„Debut and farewell party“ – mit einem lachenden und einem weinenden Auge

Heute war es dann soweit … Morgen ist mein letzter Arbeitstag am alten Platz, aber heute war mein Ausstand dort, der gleichzeitig Annas Einstand war. Wir sind da beide wohl recht pragmatisch veranlagt und haben vor Jahren schon einmal eine sehr schwungvoll-schöne gemeinsame Geburtstagsfeier abgehalten. Die sollte eigentlich viel früher stattfinden, aber ich musste spontan ins Krankenhaus, und so mussten wir alles ein wenig verschieben. Kein Problem mit Anna, mit der ich immer sehr gern gearbeitet habe. Und arbeite, und das offenbar auch gar nicht schlecht, denn ich werde nie den etwas sadistisch wirkenden Ausbilder bei meinem zweiten Ersthelfertraining vergessen (klingt ein wenig komisch: zweites Ersthelfertraining …), der Anna und mir, die wir zusammen den obligatorischen Dummy zu zweit im Wechsel herzdruckmassieren und beatmen mussten, sagte: „Das klappt ja wunderbar – wie aufeinander abgestimmt. Und so energisch – dabei sind Sie ja beide gar nicht so groß! Aber beide voll bei der Sache – um Sie mache ich mir keine Sorgen.“

Anna und ich richteten uns zu unserer jeweiligen und offenbar wenig respektgebietenden Körpergröße auf. Anna sagte: „Ha! Da hatten Sie uns wohl unterschätzt!“ Und ich ergänzte: „Wir haben früher Seite an Seite in ein und demselben Büro gearbeitet – und das unter schweren Bedingungen. Das hat offenbar nachhaltige Konsequenzen.“ – „Und wir sind beide Sternzeichen Löwe!“ rief Anna noch, und der Ausbilder lachte und meinte: „Offenbar sehr durchsetzungsfähig, lassen sich kein X für ein U vormachen, alle beide. Sehr schön.“

Heute hatten wir beide einmal mehr eine gemeinsame Feier – und es war sehr schön. Obwohl die von mir bestellte Pizza etwa eine halbe Stunde auf sich warten ließ, obwohl ich doch so präzise bestellt hatte … 😉

Doch zuvor hatte eine andere Kollegin ihr 25-jähriges Dienstjubiläum, und ich hatte Blumen bestellt. Die kamen auch später, als erwartet, aber rechtzeitig. Ich war gerade in der Küche und kochte Kaffee, als die in derartigen Fällen stets von uns gedungene Floristin ankam. Ich bekam es aus dem Augenwinkel mit, und, wie es bisweilen meine Art ist, ich rief laut und fröhlich: „Frau Schmidtke! Das ist aber schön!“ Frau Schmidtke zuckte zusammen und drehte sich zu mir um. Ich begrüßte sie fröhlich. Frau Schmidtke und ich sind zwar keine alten Freundinnen, aber quasi alte Bekannte, und offenbar mögen wir einander, denn als ich ihr gestern am Telefon bei meiner Bestellung erzählte, dass ich die Stelle wechseln würde, rief sie: „Och! Frau B.! Das ist aber traurig – wir kennen einander so lange!“ Das fand ich nett, und da ich Frau Schmidtke auch mag, wollte ich heute ebenso nett sein. Aber da meinte sie zu mir: „Frau B. – ich wollte nur sagen, dass ich künftig die Blumen selber ausliefere – oder meine Mutter macht das.“ Bis dato hatte das nicht selten Frau Schmidtkes Vater gemacht, ein sehr lieber, alter Herr, der immer mit dem Fahrrad angefahren kam und ganz stolz die jeweiligen sehr schönen Werke seiner Tochter auslieferte. Er war krank, wie ich wusste, weil Frau Schmidtke mir das einmal erzählt hatte, und ich bot daher an, die Blumen selber abzuholen. Da meinte sie: „Nein, nein – bitte nicht. Mein Vater freut sich, wenn er das machen darf!“ Und so kam er wieder und wieder an, brachte die Blumen – obwohl ich immer gesagt hatte, er solle doch an der Pforte Bescheid geben, ich würde sie dort abholen – bis zu uns ins Büro. Ein wirklich lieber, alter Herr, bisweilen ganz außer Atem, und ich sagte dann immer: „Warum haben Sie denn nicht unten Bescheid gegeben? Ich hätte die Blumen doch an der Pforte abgeholt!“ – „Nein, ich mache das sehr gern – da fühle ich mich doch gleich viel fitter!“ Er wollte nicht einmal ein Glas Wasser annehmen, das Janine und ich ihm immer anboten. Wir mochten den alten Herrn, der so nett und bescheiden war, den wir gar nicht belasten wollten, der aber selber darauf bestand, alles bis zu uns zu liefern.

Und da erzählte mir Frau Schmidtke heute, dass künftig sie oder ihre Mutter die Blumen liefern werde, „denn, Frau B., mein Vater ist vor vier Wochen gestorben.“ Ich starrte sie an, entsetzt, dann riss ich mich zusammen und meinte: „Frau Schmidtke, das tut mir sehr leid!“ Und ich reichte ihr die Hand und sagte: „Ganz herzliches Beileid – Ihr Vater war so ein netter Mensch!“ Und da sah ich die Tränen schon laufen. Und auch bei mir stieg der okulare Wasserstand, da mir das – obwohl ich den alten Herrn ja nur wenig kannte – furchtbar leidtat, und ich sagte: „Och, kommen Sie mal her!“ Und ich nahm Frau Schmidtke in den Arm. Sie drückte mich ganz fest. „Danke,“, sagte sie leise, als sie dann ging, und ich rief: „Alles Gute und bis bald!“ hinter ihr her. Denn auch, wenn ich da dienstlich nichts mehr bestellen werden muss, werde ich doch mal privat vorbeigehen und ein paar Blumen kaufen. Frau Schmidtke hat mir auch schon einmal sehr geholfen, als ich mit einem Todesfall gar nicht klarkam und bei ihr dieses kleine Gebinde aus Rosen kaufte, das man bei Beerdigungen als letzten Gruß ins Grab wirft.

Frau Schmidtkes Besuch beeinflusste mich dann so, dass ich selber die Tränen in den Augen stehen hatte, was mein Chef dann so interpretierte, dass ich wohl aufgrund meines Ausscheidens so nah am Wasser stünde … 😉 Aber das kommt sicherlich erst morgen – es wird nicht ausbleiben, ich kenne mich. 😉

Immerhin dann die Ablenkung durch die nicht rechtzeitig ankommende Pizza, was Anna und mich ein wenig nervös machte … Aber was sollte es! Wir tranken erst einmal alle ein Glas Sekt, nachdem Kollege Alexander, den wir inoffiziell immer „unseren Sektbeauftragten“ nennen – keiner kann Sektflaschen so gut öffnen wie er -, zur Tat geschritten war. Eigentlich hatten Anna und ich selber einige Worte an die versammelte Gemeinschaft richten wollen, kamen aber gar nicht dazu. 😊 Denn Kollege Michael hielt erst einmal eine Art Laudatio auf mich, Kollege Alexander dann eine auf Anna. Und wir bekamen auch noch Geschenke! Anna einen Gutschein für eher sportliche Ausstattung, ich einen Gutschein über einen unglaublichen Betrag von der Mayerschen – sehr schön, und wir haben uns sehr gefreut. 😊

Dann hielt auch noch mein Noch- und Annas künftiger Chef eine Ansprache auf mich und überreichte einen wunderschönen Blumenstrauß. Es freue ihn sehr, hob er an, und mir entfleuchte mal wieder etwas, und ich ergänzte: „[…] dass ich gehe.“ Die Kollegen, die mich kennen, lachten, mein Chef lachte auch und meinte: „An Frau B.s Humor habe ich mich inzwischen gewöhnt, und der wird mir auch fehlen.“ Danke, Chef! 😉 Er meinte, dass es ihn sehr freue, aber ihm auch sehr leidtue, dass ich weggehe. Das fand ich sehr nett.

Dann bekam Anna einen ebenso schönen Strauß und eine ebenso nette Ansprache, und ich bin hinterher noch zu meinem Chef gegangen und habe mich auch noch bedankt – für seine Geduld vor allem, weil ich doch bisweilen etwas vorlaut sei. Da lachte er und meinte: „Sie sind direkt, aber so mag ich Sie.“

Danach kam dann endlich auch die Pizza und schmeckte obendrein auch noch prima. Wir aßen und tranken Sekt dazu, und es war eine sehr schöne Feier.

Ich möchte nur nicht wissen, wie ich mich morgen fühle, wenn ich das letzte Mal an meinem Arbeitsplatz bin. Hoffentlich muss ich nicht weinen …

Es ist komisch: Da will ich seit langer Zeit weg, und dann ist mir so hundeelend zumute, wenn es soweit ist …

Vom Trennungsschmerz – Oder: WTF ist denn da alles in den Schränken …

Meine letzten Tage in meinem seit zwölf Jahren „belebten“ Büro brechen an, aus dem ich immer weg wollte …

Noch eine knappe Woche, dann ist das nicht mehr „mein Büro“, nicht mehr mein Arbeitsplatz … Ich fühle mich derzeit wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Irgendwie ging alles zu schnell, und dass ich ab dem ersten Oktober nicht mehr in dieses Büro gehöre, das ich doch seit geraumer Zeit mit fliegenden Fahnen verlassen wollte, kommt mir noch immer ganz surreal vor.

Wahrscheinlich ist das so, wie wenn man sich von einem Partner trennt, der beileibe nicht das war, was man sich erträumt hatte, der einen nicht sonderlich gut behandelt hat – und doch fällt die Trennung schwer. Mir fallen Trennungen und Abschiede ja ohnehin immer besonders schwer, selbst wenn die Trennungen von mir ausgehen. Aber die Zeit drängt. Und so habe ich mich heute darangemacht, meinen Arbeitsplatz aufzuräumen. Und ich bin mir ganz sicher: Die Putzfrau, die total nett ist, wird mich künftig hassen! 😉

Ich war selber ganz erstaunt, was da an Altlasten aus meinem Rollcontainer kam – die unterste Schublade war besonders interessant! Sogar eine Art Liebesbrief war dabei – noch von meinem Ex Dirk. Den Brief habe ich mitgenommen und vorhin durch meinen privaten Aktenvernichter gejagt. Wie kann man so etwas aufheben? 😉 Aber ich wollte es auch nicht beim Arbeitgeber belassen oder dort zerreißen. Man weiß nie … 😉

Für die verbleibenden Tage steht noch vieles an: Beide Sideboards leeren, die Pinnwand abräumen – und nicht zuletzt: die Ablage! O Gott! Davor graut mir am allermeisten. Aber ich möchte meiner Nachfolgerin nicht allzu viel Mist hinterlassen, zumal ich meine Nachfolgerin wirklich mag, da es sich um Anna, eigentlich Annabelle, handelt, mit der ich ganz zu Beginn meiner Tätigkeit bei diesem Arbeitgeber in einem Büro saß und sie – wenn nicht zu anderen Gegebenheiten – spätestens bei der Brandschutz- und Ersthelferauffrischung treffe, wo wir meist nebeneinandersitzen und frotzeln. 😉

Vorhin habe ich getankt, bei Aral, und ich habe noch Zigaretten gekauft. Da meine Aral-Tankstelle offenbar gerade eine Aktion hat, da sie kürzlich um eine To go-Variante einer namhaften Supermarktkette erweitert wurde, bekam ich eine Recyclingtasche dazu. Erst dachte ich: „Herrje, noch eine Recyclingtasche!“ Dann aber dachte ich: „Immerhin: Kannst du derzeit brauchen!“ Denn die zwölf Jahre in „meinem Büro“ haben einiges hinterlassen, das nicht in einem kleinen Karton abtransportiert werden kann. 😉 Ich war heute bass erstaunt, wie viele Bürotassen ich besitze! Die nehme ich mit nach Hause und lagere sie im Keller ein. Dafür eignen sich Recyclingtaschen hervorragend. 😉

Den Vorratsschrank in der Küche habe ich bereits ausgeräumt. Und wenn all das, Ausräumen, Verklappen – denn ich werfe auch vieles weg – geschafft ist, steht noch mein Rechner an … Immerhin habe ich es heute geschafft, aus mehreren weitverzweigten Dateien solide und übersichtliche Ordner herzustellen. 😉 Eigentlich sollte ich zufrieden sein. Aber ich bin es nicht – irgendwie ist es ein ganz merkwürdiges Gefühl, all das vorzubereiten und zu wissen: „Hierher komme ich nicht zurück.“

Es war schon letzten Freitag so merkwürdig, als unser Betriebsausflug stattfand. Wir fuhren mit etwa 75 Mitarbeitern nach Köln-Ossendorf, um dort die MMC Studios zu besichtigen. Und es war ein toller Betriebsausflug und sehr interessant. Aber immer wieder wurde ich auf meinen Wechsel angesprochen, was gar nicht so angenehm war, da mich stets eine etwas melancholische Stimmung überfiel. Ich war froh, als bei der Backstage Tour dann alle durch das Greenscreen-Verfahren abgelenkt und hinterher so desillusioniert waren, dass keiner mehr seinen Fernseher einschalten wollte – zumindest fürs Erste. 😉

Im Moment fühlt es sich für mich wirklich schauderhaft an – wie an Silvester. Man weiß nicht, was das neue Jahr bringt. Das vorausgegangene Jahr war vielleicht auch nicht so der Brüller – aber irgendwie hat man sich damit abgefunden oder zumindest daran gewöhnt …

Wie auch immer – am Donnerstag ist mein Aus- und Annas Einstand, den wir gemeinsam feiern. Ich bin mir sicher, dass das nett wird, denn ich habe vor vielen Jahren schon einmal mit Anna unser beider Geburtstage gefeiert. Und ich bringe den Sekt mit! 😉

Drückt mir die Daumen, dass ich nicht weinen muss! 😊

Vorauseilender Gehorsam ist aller Laster Anfang …

Heute erfolgte sie – die Umstellung. Genauer: die Umstellung auf VoIP. Es soll ja damit alles viel, viel besser sein, und so hatte ich auch schon eine Flasche Champagner kaltge- und ein Feuerwerk bestellt. 😉 Nein. Nicht wirklich. Denn dem Ganzen war – einmal mehr – ein ziemliches Chaos vorausgegangen, das nun darin mündete, dass ich zwar nun auch offiziell umgestellt, aber nicht eingerichtet bin. Zum Glück beherrsche ich das USB-Tethering-Verfahren mittels meines Mobiltelefons quasi im Schlaf, denn die derzeitige Situation ist nicht die erste dieser Art …

Es begann alles damit, dass ich vor einigen Wochen einen Brief erhielt, in dem mein Provider mir verkündete, dies sei quasi die letzte Warnung, und ich solle sofort einen neuen Vertrag abschließen, da meiner seinerseits gekündigt sei. Habe auch schon im ersten Schreiben gestanden. Und da ich bis dato nicht reagiert hätte, müsse man mir nun drohen (nein, das stand da nicht so …). Auf alle Fälle würde man mir am 22. August Internetzugang und Festnetzanschluss abklemmen.

Ich staunte. Welches erste Schreiben? Ich hatte nie eines bekommen … Und so rief ich bei meinem Provider an, hatte aber wohl jemanden an der Strippe, der etwas überfordert war. Ich schrieb lieber eine Mail und schloss zwischenzeitlich in der Tat einen neuen Vertrag ab. Ein wenig beunruhigt war ich gewesen – wer lässt sich schon gerne etwas abklemmen? 😉 (Hätte ich mal besser den Provider gewechselt – ich hätte wissen müssen, dass das alles nicht gutgehen konnte …)

Es war ja nicht das erste Mal, dass ich mit diesem Provider unvergessliche Erlebnisse hatte. Bereits damals, als ich in Ratingen lebte und einfach nur einen schlichten ISDN-Anschluss hatte haben wollen, gipfelte das im Grunde völlig profane Verfahren in etwas, das nicht wenige Menschen – meine Wenigkeit inklusive – als Slapstick bezeichnen. Und ich mittendrin. Ich wollte doch nur einen ganz harmlosen ISDN-Anschluss …

Denn nach einigem Hin und Her – warum auch immer – hatte ich endlich einen Termin mit einem Techniker dieses namhaften Providers und freute mich darob wie Bolle. Da man mir nur eine ungefähre Zeitspanne mitteilen konnte, in der der Techniker einfallen würde – „zwischen 8 und 16 Uhr“, was ich sehr präzise fand -, ich aber berufstätig war, nahm ich eigens einen Tag Urlaub. Es war ein Freitag – ich werde es nie vergessen, denn ich war an meine Wohnung gefesselt, konnte zwischen 8 und 16 Uhr nicht einmal zum Einkaufen. Gegen 16:15 Uhr rief ich beim Auftragnehmer an und hatte eine junge Frau am Apparat, die mir auf meine Frage nach dem Verbleib des Technikers mitteilte: „Wie, war der noch nicht da?“ – „Nein,“, sagte ich mit lieblicher Stimme, „und ich würde gern wissen, ob überhaupt noch damit zu rechnen ist.“ – „Heute nicht mehr – die haben alle Feierabend.“ Meine Antwort klang nicht ganz so verständnisvoll, obwohl die junge Dame sich entschuldigte und mir versprach, es werde ein neuer Termin gemacht werden, und man werde dem zuständigen Techniker meine Beschwerde zukommen lassen.

Als ich am folgenden Montagmorgen bei der Arbeit saß, klingelte mein Handy, und als ich dranging, war am anderen Ende er dran: der Techniker. Er sprach Rheinisch, aber in sehr vorwurfsvollem Ton, was das ansonsten recht fröhlich-gutgelaunt klingende Rheinisch gar nicht mehr so charmant klingen ließ. „Frau B.!“ – „Ja!“ – „Wo warense denn am Fräitach?“ – „Zu Hause, wo ich sein musste, da Sie ja vorbeikommen sollten!“ – „Nä! Warense nit!“ – „Doch!“ – „Nä! Se wohnen doch am Beschemer Ring 4!“ – „Ja, ich wohne am Bechemer Ring 4, das ist richtig.“ – „Na, alllso! Un wie isch da anner Nummer zwäi steh und klingeln willl, seh isch, datse jaar keen Klingelllschillld anjebrach han! Wie soll isch Sie denn da erräischen? Und Sie beschwern sisch ooch noch über misch!“

Ich holte tief Luft. Dann meinte ich so freundlich, wie ich es nur vermochte: „Wie wir beide gerade übereinstimmend feststellten, wohne ich im Haus Bechemer Ring Numero 4. Dort ist auch ein Klingelschild mit meinem Namen. Sie sagten gerade, Sie hätten an der Nummer 2 klingeln wollen, wo in der Tat kein Klingelschild mit meinem Namen ist, da ich – wir waren darin übereingekommen – ja in der Numero 4 lebe, und das noch immer ohne ISDN-Anschluss.“ – „Oh …“ – „Ja. Was nun?“ – „Na, dann muss en neuer Termin her! Könnense morjen?“ – „Wann morgen?“ – „Na, so zwischen acht und seschzehn Uhr?“ – „Nee, wie stellen Sie sich das vor? Ich bin berufstätig und hatte mir bereits am Freitag einen Tag Urlaub genommen – ich kann nicht morgen schon wieder Urlaub nehmen!“ – „Dann müssense jemand in Ihrer Wohnung abstellen! Denn et is jerade morjen en Termin fräijeworden – danach jehtet eerss widder in dräi Wochen.“ (Wahrscheinlich gründete der so spontan freigewordene Termin darauf, dass der Kunde – bei Auftragsvergabe noch jung – während der Wartezeit auf den Techniker an Altersschwäche dahingeschieden war.) Schnell meinte ich: „Ich nehme den Termin! Aber eine Bitte: Kommen Sie zur Nummer 4! Nicht, dass Sie morgen bei der Nummer 6 ein Klingelschild mit meinem Namen suchen!“ – „Nää, iss doch klaa, Frollein! Isch bin ja nit doof!“ Ich sagte lieber nichts. Er bestätigte den Termin, und wir schieden voneinander. Ich rief umgehend André an, einen Nachbarn, den ich einigermaßen gut kannte, zumal er bei der Renovierung der Wohnung mitgeholfen hatte und sich dabei ein kleines Zubrot verdient hatte, da er gerade arbeitslos war. Und ich bat ihn, in meiner Wohnung auf den Techniker zu warten, was er gerne annahm, da ich mit einem Abend mit Bier und Pizza lockte, zusammen mit Giacomo, mir und einigen Bekannten. Er meinte daraufhin, aber gar kein Problem, und ich solle doch am besten noch einmal mit dem Techniker telefonieren und dem sagen, er solle einfach bei ihm klingeln. Man werde dann gemeinsam in meine Wohnung gehen. So geschah es, und ich händigte André am nächsten Morgen meinen Zweitschlüssel aus.

Um 16:09 Uhr klingelte mein Handy, und André verkündete, ich hätte nunmehr einen ISDN-Anschluss. Offenbar hatte der Techniker den Weg gefunden. 😉

Dann zog ich in diese Stadt hier. Und war lange zufrieden mit meinem Internetzugang. Bis es eine Umstellung gab und mein Router irgendwie nicht so reagierte, wie er reagieren sollte, obwohl ich mich an alle Vorgaben exakt gehalten hatte und auch nicht ganz so ungeschickt bin, wie es manchmal scheinen mag. Als Giacomo, mit dem ich lange nicht mehr zusammen war, mich eines Tages auf der Durchreise besuchte, mühte auch er sich. Und wie er sich ärgerte, als es nicht funktionierte! Ich ärgerte mich auch, denn Giacomo hatte bis dato alles ans Laufen bekommen. Er riet mir, mit der Hotline des Providers zu telefonieren, wies mich jedoch auch in die Geheimnisse des USB-Tetherings ein. (Was würde ich ohne diese inzwischen schlafwandlerisch sicher beherrschten Kenntnisse nur derzeit tun? 😉 )

Ich rief dort an und erreichte im Callcenter eine Frau Mareike Silber-Fuchs*. Den Namen werde ich nie vergessen, zumal ich noch ein Schriftstück auf meinem Rechner habe, da ich mich bei ihrem Arbeitgeber über sie beschwerte. So etwas tue ich niemals leichtfertig, denn jeder kann mal Fehler machen oder hat einen schlechten Tag. Aber Frau Silber-Fuchs war derart unverschämt, dass ich mich zu diesem nur im größten Notfall beschrittenen Weg gezwungen sah. Denn ansonsten wäre ich wohl geplatzt. 😉

Ich brachte freundlich mein Anliegen vor. Frau Silber-Fuchs gab mir harsch einige Anweisungen, wie ich endlich zu meinem Recht kommen könne. (Es waren all die Dinge, die ich schon bis zum Erbrechen selber durchgeführt hatte …) Ich versuchte es dennoch. Nichts funktionierte. Sie gab mir – noch harscher – einen anderen Rat, den ich auch schon kannte. Funktionierte auch nicht. Ich sagte freundlich: „Ja, es ist nur etwas ärgerlich, da ich auch beruflich auf den Internetzugang angewiesen bin …“

Daraufhin schnauzte mich Frau Silber-Fuchs an: „Meine Güte! Das sagen sie alle! Alle sagen sie das! Ich kann es schon nicht mehr hören, und ich glaube Ihnen das auch nicht! Sie surfen doch nur zum Spaß! Genau wie alle anderen! Wissen Sie eigentlich, wie mir das auf die Nerven geht?“ Ich starrte meinen Telefonhörer völlig konsterniert an … Was war denn bitte das?

Dann wurde ich sehr ärgerlich. Und ich meinte ärgerlich, aber sachlich: „Frau Silber-Fuchs! Es tut mir furchtbar leid, aber ich kann absolut nicht akzeptieren, als Kundin von einer Hotline-Mitarbeiterin meines Providers, der recht viel Geld von mir bekommt, der Lüge bezichtigt zu werden – das geht ja gar nicht. Es mag sein, dass manche Ihrer Kunden behaupten, den offenbar nicht funktionsfähigen Internetanschluss zu beruflichen Zwecken zu benötigen, obwohl das gar nicht stimmt, weil sie sich erhoffen, das zähe Verfahren, das ich von Ihrem Arbeitgeber inzwischen schon kenne, werde so abgekürzt. Irgendwie kann ich das sogar verstehen. Aber ich verbitte mir, der Lüge bezichtigt zu werden – ich benötige den Zugang in der Tat auch beruflich! [Das stimmte.]“ Da sie noch frecher wurde, meinte ich nur: „Es ist mir ein Rätsel, warum jemand Ihres Betragens in einem Callcenter arbeitet.“ Dann legte ich auf und schrieb einen recht ärgerlichen Brief. Kurz darauf funktionierte mein Internetzugang reibungslos. Ob ein Zusammenhang bestand? 😉

Ja, und kürzlich schrieb ich – nach dem neuen Vertragsabschluss – eine Brandmail an meinen Provider, in der ich erklärte, leider den ersten Brief mit der Kündigung gar nicht bekommen zu haben, denn ansonsten hätte ich eher reagiert, und dass mir bei Abschluss des neuen Vertrages mitgeteilt worden sei, die Umstellung erfolge am dritten Januar nächsten Jahres. Ob ich nun vom 22. August bis dahin ohne Internetzugang und Festnetztelefon sein würde, wollte ich wissen.

Erst einmal erfolgte keine Antwort, dann rief mich ein junger Mann an, der mir erklärte, er könne das Verfahren ein wenig beschleunigen und würde einen Termin Ende August, Anfang, Mitte September finden. Ich fragte, wie ich zwischenzeitlich ins Internet kommen solle. Ich müsste dann ja wohl auf USB-Tethering zurückgreifen. Er versprach, sich um eine Erweiterung des Datentarifs zu kümmern. Ich meinte: „Danke, das ist doch schon einmal etwas.“ Er versprach, sich alsbald per Mail zu melden.

Danach ging ich mit Janine eine rauchen. Als wir zurückkamen, meldete mein Handy einen unbeantworteten Anruf. Jemand hatte auf die Mailbox gesprochen. Es war eine Dame, deren Arbeitgeber mein Provider ist. Sie erklärte mir: „Keine Sorge, Ihr Vertrag läuft bis zum dritten Januar weiter wie gehabt. Dann erst wird umgestellt.“ Das fand ich prima.

Wessen ich mir leider nicht bewusst war, war die Tatsache, dass der junge Mann und die junge Dame auf meiner Mailbox völlig unabhängig voneinander reagiert hatten. 😉 Und als ich dann eine Mail bekam, die die Umstellung für den heutigen Tag, den 14. September, ankündigte, dachte ich ahnungslos: „Auch gut. Dann eben doch etwas eher.“

Letzte Woche allerdings wurde ich etwas unruhig, denn ich hatte doch einen neuen Router bestellen müssen … Und während die Anleitung zur eigenhändigen Einrichtung aller Gegebenheiten unter VoIP bei mir eintrudelte, in der mehrfach erwähnt wurde, dass bei Bestellung eines neuen Routers dessen Versand auch angekündigt werde und ganz kurzfristig erfolge und zusätzlich wie bei einem Countdown im Tagestakt Mails bei mir eintrafen, die voller Begeisterung – freudige Fanfarensignale! – mitteilten, dass ich alsbald stolze Nutzerin von VoIP sein würde, kam eines nicht: der Router.

Ich rief beim Provider an, man teilte mir mit, der Router würde umgehend versendet. Ich schrieb, als noch immer kein Erfolg beschieden war, Mails, rief erneut an. Der Router sei unterwegs, hieß es.

Nun, offenbar befindet er sich in einer Art Zeitschleife, denn bis heute ist er nicht bei mir eingetroffen, und ohne ihn gibt es auch keine Einrichtung der so supercalifragilisticexpialigetischen neuen Gegebenheiten …

Immerhin komme ich mittels einiger Winkelzüge ins Internet, bezahle nun wohl aber doppelt dafür – das ist doch schon einmal was! 😉 Doch immerhin wird meine Festnetz-Telefonrechnung demnächst wohl erschreckend reduziert ausfallen, denn das Ding funktioniert ja nun gar nicht. Ein kleiner Ausgleich muss sein … 😉

Derzeit könnte ich mir rechts und links eine reinhauen – warum nur habe ich nicht längst den Provider gewechselt? 😉 Aber wer weiß, was mich bei einem Wechsel erwartet hätte? Es ist nicht ganz einfach …

Auf der anderen Seite: Einige Erlebnisse mit diesem Auftragnehmer sind in der Tat recht erheiternd. Es wäre doch schade, darauf zu verzichten, oder?

Und nun bin ich sehr gespannt, wann dieser Router endlich eintrifft. Falls er es denn tut … 😉 Ich vermute, er wird Ende Dezember eintreffen – da ja meine ursprünglich anvisierte Umstellung am dritten Januar erfolgen sollte … Man sollte manchmal einfach gar nicht eingreifen – alles andere führt nur zu vermeidbarem Chaos. Zumindest bei diesem Provider. 😉

*Name leicht geändert

Operationen? Nur bei Neumond!

Gestern bin ich – abgesehen vom Rest des Tages – mal wieder an meine Grenzen geraten. Beziehungsweise: mit der Nase darauf gestoßen worden. Mit Nachdruck. Und das Schlimmste: Es war nur gut gemeint gewesen!

Denn gestern kam eine Kollegin ins Büro, die ich schon sehr lange kenne, aber nur selten sehe, seit sie in einer anderen Abteilung arbeitet. Ich kenne sie jedoch, seit ich bei meinem Arbeitgeber tätig bin. Und ich habe sie als einen Menschen kennengelernt, der wirklich lieb und nett, wenn auch bisweilen etwas schräg ist. Es mag daran liegen, dass sie aus Norddeutschland stammt, ich hingegen eher süddeutsch-ruhrimäßig geprägt bin – ich weiß es nicht. Auf alle Fälle nimmt sie Dinge immer sehr ernst. Total ernst. Nichts ist dem Zufall überlassen, und meine Art Humor hat sie früher schon nicht so gut verstanden. Wahrscheinlich findet sie mich in mancher Hinsicht grob. Ich weiß es nicht – ich will es auch gar nicht wissen. Fakt ist: Ich mag sie trotzdem, denn – siehe oben – sie ist im Grunde ihres bisweilen sperrig wirkenden Herzens ein lieber und wohlmeinender Mensch. (Da sind wir einander sogar ähnlich … 😉)

Ich unterhielt mich gerade mit einer anderen Kollegin, als Wiebke hereinkam. Wir unterhielten uns – das Thema beschäftigte mich gestern verständlicherweise – über zahnmedizinische Behandlungen. Hier speziell Parodontosebehandlungen. Und das bekam Wiebke mit …

Sofort meinte sie alarmiert: „Ali, wann hast du den Termin?“ – „Heute – um 17 Uhr!“ Und da sah ich schon, wie Wiebkes Gesicht in sich zusammenzufallen schien. Sie stand unter Schock! 😉

„Ist alles in Ordnung, Wiebke?“ fragte ich besorgt. Da sah sie mich an und meinte voller Pein: „Ali, um Himmels willen! Heute ein solcher Termin? Das geht gar nicht!“ – „Äh, wieso nicht? Der steht schon seit einigen Wochen fest.“ – „Ja, aber … O Gott!“ – „Stimmt irgendetwas nicht?“

Da holte Wiebke tief Luft, und im nächsten Moment prasselte eine Vielzahl an Informationen auf mein Haupt ein. Ich verstand nur Vollmond. Denn als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, meinte sie: „Ali, wir hatten vor fünf Tagen Vollmond!“ – „Ja, und?“ warf ich ahnungslos-ignorant ein. – „Da kannst du doch nicht wenige Tage später einen solchen Termin allen Ernstes wahrnehmen wollen!“ – „Aber … warum denn nicht?“

Wiebke sah mich an, wie Erwachsene Kinder ansehen, denen sie keine allzu ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten zutrauen. Und sie holte erneut Luft. Dann sagte sie: „Vollmond ist Scheiße, wenn man gewisse Dinge machen will.“ Ich überlegte, dann sagte ich: „Wiebke, ich will keine gewissen Dinge machen. Ich muss einfach nur zum Zahnarzt.“

Erneut weilten ihre Augen bekümmert auf mir, und ich begann bereits, mich ein wenig zu sorgen. Aber da rief sie: „Arnika!“ – „Nein, Ali,“, sagte ich. „Ich heiße Ali – weißt du doch.“ – „Nein, Arnika!“ – „Nein, durchaus nicht, mein Name ist Ali! Wir kennen einander seit 2004, und ich habe meinen Namen nicht geändert.“ – „Nein, Ali! Du sollst ganz viel Arnika nehmen – vielleicht kann das der Vollmondwirkung entgegenwirken!“

Ich sagte lieber gar nichts. Gut, zugegeben, als Kind hatte ich mich vor dem Vollmond immer gefürchtet. Der sah irgendwie unheimlich aus. Wie ein riesiger, leuchtender Pfannkuchen mit Gesicht. Und er sorgte stets dafür, dass ich, wachte ich nachts auf, vor lauter Furcht völlig reglos im Bett lag, weil er die Sachen, die in Stephanies und meinem damaligen Zimmer standen, in ein so unheimliches, fahles und kaltes Licht tauchte und teils verfremdete.

Meine Mutter wollte mir helfen, und wenn ich – jeweils zu Vollmondzeiten – abends im Bett lag und furchtsam fragte: „Was ist da so hell? Ist das der Mond?“, nahm sie mich mehrfach auf den Arm, trug mich zum Fenster und stellte mich auf die Fensterbank, wobei sie mich gut festhielt und sagte: „Sieh mal, Ali – das ist doch nur der gute, alte Mond! Der tut dir nichts.“ Ich sah hin und sah einen mir sehr unheimlichen Gesellen, und schnell drückte ich mich an meine Mutter und sah den Mond lieber nicht mehr an.

Meine Mutter versuchte es mit altbekannten Liedern wie: „Der Mond ist aufgegangen“ oder „Guter Mond, du gehst so stille“ – nichts half. Immer, wenn es draußen dunkel war und dennoch dieses fahle Licht durch die Ritzen in der Jalousie strahlte, fragte ich voller Pein: „Ist das der Mond?“

Irgendwann wusste sich meine Mutter keinen anderen Rat mehr, und so sagte sie: „Aber nein! Das ist nicht der Mond! Das ist die Flutlichtanlage auf Schalke! Die Jungs trainieren jetzt – deswegen ist es hier so hell.“ Problem gelöst. Das war einzusehen, und das sah ich auch ein und akzeptierte es. Da waren Menschen beteiligt, nicht nur dieser unheimliche, leuchtende Himmelskörper! Und dann auch noch hinsichtlich Fußballs – das beruhigte mich. (Hätte ich als Dreijährige nur etwas mehr Ahnung von geographischen Aspekten gehabt, wäre mir nicht nur der Mond, sondern obendrein aufgegangen, dass man die Schalker Flutlichtanlage von unserem Kinderzimmerfenster unmöglich sehen konnte, da es in die völlig entgegengesetzte Richtung ging … Wie gut, dass ich das damals noch nicht wusste … 😉)

Ihr seht: Ich hatte schon früh ein gespaltenes Verhältnis zum Mond. Speziell, wenn er voll war. Alle anderen Zustände störten mich nicht. Und nun sollte mich diese längst überwundene Sache doch noch einholen?

„Wiebke, was ist denn so schlimm daran, wenn ich fünf Tage nach Vollmond eine Parodontosebehandlung vornehmen lasse?“ – „Das ist einfach nicht gut. Wahrscheinlich ist es erheblich schmerzhafter, und es heilt sicherlich auch schlechter.“ (Ha! Wusste ich es doch schon als Kleinkind! Der Scheiß-Vollmond ist schädlich! 😉)

Nein, nicht wirklich, und ich sah Wiebke irritiert an, als sie mir eine kurze Vorlesung zum Thema hielt. Operationen jedweder Art bitte nur bei Neumond!

Ich hätte ja gern mein Gesicht in dem Moment gesehen. Und ich schwöre, mir lag auf der Zunge, zu sagen: „Muss ich da vorher auch noch geraspelte Ziegenhufe, das Herz eines vor Morgengrauen geschlachteten Huhns und die geschnittenen Zehennägel einer Jungfrau in der Neumondnacht an der Nordseite meines Hauses eingraben und dazu irgendeinen Zauberspruch aufsagen?“ Ich öffnete sogar schon den Mund, schloss ihn aber lieber wieder. Ich fürchtete mich vor der Antwort. 😉 Und nicht nur das, denn sie meinte es ja lieb. 😊 Und so sagte ich ebenso lieb: „Danke, Wiebke. Ich werde es mir merken und fürderhin klüger handeln.“ Sie nickte zufrieden und meinte: „Das ist gut so. Ich freue mich, dass ich dir helfen konnte.“ (Gut, da musste ich sehr an mich halten, nicht laut: „Scheiße!“ zu schreien, aber ich riss mich am Riemen und lächelte schwachsinnig.)

Immerhin hatte ihr Einsatz zur Folge, dass mich heute die andere Kollegin anrief und total nett fragte, wie ich denn den gestrigen Eingriff überstanden hätte. Ich gab an, die ganze Nacht aufgrund fieser und bohrender Schmerzen im linken Teil meiner Kiefer nicht so recht geschlafen zu haben, und da meinte Simone: „Siehste! Wärest du lieber mal an einem Neumondtag hingegangen!“ Und sie lachte sich scheckig. Ich lachte auch. Und dann rief mich Wiebke an … Ich sagte – anders als zu Simone -, dass alles bestens gelaufen und ich wohl mehr so der Kurz-nach-Vollmond-Behandlungstyp sei. Daraufhin meinte Wiebke: „Ich glaube, du verstehst das Prinzip nicht. Aber das ist nicht schlimm – man kann so vieles lernen.“ Das stimmt. Es gibt in der Tat so viele Dinge, die man lernen kann. Kann. Nicht muss. Geschweige denn: will. 😉

Der zweite Termin für die rechte Kieferseite ist am kommenden Dienstag. Am Neunzehnten. Einen Tag vor Neumond. Muss ich mir jetzt Sorgen machen? Oder gilt das schon? 😉

Ich habe es wirklich nicht mit solchen Dingen. Aber zumindest weiß ich, wann was nett gemeint ist, auch wenn ich darüber frotzle. Und immerhin weiß ich dank Wiebkes Einsatz nun auch noch, dass ich Friseurbesuche niemals in die Phase abnehmenden Mondes legen, sondern nur bei zunehmendem Mond meine Haare schneiden lassen soll. Die wachsen dann nämlich viel kräftiger nach! Danke, Wiebke! 😊

So haben verschiedene Menschen verschiedene Aberglauben. Ich befürchte nur, Wiebke hält ihren für wissenschaftlich fundiert …

„Frohnatur“ oder: Ein recht schräger Tag …

Heute ist der elfte September, dem seit vielen Jahren von meiner Wenigkeit nicht allzu froh entgegengeblickt wird. Von sehr vielen anderen Menschen auch nicht, was nur zu verständlich ist, zumal ich noch heute exakt sagen kann, was ich am 11. September 2001 getan habe, als gerade die allererste Meldung über das, was wir heute 9/11 nennen, über den großen Teich geschwappt war. Ich erinnere mich ganz besonders ungern an jenen 11. September anno 2001 – und da geht es sicherlich ganz vielen Leuten ähnlich wie mir. Vergessen kann und darf man so etwas nicht, und das wird auch nie passieren. Ich bin nur immer wieder ganz fasziniert – wenn auch nicht im jubelschreienden Sinne -, dass so viele Leute auf die Frage: „Was hast du am 11. September 2001 gerade gemacht, als die erste Meldung kam?“ ganz exakt antworten können und nicht nur das beschreiben, was sie gerade getan, sondern was sie auf die Meldung hin gedacht hatten. Doch darum geht es hier nicht, auch wenn ich der Meinung bin, dass jener Tag damals niemals vergessen werden dürfe.

Was mich anbelangt, war der Elfte des Monats September schon lange vor dem Jahr 2001 gebrandmarkt, und ich entschuldige mich sogleich bei allen, die an diesem Tag Geburtstag haben. Das betrifft nicht euch! Ich bin mir sicher, dass auch ganz viele Leute den Tag, an dem ich mein sogenanntes Wiegenfest begehe, mit irgendetwas Unangenehmem verbinden, was mit mir persönlich gar nichts zu tun haben muss. 😉

An einem elften September hatte ich meinen ersten Autounfall. Nicht heute und nicht letztes Jahr – vielmehr in der Zeit, da ich vor meiner selbsterwählten Fahrpause regelmäßig fuhr. Und ich war nicht schuld, hatte aber haufenweise Ärger und Rennerei. Und als ich an jenem Abend glücklich mit dem Mietwagen, der angemietet werden musste, in mein Elternhaus kam – meine Eltern waren im Urlaub und nur Stephanie und ich da -, saß da Angelika, eine ziemlich nervende Schulfreundin Stephanies, die erzählte, dass meine ehemalige Englischlehrerin, Frau Steinmaier, die seit einiger Zeit an Krebs litt, aber – wie immer unverwüstlich und in dieser Eigenschaft einfach nur liebens- und bewundernswert, kurz: klasse – dagegen ankämpfte, zumal sie zwei noch recht kleine Kinder hatte, kurz nach den Sommerferien in der allerersten Klasse, die sie nach geraumer Zeit endlich hatte übernehmen können, vor den Augen dieser kleinen Fünftklässler zusammengebrochen sei. Seither liege sie in der Uniklinik und sei nicht mehr ansprechbar. Es gehe zu Ende und sei nur noch eine Sache von Tagen. Ich mochte Frau Steinmaier sehr, und ich konnte es nicht glauben. Aber Angelika versicherte mir, es sei leider nur zu wahr. Als ich fragte, ob man sie besuchen könne, sagte Angelika nur: „Ali, sie würde dich gar nicht mehr erkennen. Du kannst sie besuchen, aber es ist wohl nicht so ratsam.“ All das an jenem Tag. Und Frau Steinmaier ist kurz darauf gestorben, ich werde es nie vergessen.

Seither – und speziell seit 2001 – ist kein 11. September mehr ohne irgendwelche unschönen Dinge vergangen. Zumindest bei mir. Vielleicht liegt es daran, dass dieser Tag bereits bei mir gebrandmarkt ist, so wie Menschen sich vor schwarzen Katzen fürchten, vor denen ich kein Fitzelchen Angst habe. Bei mir ist es dieser Tag, und vielleicht reagiert ja mein Unterbewusstsein – ich habe keine Ahnung.

Der heutige 11. September war jedenfalls von vornherein ein Ärgernis – was aber so nicht bleiben sollte, wenn ich es recht überlege. Nein, im Grunde gibt es keinerlei Zweifel daran, aber ich glaube, es braucht ein bisschen, bis ich es begreife. 😉

Ich hatte ja heute diesen wundervollen Ersttermin zur Parodontosebehandlung bei Dr. Zachow, meinem Zahnarzt. Um 17 Uhr. Und so beschloss ich am gestrigen Abend, lieber ganz früh aufzustehen und am besten um 7 Uhr bei der Arbeit zu sein, da ich noch einkaufen musste und das lieber nach der Arbeit und vor dem Arzttermin tun wollte. Ich wusste doch nicht, ob ich nach dieser mir bis dato völlig unbekannten zahnmedizinischen Prozedur noch in der Lage sein würde … 😉 Und ich habe in der Hinsicht schon einiges mitgemacht und glaubte immer, mich auszukennen … 😉

Weit gefehlt, aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, was auch gut war. Und ich habe es auch nicht geschafft, um 7 Uhr bei der Arbeit zu sein. Aber immerhin um halb 8! 😉

Bei der Arbeit angekommen, stellte ich in der Küche fest, dass sich wohl jemand am Vorratsschrank selbst bedient hatte. Nicht nur, dass einige Dinge fehlten, die mir persönlich gehörten, hatte man wohl auch den vom Arbeitgeber finanzierten Kaffeevorrat geplündert. Auch waren erheblich weniger Filtertüten-Pakete da, bei denen schon zuvor erstaunlicher und nicht erklärbarer Schwund geherrscht hatte. (Was machen Leute, die so etwas klauen, damit? Machen die Partyhüte daraus? 😉 )

Ich ärgerte mich fast schwarz – ich kann so etwas nicht leiden! Ich bin in der Hinsicht wirklich großzügig, und ich teile durchaus gern! Und: Musste man ausgerechnet den Bestand an Marzipanschokoladentäfelchen schmälern? Und die Oreo-Kekse? 😉

Prompt bekam ich ob dieser Dreistigkeit Kopfschmerzen, und die hatte ich dann auch noch den restlichen Tag … Bis ich mich um 15:30 Uhr vorbereitete, die Biege zu machen.

Um 15:32 Uhr klingelte mein Telefon. Unser Personalchef war dran. Er bat mich um eine Unterredung … Das konnte nichts Gutes sein. Dachte ich.

Als ich eine Dreiviertelstunde später aufbrach, war ich völlig konsterniert. Zumindest vom Donner gerührt. Denn ich fuhr anders weg, als ich hergekommen war. 😉 Damit hatte ich nicht gerechnet. Und das Erste, das ich tat, war, eine gute Freundin anzurufen, der ich, als sie sich meldete, in die Ohren plärrte: „Ich habe die Stelle!“ Nachdem sie sich wieder erholt hatte, freute sie sich auch. 😉

Ein Wechselbad der Gefühle, dieser Tag heute, denn ich musste ja auch noch zum Zahnarzt. Und da wurde es richtig schauerlich. Das Schlimmste sei die Betäubungsspritze, hieß es, aber das kann ich nicht unterschreiben. Denn zwischenzeitlich und unter der Behandlung hatte ich das Gefühl, man trachte danach, alle Zähne linksseitig brachial herauszureißen … Oder -zubrechen.

Nach der Behandlung fragte mich der Zahnarzt: „Na, Frau B. – ist alles in Ordnung?“ Ich sortierte meinen Ober- und Unterkiefer, und dann meinte ich: „Das war ja nun nicht so schön, Herr Dr. Zachow! Aber ich habe es ja überlebt.“ Und ich lachte fröhlich. Da meinte Dr. Zachow: „Also, Frau B., ganz ehrlich: Sie sind eine meiner liebsten Patientinnen!“ – „Ich? Warum?“ – „Weil Sie so eine Frohnatur sind. Das hier war nicht schön, und trotzdem lachen Sie im Anschluss und machen Scherze! Das erlebe ich wirklich nicht jeden Tag. Sie sind ein echter Sonnenschein, und ich wollte mich auch einmal dafür bedanken!“

Ich starrte erstaunt. Ich ein Sonnenschein? Ich bin von Galgenhumor durchdrungen! 😉 Aber offenbar wirkt das bei einigen Leuten wie Sonnenschein, und das freut mich doch! 😊

Und nun freue ich mich auf den Dienstag der kommenden Woche. Da kommt um 8 Uhr morgens die rechte Seite meiner beiden Kiefer dran. Ich freue mich schon wie Bolle … 😉

(Und an die neue Stelle muss ich mich wohl erst ganz langsam gewöhnen, denn so richtig ist das immer noch nicht angekommen. Ich sollte mich doch freuen, oder? Stattdessen ringe ich mit unsäglichen Schmerzen, die mein linker Ober- wie Unterkiefer aussendet.)

Halt ein echter elfter September …

„Überraschung!“

Die meisten Menschen behaupten ja, Überraschungen zu mögen. Ich auch. Ich liebe Überraschungen sehr. Natürlich nur, wenn sie positiv sind. Negative Überraschungen kenne ich zur Genüge und kann nur sagen: „Braucht kein Mensch. Her mit den positiven Überraschungen!“ Wird auch langsam mal wieder Zeit. 😉

Nur: Die kommen nicht auf Kommando. Manchmal muss man sehr lange warten – und manchmal kommen sie auch gar nicht. Wenn ihr mich fragt, ist dies die zweitblödeste Variante. Die blödeste ist sicherlich die Negativüberraschung, die – zumindest gemäß subjektivem Empfinden – zum Ausgleich viel häufiger ihre Aufwartung macht. Wie gesagt: rein gefühlt. (Oder?)

Heute war ich auf der Suche nach einem bestimmten Artikel bei einem Versandhandel, dessen Anschaffung ich ins Auge gefasst habe. Den Artikel natürlich, nicht den Versandhandel. Ich wollte zuvor Kundenbewertungen dazu lesen, die zwar auch nicht immer garantieren, einen guten Kauf zu tätigen, doch zumindest geben sie eine gewisse Tendenz an. Und wie es so meine Art ist, schweifte ich auch ein bisschen ab und sah mich zusätzlich in anderen Kategorien um. Keine Ahnung, wie ich an das kam, was ich dann voller Staunen las: Die Wundertüte ist wiederauferstanden! 😉

Als Kind liebte ich Wundertüten, und das so sehr, dass meine Schwester noch heute voller Pein berichtet, wie ich ihr mal beinahe das Herz gebrochen hätte – aber das ist wiederum eine ganz andere Geschichte …

Ich finde einfach das Prinzip spannend: Da ist eine verschlossene Tüte, die Wunder verheißt, und ich erinnere mich noch an das Herzklopfen und die Spannung, die damit einherging, die Tüte zu öffnen. Gut, jeder weiß, dass in solchen Tüten oder Packungen ausschließlich Tinnef ist, aber Kinder lieben so etwas, das Öffnen und Entdecken ist wirklich das Größte, und der Tinnef erscheint einem bisweilen wie ein wunderbarer Schatz! 😊

Doch zurück zum Versandhandel. Die moderne „Wundertüte“ ist gar keine Tüte, sondern wird dort als Überraschungspaket beworben, das es in verschiedenen Preisstufen gibt. Zum Inhalt wird nur soviel verraten, dass dieser, aus Lagerauflösungen stammend, stets dem Zufall überlassen sei, aber durchaus nützliche Haushaltsgegenstände enthalten sein könnten. (Man beachte: könnten.)

Na, das war doch mal spannend! Nicht, dass ich vorgehabt hätte, mindestens 10 Euro aufzuwenden und ein solches Ding zu bestellen, beileibe nicht. Aber ich wollte doch einmal sehen, wie die Bewertungen der glücklichen Käufer so aussahen.

Die positiven Bewertungen waren sehr übersichtlich, und – um der Ehrlichkeit zu ihrem Recht zu verhelfen – ich habe sie bis jetzt noch gar nicht gelesen. Denn die sehr negativen Bewertungen überwogen, und die würden sicherlich viel unterhaltsamer sein, dachte ich. (Außerdem befinde ich mich auch noch in der Rekonvaleszenzphase in Folge eines gar schaurigen, länger andauernden Lachanfalls. Ich traue mich im Moment nicht, auch nur eine einzige weitere Bewertung zu lesen … )

Ich wurde nicht enttäuscht. Au contraire. Ich las einige Bewertungen, die eher nichtssagend waren, da sie über die wundervollen Schnäppchen (30 Stück an der Zahl in jedem Überraschungspaket!) nicht detailliert informierten. Bis ich auf die ersten Meinungsäußerungen stieß, in denen die Käufer explizit beschrieben, was sie nach dem höchst gespannten und unter Herzklopfen – der Wundertüten-Effekt – vollzogenen Öffnen des Pakets vorfanden.

Da beschwerte sich ein Käufer, der freimütig zugab, ein über nur noch wenig Haupthaar verfügender Mann zu sein, er habe 20 – in Worten: zwanzig – Haarreifen vorgefunden, noch dazu in Pink und Lila mit Glitzer, einige sogar noch mit blinkenden Hörnern – was er denn damit machen solle? Ein weiterer Käufer meinte, klar komme man locker auf 30 Artikel, wenn man 25 Wunderbäume in der „Duft“richtung Hawaii sowie fünf überdimensionale Holzknöpfe in ein Paket packe. Der nächste hatte mehrere Klosteine und ausgelaufene Batterien vorgefunden, und eine Frau, die solch ein Paket zur Ausstattung und Aufstockung einer geplanten Tombola gekauft hatte, 30 Haargummis sowie mehrere kleine Glimmlampen. Da schmunzelte ich bereits, und es entrang sich meiner Brust ein einzelner Lacher.

Die nächste Bewertung führte dazu, dass ich einen Kommentar hinterließ und mich beim Käufer dafür bedankte, dass er mich zu heftigerem Lachen gebracht hatte. Ich schrieb es nett, ich war nicht schadenfroh – es war einfach ein gewisser Grad an Situationskomik gegeben, denn der Herr regte sich auf, dass in seinem Paket ein Konglomerat von Kondomen gewesen sei, die bereits seit Wochen abgelaufen seien! Eine Frechheit sondergleichen! Ja. Fand ich auch. So ein Kondom ist ja durchaus nützlich, nicht jedoch, wenn es abgelaufen ist und dann noch zu überhöhtem Preis.

Den Rest gab mir dann die Bewertung eines Käufers, der im Grunde eine wunderbare Ausstattung für einen Kindergeburtstag zugesendet bekommen hatte. Blöd, wenn man keine Kinder hat …

Ich las seine Liste: zwei Malbücher, zwei kleine Bälle, zwei größere Bälle, zwei Rasseln, 10 Gummitiere, eine Spritzpistole, zwei Tröten. Da lachte ich bereits, denn obwohl die Liste im Grunde völlig neutral verfasst war, spürte man den Zorn und einen gewissen Sarkasmus dahinter. Und erneut so etwas wie Situationskomik. Aber ich war noch nicht ganz am Ende, das dann aber nach dem vorletzten Artikel auf ganz andere Weise, denn dort stand: 1 aufblasbare Luftgitarre

Das gab mir den Rest – ein apokalyptischer Lachanfall nahm seinen Lauf, bei dem mir sogar die Tränen aus den Augen rannen. Ich gebe zu, ich bin manchmal ein etwas alberner Mensch, aber die Vorstellung übermannte mich einfach, wie ein erwachsener Mann erwartungsvoll und ganz gespannt ein Paket öffnet, in dem er nützliche Haushaltsgegenstände erwartet, und darin neben anderen für ihn völlig nutzlosen Dingen auch noch eine … aufblasbareLuftgitarre … vorfindet. Nutzloser geht es kaum – immerhin als Partygag zu gebrauchen, aber doch nicht für so viel Geld. Es war so herrlich absurd, und ich liebe Absurdes. 😊

Ich brauchte eine ganze Weile, mich wieder einigermaßen zu beruhigen, doch jedes Mal, wenn ich an diese blöde aufblasbare Luftgitarre dachte, platzte ich erneut heraus. Wie gesagt: Ich bin manchmal ein etwas alberner Mensch. Doch hatte ich eben stets diese Auspackzeremonie vor Augen. Und nun traue ich mich kaum, noch weitere Meinungen zu lesen – wer weiß, was noch alles kommt …

Wohlgemerkt: Ich lachte keineswegs aus Schadenfreude. Ich lachte, weil ich solche Situationen kenne. Riesenerwartungen nach Riesenversprechen – und dann kommt nur heiße Luft(gitarre). Auch ich habe schon Artikel bestellt – wenn auch nie ein Überraschungspaket, was ich auch künftig vermeiden werde -, die ich voller Freude aus ihrer Verpackung befreite und dann vor einer gigantischen Enttäuschung stand, die mindestens ebenso groß war wie die Vorfreude und Spannung zuvor.

Allerdings fragte ich mich auch, was die Käufer denn Tolles erwartet hatten. Jeder kennt doch das Wundertütenprinzip. Man bezahlt einen gewissen Preis und bekommt Schrott frei Haus, dessen Wert in keinem Verhältnis zum Preis steht.

Faszinierend allerdings, dass diejenigen, die diese tollen Pakete für teuer Geld versenden, das tolle Geschäftsmodell ganz ohne schlechtes Gewissen umsetzen. Man nennt das auch „aus Scheiße Geld machen“. Und man kann es ihnen noch nicht einmal vorwerfen – sie haben nichts falsch beworben.

Ich halte es lieber so: Erwartungen jedweder Art besser tiefer ansetzen, den Ball flachhalten. Andererseits: Auch ich bin da nicht immer konsequent, und wenn alle das konsequent durchziehen würden, gäbe es viel weniger zum Schmunzeln und zum Lachen. Und das wäre doch schade, oder? 😊

Große Augen

Große Augen zu haben, kann aus ganz verschiedenen Gründen geschehen. Manche haben sie von Natur aus, oder man reißt die Augen vor Überraschung, Freude, Begeisterung oder Entsetzen weit auf. Manchmal spricht man auch von „großen Augen“, wenn man etwas sehr hübsch findet und gerne haben möchte.

Meine Augen sind relativ groß geraten, was wohl bei mir in der Familie liegt, und reiße ich sie vor Überraschung, Freude, Begeisterung oder Entsetzen auf, höre ich bisweilen von sensibleren Gemütern: „O Gott! Da bekommt man ja Angst!“ Ich finde das Ganze eigentlich gar nicht so bedrohlich, aber ich kenne mich ja auch. 😉

Heute machte man mir – wie ich zunächst glaubte – ein Kompliment zum Thema. Dass es eine bloße Feststellung und etwas anders gemeint war, ging mir erst später auf … 😉

Denn ich musste heute zum Augenarzt. Bei meinem letzten Besuch dort im Mai hatte man mich darauf hingewiesen, dass auch mal wieder eine sogenannte Funduskopie vorgenommen werden müsse. Klingt spannend, ist es manchmal auch, aber im Grunde verbirgt sich lediglich eine augenärztliche Untersuchung des Augenhintergrundes dahinter. Denn wenn auch von vorne alles gut aussehen kann, können hier in Abwandlung einer bekannten Redensart Verhältnisse von vorne hui – hinten pfui herrschen. 😉 Denn das fürs Auge und die Sehfähigkeit Wichtigste – Sehnerv und Netzhaut – sieht man ja bei einer ganz normalen Standarduntersuchung nicht. Und am Ende ist dort schon so einiges marode, was schlimmstenfalls zur Erblindung führen kann – und wer will das schon  …

Ich gebe zu, ich finde alle medizinischen Eingriffe, die sich auf Einsatzgebiete am Kopf beziehen, besonders unangenehm. Selbst zum Augenarzt gehe ich nicht so gern, nicht einmal zur normalen Sehschärfen- und Kontrolluntersuchung. Ich komme mir immer vor wie ein Versager, wenn ich die zum Teil nur fliegenschissgroßen Zahlen nicht lesen kann – nicht einmal mit meiner Brille. Und ich bin überzeugt, dass höchstens Scharfschützen oder Adler in der Lage wären, dies zu tun. 😉 Nichtsdestotrotz sitze ich immer mit einem verlegenen Grinsen da, während man auf winzige Ziffern deutet und wie selbstverständlich sagt: „Lesen Sie mal die vorletzte Reihe!“ Nicht selten rate ich, oder ich sage wie in einer Verhandlung: „Nun, ich denke, es könnte sich um eine Acht handeln. Gegebenenfalls auch um eine Sechs. Oder aber um eine Null.“ Und mit gewinnendem Lächeln blicke ich zum Auftraggeber, der dann meist zurücklächelt und sagt: „Vollkommen richtig – es ist eine Null!“ (Nein, keine Sorge – ich sehe alles, was ich sehen muss, auch beim Autofahren. Eine sehr nette Arzthelferin hat mir mal gesagt: „Sie können noch verdammt viel erkennen, Frau B.! So viel erkennen nicht viele. Das beruhigte mich einerseits, andererseits aber beunruhigte es mich auch, denn wenn ich mit Brille schon so wenig zu sehen wähne: Laufen andere Leute quasi noch „blinder“ durch die Gegend? Ein Wunder, dass nicht dauernd etwas passiert … Als ich dies der Helferin sagte, lachte die sich schlapp und meinte: „Die unteren Reihen sind so klein – die kann kaum einer lesen. Es sei denn, ein Adler oder …“ – „… ein Scharfschütze.“ So ergänzte ich, und die Helferin lachte noch mehr und meinte: „Genau so, Frau B.!“ Ich war beruhigt.)

Heute sah ich noch schlechter als sonst, war aber selber schuld. Denn gestern Abend war ich mal wieder mitten beim DVD-Gucken auf der Couch eingeschlafen – mit meinen Kontaktlinsen, die ich mal wieder herauszunehmen verpennt hatte, und das im wahrsten Sinne. Und jeder Kontaktlinsenträger weiß, wie unschön das Erwachen dann ist. Obwohl meine Linsen angeblich 24 Stunden lang getragen werden können. Ha! Ich erwachte, nahm die Dinger schleunigst aus den Klüsen, fühlte aber dieses Gefühl geschwollener Augen. Ich hielt diese unter kaltes Wasser, bevor ich mich zum Arzt aufmachte. Mit meiner Brille auf der Nase, natürlich.

Beim Arzt ließ man mich natürlich erst wieder Zahlen lesen. Ich war heute noch jämmerlicher als sonst – aber meine Augen waren durch die mit Kontaktlinsen verbrachte Nacht nicht in Bestform. Ich war froh, als ich erlöst war und die Helferin mir Atropintropfen hineinträufelte.

Ehrlich gestanden: Ich mag diese Funduskopie gar nicht. Man bekommt diese Tropfen ins Auge, die die Pupille erweitern. Und die bleibt dann auch erst einmal Stunden erweitert, was zur Folge hat, dass man nicht nur von der eigenen Schönheit, sondern auch allem anderen geblendet wird, was leuchtet, blinkt, blitzt oder einfach nur hell ist. Zudem sieht man auch sehr unscharf. Meine letzte derartige Untersuchung fand anno 2003 oder 2004 statt. Mitten im Hochsommer, aber ich hatte zuvor nicht gewusst, dass ich an eine besonders gründliche Augenärztin geraten war – es war mein erster Besuch. (Übrigens gleichzeitig auch mein letzter. 😉) Mein damaliger Freund war dabei, allerdings nur aus dem Grunde, da die Ärztin ihre Praxis im zentralen sozialen Brennpunkt meines damaligen Wohnortes betrieb, den Ortskenner auch tagsüber nicht „unbewaffnet“ betraten.

Es war ein brüllend heißer Julitag, die Sonne knallte vom Himmel. Ich trug meine Brille und besaß leider keine Sonnenbrille mit optisch geschliffenen Gläsern … Nach der Standarduntersuchung träufelte mir die Ärztin Atropin in die Augen und schickte mich ins Wartezimmer zurück. Nach zehn Minuten träufelte die Helferin noch einmal nach … Und dann begann die Untersuchung besonderer Art. Erst wurde ich nur mit einer Spaltlampe geblendet, und die Ärztin spähte mit einer Lupe in meine Augen. Dann meinte sie: „Wir sollten sicherheitshalber auch noch eine genauere Untersuchung machen. Ich gebe jetzt noch ein paar Tropfen in Ihre Augen, eine örtliche Betäubung.“ Und ehe ich Einhalt gebieten konnte, hatte die sehr energische Ärztin auch schon ihren Worten Taten folgen lassen. Dann gab sie auch noch, wie sie sagte, ein „Schutzgel“ auf meine Hornhaut, um danach ein sogenanntes Kontaktglas auf die Hornhaut zu pressen! Und sie leuchtete erneut mit der Spaltlampe in mein wehrloses, gefügig gemachtes Auge und starrte aus nächster Nähe durch dieses Glas in dasselbe. Erst das rechte, dann das linke. Zum Glück war sie mit dem Ergebnis wohl zufrieden, als sie sich anschickte, das Kontaktglas von meinem linken Auge abzulösen. Der Versuch misslang – das Ding saß fest … Sie versuchte es erneut. Keine Chance auf diesem Wege, und ich geriet fast in Panik. Es ist nicht so angenehm, ein trichterförmiges Lupenglas auf dem Auge sitzen zu haben, das sich partout nicht von diesem trennen will. „Keine Angst, Frau B. – es hat sich nur festgesaugt. Bleiben Sie ganz ruhig – entspannen Sie sich.“ Ja, sicher, nichts leichter als das! 😉 Die Ärztin brauchte diverse Versuche, bis sie das Glas aus dem Auge bekam, wobei ich fest damit rechnete, dass mein Auge, an diversen blutigen „Drähten“ hängend, wohl nachgeben würde … Tat es aber dann doch nicht, und ich ward entlassen.

Mit kaltem Schweiß auf der Stirn tastete ich mich ins Wartezimmer und bedeutete Henrik, wir könnten nun gehen. Eigentlich sagte ich: „Henrik, bring mich bitte sofort nach Hause.“ – „Wie siehst du denn aus?“ – „Nicht jetzt. Später.“ Ich wollte die anderen Patienten im Wartezimmer nicht beunruhigen, vermute jedoch, dass sie eh kein Wort verstanden hätten …

Gut, dass Henrik dabei war, denn kaum waren wir draußen, wo die Sonne vom Himmel auf den Betonbürgersteig knallte und das helle Licht aufs Possierlichste von jenem reflektierte, tränten meine Augen wie bezahlt, und ich konnte sie kaum offen halten. Wozu auch – ich sah ja eh nichts. Henrik musste mich dann wie eine völlig Verstrahlte zur Bushaltestelle führen – zum Glück kam der Bus recht schnell, denn ich sagte nur: „Wenn wir jetzt hier noch eine halbe Stunde stehen müssen, drehe ich durch.“ Ich bin normalerweise nicht so zimperlich, aber meine Augen waren ziemlich angeschwollen, brannten wie Feuer und tränten, was das Zeug hielt, weil ich aufs Heftigste geblendet war. (Und ich schwöre: Man nimmt auch wahr, dass man angestarrt wird, wenn man so gut wie nichts sieht. 😉)

Zu Hause habe ich erst einmal im Bad bei dezentem Licht in den Spiegel geschaut … Ich sah aus wie ein Zombie oder wie etwas, das sich vom Blut anderer Lebewesen ernährt. Die Farbe meiner Augen konnte man kaum ausmachen – Uneingeweihte hätten, und das zu Recht, behauptet, ich hätte kohlrabenschwarze Augen, denn man sah nur Pupille und mit besonderer Aufmerksamkeit einen hauchdünnen, türkisgrünen Rand drumherum. Aber der war wirklich kaum zu erkennen. Es sah unheimlich aus. Ich legte mich frustriert ins Bett und schlief erst einmal drei Stunden, denn zu etwas anderem taugte ich nicht – ich konnte kaum sehen. Lesen ging nicht, Fernsehen ging nicht, und ich bin nicht so die Hörbuchfreundin. 😉 Es dauerte den ganzen Tag, bis sich meine Augen wieder normalisiert hatten, aber weh taten sie immer noch.

Und so ging ich heute sehr „erfreut“ zu meinem hiesigen Augenarzt. Normale Augenvermessung, Zahlenlesen, dann Augentropfen und Wartezimmer. Nach zehn Minuten kam eine Helferin mit einer Tropfflasche zu mir: „Frau B., lassen Sie mich mal sehen, ob wir nachträufeln müssen. Ach nein, das ist offenbar nicht nötig.“ – „Ich sehe sicherlich total bescheuert aus.“ – „Sie sehen sehr gut aus – sehr schöne Augen mit großen Pupillen.“ Und schon zog die Helferin weiter zu meinen Sitznachbarn. Offenbar war heute Funduskopie-Tag (ob es Rabatt gibt?). 😉

Die Untersuchung ging dann recht zügig und ohne Kontaktgläser. Man leuchtete mit der Spaltlampe in meine blendempfindlichen Augen, hielt eine Lupe zwischen Lampe und Auge und hieß mich, in alle nur denkbaren Richtungen zu blicken, rechts- wie linksseitig. Der Arzt gab der Helferin kolossal beruhigende Dinge zu Protokoll: „Rechts … Glaskörpertrübung … mouches volantes … Netzhaut… Cave! Links … Glaskörpertrübung … Netzhaut … Cave!“

Cave? In Bezug auf meine Netzhäute sprach er eine Warnung aus? Warum? Mir rutschte das Herz in die Hose, denn kürzlich hatte ein Kollege von mir eine partielle Netzhautablösung erlitten, von jetzt auf gleich. Und nur, weil er so schnell reagiert hat, ist er nun auf dem Auge nicht blind, hat aber mehrere Operationen hinter sich! Mir wurde ganz anders …

Und so fragte ich so lässig wie möglich: „Warum Cave? Was ist mit meiner Netzhaut? Und der Glaskörpertrübung?“ Der Arzt sah mich grinsend an und meinte: „Keine Sorge, Frau B. – es ist alles in Ordnung. Nur haben Sie auf beiden Augen eine Glaskörpertrübung. Wahrscheinlich sehen Sie öfter dunkle Punkte oder Fäden vor Augen, was wir mouches volantes nennen. Das heißt …“ – „… fliegende Fliegen, kenne ich. Ja, stimmt, habe ich schon, seit ich denken kann.“ – „Ist auch nicht schlimm.“ – „Was ist mit der Netzhaut – wieso Cave?“ (Die Sache mit dem Kollegen hatte uns allen einen Riesenschrecken eingejagt, da sie so plötzlich und ohne Vorwarnung kam … Und auch ich bin davon ganz offenbar nicht unberührt geblieben.)

Und da lächelte mich der Arzt an und sagte mit sanfter Stimme: „Frau B. – Sie haben sehr große Augen …“ Ich lächelte geschmeichelt, aber da sprach er weiter: „Und bei großen Augen ist das Risiko erhöht, dass irgendwann – unter Umständen – ein Loch in der Netzhaut entsteht. Und dann rutscht der Glaskörper partiell durch das Loch, das sich dann noch vergrößert, und …“ – „… bumm, sind Sie blind!“ meinte ich entsetzt. Der Arzt lachte und meinte: „Ich mag Ihren Humor. [Der Naivling. Das war kein Humor.] Nein, nein, keine Sorge. Nicht sofort. Es kann ein paar Stunden oder sogar Tage dauern.“ Ich starrte ihn entgeistert an, und er lachte noch mehr und meinte: „Aber im Moment ist alles in Ordnung. Allerdings sollten Sie mindestens einmal im Jahr den Augenhintergrund untersuchen lassen. Besser zweimal. Aber machen Sie sich keine Sorgen! Im Moment ist alles okay!“

Wie hatte ich nur jahrelang abends beruhigt ins Bett gehen und schlafen können, nachdem ich diese Untersuchung so lange hatte schleifen lassen … ?

Große Augen sind nicht immer von Vorteil. Vor allem dann nicht, wenn der gesamte Korpus gemeint ist, nicht nur die Frontalansicht … 😉

Vom Glück mit Gutscheinen

Heute war ich mal wieder in einer besonders realen Handelskette zum Einkaufen. Ich hatte einen Gutschein von Ulli, dem netten Nachbarn, der in direkter Umgebung meines Arbeitgebers wohnt und den ich regelmäßig mit seiner weißen Schäferhündin Luna treffe, wenn ich auf dem Weg zum Parkplatz bin. Treffe ich die beiden nicht, habe ich öfter ein Andenken in der Fahrertür meines Autos klemmen: einen Gutschein der genannten Handelskette. Meist sind es zwei, da meine Kollegin Janine auch Nutznießerin der Ulli’schen Großzügigkeit ist, was wir beide zu schätzen wissen.

Gestern traf ich Ulli und Luna einmal mehr auf dem Weg zum Auto. Wir unterhielten uns bestimmt eine Viertelstunde lang, und ich habe Luna mehrfach geknuddelt, die mir gleich begeistert entgegengeprescht kam. Gut erzogen, wie sie ist, sprang sie mich nicht an, ließ sich aber gern packen und knuddeln, gab dabei alberne Laute von sich und leckte mir begeistert über die Hand. Das Tier scheint mich zu mögen. Ich mag es umgekehrt auch. 😉

Ulli und ich sprachen dann über den aus heiterem Himmel gekommenen Sturm nebst Wolkenbruchs des Vorabends, den ich – perfektes Timing – in epischer Breite miterlebt hatte, als ich von Bottrop nach Hause fuhr. Oder schwamm.

Gegen Ende der Unterhaltung fiel ihm etwas ein, und er reichte mir einen Gutschein der oben genannten Handelskette. So einen hatte ich schon im Portemonnaie, den zweiten an Janine weitergereicht, nachdem ich beide kürzlich in meine Fahrertür geklemmt vorgefunden hatte. „Danke, Ulli, aber ich habe doch schon einen solchen!“ – „Ja, aber weiße, ich dachte, wennde noch einen kennz, der sich auch freuen wüüaaade. Dat Gute is ja, datte den an zwei Tagen benutzen kanns – Freitach und Samstach! Gilt für beide Tage!“

Ich war gerührt, wirklich. So etwas ist wirklich nett, und ich nahm den Coupon an mich und versprach, ihn an den Mann oder die Frau zu bringen. Und heute kam der Kollege Nils dann an das Glück des Coupons, weil er – im Einkauf tätig – schon öfter sehr hilfreich war, wenn wir im Büro außerordentliche Wünsche hatten. 😉

Nils freute sich und gab kund, er werde heute und/oder morgen gleich die Niederlassung der entsprechenden Handelskette an seinem Wohnort aufsuchen. Janine hatte das Gleiche vor, und auch ich hatte mir vorgenommen, heute in die Niederlassung in meiner Stadt zu fahren. Gemäß Coupon gab es Dinge, die ich brauchte. Zumal ich meinen Staubsauger im Kofferraum hatte, erst vor einigen Monaten exakt dort erworben …

Ich weiß nicht, wie es bei euch ist. Ich habe offenbar mit Staubsaugern nicht allzu viel Glück. Der, den ich mir kaufte, als ich gerade in diese Wohnung gezogen war, saugte hervorragend, gab aber drei Jahre später den Geist auf. (Zugegeben: Er war ein namenloses Schnäppchen gewesen und sehr preisgünstig.) Nummer zwei habe ich vor einigen Monaten gekauft – ein Markenprodukt in schnittigem Rot.

Ich schwöre, ich habe immer nur ganz normal meine Wohnung damit gesaugt, in der es keine allzu großen Herausforderungen gibt, und doch brach er neulich einfach seinen Dienst ab! Aus. Vorbei. Ich war ziemlich sauer, hatte zum Glück aber noch den Kassenbeleg und heute endlich Zeit, das Ding zum Einkaufsmarkt zu karren – es waren immerhin zwei Jahre Garantie darauf! 😉 Und den Gutschein von Ulli hatte ich auch dabei, was sich als Glück erwies.

Den „alten“ Staubsauger hatte ich originalverpackt auf den Teil des Einkaufswagens gepackt, den man hinten ausklappen kann, um weitere Lasten zu transportieren, als ich das Gebäude betrat. Erst einmal nach anderen Dingen schauen (zumal die Information von einer eklatanten Anzahl Frage- und Reklamierwilliger belagert wurde) … Vor allem solchen, die vom Gutschein betroffen waren. 😉

Ich hatte also recht schnell einen neuen Gesamtsatz Wischerblätter für alle Scheibenwischer – 3, in Worten: drei – des kleinen Monty im Wagen. Und wenn ich doch schon einmal im KFZ-Areal war, konnte man sich doch auch noch weiter umsehen – oder nicht? 😉 Bevor ich also Glühbirnen und Batterien, die ich stets brauche, in einer anderen Abteilung in den Einkaufswagen packte, wanderte in der KFZ-Sektion auch noch eine Flasche SmokeEx in den Wagen. Ich rauche zwar nie im Auto, aber im Wohnzimmer, und was fürs Auto gut ist, wirkt sicherlich auch im Wohnzimmer. Steht auch auf der Sprühflasche … 😉

Dann sah ich mich in der Abteilung „Haushaltsgeräte“ um und stieß sofort auf … Staubsauger. Ein Verkäufer lud gerade im zugehörigen Gang Staubsaugerbeutel und einen weiteren Schwung Staubsauger ab, und den habe ich mir gleich gekrallt und ihm meinen „alten“ Sauger – wenige Monate alt – nebst Kassenbon präsentiert. Ich dachte eigentlich, man würde mir noch hochnotpeinliche Fragen stellen, ob ich versucht hätte, damit größere Gegenstände, Mammuts oder Anakondas einzusaugen, welche in meiner Wohnung nicht vorkommen, aber nichts dergleichen. Der Verkäufer holte den Abteilungsleiter hinzu, der auch einen Blick auf den Staubsauger, seine Artikel- und Chargennummer sowie den Kassenbon warf und sofort bereit war, diesen gegen einen Staubsauger meiner Wahl im gleichen Preissegment einzutauschen. Bevor ich fragen konnte, meinte er: „Wir hatten schon diverse Beschwerden und Rückgaben hinsichtlich dieser Charge – da ist wohl etwas schiefgelaufen. Suchen Sie sich einfach einen Staubsauger im gleichen Preissegment aus.“ Ich suchte, nahm erneut einen roten Markenstaubsauger, der fünf Euro günstiger war als der, den ich hingebracht hatte. Ich bekam – neben dem Schriftverkehr, der für die Reklamation notwendig war – einen Gutschein über fünf Euro … Für den „Haushaltsgeräte“-Bereich. Aber das sah ich erst später.

Und ich kaufte weiter ein. Salat, Joghurt, Frühlingszwiebeln. Es gibt so viele Abteilungen in diesem Einkaufsmarkt …

Als ich an der Kasse stand und die Kassiererin die von mir ausgewählten Artikel eingescannt hatte, reichte ich ihr sowohl den Schrieb aus der Haushaltsgeräte-Abteilung, Ullis Gutschein sowie den, den ich im Staubsaugertrakt bekommen hatte. Sie meinte: „Den einen davon können Sie nur für Haushaltsgeräte eintauschen! Das ist ein Fünf-Euro-Gutschein im Gegenzug zur Reklamation Ihres Staubsaugers, wie ich hier sehe.“ – „Sie meinen, ich müsse noch einmal wiederkommen und ein teures Gerät kaufen, von dessen Preis mir dann die fünf Euro erlassen werden?“ – „Ja.“ – „Und wenn das Ding dann binnen der Garantie ohne mein eigenes Verschulden den Geist aufgibt, beginnt der Kreislauf von vorn?“ – „Ja.“ Klare Worte.

Mit anderen Worten – aber das wusste ich vorher schon und falle doch immer wieder darauf herein: Ich bin nun in einer gewissen Weise an diesen Laden gefesselt. Sofern ich den Differenzbetrag herausbekommen möchte. 😉 Ullis Gutscheine erfreuen mich immer sehr, aber im Grunde haben sie zur Folge, dass ich – wie auch heute einmal mehr – mit Sachen nach Hause komme, die ich so dringend gar nicht brauchte. Nun mal abgesehen vom Staubsauger. 😉 Aber genau das ist ja der Trick bei Gutscheinen. Ich bin beileibe nicht blöd, aber ich muss gestehen: Ich falle wieder und wieder darauf herein. Und das sehenden Auges. 😉 Seht es mir nach – ich bin ein Mensch, dessen Augen manchmal größer sind, wenn sie Schönes erblicken. 😉

Morgen probiere ich den Staubsauger aus. Ich bin mir sicher, er wird mich nicht enttäuschen. 😉

Und solltet ihr mir je etwas schenken wollen: bitte keine Gutscheine, denn das nimmt erfahrungsgemäß kein gutes Ende … 😉 Immerhin habe ich dank Ulli heute die Wischerblätter und das SmokeEx reduziert bekommen.

Beim nächsten Gutschein dieser Art kaufe ich mir eine Bohrmaschine! Wollte ich immer schon haben. 🙂