Heute ist der elfte September, dem seit vielen Jahren von meiner Wenigkeit nicht allzu froh entgegengeblickt wird. Von sehr vielen anderen Menschen auch nicht, was nur zu verständlich ist, zumal ich noch heute exakt sagen kann, was ich am 11. September 2001 getan habe, als gerade die allererste Meldung über das, was wir heute 9/11 nennen, über den großen Teich geschwappt war. Ich erinnere mich ganz besonders ungern an jenen 11. September anno 2001 – und da geht es sicherlich ganz vielen Leuten ähnlich wie mir. Vergessen kann und darf man so etwas nicht, und das wird auch nie passieren. Ich bin nur immer wieder ganz fasziniert – wenn auch nicht im jubelschreienden Sinne -, dass so viele Leute auf die Frage: „Was hast du am 11. September 2001 gerade gemacht, als die erste Meldung kam?“ ganz exakt antworten können und nicht nur das beschreiben, was sie gerade getan, sondern was sie auf die Meldung hin gedacht hatten. Doch darum geht es hier nicht, auch wenn ich der Meinung bin, dass jener Tag damals niemals vergessen werden dürfe.
Was mich anbelangt, war der Elfte des Monats September schon lange vor dem Jahr 2001 gebrandmarkt, und ich entschuldige mich sogleich bei allen, die an diesem Tag Geburtstag haben. Das betrifft nicht euch! Ich bin mir sicher, dass auch ganz viele Leute den Tag, an dem ich mein sogenanntes Wiegenfest begehe, mit irgendetwas Unangenehmem verbinden, was mit mir persönlich gar nichts zu tun haben muss. 😉
An einem elften September hatte ich meinen ersten Autounfall. Nicht heute und nicht letztes Jahr – vielmehr in der Zeit, da ich vor meiner selbsterwählten Fahrpause regelmäßig fuhr. Und ich war nicht schuld, hatte aber haufenweise Ärger und Rennerei. Und als ich an jenem Abend glücklich mit dem Mietwagen, der angemietet werden musste, in mein Elternhaus kam – meine Eltern waren im Urlaub und nur Stephanie und ich da -, saß da Angelika, eine ziemlich nervende Schulfreundin Stephanies, die erzählte, dass meine ehemalige Englischlehrerin, Frau Steinmaier, die seit einiger Zeit an Krebs litt, aber – wie immer unverwüstlich und in dieser Eigenschaft einfach nur liebens- und bewundernswert, kurz: klasse – dagegen ankämpfte, zumal sie zwei noch recht kleine Kinder hatte, kurz nach den Sommerferien in der allerersten Klasse, die sie nach geraumer Zeit endlich hatte übernehmen können, vor den Augen dieser kleinen Fünftklässler zusammengebrochen sei. Seither liege sie in der Uniklinik und sei nicht mehr ansprechbar. Es gehe zu Ende und sei nur noch eine Sache von Tagen. Ich mochte Frau Steinmaier sehr, und ich konnte es nicht glauben. Aber Angelika versicherte mir, es sei leider nur zu wahr. Als ich fragte, ob man sie besuchen könne, sagte Angelika nur: „Ali, sie würde dich gar nicht mehr erkennen. Du kannst sie besuchen, aber es ist wohl nicht so ratsam.“ All das an jenem Tag. Und Frau Steinmaier ist kurz darauf gestorben, ich werde es nie vergessen.
Seither – und speziell seit 2001 – ist kein 11. September mehr ohne irgendwelche unschönen Dinge vergangen. Zumindest bei mir. Vielleicht liegt es daran, dass dieser Tag bereits bei mir gebrandmarkt ist, so wie Menschen sich vor schwarzen Katzen fürchten, vor denen ich kein Fitzelchen Angst habe. Bei mir ist es dieser Tag, und vielleicht reagiert ja mein Unterbewusstsein – ich habe keine Ahnung.
Der heutige 11. September war jedenfalls von vornherein ein Ärgernis – was aber so nicht bleiben sollte, wenn ich es recht überlege. Nein, im Grunde gibt es keinerlei Zweifel daran, aber ich glaube, es braucht ein bisschen, bis ich es begreife. 😉
Ich hatte ja heute diesen wundervollen Ersttermin zur Parodontosebehandlung bei Dr. Zachow, meinem Zahnarzt. Um 17 Uhr. Und so beschloss ich am gestrigen Abend, lieber ganz früh aufzustehen und am besten um 7 Uhr bei der Arbeit zu sein, da ich noch einkaufen musste und das lieber nach der Arbeit und vor dem Arzttermin tun wollte. Ich wusste doch nicht, ob ich nach dieser mir bis dato völlig unbekannten zahnmedizinischen Prozedur noch in der Lage sein würde … 😉 Und ich habe in der Hinsicht schon einiges mitgemacht und glaubte immer, mich auszukennen … 😉
Weit gefehlt, aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, was auch gut war. Und ich habe es auch nicht geschafft, um 7 Uhr bei der Arbeit zu sein. Aber immerhin um halb 8! 😉
Bei der Arbeit angekommen, stellte ich in der Küche fest, dass sich wohl jemand am Vorratsschrank selbst bedient hatte. Nicht nur, dass einige Dinge fehlten, die mir persönlich gehörten, hatte man wohl auch den vom Arbeitgeber finanzierten Kaffeevorrat geplündert. Auch waren erheblich weniger Filtertüten-Pakete da, bei denen schon zuvor erstaunlicher und nicht erklärbarer Schwund geherrscht hatte. (Was machen Leute, die so etwas klauen, damit? Machen die Partyhüte daraus? 😉 )
Ich ärgerte mich fast schwarz – ich kann so etwas nicht leiden! Ich bin in der Hinsicht wirklich großzügig, und ich teile durchaus gern! Und: Musste man ausgerechnet den Bestand an Marzipanschokoladentäfelchen schmälern? Und die Oreo-Kekse? 😉
Prompt bekam ich ob dieser Dreistigkeit Kopfschmerzen, und die hatte ich dann auch noch den restlichen Tag … Bis ich mich um 15:30 Uhr vorbereitete, die Biege zu machen.
Um 15:32 Uhr klingelte mein Telefon. Unser Personalchef war dran. Er bat mich um eine Unterredung … Das konnte nichts Gutes sein. Dachte ich.
Als ich eine Dreiviertelstunde später aufbrach, war ich völlig konsterniert. Zumindest vom Donner gerührt. Denn ich fuhr anders weg, als ich hergekommen war. 😉 Damit hatte ich nicht gerechnet. Und das Erste, das ich tat, war, eine gute Freundin anzurufen, der ich, als sie sich meldete, in die Ohren plärrte: „Ich habe die Stelle!“ Nachdem sie sich wieder erholt hatte, freute sie sich auch. 😉
Ein Wechselbad der Gefühle, dieser Tag heute, denn ich musste ja auch noch zum Zahnarzt. Und da wurde es richtig schauerlich. Das Schlimmste sei die Betäubungsspritze, hieß es, aber das kann ich nicht unterschreiben. Denn zwischenzeitlich und unter der Behandlung hatte ich das Gefühl, man trachte danach, alle Zähne linksseitig brachial herauszureißen … Oder -zubrechen.
Nach der Behandlung fragte mich der Zahnarzt: „Na, Frau B. – ist alles in Ordnung?“ Ich sortierte meinen Ober- und Unterkiefer, und dann meinte ich: „Das war ja nun nicht so schön, Herr Dr. Zachow! Aber ich habe es ja überlebt.“ Und ich lachte fröhlich. Da meinte Dr. Zachow: „Also, Frau B., ganz ehrlich: Sie sind eine meiner liebsten Patientinnen!“ – „Ich? Warum?“ – „Weil Sie so eine Frohnatur sind. Das hier war nicht schön, und trotzdem lachen Sie im Anschluss und machen Scherze! Das erlebe ich wirklich nicht jeden Tag. Sie sind ein echter Sonnenschein, und ich wollte mich auch einmal dafür bedanken!“
Ich starrte erstaunt. Ich ein Sonnenschein? Ich bin von Galgenhumor durchdrungen! 😉 Aber offenbar wirkt das bei einigen Leuten wie Sonnenschein, und das freut mich doch! 😊
Und nun freue ich mich auf den Dienstag der kommenden Woche. Da kommt um 8 Uhr morgens die rechte Seite meiner beiden Kiefer dran. Ich freue mich schon wie Bolle … 😉
(Und an die neue Stelle muss ich mich wohl erst ganz langsam gewöhnen, denn so richtig ist das immer noch nicht angekommen. Ich sollte mich doch freuen, oder? Stattdessen ringe ich mit unsäglichen Schmerzen, die mein linker Ober- wie Unterkiefer aussendet.)
Halt ein echter elfter September …
Ich fühle mit dir und hoffe du hast die zweite Behandlung gut überstanden. Ich sitze seit Dienstag mit dicker linker Backe zu Hause dank Weisheitszahn-OP. Die andere Seite kommt auch noch. Ich beneide niemanden, der regelmäßig zum Zahnarzt muss. Musste ich noch nie und empfinde es jetzt als absolute Strafe. 😀 Aber mittlerweile sollte es bei dir ja wieder gehen. Und natürlich Glückwunsch zu deiner neuen Stelle, ich hoffe du kannst dich mittlerweile freuen. 🙂
Danke! 🙂 Die zweite Behandlung war am Dienstag und war noch weniger angenehm als die erste. Aber inzwischen geht es wieder. 🙂
Mit meinen Weisheitszähnen habe ich wohl Glück gehabt: nur zwei ausgebildet, und die liegen im Kiefer und machen bis dato keine Probleme. 😉 Mir tut aber leid, dass es bei Dir wohl anders aussieht, und ich wünsche Dir gute Besserung und alles Gute für die rechte Seite.
Ich freue mich zwar über die neue Stelle, aber so richtig ist es immer noch nicht angekommen. 🙂
Viele Grüße und alles Gute! 🙂