„There was a young lady of Riga” … ;-)

So fängt ein Limerick an, der einst in einem meiner Unterstufen-Englischbücher stand und den ich nie vergessen habe:

There was a young lady of Riga
Who rode with a smile on a tiger.
They returned from the ride
With the lady inside
And the smile on the face of the tiger.

Wie gut, dass ich mehr oder minder aus dem Raster der young lady  herausfalle. 😉 Wie auch immer: Am kommenden Montag werde ich in aller Herrgottsfrühe aufbrechen, um nach Riga zu reisen. Natürlich nicht auf dem Rücken eines Tigers, sondern zunächst mit einem profanen Taxi gen Flughafen Düsseldorf, das ich heute zum Festpreis von 78,- € und mit der Kondition Kreditkartenzahlung buchte. Bei meinem plötzlichen Aufbruch gen Baltikum handelt es sich um eine Dienstreise, da dort – am Geburtsort Heinz Erhardts in Lettland – eine Tagung stattfindet, die mit dem Inhalt meines Berufs konform geht.

All die Menschen, die mich mit all meinen Macken und Schrullen kennen, zumindest die, die bei meiner Taxi-Buchung anwesend waren, lachten sich scheckig, als ich ganz selbstbewusst und mit fröhlichem Timbre am Telefon sagte: „Ihr Fahrer holt mich also um 5 Uhr 10 morgens ab – sehr gut! Ich warte vor der Haustür.“

Saskia brach in helles Lachen aus, als ich aufgelegt hatte; Gina fiel ein, und sie meinten: „Hast du gerade von dir gesprochen, als du sagtest, die Person, die da transportiert werden soll, stünde um 5 Uhr 10 vor der Haustür?“ – „Ja, lacht ihr nur – ich bin ganz sicher pünktlich!“ Gina rief: „Sagt die, die erst kürzlich hier proklamiert hat, dass regelmäßiges Zuspätkommen auch eine Art von Zuverlässigkeit sei!“

Wir lachten alle laut, und ich meinte: „Und wenn ich die ganze Nacht wachbleibe! Ich werde um 5 Uhr 10 vor der Haustür stehen – mit all meinem Gepäck!“ (Und ich hoffe, dass es wirklich so sei! 😉 )

Außerdem bin ich immer pünktlich, was die Öffnungszeiten meiner Abteilung anbelangt, und ich kann meist sogar noch Kaffee aufsetzen, bevor das zu erwartende Publikum eintrifft. Meist mindestens zwei Minuten vor Öffnung der „Tore“. Und fast immer mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. 😉 Gut, man könnte etwas eher eintreffen, zumal man sich dann nicht so abhetzen müsste … 😉

Mit dem Abhetzen wird es sowieso ein Ende haben müssen, seit ich am vergangenen Montag bei meinem Gyn war, der mir hinsichtlich der diesjährigen MRT-Untersuchung zweier Anhängsel meiner Wenigkeit eine Überweisung ausstellen sollte. Standardmäßig wurde mein Blutdruck gemessen. Und als ich nach Ende der Messung auf das Display des digitalen Messgerätes blickte, stockte mir erst der Atem, doch dann rief ich selbstbewusst: „Ihr Messgerät ist wohl defekt!“ Denn das, was da abzulesen war, konnte unmöglich stimmen: 151:106! Ein dreistelliger diastolischer Wert konnte nur ein Gerätefehler sein – ebenso der systolische Wert!

Man maß erneut. Ähnliche Werte, und ich stutzte. Ich hatte seit jeher eher niedrige Werte und war froh, wenn ich den Standard 120:80 mmHg erreichte. Die Arzthelferin meinte: „Nach der Untersuchung kommen Sie noch einmal ins Labor, bitte. Dann alles in Ruhe. Ich kann das unmöglich so in Ihre Akte schreiben – der Arzt reißt mir die Ohren ab!“ Ich sagte: „Ja, klar.“ Aber so richtig klar war mir das alles nicht – ich hatte doch immer eher niedrige Werte gehabt. Und ich wollte ganz gewiss nicht, dass der Arzt dieser immer so netten Helferin die Ohren abrisse.

Nach der Untersuchung dann eine weitere Messung, und ich sagte unheilschwanger: „Ich glaube nicht, dass das niedriger sein wird!“ Aber ein wenig niedriger war es schon, wenn auch immer noch im ziemlich kritischen Bereich, und mein polnischer Gyn, der hinzugekommen war, sagte nur: „Frrraauuu B., gäähäään Sie unväärrzieglich zu Ihrräääm Haauuusaarzt!“

O Gott! Das sagte dieser ruhige Mensch, der stets deeskalierend agiert – hier bestand wohl wirklich Handlungsbedarf! 😉

Ich fuhr nicht sonderlich ruhig zum Einkaufen und danach nach Hause, und am nächsten Morgen rief ich um 8 gleich in meiner Hausarztpraxis an und schilderte mein Problem. Man gab mir einen Termin für heute. Da der mich regulär behandelnde Arzt – es ist eine Gemeinschaftspraxis – nicht zur Verfügung stand, wurde ich der einzigen Ärztin in diesem Dreierbund zugeteilt, bei der ich vor zwei Jahren schon einmal war, als ich einen kurzfristigen Termin benötigte.

Und ganz ehrlich: Bei dieser Ärztin möchte ich bitte auch bleiben. Kein paternalistisches „Ach, Frau B., alles wird gut, machen Sie sich keine Sorgen! Ganz ruhig …“ Sie hörte zu, grinste mich an und meinte: „Sie gefallen mir, da Sie Ihre Aufgaben wohl ernstnehmen. Willkommen in der Liga der Betablocker.“ – „Betablocker?“ rief ich entsetzt. – „Ja. Was ist so schlimm daran?“ – „Aber die bekommen nur alte Leute!“ – „Nee, die bekommen alle Leute, die genauso sympathisch-hibbelig hier vor mir sitzen, einen bisweilen etwas zu hohen Blutdruck haben und ein kleines bisschen gedimmt werden müssen, damit der Blutdruck wieder normal ist. Aber das checken wir nach Ihrer Rückkehr erst einmal mit einer 24-Stunden-Blutdruckmessung und sehen dann, was Sache ist. Nehmen Sie Ihr Blutdruck-Messgerät nach Riga mit, und wenn es nötig sein sollte, nehmen Sie eine Tablette hiervon. Aber erst ab 180:110 mmHg, was Sie bisher ja beileibe nicht erreicht haben.“ („Hiervon“ ist ein ACE-Hemmer, wie ich erst erfuhr, nachdem ich ihn aus der Apotheke abholte, nach Hause trug und googelte. Wir breiten mal besser den Mantel des Schweigens über die Nebenwirkungen – besser nie googeln! Und beileibe: Solche Werte wie die oben genannten sind mir bis dato fremd! 😉)

Großartig. Genauso habe ich mir diese Dienstreise und auch den Rest meines Lebens vorgestellt: Ich messe meinen Blutdruck und werfe nach Bedarf Tabletten ein. 😉

Wahrscheinlich aber ist es gut, sich möglichst früh daran zu gewöhnen – dann fällt es leichter, wenn es wirklich nötig ist. Meine Ärztin fand übrigens gut, dass ich immerhin in der Lage zu sein scheine, Hochdruck-Symptome zu verspüren, nachdem sie mir erklären wollte, dass die nicht spürbar seien. Ich lachte und meinte: „Sorry, aber dieses Dröhnen und Druckgefühl im Kopp und das Rauschen in den Ohren kann doch ein normaler Mensch kaum nicht spüren!“ 😉 Da sagte sie: „Sie glauben kaum, was manche Menschen nicht spüren! Sie scheinen da feinfühliger zu sein.“ – „Nicht freiwillig!“ Und dann lachten wir beide.

Ich fliege nun als „medium old lady“ nach Riga, werde ganz sicher weder von einem Tiger gefressen noch sonstwie „vernascht“ werden, aber ich freue mich unbändig auf diese Dienstreise. Und natürlich messe ich brav meinen Blutdruck! 😉

Euch ein schönes langes Wochenende, falls Ihr ein solches haben solltet. Und mir einen schönen Hinflug, eine wunderschöne Zeit in Riga und einen noch besseren Rückflug. 😊

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