommt und lacht. Die meisten Leute sind ernst, manche vorwurfsvoll, und ganz viele haben Angst. Aber Sie kamen herein und waren fröhlich. Das ist auch für uns Kollegen hier schön.“ – „Ja, und ich hoffe, Sie impfen mich beim zweiten Mal auch. Wo impfen Sie sonst? Ich würde nämlich sofort zu Ihnen kommen, wenn Sie auch gegen Tetanus oder andere Sachen impfen.“

Dann wartete ich die 15 vorgeschriebenen Minuten auf der Tribüne der Emscher-Lippe-Halle, aber mir ging es gut. Recht schnell war auch die Abmeldung erledigt, und im Juni muss ich wieder hin.

Dann noch schnell einkaufen, und zurück ging es erneut durch Starkregen, diesmal sogar mit Hagel. Das Szenario passte irgendwie. Und nun sitze ich hier, und mein Arm fängt zu schmerzen an. Ansonsten geht es mir aber gut. Wollen wir hoffen, dass es so bleibt. 😉

Warum ich überhaupt dran war? Nein, ich habe mich nicht vorgedrängelt – und hätte das auch niemals getan -, obwohl heute eine der Prüferinnen darauf tippte, ich könne ja nur ein „medizinischer Impfling“ sein, ergo aus medizinischen Gründen priorisiert, „denn am Alter kann es ja wohl beileibe nicht liegen – Sie sind doch viel zu jung!“ Ich nahm es als Kompliment und lächelte. Aber seit Ende April gehört auch meine Berufsgruppe in die Prio-Liste 3. Ich finde zwar nicht nachvollziehbar, warum nicht noch einige andere Berufsgruppen mit Publikumsverkehr auf dieser Liste stehen, aber ich war trotzdem sehr dankbar, dass ich geimpft werden durfte – aber das kann jeder so sehen, wie er mag. 😊