Alis Urlaub dieses Jahr: total „exotisch“! ;-)

Ich gestehe, ich lebe derzeit auf meinen Jahresurlaub hin, der ab Mitte September seinen Lauf nehmen soll, und dies bis Anfang Oktober. Eigentlich wollte ich dann nebst Schwester in Polen sein und diesmal Danzig, Gdánsk, und eher nördliche Gefilde dieses Landes besuchen, aber dann kam – genau! – Corona, was an euch sicherlich nicht unbemerkt vorbeigegangen ist. 😉

Letztes Jahr urlaubstechnisch schon ohne nennenswerten Auslandsaufenthalt vergangen, und das, obwohl ich sehr gern andere Länder und Kulturen kennenlerne. Dieses Jahr nun offenbar auch.

Das letzte halbe Jahr war zwar einerseits aufregend, zumal ich im März/April einer diffusen Erkrankung wegen zwei Wochen aus dem Verkehr gezogen wurde – bis heute weiß ich nicht, ob es ein harmloser grippaler Infekt oder nicht doch die Erkrankung, deren Namen man kaum noch hören möchte, wenn auch immer noch präsent, war. Andererseits aber ist Home-Office beileibe nicht so toll, wie sich manch Mitmensch das vorstellt, der diese Art des Arbeitens wahrscheinlich nicht kennt.

Ich ertappe mich jedenfalls immer öfter dabei, dass ich im Home-Office sitze und arbeite und irgendwann nachmittags nach -zig Telefonaten, bearbeiteten Mails und anderen Dingen, die anliegen  – aufgrund der Rufumleitung in besonders „guter“ Qualität – auf die Uhr schaue und dann denke: „Bald ist Feierabend – und dann fährst du nach Hause!“ Und dann wird mir klar: Hey – ich bin ja zu Hause! 😉 Aber es fühlt sich gar nicht mehr so unbedingt danach an – die Grenzen verschwimmen, und ich habe mich schon dabei erwischt, dass ich am späten Abend meine Dienstmails checkte, um nur ja nichts zu verpassen, nur ja niemanden zu kurz kommen zu lassen und allen und allem gerecht zu werden. Im Home-Office arbeite ich teils länger als im echten Büro, bin im Grunde immer in Bereitschaft.

Ich dachte erst, dies sei mein ureigener Fehler, aber dann hörte ich, dass es auch Kollegen so gehe, was einerseits beruhigend war. Andererseits finde ich beunruhigend, dass ich nachts hochschrecke und: „O Gott! Ich habe Frau Müllers Antrag noch gar nicht bearbeitet!“ im Hinterkopf habe. Immerhin nehme ich meine Arbeit ernst, aber schön ist anders. 😉

Liebenswert aber meine „Klienten“, die, wenn wir einander trotz diverser Interferenzen und „Hallo! Hallo? Frau B.? Sind Sie noch da? Hören Sie mich?“- ihrer- und „Bleiben Sie dran, bitte – es liegt an der Rufumleitung! Legen Sie nicht auf! Hallo? Hören Sie mich?“-Rufen meinerseits sehr geduldig bleiben und sich stets sehr herzlich bedanken, wenn wir das Gespräch – ich meist mit unnatürlich geneigtem Haupt, weil so die Verbindung am störungsärmsten war – dann doch erfolgreich beenden können. 😉 (Trotz dieser Misshelligkeiten liebe ich meinen Job, und ich rufe im Zweifel auch zurück. 😊)

Aber: Ich bin ganz offenkundig und definitiv urlaubsreif. Ich habe diese Feststellung immer gehasst und meinerseits ungern benutzt, weil ich Kollegen hatte, die ständig „urlaubsreif“ waren, obwohl sie erst zwei Wochen zuvor aus dem mehrwöchigen Urlaub zurückgekommen waren, während man selber schon fast auf dem Zahnfleisch ging, da man wirklich lange keinen Urlaub gehabt hatte.

Mitte September endlich soll es soweit sein. Mein letzter Urlaub im Juli war keiner, und dies aufgrund einer kieferchirurgischen OP, deren Folgen dafür sorgten, dass ich keineswegs entspannen konnte. Wer achtet schon gern unentwegt darauf, ob eine ungewollt bei OP eröffnete und dann zugenähte Kieferhöhle auch wirklich dicht sei oder nicht noch weiteres Notfall-Nahtkunstwerk nötig sei? Wer hat gern aufgrund dessen wiederholt Nasenbluten und ernährt sich gern von eher breiigen Gerichten oder durchgängig Suppe?

Also drei Wochen Urlaub im September/Oktober, und die letzte davon ganz „exotisch“. Denn da verreise ich – es sei denn, Corona macht einen Strich hindurch. Doch wenn alles gutgeht, verlasse ich in der Tat meinen derzeitigen Lebensmittelpunkt. 😉 Und das in Richtung einer Gegend, die ich erst- und – bis dato – letztmalig im zarten Alter von zwei, drei Jahren besucht habe: das Allgäu.

Zwar waren wir damals in einer völlig anderen Gegend dieses in meiner Erinnerung wunderschönen Landstrichs als der, die ich künftig heimsuchen werde, aber der damalige Aufenthalt ist und bleibt unvergessen. 😊

Die Unterkunft, die wir gebucht hatten, war entgegen der Anpreisung extrem schlicht. Ein knapp dreijähriges Kind mit einem Plumpsklo zu konfrontieren, dessen Sickergrube meterweit unter dem Ort des eigentlichen Geschehens liegt, war – zumindest für mich damals – unzumutbar. Die gesamte Unterkunft extrem frugal.

Meine Oma Margareta, der ich offenbar ähnlicher bin, als gedacht, trug ihr Herz immer auf der Zunge, und so ließ sie, als wir gerade des frugalen Frühstücks in der Unterkunft wegen einige Hörnchen in der nächstgelegenen Bäckerei kauften, um wenigstens etwas im Magen zu haben, deutliche Worte in eben jener Bäckerei los, als sie gefragt wurde, wo wir denn untergekommen seien. Doof war, dass die Bäckereibesitzerin die Schwägerin unserer Vermieterin war, und so kam es, dass wir am nächsten Morgen, meinem dritten Geburtstag, hochkant aus der Pension flogen bzw. hinausgeworfen wurden. Kurz nach meinem Geburtstagsständchen – immerhin hatte die „alte Frau Geißentreter“, wie sie im Ort genannt wurde und ein echter Kinderschreck war, so lange noch abgewartet. Habe ich ihr nie vergessen – immerhin ließ sie das Geburtstagsständchen noch zu, bevor wir überstürzt ausziehen mussten. 😉

Richtig doof war, dass der Ort im Prinzip untereinander verwandt bzw. so gut befreundet war, dass es schwierig war, eine neuerliche Unterkunft zu finden. Doch netterweise gab es die Familie Vogler, die uns aufnahm. Auf einem Bauernhof, für mich als Kind höchst attraktiv. Da gab es Kühe, Kälbchen – und auch einen gemeingefährlichen Stier, der eines Morgens ausbrach. Also echte Action! 😉 Zum Glück konnte der Stier eingefangen und wieder eingestallt werden, was mit dem Gewitter in der Nacht zuvor nicht gelungen war. Unvergessen ist dieses Gewitter. Ich habe keine Angst vor Gewitter, aber dieses ist mir sehr unangenehm in Erinnerung geblieben – es war so laut, es knallte erschreckend und wirklich bedrohlich. Lag wohl an den Bergen drumherum. 😉

Unvergessen aber das Frühstück am nächsten Morgen, als eine der Vogler-Töchter in die Küche kam und ihre Mutter fragte: „Mama? Wo isch mei Rrreegedach?“ Draußen regnete es, und den „Rrreege“-Teil hatte ich noch verstanden. Meine Mutter, zwar keine gelernte bayerische Schwäbin, aber sehr sprachbegabt, klärte mich auf, die Resi vermisse ihren Regenschirm. Ich lachte über das „Regendach“, und da lachten auch Resi und ihre Mutter, und dann durften wir auch bleiben – man hatte uns zunächst nur für eine Nacht aufgenommen, und das auch nur unter Vorbehalt, weil wir wohl aufgrund der durchaus berechtigten Beschwerde über „die alte Frau Geißentreter“ bzw. ihre Pension verbrannte Erde hinterlassen hatten. 😉

Wir besichtigten von dort aus Schloss Neuschwanstein, ein, wie meine Mutter meinte, extrem kitschiges Schloss. Der Museumsführer, der uns durchs Schloss führte, war sehr nett, aber nach diversen Räumen und Sälen wurde ich müde und ließ mich auf einem Polstersessel nieder, der hinter einer durch ein breites Band gekennzeichneten Absperrung stand – endlich ein Sessel! Als meine Mutter das sah, kam sie direkt angerannt und rief: „Sofort aufstehen! Du kannst dich doch nicht einfach dahinsetzen!“ Doch der Schlossführer sagte zu ihr und zu mir: „Das kleine Mädle darf da sitzen – die Kronprinzessin hätte sicherlich nix dagegen. Das Mädle ist doch noch so klein und müde, und da hätte die Marie sicher nix dagegen.“ Der netteste Museumsführer, den ich je kennengelernt habe, und ich kann mich noch heute daran erinnern, was besonders erstaunlich ist. 😉

Das Allgäu habe ich immer sehr positiv in Erinnerung behalten – mal abgesehen von der „Geißentreter“-Geschichte -, aber ich war seit damals nie wieder dort. Und das, obwohl mein Schwager Allgäuer Schwabe (und damit nicht nur Schwabe, sondern aus Bayern stammend 😉) ist und der Rest meiner Familie aufgrunddessen das Allgäu mehrfach bereist hat. Daher besteht der Rest meiner Familie auch aus Allgäu-Fans. 😉

Ich hatte leider nie Zeit – aber jetzt! 😉 Und ich hoffe, dass dieser Corona-Mist mir keinen Strich durch die Rechnung machen werde.

So sieht es aus – ein extrem „exotischer“ Urlaub dieses Jahr. Wenn ich allerdings an den „Rrreegedach“-Dialog denke, wird es wirklich exotisch. Denn die Dialekte im Allgäu sind bisweilen wirklich krass, und das geht weit über „Regendächer“ hinaus. Aber ich lerne ja gern hinzu, speziell dann, wenn es Sprache(n) anbelangt. 😉

Niemals wieder aber würde ich mich auf Maries, der Kronprinzessin von Bayern, Sessel setzen! Oder doch? Vielleicht so zum Wiedererkennen? 😉

Nein, ich denke, es reicht, wenn ich die Umgebung meines künftigen Aufenthaltsortes erkunde und nicht etwa irgendwelche lange vergilbte Adlige in ihrem Tiefschlaf störe. 😉 (Obwohl mich die damalige Geschichte mit dem Museumsführer noch immer amüsiert: Kinder haben offenbar überhaupt kein Gespür für lange verstorbene Adlige – und das ist auch gut so, denke ich. ;-))

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