„Smacznego!“

Ich muss sagen, dass ich Polen richtig vermisse: Die Menschen waren stets höflich, zumeist sogar freundlich und liebenswürdig wie hilfsbereit. Ebenso war dort alles stilvoll, und sogar dort, wo abrissreife Häuser neben tollkühnen wie nicht selten weit in den bis auf zwei Ausnahmen strahlendblauen polnischen Himmel ragenden Neubauten standen, wo kleine Macken waren, geschah dies mit Stil. 😊 Aber da ich in meinem Leben auch hier in Deutschland häufiger mit Polen zu tun hatte, wusste ich, dass ich mit der polnischen Lebensart gut zurechtkommen würde. 😊

Einer der besten Aspekte in Polen ist das Essen. Und diejenigen, die unter Obstipation oder – auf Deutsch – Verstopfung leiden, sollten dringend mal die polnische Küche probieren, die neben der Tatsache, dass sie zum größten Teil einfach nur wunderbar ist – mal abgesehen von flaczki -, auch noch dies Leiden kurieren kann, und das pronto. Denn vieles ist krautlastig, und obwohl ja gesagt wird, dass Kraut bzw. Kohl schwerverdaulich sei und lange im Magen liege, kann ich dies nicht verifizieren. Der Kulturpalast in Warschau kann das bestätigen, denn er wurde Zeuge davon, wie ich in seinem Inneren hektisch zur toaleta zwar nicht rannte, da nicht ratsam, mich ihr jedoch nervös in sehr verhaltenem Schritt wie eine Aufziehpuppe und Panik in den Augen so schnell wie nur eben möglich näherte und dann mit Tränen der Erleichterung in den Augen in der einzigen freien kabina verschwand … 😉

Zu meinen Favoriten der polnischen Küche gehören pierogi, wunderbare Teigtaschen, Ravioli ähnlich, die mit allen nur denkbaren Füllungen versehen auf den Plan treten können. Am liebsten waren mir die mit Kraut und/oder Pilzen gefüllten, die es in unserem dritten und letzten Hotel in Schlesien auch schon zum Frühstück gab – herrlich, denn ich liebe es auch zum Frühstück schon herzhaft. Hier war ich richtig, und endlich verstand mich mal jemand! 😉 Zum Glück fanden auch die anderen Hotelgäste diese Teigtaschen so toll wie ich, so dass ich immer nur eine oder zwei noch davon abbekam, da ich immer erst gegen halb 10 zum Frühstück aufschlug, das von 7 bis 10 Uhr feilgeboten wurde. Ansonsten hätte ich Polen sicherlich wie eine gestopfte Gans verlassen. 😉

Ein weiterer Favorit ist Żurek, eine Suppe, die auf vergorenem Roggenschrot bzw. Sauerteig basiert. Klingt schräg, schmeckt jedoch hervorragend und wird in einem kleinen, ausgehöhlten Brotlaib mit Wurst, Räucherspeck und einem hartgekochten Ei serviert – gilt als typische Ostersuppe. Wird jedoch in Restaurants für die Touris ganzjährig angeboten, und das, wovon mir eine meiner Omas immer vorschwärmte, die aus Schlesien stammte, das, was als Saurer Jur stets ein wenig wehmütig als die Suppe gepriesen wurde, wollte ich doch auch probieren, und ich kann nur sagen: Ich kann dich verstehen, Oma – das ist wirklich lecker! Wenn man es sauer mag, versteht sich. 😊 Und nachdem ich mit Freunden schon einmal selber Kwas hergestellt habe, dürfte es nicht zu schwer sein, selber Żurek anzusetzen, ohne das Haus in die Luft zu sprengen. 😉

Barszcz und Bigos liebe ich auch sehr. Ersteres eine klare Suppe auf der Basis Roter Bete, zweiteres ein Schmorgericht auf der Basis von Sauerkraut, Weißkohl, Wurst und Fleisch und so gut, dass man sich hineinlegen und wälzen möchte. Allerdings eher ein Wintergericht. 😉

Wer Pilze mag, ist in Polen ebenfalls richtig, und ich fühlte mich wie im Paradies. Gleiches gilt für Karpfen, einen meiner Lieblings-Speisefische. 😉

Und Wurst ist in Polen ebenfalls ein Gedicht. Am liebsten hätte ich davon etwas mitgebracht, aber mein Trolley war bereits gut gefüllt, und ich vertraue einfach auf den polnischen Wurstverkaufswagen, der ab und an hier vorbeifährt. 😉 Und ich hoffe, sie haben auch echte polnische Gurken dabei! Eingelegte Gurken, die ich seit frühester Kindheit liebe, sind in Polen ebenfalls hervorragend. Und jegliches Gebäck auf Basis von Hefeteig, Quark und – Mohn! Da bin ich wirklich verwöhnt. Meine Oma machte den besten Mohnkuchen, den ich kenne, den besten Quarkkuchen und überhaupt …

Meine Mutter sah mich nachdenklich an, als ich heute bei meinen Eltern war und schwärmte. Dann sagte sie: „Żurek, Pilze, Karpfen, Salzgurken, Mohn … Offenbar hast du wirklich besonders viel Slawisches geerbt.“ Und dann grinste sie und meinte: „Ich mag das auch alles.“ Während mein Vater noch immer ein wenig verstört dreinblickte, nachdem er vom Żurek gehört hatte. Sauerteig gibt es bei ihm nur in gebackener Form als Brot. 😉

Aber als ich wieder nach Hause fuhr, meinte meine Mutter: „Ich glaube, ich suche im Internet gleich mal nach einem Żurek-Rezept und besorge dann Natursauer oder Roggenschrot und die restlichen Zutaten.“

Mein Vater sah angstvoll drein, als ich fröhlich hupend gen Heimat fuhr, und ich habe ein bisschen den Eindruck, er bereute, dass ich überhaupt zu Besuch gekommen war … 😉 Hätte er erst von flaczki gehört, die ich jedoch auch gar nicht mag: saure Kuttelsuppe! 😉

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