Scotland’s calling for me …

Es ist wirklich Zeit für Urlaub – ich bin das, was man „um“ nennt. Und so ist „calling“ zu neutral ausgedrückt. „Yelling“ trifft es eher. 😉

Umso „ummer“ war ich, als ich heute gegen 18:30 h meinen Arbeitsplatz verließ – die gemeingefährliche Ablage war noch schlimmer gewesen, als erwartet. Mit Fluchen, Schwören und Zorn verbunden. Immerhin hatte es ein Gutes: Ich habe beschlossen, nach dem Urlaub die Ablage zu digitalisieren. Nicht nochmal so einen Mist mitmachen!

Ich befürchte nur, ein Teil der Vorgesetzten könnte da protestieren. Erst kürzlich wurde ich von einem Vorgesetzten zu einem Gespräch gebeten, das mir einen Tag lang Sorgen bereitete: Frühmorgens hatte man mich gefragt, ob ich „mal eine Minute“ hätte. Ich nahm es wörtlich, denn ich wusste, der Terminkalender war voll, und da der Vorgesetzte gerade verfügbar war, wenn auch nur kurz, erschien mir sinnvoll, das Ganze doch gleich zu klären. Das ist so meine Art – wozu sich den Kopf zerbrechen, worum es wohl gehen könne, wenn die Sache doch gleich zu klären sein könnte?

Ich greife mal vor: Ich saß den ganzen Arbeitstag peinlich berührt da, machte mir nicht nur einen, sondern gleich mehrere Köppe, irritierte meine Kollegin, und dann mündete das Ganze darin, dass jener Vorgesetzte mich kurz vor Feierabend zu sich bat. Mir schlotterten schon die Knie – man kann ja so vieles so furchtbar falsch machen – wirklich gravierende Dinge …

Und dann hörte ich: „Frau B. – hat es eigentlich eine Umstellung gegeben?“ – „Inwiefern?“ – „Früher haben Sie alle Mails ausgedruckt … Inzwischen leiten Sie manche Mails einfach weiter – das irritiert mich.“

Nein! Und dafür hatte ich mir den ganzen Tag einen Kopp gemacht? Ich rief, um das Ganze abzukürzen: „Kein Problem! Ich drucke künftig wieder alles aus! Gar kein Problem! Ich dachte einfach an die Umwelt – es wird so viel Papier verschwendet! Und so viele Bäume werden gefällt – für nichts und wieder nichts.“ (Im Vertrauen: Das war nicht der primäre Grund für die „Umstellung“ gewesen … 😉 ) Der Vorgesetzte starrte mich irritiert an. Offenbar hatte er geglaubt, ich müsse behutsam an das Thema herangeführt werden … Man wird schon einmal unterschätzt – es sei denn, man überschätzt sich selber, womit man manch Mitmenschen offenbar überzeugt, und haut dauernd auf die Kacke … 😉

Seither drucke ich, als würde ich dafür bezahlt, wirklich alles aus. Fast alles. Und nun gibt es auch peinliche Werbungsmails für Thrombosestrümpfe, Billig-Airlines, All-inclusive-Urlaube ausgedruckt, die sich erstaunlicherweise wieder und wieder den Weg auf den Mailaccount bahnen. Da kenne ich nix! 😉 Wie bestellt, so geliefert. 😉 Man will sich ja nichts nachsagen lassen … 😉 Ich warte auf den Tag, an dem ich darauf angesprochen werde, warum ich denn auch solch peinliche Sachen ausdrucke … Ich werde langmütig lächeln und eine entsprechende Antwort parat halten.

Es ist wirklich Zeit für Urlaub. Das habe ich spätestens heute gemerkt, als ich mich endlich an die furchtbare Ablage wagte. Zehn leere, breite und flammneue Ordner hatte ich beschafft – sieben sind bereits voll bestückt. Die restlichen drei folgen morgen. Mein Schreibtisch sieht erschreckend geleert aus, obwohl ich nicht ganz fertig geworden bin. Dabei sah ich erschreckend fertig aus, als ich gegen 18:25 h in den Spiegel blickte, um meinen verschmierten Kajalstrich nachzuziehen, denn so völlig derangiert will man ja nun auch nicht aussehen, wenn man den Arbeitsplatz verlässt und ins Auto steigt, um heimwärts zu fahren.

Ich machte einen Umweg über die Tankstelle, da Montys Tankanzeige bereits gen Rot schwang. Zigaretten kaufte ich auch noch – und zwei Bier. Die hatte ich mir heute auch redlich verdient. Nach dem Urlaub ist Digitalisierung angesagt …

Zu Hause parkte ich schwungvoll vor dem Haus ein und eilte gen Tür. Kaum im Haus, hörte ich eine Stimme rufen: „Hallo, Frau B. – nicht erschrecken!“ Was? Wie? Wieso erschrecken? War meine Wohnung ausgebrannt? Und am Fuße der Treppe stehend, starrte ich hinauf – es war mein Nachbar Wolski, der mich rief. Meist ruft er von oben. Aber da tönte die Stimme schon: „Nein, Frau B. – hier unten!“ Und er arbeitete sich die Kellertreppe hoch.

Ich rief derangiert, aber fröhlich: „Hallo, Herr Wolski!“ – „‘n Abend, Frau B.!“ Und wir tauschten einige Gemeinplätze aus. Dann kam er zur Sache: „Sie reisen doch bald nach Schottland, nicht wahr?“ – „Ja, am Dienstag geht es los! Zum Glück! Warum fragen Sie?“

Es stellte sich heraus, dass Herr Wolski ein kleines Anliegen hatte. Ob ich ihm wohl ein Poster mitbringen könne, auf dem alle schottischen Whisky-Destillerien verzeichnet seien? Er sowie sein Schwager seien Whisky-Fans, und sein Schwager habe bis vor kurzem ein solches Poster besessen, es aber offenbar verschlampt, und nun sei Holland, nein, Schottland in Not. Ob ich vielleicht …?

Da Herr Wolski immer sehr hilfsbereit und freundlich ist, sagte ich sofort ja, versprach auch, sofern vorhanden, gleich drei Exemplare mitzubringen. Und ich meinte fröhlich lachend: „Ist auch besser, gleich eine Reserve zu haben, falls Ihr Schwager sein Exemplar erneut irrtümlich ins Altpapier wirft!“ (Denn so, so die Theorie, sei das wertvolle Objekt wohl abhandengekommen …) – „Frau B. – selbstverständlich bekommen Sie das Geld zurück.“ – „Darüber mache ich mir gar keine Sorgen.“ Und geschickt fand ich noch heraus, welche Art Whisky mein Nachbar bevorzugt, denn er ist wirklich sehr hilfsbereit, und ich möchte das doch endlich mal vergelten. Nicht torfig und nicht rauchig – mild, am besten Speyside. Blöd – da fahre ich gar nicht hin. Ich fahre in die Lowland-Whisky-Region. Aber ich habe schon recherchiert: Die Whiskysorten von dort sind eher als mild bekannt. Da wird sich sicherlich etwas finden lassen. Hoffentlich finde ich wenigstens das Poster mit allen schottischen Destillerien! 🙂

Herr Wolski war ganz gerührt, dass ich meinte: „Ich mache das gerne – kein Problem! Sie sind immer so nett zu mir, und wenn ich Ihnen mal helfen kann, freut es mich.“ – „Sie sind ja auch immer nett – da hilft man doch gleich noch lieber.“

Hoffentlich bekomme ich dieses Scheiß-Poster! 😉 Hat von euch noch jemand Wünsche? Einen Kilt vielleicht? Oder Haggis? Einen Scottish oder Skye Terrier? (Obwohl ich die Isle of Skye ja auch gar nicht besuche …) Es wird wirklich Zeit, dass ich Schottland einen Besuch abstatte, damit ich hier nicht nur mit den blöden Klischees aufwarten kann. 😉

Wie auch immer: Ich sollte meinen großen, blauen Trolley auf dem Hinflug besser nur zur Hälfte befüllen …

Drückt mir die Daumen für meinen letzten Arbeitstag vor dem Urlaub! Erfahrungsgemäß passieren da immer ganz besonders abscheuliche und ungeheuerliche Dinge … 😉

Einen schönen Abend!

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