So meinte eine Kollegin heute zu mir, als ich ihr erzählte, was mir gestern kurz vor dem Betreten der Liegenschaften unseres gemeinsamen Arbeitgebers widerfahren war. Ich kam gerade von der zahnärztlichen Prophylaxe, genauer: der professionellen Zahnreinigung, einer echten IGEL-Angelegenheit, die bei meinem Zahnarzt rund 50,- € kostet. (Immerhin gab es gestern einige Warenproben dazu, weil ich mich darüber beschwerte, dass der Zahn 1-2, der obere kleine Frontzahn neben dem zentralen Schneidezahn rechts, bisweilen herumzicke. Genauer: weniger der Zahn, mehr das ihn umgebende Zahnfleisch.)
Ganz offenbar war die professionelle Zahnreinigung unter Zuhilfenahme einer Kürette noch nicht schmerzhaft genug gewesen, obwohl man sowohl Zähne, als auch Zahnfleisch ob ihres Topzustandes lobte (aber unangenehm ist es halt doch immer irgendwie …). Denn als ich meinen Wagen auf dem Mitarbeiterparkplatz geparkt hatte und auf das Gebäude 2 zuschritt, in dem sich der Kollegin und mein Wirkungsort befindet, ereilte mich ein weiteres schmerzhaftes Ereignis.
Kurz vor dem Eingang wollte ich meine Zigarette in einem der Abfallbehälter verklappen, die unten aus einem Müllbehälter, oben aus einem Aschenbecher bestehen. Schon beim Näherkommen sah ich Merkwürdiges: Der im unteren Müllbehälter befindliche Plastiksack flatterte. Ich wunderte mich noch und dachte: „So windig ist es doch aber gar nicht!“ Aber was sollte es – erst einmal die Zigarette ausdrücken und im oberen Teil des Behälters verklappen …
So dachte ich. Als ich mich gerade dazu anschickte und meine Hand mit der Zigarette zum Kippenbehälter ausstreckte, kam Leben in den unteren Teil des Müllbehälters! Und schneller, als ich „Hallo!“ sagen kann, stürzte etwas in Panik aus dem Mülleimer und raste flatternd in meine Richtung! Und obwohl es im letzten Moment wohl wahrnahm, was Sache war, konnte es nicht mehr abdrehen, sondern prallte mit Impetus gegen mein Brustbein …
Ich schrie wie am Spieß, als das schwarzweiße Ding gegen mich flog und ein spitzes Objekt sich in mein Brustbein zu bohren trachtete, es zum Glück nicht durchdrang … 😉 Im ersten Moment sah ich – nicht unbedingt sonderlich typisch für mich – nur Schwarzweiß, realisierte jedoch nicht, worum es sich handelte … Aber die unfreiwillige – von beiden Seiten! – Kollision schmerzte doch recht stark, und nicht nur ich schrie. Auch das schwarzweiße Ding war in heller Panik und schrie ebenfalls, flatterte panisch und schaffte es dann, die Kurve zu kriegen, während ich noch nach Luft rang. Es landete auf dem Dach des Gebäudes, in dem ich arbeite, und es schrie von dort, offenbar verärgert: „Tschack-tschack!“ Zusammen mit einigen Artgenossen, die ebenfalls auf dem Dach saßen: eine Elster war es!
Ich warf einen Blick in meinen Ausschnitt – blutete etwa etwas? So ein Elsternschnabel ist sehr spitz! 😉 Nein – zum Glück war alles soweit in Ordnung. Erst gestern Abend sah ich, dass ich tatsächlich ein kleines Hämatom habe – genau mittig. 😉
Als ich es meiner Kollegin erzählte, äußerte diese obigen Satz. Ich grinste und meinte: „Ja, ich verstehe es auch nicht so ganz und würde gern auf solche Erlebnisse verzichten.“ – „Mach dir nix draus. Mir ist zwar noch nie eine Elster gegen die Brust geprallt, aber mir passieren auch bisweilen komische Dinge.“ – „Wahrscheinlich verstehen wir einander deswegen so gut!“ – „Das glaube ich auch. Du verstehst auch immer, was ich erzähle – das passiert mir nicht oft.“
Ich habe ihr dann lieber nicht mehr erzählt, dass ich bereits einmal von einer Taube auf ähnliche Weise angeflogen worden war, die nach der Kollision schockiert, schwer atmend und irritiert gurrend auf dem Boden gesessen und um die ich mich noch gekümmert hatte, bis sie wieder flugfähig war … (Ich glaube, Tauben sind da etwas schlichter als Elstern.)
Jana habe ich dann auch davon erzählt, als wir gestern im NL-Kurs waren. Die lachte sich schlapp und meinte: „Finde ich total sympathisch. Ich dachte, nur mir würden so schräge Dinge passieren!“ – „Nein! Mir passieren öfter solch merkwürdige Sachen – mach dir keinen Kopp! Wir sind völlig normal!“ Sie meinte gerade: „Ja, klar“, als Thijs fragte, worüber wir uns da unterhielten, obwohl wir doch gerade de chchrrrammatica behandelten. Jana und ich wurden etwas rot, dann fasste ich mir ein Herz und erzählte, worüber wir gesprochen hätten, und ich fragte, was Elster auf Niederländisch heiße. Nicht sonderlich spannend: Es heißt ekster. Und ich hatte mit zwart-witte kakvogel gerechnet!
Thijs lachte sich halbtot, und er meinte: „Ich wusste von Anfang an, dass du irgendwie bijzonder bist!“ Ich starrte ihn entsetzt an und fragte: „Wie ist das genau gemeint?“ – „Niet zo, wie du es offenbar verstehst. Du hast immerrr gute Laune, wenn der cursus ist, du lachst vielll. Das ist bijzonder. Das ist ein Kompliment!“ – „Okay – danke! Dann ist es ja gut! Aber im Vertrauen: Ich habe nicht immer gute Laune …“ – „Aberrr hierrr immerrr – das ist nett!“ Na, dann! Warum sollte ich im NL-cursus auch schlechte Laune verbreiten? 😉
Und ich lerne dort auch viel. Als Thijs gestern erzählte – wir sprachen noch immer über das Thema Essen und Trinken -, einst habe eine niederländische TV-Wettermoderatorin versehentlich gesagt, am nächsten Tag würden regen – [re:xe] – en hagelslag fallen, lachte ich, rief: „Lekker weertje!“ („Schönes Wetter!“) und sagte, wenn tatsächlich hagelslag falle, würde ich sämtliche Gefäße wie Schüsseln und Eimer nach draußen stellen, um möglichst viel hagelslag aufzufangen. „Maar alleen van volle melk!“ rief ich noch, und Thijs lachte und meinte: „Du scheinst ein Fan von Schokostreuseln zu sein!“ Denn das ist mit hagelslag gemeint – echter Hagel heißt schlicht hagel, mit langem A und einem CH wie in lachen. Und ich rief: „Ja! Maar alleen van volle melk!“
Für den Fortgeschrittenenkurs bin ich inzwischen fest angemeldet, und irgendwann wird es mir auch gelingen, echte Sätze zu sprechen, inklusive aller grammatischen Zeiten. Und trotz der Tatsache, dass Elster leider nicht zwart-witte kakvogel heißt, obwohl das soviel schöner wäre. 😉
Und von meinem Physiotherapeuten konnte ich heute auch lernen: Er meinte, Kroatien würde heute 2:0 gegen Argentinien spielen, und wir stellten übereinstimmend fest, dass wir Argentinien beide nicht mögen. Hätte ich in puncto Kroatien doch mal auf ihn gehört! Die mag ich auch lieber, aber ich habe sie unterschätzt, denn ich hatte 2:2 getippt … 😉 Zwar haben sie nun 3:0 gespielt, aber da hätte ich wenigstens noch Punkte gemacht …
Euch einen schönen Abend! 😊
Epilog (einen Tag später):
Heute rief mein Physiotherapeut mich völlig überraschend an. Ich dachte, er wolle den nächsten Termin verlegen und fragte nach seinem Anliegen, nachdem ich mich gemeldet hatte. Ob es eine Terminverschiebung gebe.
„Aber nein, liebe Frau B.! Ich wollte nur nachfragen, ob Sie meinen Tipp beherzigt haben!“ – „Wie jetzt? In echt?“ – „Ja. Ich hoffe, Sie haben …“ – „Nee, leider nicht – ich kam nicht mehr dazu,“, schwindelte ich ein bisschen, da ich ja niemanden verletzen wollte. Außerdem hatte der Physiotherapeut auch noch – fast – Recht gehabt … – „Dann wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende!“ rief der Physiomann fröhlich, und ich sagte: „Wie – Sie haben jetzt ernsthaft angerufen, nur, um sich nach meinem Ergebnis zu erkundigen?“ – „Ja!“ Ich war verblüfft. Ist euch schon mal so etwas passiert?
Und wie dumm von mir, nicht gleich nach weiteren Tipps zu fragen – der Physiomann scheint tippmäßig Ahnung zu haben … 😉
und was tippt Dein Physiomann für das ‚Schwedenspiel‘ 😉
Ich habe doch vergessen, ihn zu fragen … Siehe letzter Satz. 😉 Ärgerlich, denn da weiß ich überhaupt nicht, wie ich tippen soll.
… und ich ging mit meinen Nerven zu Fuss!!!! auch ohne Tipp
Ich habe ganz richtig getippt! 🙂 Aber es war eine echte Nervenprobe …