Nachdem dieses Wochenende krankheitsbedingt ein echtes Fiasko ist, muss ich mich irgendwie bei Laune halten, und so sitze ich – in eine warme Decke gewickelt, eine Wärmflasche im Kreuz, eine Riesenkanne Tee (ohne Rum) nebst Riesentasse auf dem Couchtisch– mit meinem Lappy auf der Couch. Großen Hunger habe ich nicht, zumal Essen derzeit aus einem weiteren Grund etwas schwieriger als sonst ist, da ich linksseitig nur mit großer Vorsicht meine Zähne benutzen kann (ich erklärte es im Vor-Beitrag), für die ich teuer bezahlt habe. 😉
Gefreut habe ich mich über einen witzigen Kommentar zum vorherigen Beitrag, den ich auch sogleich beantwortete, und das ganz aufrichtig! Jawoll! Es ging um … Männergrippe.
Chaosvater, der nette Kommentator, hat mich auf eine Idee gebracht. Ich könnte über den Unterschied zwischen Frauen- und Männergrippe schreiben. Ich kenne mich damit aus, wenngleich das, was ich derzeit mit mir herumschleppe und bebrüte, wohl nicht einmal eine echte Grippe, sondern nur so ein Scheiß-Grippaler-Infekt ist. (Andererseits: Was für ein Glück, denn eine echte Grippe ist so richtiger Mist.)
Ich kenne mich damit aus, weil ich aus eigener und höchstpersönlicher, also Primärerfahrung – quasi am eigenen Leib erforscht – sowohl die Frauen-, als auch aus Sekundärerfahrung und -betrachtung die fiesen Tiefen und Unbilden der klassischen Männergrippe kenne. 😉
Eine echte Frauengrippe ist fies – keine Frage. Und dennoch ist sie nicht halb so wild wie eine echte Männergrippe. Erst kürzlich stand in einer überregionalen Zeitung dazu ein Artikel, der darauf hinwies, dass Hohn und Spott seitens Weibsvolks angesichts der Männergrippe grausam und völlig fehl am Platze sei, da Männer in der Tat schlimmer litten.
Ich selber habe daraufhin peinlich berührt meine spöttischen Anwandlungen ad acta gelegt – wenn eine Zeitung das schreibt, muss es ja wohl stimmen! Oder etwa nicht?
Wahrscheinlich bin ich auch einfach nur entwöhnt, da ich schon seit einiger Zeit keine an echter Männergrippe Erkrankten betreuen muss…, ääh, durfte. Daher mein Spott, denn wenn man mittendrin statt nur dabei ist, sieht alles gleich viel dramatischer aus. Und – bewahre! – es sieht nicht nur so aus!
Mehrfach habe ich an Männergrippe Erkrankte, die mir nahestanden, betreut, und, Mädels, ich versichere euch: Das ist ein Fulltime-Job! Ein ernstzunehmender Fulltime-Job!
Nachts lag man in einem eindeutig überheizten Bett neben dem Schwerkranken, sofern man nicht lieber auf der Couch campierte. Auf der anderen Seite steht so eine Couch ja meist im Wohnzimmer – also weit entfernt vom verschwitzten Krankenlager. Und das geht gar nicht – jeden Moment könnte der Erkrankte in eine schwere Krisis fallen, die unweigerlich den Tod zur Folge hat. Haben könnte – wie auch immer. Besser, man bleibt in der Nähe. Schlafen? Also ihr Mädels? Nein! Wie seid ihr denn drauf? Man kann doch nicht unbarmherzig einschlafen, wenn das Liebste, das ihr auf der Welt habt, neben einem dies für immer tun könnte, und das mit erhöhter Wahrscheinlichkeit!
Im Vertrauen: Ich frage mich ohnehin, wie frau daneben einschlafen könne. Das Bett bebt unter fiebrigem Sich-Herumwerfen des todkranken Patienten, dessen Gestöhn und Klagen („Mama!“) echte Tote wecken würde … Wer könnte dabei schlafen? Und: Wer brächte es übers Herz?
Morgens fühlte man den Puls des Patienten, sah nach, ob er noch atmete (am besten, frau legt einen Taschenspiegel neben das Bett, den sie nach versehentlichem Einschlafen ihrerseits direkt nach dem Aufwachen vor die Nase des Todkranken hält) – irgendwann war man dann doch noch eingenickt, und was hätte in dieser halben Stunde nur alles passieren können! 😉 Keiner da, der den Notarzt hätte rufen können! Und am Ende dann diese halbe Stunde „Schlafs“ der Grund, weswegen zusätzlich zum Notarzt gleich der Bestattungsunternehmer ebenfalls angerufen werden müsste!
Sobald feststeht, dass der Schwerstkranke noch lebt, eilt ihr bitte in die Küche, um einen Tee zuzubereiten. Mein Tipp: Bietet Männern – den meisten zumindest – Tee niemals an, wenn sie gesund sind. Die meisten Männer trinken Tee nur, wenn sie bereits am Rande ihres eigenen Grabes stehen. (Und meiner Erfahrung nach sind reine Teetrinker unter Männern bisweilen entweder Pedanten oder sonstwie schräg drauf. Nicht alle – bewahre. Ich habe nur entsprechende Erfahrungen damit gemacht.)
Optimal, wenn der Tee fertig ist, sobald der dem Tode Geweihte gerade erwacht. Ihr bemerkt es daran, dass das Gestöhne und Klagen lauter wird – natürlich völlig gerechtfertigt, da der euch nahestehende Mann wirklich massiv leidet – mehr, als ihr euch das vorstellen könnt. Tragt den Tee ans Bett, sagt etwas wie: „Oooch, du armer Schatz! Komm, ich habe dir einen Tee gemacht. Schön trinken, solange er noch heiß ist. Aber vorsichtig, denn er ist wirklich heiß!“ Und wenn ihr die Königsdisziplin vollführen wollt, löffelt ihr ihm den Tee vorsichtig ein. 😉
Danach holt ihr frische Wäsche, bezieht am besten auch das Bett frisch, nachdem ihr den Erkrankten ins Bad geschleppt habt – der Gemeine Stoffwechsel fordert seinen Tribut. Nach der Auffrischung des Krankenlagers holt ihr den Patienten zügig, aber vorsichtig aus dem Bad wieder ab. Immer vorsichtig sein – ihr hantiert wirklich mit einem Moribunden!
Ihr werdet feststellen, dass ihr die meiste Zeit des Tages an die Wohnung gefesselt seid – ich zumindest habe diese Erfahrung gemacht. Keine Diskussionen mit einem Sterbenden, bitte! Auch nicht, wenn sie noch so rational sind! „Aber ich muss doch einkaufen gehen – wir haben keinen Tee mehr! Und ich muss auch noch … und … besorgen!“ Wenn ihr das Haus verlasst, dann stets mit einem ganz schlechten Gewissen und Gefühl. Werdet ihr das Liebste, das ihr habt, bei eurer Rückkunft noch lebend vorfinden?
Meist ist dies der Fall, zumindest im Optimalfalle, und da geht ihr am besten hin und bringt ihm etwas zu essen. Liebevoll handbestrichener Toast mit einem Belag oder Aufstrich, den er liebt, ist hier der Standard, während in der Küche schon ein Suppenhuhn mit Suppengrün vor sich hinköchelt. Sobald fertig, entbeinen und in mundgerechte Stücke schneiden, in der Suppenhuhnbrühe, die ihr noch mit weiteren Zutaten verseht, mit Nudeln garziehen und dem Patienten dann vorsetzen. Sofern er des eigenständigen Essens schon mächtig ist, ansonsten löffelweise zuführen. Alternativ geht auch eine Rindfleischsuppe – mein Favorit.
In jedem Falle immer greifbar sein: „Möchtest du einen Tee? Sieh mal, ich habe dir ein Süppchen gekocht! Oder möchtest du Pfannkuchen?“
Ich stelle das hier so albern dar, aber all das habe ich immer gemacht – und sogar gern. Mir tut es immer leid, wenn mir nahestehende Menschen leiden, und das meine ich sogar ganz ernst.
Nun das Gegenstück: die Frauengrippe.
Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie ich kurz vor meinem Examen in Aachen bzw. in der schlimmsten Lernphase vor drei final entscheidenden Klausuren und drei gleichartigen mündlichen Prüfungen krank wurde. Im Februar war es, und ich wurde Knall auf Fall krank.
Es hatte ganz harmlos mit leichten Halsschmerzen begonnen, und ich dachte noch: „Nicht anstellen – weitermachen!“ Denn ich musste damals noch meinem Job als „Thekenschlampe“ nachgehen, ergo als Tresenfrau in einer Studentenkneipe. Mit immer stärkeren Halsschmerzen und einsetzendem Husten zapfte ich Pils, Kölsch und Alt im Akkord, schenkte Softdrinks aus, ebenso Weizenbiere und weitere Dinge dieser Art. Ich war froh, als die sehr stark frequentierte Schicht zu Ende war und ich im Taxi nach Hause saß.
Dort machte ich mir gleich eine Wärmflasche und sank zu Bett. An Schlaf war nicht zu denken. Am nächsten Morgen maß ich sehr früh meine Temperatur – 39,2 Grad Celsius. Und das am frühen Morgen! Abends hatte ich 40 Grad Fieber und wälzte mich schwitzend und nicht ganz ich selbst von links nach rechts sowie retour. Zwischendurch hatte ich mit Frankie, meinem damaligen Freund, dessen Männergrippe ich schon zweimal treusorgend betreut hatte, telefoniert, und er riet mir, einfach durchzuhalten.
Irgendwann am Abend – ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren – hörte ich dann einen Schlüssel im Schloss, und ich atmete auf. Endlich kam jemand, mich in den Arm zu nehmen, mir etwas Richtiges zu essen zu bringen, einen Tee, denn ich war tagsüber froh gewesen, mich zumindest zur Toilette schleppen zu können.
„Hallo, Ali!“ hörte ich Frankies Stimme durch eine Art Watte hindurch. Und schon stand er neben dem Bett, und mir wurde etwas unter die Nase gehalten. Stolz rief Frankie: „Sieh mal! Ich habe dir ein Eis mitgebracht! Da freust du dich sicher, oder?“
Und wie, nachdem ich das Ding, das unter meine Nase gehalten wurde, hatte identifizieren können: Ein Eis am Stiel war es. Ich ergriff es mit meinen fiebrigen Händen, ließ es jedoch sofort fallen, da ich nicht in der Lage war, es festzuhalten.
„Och, mein kleines Dummchen! Komm, ich packe es aus!“ Und Frankie packte das Eis aus, das ich – was hätte ich auch sonst damit tun sollen – aß. Ich hatte riesigen Hunger. Frank sah es mit Wohlwollen und meinte: „Da kam ich wohl zur rechten Zeit.“ – „Frank,“, röchelte ich, „ich habe Hunger.“ – „Och, du hattest doch gerade erst das Eis!“ – „Ich habe wirklich Hunger. Ich liege hier den ganzen Tag herum und brauche etwas Echtes zum Essen …“ – „Kein Problem! Ich bin ohnehin jetzt gleich mit Antoine verabredet. Wir wollen etwas um die Häuser ziehen. Du bist ja ohnehin krank und solltest dich erholen – da dachte ich, es würde dir nichts ausmachen. Ich bringe dir dann einen Döner oder Fritten mit!“ Und noch ehe ich etwas sagen konnte, entschwand er auch schon …
Und irgendwann morgens um vier wurde mir dann eine Currywurst unter die Nase gehalten – nach Aachener Art mit ekligen Röstzwiebeln versehen … Und Frankie hatte auch noch die Stirn, mir entgegenzulallen: „Siehste – ich happandich gedacht!“
Wie nett! 😉 Und es erinnerte mich an meinen Ex Paul, an meinen Ex Martin – es scheint irgendwie Programm zu sein. Aber wahrscheinlich liegt es einfach daran, dass Frauengrippe nicht halb so schlimm ist wie Männergrippe. 😉 Männer wissen das von Natur aus – Frauen natürlich nicht. 😉
Aber ganz im Ernst: Grippe ist immer großer Mist, und ich würde auch heute noch Hühnersuppe kochen, ebenso Tee. Ich bin offenbar unbelehrbar. 😉
tscha; was bliebe mir da noch zu sagen?
‚auf den Punkt gebracht‘ …..
Ich weiß, denn ich habe all das wiederholt erlebt. 😉 Die lebensbedrohliche Männergrippe von außen betrachtet – aber stets furchtbar mitgelitten, natürlich -, die harmlose Frauengrippe mehrfach am eigenen Leib verspürt. 🙂
ja sicher, liebe Ali, Du – genau wie ca. 17,8 Millionen angeheftete Ehefrauen deutschlandweit auch noch … NUR ICH STEHE HIER WIE EIN FELS IN DER BRANDUNG!!!!! grippelos und fern der Heimat
Wenigstens bin ich keine „angeheftete Ehefrau“ … 😉
Fern der Heimat? 🙂
ja, aufgewachsener Fischkopp und tief im Westen dieses unseres Landes gelandet …
Woher denn genau? 🙂
schicke mir doch ne mail 😉 ich habe ja Deine Addi nicht
Pillepapa@yahoo.de
und zwischen pille und papa noch ein Punkt … ps.: Grüsse vomTölpel
Wird erledigt. 😉