„To-do list“ – Erste Fortschritte

Wir wollen mal den Mantel des Schweigens über die Autobahn breiten. Und auch meine Armbanduhr ist noch immer nicht repariert. Auch ist bis dato kein massiver Gewichtsverlust zu feiern, obwohl in den letzten zwei Tagen mehrere Aspekte mir fast den Appetit verschlugen …

Aber immerhin habe ich zwei Punkte schon abhaken können: Ich habe einen Termin in der Werkstatt zur Inspektion und zum Reifenwechsel beim kleinen Monty. Und einen Kostenvoranschlag, der in der Tat ein Anschlag war: Knapp 300,- Ocken wollen die! Hallo? Der Wagen ist nicht einmal ein Jahr alt! Aufgrund meiner Autobahn-Verweigerungsstrategie hat er auch noch nicht so viele Kilometer abgefahren. Ich befinde mich im vierstelligen Bereich, der Wagen schnurrt wie ein Kätzchen, und Ölwechsel inklusive Filter etc. kann doch nicht ganz so grausam teuer sein, oder? Ich glaube, ich hake da noch einmal nach …

Weiterhin habe ich für den achten Mai einen Termin beim Augenarzt, denn wenn am fünften Mai der Wagen inspiziert wird, ist es nicht verkehrt, drei Tage später die Augen der Fahrerin ebenfalls inspizieren zu lassen. 😉 Außerdem braucht diese eine neue Brille, um in Zeiten der Gräserblüte nicht zwingend auf Kontaktlinsen angewiesen zu sein, wenn es hart auf hart kommen sollte.

Was fehlt? Ach, der Balkon … Wird erst gemacht, wenn Wetter stabil. Und sonst?

Aaah – die Ablage … Keine Sorge. Die mache ich. Spätestens in der Woche vor meinem Urlaub. Man muss sich ja absichern, nicht wahr? 😉 Von daher muss ich mir da gar keine Sorgen machen. Obwohl … Moment! Das ist ja schon übernächste Woche! Iiih!

Immerhin habe ich gestern schon bei meinem „Brillenlieferanten“ im Internet Brillen gesichtet. Man sollte ja gut vorbereitet sein. Und ich fragte mich mehrfach, warum es entweder nur ziemlich runde oder ziemlich eckige Brillenformate gebe … Ziemlich rund steht mir absolut nicht, aber die Fassungen im Square-Format fand ich jetzt auch nicht so mitreißend. Gibt es denn keine Alternative? Etwas Gefälliges im nichtkonformen Stil? Etwas in diesem Stil, das nicht gleich ein ganzes Monatsgehalt kostet? Angesichts dessen, was man mir dort vorstellte, tendiere ich zwar zu einem Square-Modell in Metall, aber ich befürchte, ich werde vor Ort dann doch noch zum Nervfaktor für die Angestellten werden … („Haben Sie das auch noch etwas gefälliger und nicht ganz so rund/eckig – vielleicht eher ein Mittelding? Sehen Sie mich an – für so ein Mittelding wie mich? Und passend zu Augen- und Haarfarbe? Nein, doch nicht so etwas! Nicht so ein Monster!“)

Ich war schon immer ein Zwischengrößen-Typ. Entweder zu groß oder zu klein. Man tut sich schwer damit. 😉

Ich denke, ich werde morgen mal meine Werkstatt kontaktieren und nachfragen, ob sie mein Auto von innen und außen vergolden wollen. Dann suche ich weiter nach der Brille! 😉 Und dann wende ich mich den anderen Punkten zu … 😉 Zum Beispiel meiner Armbanduhr und Gewichtsverlusten. Der Ablage. Vor dem Urlaub auch noch dem Balkon. Was habe ich vergessen? Ach … Die Autobahn … 😉

Kommt auch noch. Nach dem Urlaub, wie ich gerade beschlossen habe. Im Urlaub werde ich eh nicht fahren, denn Stephanie besteht darauf, einen Schaltwagen anzumieten. Und mit links schalten und links fahren – das ist dann doch ein bisschen viel auf einmal verlangt, finde ich. Dann muss sie fahren. 😉

Immerhin habe ich einen Anfang gemacht und – überraschend schnell – gleich zwei Punkte abgehakt. Wenn es so weitergeht, werde ich mir selber unheimlich … 😉

Ali hat einen Vogel. Und nicht nur einen … ;-)

Zunächst zum Titel: Nein, ich spinne keineswegs mehr als andere Menschen. Schon gar nicht mehr als die Menschen, die sich stets für „normal“ halten. Nur habe ich seit einiger Zeit in der Tat nicht nur einen Vogel, sondern offenbar gleich mehrere …

Nein, seit dem Tod meiner Wellensittichdame Jakobine habe ich mir kein neues Haustier angeschafft. Aber ich füttere – ja, lästert nur darüber! – in der kalten Jahreszeit die Vögel draußen. Und im Moment ist es noch kalt. (Ja, ich weiß, was echte Experten dazu sagen … 😉 )

Ich habe das schon seit vorletztem Jahr so gehalten, hatte letztes Jahr kurzzeitig sowohl ein Rotkehlchen-, als auch ein Kohlmeisenpärchen im Wohnzimmer. Die fanden mich wohl so vertrauenswürdig, dass sie in mein Wohnzimmer kamen, als ich die Balkontür zum Lüften offengelassen hatte. Es war nicht ganz so einfach, sie zum Gehen bzw. Wegfliegen zu bewegen … 😉

Vor vier Wochen dann ein Einzel-Rotkehlchen. Und was gestern und heute passiert ist, lässt mich etwas irritiert zurück: Sollte ich Fliegengitter anbringen?

Denn gestern saß ich an meinem Schreibtisch, rechts daneben war die Balkontür geöffnet. Ich war vertieft ins Internet, weswegen ich erst aufsah, als rechts neben mir auf dem Balkon energisches Rascheln laut wurde. Ich sah hin und sah eine männliche Amsel, die mit diversen Früchten eines Ahornbaums, der wohl im Garten steht (ich habe mir die Bäume nicht so genau angesehen, aber es muss ein Ahorn dabei sein), sehr energisch um sich und mir strenge Blicke zuwarf. Zumindest sahen sie streng aus: „Schlampe! Es wird Zeit, den Balkon zu putzen! Da! Sieh her!“ Und richtiggehend zornig warf das Amselmännchen mit den Ahornfrüchten um sich.

Ich blickte hin, die Amsel sah mich an, und sofort hörte sie mit dem zornigen Treiben auf, zumal ich sagte: „Sag mal, geht ‘s noch? Was soll das denn? Ich weiß – der Balkon muss in der nächsten Zeit gereinigt werden. Aber doch nicht jetzt!“ (Ich schämte mich auch schon, als ich es aussprach. Ich diskutierte mit einer Amsel! Die ist nicht einmal mein Chef! 😉 )

Die Amsel schien das Ganze als erfreulichen Zuspruch zu werten, denn sie zog sich keineswegs zurück, als ich den Blick wieder auf den Bildschirm wandte. Als ich das nächste Mal Richtung Balkontür blickte, stand sie bereits diesseits der Balkontür, also in meinem Wohnzimmer …

Ich sprach ein Machtwort, und das schwarze Tier flog schimpfend ins Freie. Kam mir aber noch mehrere Male – wenn auch auf dem Balkon – sehr nahe.

Heute Abend die gleiche Situation. Ich am Schreibtisch, Balkontür offen, was sein muss, da ich im Wohnzimmer rauche. Ich schrieb gerade eifrig an einer Mail, als plötzlich etwas an meinem Knöchel zupfte. Ich blickte hinunter – bitte, lass es keine Spinne sein!

Es war aber nur eine Amsel – „meine“ Amsel, die mich keck von unten herauf anblickte, als ich irritiert von oben hinabblickte. Okay, eine Spinne wäre unvergleichlich schlimmer gewesen, aber das hier war auch schon schräg. 😉 Vor allem der sehr selbstbewusste Blick à la: „Wir beide kennen uns doch schon so lange …“

Ich lachte, die Amsel wich ob des dreckig klingenden Lautes ein wenig zurück. Ich meinte: „Ja, wenn du hier schon hereinkommst und mich so vertraut angehst, solltest du dich auch an meine Lache gewöhnen!“ Der Vogel legte den Kopf schräg und rückte erneut näher, aber das war mir dann doch zu viel, und ich zeigte ihm den Weg nach draußen. Schloss die Tür dann auch halb, sah aber, dass die Amsel mehrere Male zurückkehrte und neugierig in meine Richtung blickte.

Ich grinste mir eins. Nett, wie zutraulich Vögel werden, wenn man sie langsam an sich gewöhnt. Obwohl ich ja eigentlich nur wollte, dass sie nicht gleich in Angst und Schrecken verfallen, wenn ich mich bewege, während sie auf dem Balkon (!) sitzen.

Richtig irritiert war ich vorhin jedoch, als ich sah, dass eine niedliche Blaumeise auf dem Balkon landete, gerade noch ein Körnchen ergattern konnte, bevor es von „meinem“ Rotkehlchen sehr autoritär, aber ohne physischen Angriff oder sonstigen Körperkontakt verjagt wurde. Das Rotkehlchen stand nur auf seinen Streichholzbeinchen da und zwitscherte der kleinen Blaumeise etwas entgegen, woraufhin diese sofort und überstürzt die Flucht ergriff … Offenbar spielen sich auf meinem Balkon echte Grabenkämpfe ab, und ich halte das Ganze für ein „nettes Potpourri an Singvögeln“! Vielleicht hat „meine“ Amsel ja sogar Schutz gesucht und deswegen an meinem Knöchel herumgezupft … Und ich jage sie noch weg! 😉 (Ich vermute jedoch, dass sie mir sagen wollte: „Draußen ist nur noch wenig Futter – und vor allem fehlt es an Rosinen!“ 😉 )

Nein, ich glaube, der Frühling sollte endlich kommen und das Amselmännchen eine passende Partnerin finden. 😉 Ich fühle mich zwar geschmeichelt, dass es mich offenbar für geeignet hält, aber wenn ich es recht bedenke: Zwischen uns liegen Welten. 😉

Wahrscheinlich haben die Experten doch ein bisschen recht … Vögel besser nicht füttern, nicht dann, wenn kein Schnee liegt. Jetzt weiß ich auch, warum … 😉

Schönen Abend! 🙂

„To do or not to do” – Alis Verhältnis zu Listen …

Irgendwann in den ausgehenden 90ern und einsetzenden 2000ern wurde ich immer häufiger mit dem Begriff der „to-do“-Liste konfrontiert. Klang viel netter als „Liste der zu erledigenden Dinge“, viel gefälliger, da kürzer.

Ich tat mich von Anfang an mit dem Begriff etwas schwerer, denn – neben der to-do list – ich kannte die Begrifflichkeit to-do auch als Übersetzung für Gedöns, Getue, Wirbel, Tamtam und Theater (im negativen Sinne, wohlgemerkt). Vergleichbar mit dem, was man im Englischen ado nennt und in Shakespeares Much ado about nothing – Viel Lärm um nichts vorkommt. Und nicht selten ist eine ganz seriöse to-do list auch damit verwandt. 😉

Ich bin bisweilen ein spontaner Mensch, und ich habe in meinem bisherigen Leben festgestellt, dass das nicht immer von Vorteil ist. Es ist auch nicht schlecht, beileibe nicht, aber manchmal gehen aufgrund der Spontaneität doch manche Aspekte verloren. Man legte mir nahe, strukturiert zu arbeiten, und man machte mich mit Listen bekannt. Bekannt. Nicht vertraut. Denn ich bin brillant darin, Listen zu erstellen, nur mit der exakten Ausführung hapert es bisweilen. 😉

Es fängt bei der Einkaufsliste an, die – mit viel Verve angelegt – dann nicht selten in der Küche liegengelassen wird. Nicht mit Absicht, natürlich, aber mit dem Kopf voller anderer, schöner und viel wurschtigerer Gedanken … 😉 Ich glaube, seit ich begriffen habe, dass Einkaufslisten zwar toll, aber mit mir nicht zwingend kompatibel seien, habe ich mich dem Kochen zu- und vom Backen abgewandt. Denn man kann hervorragend kochen, auch wenn nicht alle Zutaten exakt dem Rezept entsprechen (an das ich mich eh nur ganz selten wirklich streng halte) – beim Backen treten da bisweilen Probleme auf. Man muss sich in den meisten Aspekten wirklich streng ans Rezept halten, auch wenn es im Grunde völlig latte ist, ob nun Pflaumen, Äpfel oder Aprikosen als Belag zur Verfügung stehen. Was das Grundrezept anbelangt, ist Genauigkeit angesagt. Daher backe ich nicht mehr sonderlich gern, seit ich mit dem Kochen anfing … 😉 (Und es mag auch daran liegen, dass ich nicht der „süße“ Typ bin, sondern Herzhaftes bevorzuge. Ich glaube manchmal, dass man das meiner Art an sich schon anmerke … 😉 )

Nichtsdestotrotz habe ich eine to-do list für die nächsten vier Wochen angelegt, und das wahrscheinlich in der klammen Hoffnung, mich endlich einmal daran zu halten:

1. Vor dem Urlaub dringend 3 bis 4 Kilogramm abnehmen. Ich bin nicht dick, aber wenn ich mich mit früher vergleiche, verfalle ich bisweilen in Melancholie … 😉 Und damals regte ich mich darüber auf, dass ich Körbchengröße A hatte! Was für eine Schmach! 😉

2. Dringend die Ablage machen – es wird langsam peinlich.

3. Alle anderen Balkone sind blitzblank geputzt und für den Sommer vorbereitet – nur deiner nicht. Nachholen! (Nein. Nicht wirklich. Ich werde nicht in die Jetzt wird es aber langsam mal Zeit-Hysterie einfallen, mit der hierzulande der Sommer herbeigesehnt wird. Ich werde meinen Balkon exakt dann putzen, wenn sich abzeichnet, dass das Wetter beständig bleibt. Und genau dann, wenn ich das will. Vorher keineswegs.)

4. Dringend Termin beim Augenarzt machen.
Ja, das ist wirklich zwingend notwendig, denn ich brauche eine neue Fernbrille. „Fernbrille“ – damit habe ich früher immer „Omma“ in Verbindung gebracht, dabei handelt es sich um stinknormale Brillen für Kurzsichtige. Ergo für mich. Ich bin zwar hauptamtlich Kontaktlinsenträgerin, aber man braucht ja auch einen Ersatz für die Zeiten, da man keine Kontaktlinsen trägt und doch gut sehen muss. Bei mir zum Beispiel unter Umständen – nicht per se, da ganz individuell – dann, wenn die Gräser blühen. Ein echtes Vabanque-Spiel, denn meine aktuellste Fernbrille datiert irgendwann von Anfang der 2000er Jahre … Ich trage sie auch nur zu Hause. Autofahren würde ich damit beileibe nicht. Im Grunde hilft sie mir nur über die Verlegenheit hinweg, alles tastend erfassen zu müssen. 😉

Lesebrillen, die ich zusätzlich zu den Kontaktlinsen trage, wenn ich ganz nah sehen muss, habe ich in zweifacher Ausfertigung. Da war der Ehrgeiz größer, die Brillen schicker. 😉

In der Tat: Ein Augenarzttermin muss her, und ich weiß jetzt schon, dass dieser wie am Fließband verlaufen wird und nur dazu dient, ein Rezept zu bekommen. Die Stärken misst mein Optiker ohnehin viel genauer und wirklich exakt.

Und dann kommt das Angenehme: Die Auswahl des Gestells, und es wird aus Metall sein. Das weiß ich jetzt schon. Zu meiner Haar- und Augenfarbe passen – und bloß keine Trendbrille, weil es gerade schick ist. Das Ding muss mich die nächsten Jahre begleiten. Darum geht es.

5. Endlich meine Armbanduhr reparieren lassen. Seit geraumer Zeit renne ich mit billigen Kunststoffuhren am Handgelenk herum, preise diese, als seien sie der Weisheit letzter Schluss. Wahrscheinlich war ich einfach nur zu faul dazu, meine heißgeliebte Junkers-Uhr reparieren zu lassen. Nein. Nicht zu faul. Es ist nur gar nicht so einfach, einen Reparateur zu finden für diesen von mir mit ganzem Herzen geliebten Chronographen in Schwarz. (Es gab ihn auch in Weiß, aber für mich nur in Schwarz – passend zur schwarzen Seele. 😉 ) Ich werde ihn wohl doch einschicken müssen …

6. Termin für die Sommerreifen und Inspektion machen. Morgen.

7. Und endlich auf die verdammte Autobahn fahren. Letzte Woche sollte mein erstes Autobahn-Rendezvous sein, aber – unglaublich – es kam nicht dazu. Denn mitten in der Nacht vor dem gefürchteten Termin erwachte ich und wünschte, exakt das möchte nicht geschehen sein, denn ich erwachte voller Pein und mit einem widerlichen Migräneanfall, der mich den ganzen Mittwoch und auch den Donnerstag noch in Schach hielt. Ich glaube, die Ursache lag nicht allein in meiner Furcht begründet – es kamen einige Dinge zusammen.

Fassen wir zusammen: Es wäre total toll, würde ich die Autobahnstunde mit meiner wundervollen schwarzen Junkers-Uhr am linken Handgelenk, einer neuen Brille als Kontaktlinsen-Alternative, einem blitzenden und strahlenden Balkon, einer erledigten Ablage und im Bewusstsein, dass mein Auto Sommerreifen und Inspektion hinter sich gebracht hat, antreten. Und das Ganze 3 bis 4 Kilogramm leichter … 😉

Nicht zu schaffen? Hmmm … Ich glaube, ich lasse es darauf ankommen! 😉 Obwohl ich to-do-Listen wirklich hasse.

Euch einen schönen Abend! 🙂

„Und wenn sie dich nicht einscheren lassen, fährst du einfach auf dem Standstreifen weiter!“

Dies ist Teil 1 eines Beitrages. Ich hoffe, ich komme noch dazu, Teil 2 zu schreiben. Denn vor morgen früh, 8 Uhr, habe ich jetzt schon ziemlichen Schiss … Ich muss es leider zugeben. Lieber eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt – da weiß ich wenigstens, was mich erwartet. 😉

Vor etwas über einem Jahr fing ich nach 11 Jahren freiwilliger Pause wieder mit dem Autofahren an, was ich nie gern getan habe, um es mal euphemistisch auszudrücken, und inzwischen kann ich sagen, dass ich nun schon das zweite Auto besitze. Nein, ich habe den ersten Wagen nicht geschrottet – es wäre vice versa beinahe ihm gelungen, mich zu schrotten. 😉 Zumindest schien er es mehrfach darauf angelegt zu haben – immer dann, wenn sein defizitäres Pseudo-Automatik-Getriebe mal wieder nicht wollte und ich echte und sehr unangenehme Adrenalinschübe erlitt, wenn von hinten andere Autos – einmal sogar ein Sattelschlepper, der im Rückspiegel des fahrunwilligen Autos riesig aussah – heranrasten …

So ging es nicht, und ich retournierte den Wagen an das Autohaus, in dem er gekauft worden war. Ich tauschte ihn zu einem kleinen Aufpreis gegen einen neuen Schaltwagen, den kleinen Monty, einen dunkelblauen Ford Fiesta, der sich benimmt, wie ein Auto sich benehmen sollte: Er macht, was er soll, zickt nicht herum und ist – obwohl er von vorne etwas grimmig aussieht, was an seinen recht schmalen und schrägen Scheinwerfern und dem Kühlergrill liegt – ein nettes, kleines Auto. Gut, in letzter Zeit sprang der Rückwärtsgang ab und an heraus, aber wenn es mehr nicht ist … Der Kleine muss sowieso bald zur Inspektion. 😉

Und so fahre ich seit über einem Jahr ganz tapfer – teils sogar begeistert – wieder Auto, obwohl ich da immer ein echter Schisshase war, wenn auch nicht grundlos. Der einzige Makel: Bis dato habe ich mich mit Händen, Füßen und Erfolg dagegen gesträubt, Autobahnen zu nutzen.

Warum nur, werdet ihr euch sicherlich fragen. Dabei ist das ganz einfach! Ich habe Schiss davor, auf die Bahn draufzufahren … Ich lebe im Ruhrgebiet, und da erschien es mir schon immer sehr unattraktiv, Autobahn zu fahren. Immer rappelvoll, in teils schlechtem Zustand, daher allenthalben Baustellen. Und die Vorstellung, auf eine rappelvolle Autobahn auffahren zu müssen, erzeugt schon jetzt kalte Schweißausbrüche bei mir. Wenn ich an morgen früh denke, wird mir jetzt schon schlecht!

Wer mich etwas kennt, weiß jedoch, dass ich mich stets bemühe, Unzufriedenheit erzeugende Zustände zu beheben. Und ich bin nicht zufrieden damit, dass ich Autobahnen nicht nutze. Wie soll ich je weitere Strecken zurücklegen, wenn ich nicht Autobahn fahre? 😉 Aaaber – da ist dieser Schissfaktor …

Ich beschloss sehr konstruktiv, einfach mit Jeannette, meiner Auffrisch-Fahrlehrerin, Übungsstunden zu machen. Ich finde das okay. Weniger okay: Morgen früh um 8 Uhr holt sie mich ab, und dann geht es los … Letzte Woche war ich noch ganz lässig, wenn ich an den Termin dachte, aber da war es auch noch eine Woche hin … Heute sieht das schon ganz anders aus.

Ja, ich weiß, ihr werdet das nicht verstehen, wenn ihr täglich über die Autobahn fahrt. Dafür habe ich durchaus Verständnis. 😉 Ich kenne allerdings auch diverse Leute – meist Frauen -, die Autobahnen meiden, und das offenbar aus den gleichen Gründen wie ich. Irgendwann hatte es sie alle mal erwischt: Man wollte sie, obwohl sie links blinkend schnell genug fuhren, nicht auf die Bahn lassen. Und Frauen scheinen da bisweilen – nicht immer! – anders zu ticken als Männer. „Nee, danke, da fahre ich lieber gar nicht erst auf die Autobahn!“ So der Tenor mancher Frauen. Auch meiner. Aber ich will Abhilfe schaffen … So geht es doch nicht weiter! 😉

Dabei fing alles ganz harmlos an …

Mit 17 Jahren und nicht weit von meinem Achtzehnten entfernt, begann ich damals erst mit theoretischen, dann recht schnell mit praktischen Fahrstunden. Es lief auch alles prima, der Fahrlehrer nett, wenn auch selber sehr dynamisch und von der schnelleren Truppe. Immer freundlich, konnte er jedoch bisweilen aufbrausen, wenn ein anderer Fahrer sich rücksichtslos verhielt. Zu den Schülern immer freundlich – das kann man gar nicht anders sagen. Herr Meier war ein sehr netter Fahrlehrer. Nur färbte halt seine Art auch auf die Fahrschüler ab. Er war ein schneller Fahrer, fuhr dabei sehr sicher. Seine Schüler waren auch als „dynamische Fahrer“ bekannt – woran das wohl lag? 😉

Er meinte mal zu mir: „Wissen Sie, was mir an Ihrem Fahrstil besonders gefällt?“ – „Nein.“ – „Sie sind eine zügige und dynamische Fahrerin, denken mit und fahren vorausschauend. So sollte es immer sein.“ Ich lächelte und fragte mich, von wem er da gerade spreche … 😉

Irgendwann stand dann auch die Autobahn an, und – ich hatte offenbar einen ganz schlechten Tag gehabt – ich vereinbarte die Stunde für einen Freitagnachmittag um 16 Uhr. Der volle Umfang meiner Entscheidung wurde mir auch erst klar, als ich bereits wieder zu Hause war und stolz erzählte, ich würde zwei Tage später erstmalig die Autobahn unsicher machen. Meine Mutter meinte: „An einem Freitagnachmittag um 16 Uhr? Gab es keinen anderen Termin? Mutig!“ Ich überlegte, dann fiel es mir ein, und ich schrie: „Mist! Wochenende! Feierabendverkehr!“ Und ich rang mit mir, ob ich die Stunde verschieben sollte. Aber dann dachte ich: „Keine Feigheit vor dem Feind!“

Zwei Tage später fuhr ich mit Knien aus Pudding los. Als ich eingestiegen war, hatte ich zu Herrn Meier gesagt: „Wer ist so bescheuert, an einem Freitagnachmittag um 16 Uhr erstmalig in seinem Leben selber auf die Autobahn zu fahren?“ – „Sie, Frollein B. – aber nur Mut! Alles wird gut!“

Und schon fuhren wir zur nächstgelegenen Autobahnauffahrt. Ich war mit einem Automatikwagen unterwegs, und Herr Meier meinte, als wir uns dem Beschleunigungsstreifen näherten: „Sie wissen ja, was zu tun ist, Frollein B.!“ Ja, ich wusste, was zu tun war, blinkte links und trat das Gaspedal auf dem Beschleunigungsstreifen drastisch durch. „Super!“ rief Herr Meier. „So soll es sein, schöner Kickdown!“ Und wir bretterten über den Beschleunigungsstreifen … Und bretterten weiter, denn obwohl links alles frei war, wollte so ein blöder Typ mit einem Ford mir keinen Platz machen …

„Du blödes Arschloch!“ brüllte Herr Meier. „Jetzt lass die Kleine doch endlich auf die Bahn! Du blöder Kerl! Hast wahrscheinlich Spaß daran, eine Fahrschule zu behindern! Du Idiot! Du …! Du … Wichser!“

Das war eine Schwäche meines damaligen Fahrlehrers. Wenn er sich über andere Fahrer ärgerte, regte er sich immens auf. Ich tendiere ja selber dazu, mich bei gegebenem Anlass aufzuregen, aber damals war es so, dass ich trotz meiner eigenen, bisweilen etwas impulsiven, Art mit sedierender Stimme auf Herrn Meier einsprach: „Regen Sie sich, bitte, nicht so auf, auch wenn der Typ ein Idiot ist. Sie machen mir ja Angst, denn ich habe das Gefühl, dass Sie Angst haben, mit mir zu fahren.“ – „Unsinn! Entschuldigen Sie, bitte, Frollein B. – aber es regt mich einfach auf, wenn Autofahrer so arschig sind!“

Als der Typ dann endlich auf die freie linke Spur wechselte, zog ich sehr schwungvoll auf die Bahn, und ich atmete auf. Vor mir ein LKW, und ich blieb dahinter. So war es doch schön, annähernd idyllisch. Und so fuhr ich zufrieden vor mich hin. Was hatte meine Mutter nur gemeint, als sie sagte, an einem Freitagnachmittag sei eine allererste Autobahnstunde aber sehr mutig?

Kurz darauf wusste ich es, denn die Bahn wurde immer voller. Und Herr Meier war gar nicht zufrieden damit, dass ich so begeistert hinter diesem LKW klemmte … Wie es seine Art war, meinte er freundlich: „Frollein B., meinen Sie nicht, wir sollten mal überholen?“ – „Warum? Ich fühle mich sehr wohl hier!“ – „Ja, schön, aber jetzt setzen Sie den linken Blinker, treten das Gaspedal durch, und dann wird überholt, sobald links Platz ist!“

Ich gehorchte. Ich überholte. Er hatte ja recht. Vor dem LKW wollte ich mit viel Raum wieder nach rechts wechseln, weil da gerade so eine schöne Lücke war, aber Herr Meier rief: „Nix da! Sie bleiben schön links! Und Gas geben! Bis ich sage, dass es gut sei.“

Die Autobahn war inzwischen wirklich ziemlich voll, und auf der linken Spur ging es – naturgemäß – besonders zügig zu. Und so kam es, dass ich mit 170 Stundenkilometern über die linke Spur bretterte, den kalten Schweiß auf meiner Stirn. Man hatte das Ganze wohl als eine Art Konfrontationstherapie geplant …

Irgendwann rief Herr Meier: „So, und wir nehmen die nächste Ausfahrt!“ Da war gerade auf der rechten Spur eine bequeme Lücke zwischen zwei Sattelschleppern, und ich blinkte rechts und wollte in die Lücke fahren. Aber Herr Meier rief: „Nee, wir bleiben erst einmal links, und ich sage Ihnen dann, wenn Sie wechseln sollen!“ Ich bretterte weiter links und sah dann rechts der rechten Spur das Schild 300 m, das die Entfernung zur nächsten Ausfahrt anzeigt. Und ich meinte: „Sollte ich jetzt nicht allmählich …“ – „Ich sage Ihnen, wenn Sie wechseln sollen!“

200 m – ich begehrte auf: „Wenn ich jetzt nicht wechsle, fahren wir eben weiter auf der Autobahn! Meinetwegen bis zur Nordsee!“ – „Keine Panik, Frollein B. – ich sage Ihnen, wenn es soweit ist!“

100 m erschien, und da rief Herr Meier: „Jetzt! Jetzt wechseln Sie nach rechts!“ – „Jetzt?“ schrie ich. „Wohin?“ – „In diese Lücke da!“ – „Das ist doch keine Lücke! Das sind zwei LKW, die aneinanderkleben!“ Ich blinkte rechts und zog in die Miniaturlücke zwischen zwei gigantischen Sattelschleppern, wobei ich tausend Tode starb. Aber da rief Herr Meier auch schon: „Weiterblinken – und dann direkt rechts runter!“

Tatsächlich sah es so aus, dass ich direkt von der linken Spur über die rechte Spur bis in die Ausfahrt schwenkte. So fahren nur Wahnsinnige. Und ich in meiner allerersten Autobahnstunde mit Herrn Meier … Das eine schließt das andere allerdings auch nicht aus … 😉

Ich war adrenalingeschwängert, als wir von der Autobahn herunter- und auf einer Bundesstraße nach Hause fuhren. Und eine Art Strafe hat Herr Meier auch noch bekommen, denn rückblickend hat er meiner Einstellung gegenüber Autobahnfahren mehr geschadet, denn genutzt.

Denn ich war auch jenseits der Ausfahrt im von Herrn Meier höchstselbst induzierten „Rausch der Geschwindigkeit“, und ich fuhr viel zu schnell auf der B-weiß-der-Henker-welche-es-war. Irgendwann näherten wir uns einer Ampel, und die schaltete gerade von Grün auf Gelb. Rot würde folgen, aber ich war schon relativ nah dran und dachte: „Gas geben, Ali! Fahr durch!“ Meine Idee war richtig, die Umsetzung jedoch mangelhaft, denn wider meine richtige Idee trat ich auf die Bremse, machte eine Vollbremsung. Herr Meier, der nur sehr selten angeschnallt war, knallte von innen gegen die Windschutzscheibe … O Gott! Wie peinlich! Aber immerhin standen wir.

„O Gott – Herr Meier! Es tut mir so leid! Ich dachte: ‚Gas geben!‘ Und dann mache ich das Gegenteil! Wie furchtbar – das tut mir so leid!“ Herr Meier war cool und meinte, indem er sich über Stirn und Nase wischte und offenbar nachsah, ob etwas blutete: „Ich bin selber schuld! Meine Frau sagt immer: ‚Heinz, schnall dich an!‘ Künftig werde ich ihren Ratschlag befolgen.“ – „Und ich bin schuld!“ – „Nein, keine Sorge, Frollein B.! Sie sind gut gefahren, nur sollten Sie daran denken, jenseits der Autobahn wieder langsamer zu fahren. Aber warten Sie mal …“ Und schon sprang er aus dem Auto und rannte vor dessen vordere Front, grinste, kam zurück, setzte sich hinein und meinte: „Wollen Sie eigentlich auch noch den Motorradführerschein machen, Frollein B.?“ – „Äh, wieso?“ – „Weil Sie es geschafft haben, uns wirklich mittig auf der Haltelinie zum Stehen zu bringen, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich hatte das für relativ unmöglich gehalten – aber Sie haben es geschafft! Unglaublich! Ich dachte, wir würden weit dahinter zum Stehen kommen! Cool, Frollein B.! Zielbremsen können Sie wie keine andere!“ – „Ja, verarschen Sie mich ruhig!“ – „Nein, keine Verarsche, ich meine das ganz ernst! Sie haben offenbar ein gutes Gespür, aber das ja nicht zum ersten Mal. Nur gestatten Sie mir eine Frage: Hatte denn die Vorampel nicht geblinkt?“ – „Welche Vorampel?“ – „Da war eine Vorampel!“ – „Hab ich nicht gesehen, sorry!“ – „Wie hätten Sie auch? Sie sind mit fast 120 daran vorbeigebrettert!“ – „Sie sind mein Fahrlehrer! Warum haben Sie mich nicht gebremst?“ – „Es war ja alles frei – und man lernt am besten durch Fehler!“ – „Stimmt! Habe ich. Sie aber hoffentlich auch, und nun schnallen Sie sich hoffentlich künftig an!“ – „Touché!“

Ich kam mit Knien aus Gummi zu Hause an. Aber nachdem ich meine praktische Führerscheinprüfung bestanden hatte, bin ich oft Autobahn gefahren. Unglaublich aus heutiger Sicht. 😉 Gern habe ich es aber nie getan …

Und morgen muss ich. Meine Knie schlottern schon. Mit Jeannette hatte ich heute noch Kontakt, als ich sie über die Chatfunktion eines bekannten Sozialen Mediums fragte, ob sie mich morgen zu Hause abholen würde. Und – falls ich das Ganze überlebte! – im Anschluss irgendwo in der Nähe meines Arbeitgebers absetzen würde. Und was macht Jeannette? Schreibt: „Falls wir überleben, setze ich dich dort ab!“ Mit einem Smiley mit Heiligenschein versehen … Ich schätze, sie gehe davon aus, dass wir beide überleben werden. Ich bin mir nicht ganz sicher … 😉

Aber im Zweifel hilft mir sicherlich der Satz, den mir im vergangenen Jahr schon diverse Männer in beruhigender Absicht vorbeteten: „Und wenn sie dich nicht reinlassen, fährst du einfach auf dem Standstreifen weiter!“ Ja, danke – das weiß ich auch. Es war lieb und nett gemeint, aber ich will nicht auf dem Standstreifen weiterfahren müssen! Ich möchte ganz ohne Probleme und Notlösungen auf die Autobahn gelassen werden! Ich bezahle immerhin auch Steuern! 😉

Ich hoffe, dass ich morgen dazu komme, zu berichten, dass alles halb so schlimm war … 😉

Einen schönen Abend! 🙂

„Rotz und Wasser“

Vor einer Woche traf ich Ulli, einen Anwohner meines Arbeitgebers, mitsamt seiner weißen Schäferhündin Luna einmal mehr, als ich zum Parkplatz ging. Ich parke seit der Brandstiftung am Auto meines Kollegen Olli auf einem anderen Parkplatz, der auch meinem Arbeitgeber gehört. (Das hat ungeahnte Vorteile: der Weg zur Arbeit nicht mehr so lang, wenn man vorne- statt hintenherum fährt – nur stehen dort viele Bäume, und der Spruch: „Parke niemals unter Bäumen!“ stellt hier seine Berechtigung unter Beweis, denn auf dem anderen Parkplatz war mein Auto nie so zugesch…en.)

Ulli und Luna waren gerade auf ihrem Abendspaziergang, und Ulli winkte mir fröhlich zu, als er mich an Monty herumwischen sah, und Luna bellte freudig und wedelte heftig mit dem Schwanz. Ich ging zu den beiden hinüber, wurde zunächst einmal heftig begrüßt – von Luna – und war kurz darauf in ein lebhaftes Gespräch verwickelt.

Nachbar Ulli wurde lange Zeit von mir skeptisch betrachtet, denn irgendjemand hatte mal erzählt, dass der unfreundlich sei. Immerhin geht er schon seit Jahren mit Luna auf dem Gelände meines Arbeitgebers spazieren, und offenbar gab es da mal eine Auseinandersetzung mit einem Kollegen, wie ich vermute. Ich begegnete Ulli – von dem ich damals gar nicht wusste, dass er so heißt – immer höflich, aber vorsichtig, grüßte, wurde zurückgegrüßt. Schon seit Jahren, auch, als Luna noch ein Welpe war, total süß und wie eine Schneeflocke aussehend. Eher ein Schneeflöckchen in ihrer Welpenzeit. 🙂

Seit etwa zwei Jahren weiß ich, dass der Spruch: „Der Typ ist total unfreundlich!“ falsch ist. Der stimmt ganz und gar nicht. (Ganz im Gegensatz zu: „Parke niemals unter Bäumen!“ 😉 ) Zumindest unterhalten Janine und ich uns immer nett mit Ulli, der wirklich freundlich ist und schon ganz oft – ich berichtete – Warengutscheine seines und seiner Frau Arbeitgebers nicht nur persönlich überreichte, sondern bisweilen auch an unsere Autos klemmte. Anfangs irritierte mich das, aber dann war mir klar: Es war nett gemeint. 🙂 Und ich habe zwischenzeitlich einige Gutscheine eingelöst. 🙂

Letzte Woche verwickelte er mich in ein lebhaftes Gespräch, das bei Hölzken anfing und bei Stöcksken kaum endete. Irgendwann erzählte er: „Neulich habbich wieda wat gemacht, wattich bis heute nich verstehe. Als wär‘ man doof und wüsstet nich besser! Da kam ma wieda so’n Film im Fääaahnsehn, den ich ja eigentlich schonn kannte. Und ich wusste doch schonn, datt der nich schön ausgeht! Und wat mach ich? Kuck miiaa den Film trotzdem an!“ – „Wat für’n Film war dat denn?“ – „Ach, weiße – dat is im Grunde so’n ganz kitschiger Film. Geht ummen Hund. Und – weiße – ich mach mir ja inzwischen so’n paar Sorgen um Luna. Iss ja nich mehr die Jüngste. Und man hängt ja an sonnem Tier.“ – „Ja, ich weiß. Aber sie sieht doch noch ziemlich fit aus! Hey, Luna – komma her!“

Luna preschte auf mich zu, heftig wedelnd, freute sich einen Ast, und ich knuddelte sie. „Siehsse!“ rief ich Ulli zu, aber der blickte etwas sorgenvoll drein. „Naja, sicher, dat machtse ja, aber iiiaagendwie isse doch älter geworden. Und da mach ich mir schonn Gedanken. Iss ja nich mein erster Hund, und et iss immer so schlimm, wennse gehen. Ja, und da habbich Idiot miiia neulich aunoch diesen Film da angekuckt. Da gehtet ummen Hund, so’n Labrador, der sich nich erziehen lässt, aber total sympathisch iss. Issen amerikanischer Film.“

Ich überlegte. Das Szenario kam mir bekannt vor. Und dann fiel der Groschen, und ich rief: „‘Marley und ich‘ – meinst du den Film?“ – „Ja, genau – so hieß der Hund! Issen total kitschiger Film, aber iss auch nett!“ – „Den kenne ich. Den habe ich als DVD. War mal ein Werbegeschenk. Ich habe ihn auch nur einmal gesehen, weil das Ende mich so mitgenommen hat, als der Hund eingeschläfert werden musste. Mit Jennifer Aniston und Owen Wilson!“ – „Kann sein. Und ich happ miiiaa den Film angekuckt und happ miiiaa iiiaagendwann gesacht: ‚Nee, Ulli, denn kucksse nich zu Ende. Nur noch’n Stücksken. Abba nich zu Ende.‘ Und dann habbich doch weitergekuckt, und dann waa dat Ende da …“ – „Und dann?“ – „Dann habbich wieda geweint. Dat is so traurich!“

Ich schmunzelte, war aber gleichermaßen gerührt. Wie sympathisch! Da erzählt ein ansonsten ziemlich tougher Typ, der jahrzehntelang au’m Pütt gearbeitet hat, dass er wieder (!) habe weinen müssen, als in einer Filmhandlung ein Hund eingeschläfert wurde, und das mit sorgenvollem Blick auf die eigene weiße Schäferhündin, die gerade voller Freude mit einem Ast spielt. Ich fand es rührend und wirklich sympathisch. 🙂

Zu Hause habe ich gleich Marley und ich in Betrieb genommen …

Heute begegnete ich Ulli und Luna wieder. Luna sah ein bisschen matt aus, obwohl sie mich sehr temperamentvoll begrüßte und sich – wie sie das immer tut – volle Breitseite gegen meine Schienbeine warf und mich beinahe zu Fall brachte. Aber sie wirkte doch etwas anders als sonst, und ich sah sie mir etwas genauer an, wie ich mir Lebewesen, die ich besonders mag, immer genau ansehe, was die im Zweifel aber nicht immer mitbekommen.

Zu Ulli sagte ich: „Danke für den Hinweis von neulich. Ich habe mir den Film mit dem Labrador auch angesehen …“ – „Und?“ – „Rotz und Wasser habbich geheult und wieder gewusst, warum ich den Film vor drei Jahren ganz nach hinten ins Regal gestellt habe!“ – „Ja, ne? Iss schlimm. Abba waa klaa, datte auch heulen wüüaadess. Ich seh ja, wie de mit Luna umgehss – du maachss Tiere auch! Sonn Film vastehn nur Leute, die schomma ’n Tier valooaan ham, auch wenner kitschig iss.“ – „Wahrscheinlich.“ – „Finze nich, dattie Luna schlecht aussieht? Wiiaa waan mit ihr beim Tieraazt. Et sollte nur Zahnstein entfääaant werden, aber die hat so geweint! Getz will der Tieraazt dat mit Vollnaakose machen. Abba da habbich etwas Angst, dat se nich mehr aufwacht. Iss ja nich mehr die Jüngste! Und im Moment will se auch nich immer fressen. Finze nich, dat se schlecht aussieht?“

Ich betrachtete Luna und meinte: „Sie hat wieder diese dunklen Stellen unter den Augen, und sie wischt sich oft über die Nase. Hatte sie das nicht aber letztes Jahr auch schon und fraß nicht so gut? Da hat der Tierarzt doch herausgefunden, dass sie eine Allergie hat – Heuschnupfen! Und es fliegen im Moment so viele Pollen! Kuckma – da wischt se sich schon wieder über die Nase und niest! Dat iss nur die Allergie!“ – „Meinze?“ – „Ja. Kuck doch – wischt schon wieder und niest!“ – „Getz ächt? Oder saachse dat nur so?“ – „Nee. Ich hab selber Heuschnupfen, und ich glaube, dat iss ziemlich eindeutich.“ – „Danke! Wahrscheinlich hasse recht! Ich kenn mich ja aunich wieda, dattich miiiaa solche Sorgen mach, abba … man hängt doch sehr an sonnem Tier!“ – „Ich weiß – aber es ist bestimmt nur die Allergie.“

Das ist es auch ganz sicher. Nicht auszudenken, wenn die liebe Luna nicht mehr wäre – ich „kenne“ sie immerhin seit neun Jahren. Anfangs nur vom Sehen, inzwischen von vielem Knuddeln. Eine ganz freundliche Seele. Ähnlich wie der Hund in Marley und ich. Ein wahrhaft kitschiger, aber ebenso rührender Film. Ich sage nur: Rotz und Wasser …

Die DVD steht seit letzter Woche wieder in der allerhinterletzten Ecke im DVD-Regal … 😉

Urlaub in Sicht

Mein Jahresurlaub nähert sich mit schnellen Schritten. Und das scheint mir auch gut so, vor allem an einem Montag, speziell an diesem Montag, der so furchtbar war, wie Mon- oder jegliche Tage nur sein können.

Ich muss dringend mal weg. Und laut Stephanie, meiner Schwester, werde ich von dort, wo mein Urlaub sich zutragen wird, gar nicht mehr wegwollen.

Als ob das eine Ausnahme wäre! 😉 Bisher war es nicht selten so, dass ich – einmal im Urlaub – am liebsten vor Ort geblieben wäre, ganz egal, wo das war. Obwohl … Am meisten hatte ich dieses Gefühl in Finnland. Wunderbare Ruhe, nette Menschen, kein Gedränge – einfach nur entspannend. Wer würde nicht an einem entspannten und entspannenden Ort bleiben? 😉

Möglicherweise hat Stephanie recht. Zumindest hinsichtlich der Himmelsrichtung. Ich bin kein Mensch, der gern unter sengender Sonne Urlaub macht. Meine Himmelsrichtung ist nicht der Süden, sondern eher der Norden. Nur innerhalb Deutschlands mache ich da eine Ausnahme. 😉

Großbritannien und Irland seit jeher Lieblingsorte von mir, aber auch Skandinavien. Mein Traum: Einmal quer durch Island auf einem Islandpferd, Muskelkater inklusive. Oder die Westküste Irlands hinunter auf einem Connemara-Pony oder meinetwegen auch einem Tinker. Was mich bisher daran hinderte, war die Tatsache, dass ich seit Anfang der 2000er Jahre nicht mehr auf einem Pferd gesessen habe, so scheußlich das auch ist. Damals hatte ich bei einem Besuch der Dominikanischen Republik jeden zweiten Tag Blut und Wasser auf einem Braunen geschwitzt, der auf den wunderschönen und wahren Namen „Pata Blanca“ hörte – „weißes Bein“. Er hatte zwei davon, und daneben auch eine recht impulsive Natur. Die Dame, die Herrin über die Pferde und Reitstunden war, fand, ich machte eine gute Figur. Vor allem an dem Tag, als ein Pferd vor uns scheute, ausbrach und mein Weißfüßer kurzerhand stieg, wobei ich – der Überraschungseffekt wahrscheinlich – trotz alledem im Sattel blieb … Unvergessen jedoch der Ausritt mit „Blanco“, einem Schimmel, wie auch der Name schon sagt. 😉

Erheblich kleiner als „Pata Blanca“, war er erheblich raffinierter. Zu Beginn der Stunde versuchte er permanent, mich irgendwie aus dem Sattel zu befördern, und das unter Zuhilfenahme seiner Zähne. Denn obwohl ich ihn an den Zügel zu reiten versuchte, wovon der kleine Kerl offenbar noch nie gehört hatte, verabreichte er sich höchstselbst eine „Rollkur“, indem er stets seinen Hals krümmte und zur Seite und nach hinten bog, um mit seinen großen, gelben Zähnen nach meinen Zehen zu schnappen. 😉 Gruselig, wenn man gerade in schnellerem Trab oder Galopp unterwegs ist und dann sieht, wie sich das Pferd plötzlich kopfmäßig verselbstständigt und – statt nach vorne zu sehen – danach trachtet, dem Reiter in die Zehen zu beißen, um ihn loszuwerden! 😉 Mitten im Galopp! 😉 Ich parierte durch und blieb stehen, ließ alle anderen Pferde an mir vorbei. Kein leichtes Unterfangen, denn der kleine Schimmel protestierte, schnappte umso wütender nach meinen Zehen, und mir wurde klar, womit ich es zu tun hatte: einem Wahnsinnigen, der ganz vorne gehen wollte. Das aber wollten dort ganz viele Pferde – die meisten. Ein Wunder, dass die gesamte „Kavallerie“ niemals durchgegangen ist. 😉

Ich musste sogar absitzen und das treue Tier in die andere Richtung drehen, damit es sich vernünftig benahm. Vom Boden aus betrachtet, war der kleine Schimmel eigentlich ganz nett, und als die Gruppe schon fast außer Sichtweite war, saß ich erneut auf, wendete, und schon ging es im gestreckten Galopp los, ohne dass meine Zehen in Gefahr waren. „Blanco“ fügte sich dann auch ganz brav, als wir weiter am Ende der Gruppe blieben, und ich atmete auf – diesen Ritt eindeutig überlebt. Und grinsend nahm ich einen oder zwei Tage später wahr, wie eine Frau mit mehreren Pflastern an den Zehen ihres linken Fußes am Pool erschien und meinte: „Nie wieder reite ich hier! Dieser kleine, weiße Giftzwerg! Sieht aus wie eine harmlose Schneeflocke, beißt mir aber doch glatt in die Zehen, weil er nicht ganz vorne sein darf! Dabei hat meine Mutter mich schon immer vor kleinen Männern gewarnt – scheint auf Pferde auch zuzutreffen.“ (Bei mir kommt noch die Farbe des Tieres dazu: Nicht umsonst bin ich bei Pferden ein Fan von Braunen oder Rappen. Auch Füchse gehen – nur mit Schimmeln hatte ich schon einige „interessante“ Erlebnisse.)

Reiten werde ich wohl im bevorstehenden Urlaub nicht. Obwohl es in Schottland sicher – neben Angus- und Galloway-Rindern – auch viele Pferde gibt.

Zwei Wochen Schottland stehen mir bevor, und ich habe fast den Eindruck, dass mir das gefallen könnte. Ich war schon so oft in Großbritannien und Irland, aber noch nie in Schottland. Meist in England. Und eben auch in der Republik Irland. Wales und Nordirland fehlen noch, wenn ich im Juni wieder heimgekehrt sein werde. 🙂

Aber vielleicht werde ich sogar Nordirland besuchen, denn die erste Woche werden Stephanie und ich uns in Dumfries and Galloway befinden, und von dort ist es über den Seeweg nicht weit bis Nordirland. Ich werde Stephanie zumindest darauf aufmerksam machen, dass es von dort gar nicht so weit nach Nordirland sei – und auch gar nicht so weit nach England und die Region dort, die ich schon seit Jahren mal besuchen möchte: den Lake District. 🙂

Heute sah ich mir die Council Area der ersten Woche einmal genauer an. Dazu gehört auch Lockerbie. Kennen die meisten Leute von dem Bombenattentat auf die PanAm-Maschine Maid of the Seas, die just über diesem kleinen Ort explodierte und abstürzte. Ein bisschen flau wurde mir da schon, aber dann dachte ich: „Es ist traurig, wenn Orte sich so ins Gedächtnis brennen, weil ein terroristischer Anschlag ihnen einen global bewussten Namen gab.“ Aber – ganz ehrlich – trotzdem erzeugt der Name Lockerbie exakt nur dieses Bewusstsein in mir. Wir sollten wohl einmal hinfahren, damit ich sehe, dass es trotz des Horrors ein vergleichsweise normaler Ort ist.

Ich sah mir diverse Bilder von Dumfries and Galloway im Internet an und war begeistert: Die Landschaft hauptsächlich grün, kleine Hügel erheben sich – ähnlich wie Franken! 🙂 Ich bin schon sehr gespannt.

Die zweite Woche werden wir in einer anderen Region verbringen, an der Ostküste. In der Nähe von Dundee ist unser zweites Hotel, von dem aus wir dann die Umgebung erkunden. Dundee am Firth of Tay. Und sogleich fiel mir ein, dass auch dort – nur viel früher – sich eine Tragödie zugetragen hatte: ein schreckliches Zugunglück auf der Brücke über den Tay! Zwar in grauer Vorzeit, anno 1879, aber immerhin hatte Theodor Fontane das Ganze zum Anlass genommen, eine Ballade darüber zu schreiben: Die Brück‘ am Tay. Ich kenne die Ballade, ich kenne die Geschichte, und sogleich kam ich mir vor, als reiste ich von einer Tragödie zur nächsten. Ich vermute, es habe in Schottland auch noch andere Tragödien gegeben, aber irgendwie scheine ich mir – ohne es zu wollen – gleich zwei Orte ausgesucht zu haben, an denen derlei Horror stattfand. Liegt das an mir? 😉 (Ich glaube, kaum, denn ich war in Geographie immer schon schlecht, weswegen mir gar nicht bewusst war, wo Lockerbie liegt … Und dass Dundee am Firth of Tay liegt, fiel mir auch erst heute wieder auf, als ich die Karte sah.) Aber ich bin mir sicher, es werde ein toller Urlaub! 😉

Und so werde ich auch die schottische Küche begeistert annehmen, von der zu lesen war, an ihr schieden sich die Geister … Ich warf einen Blick auf einige Seiten, die darüber berichteten, und ich beschloss, dass einzig die Vorliebe für Graupen von mir ungeteilt bleiben werde. Ich mag Graupen nicht. Daran hat sich – trotz aller Geschmacksänderungen von Kindheit an – rein gar nichts geändert. Und Dundee Cake ist auch nicht so nach meinem Geschmack. Zu viele Trockenfrüchte. Dafür aber liebe ich geräucherten Schellfisch, smoked haddock. Scheint typisch schottisch zu sein, obwohl ich geräucherten Schellfisch das erste Mal in England aß und dann hier in Deutschland auf taube Ohren stieß, als ich beim Fischhändler danach fragte. Man reagierte so, als hätte ich nach pinkfarbenem Spinat gefragt.

Ich fahre bzw. fliege nun mit einem fifty-fifty-Gefühl nach Glasgow. Stephanie behauptet, ich würde – einmal dort – niemals mehr zurückfliegen wollen. Und das trotz Graupen. Ich bin gespannt …

Was ich heute gelernt habe: Bildung ist prima, so ganz allgemein. Kann sich aber auch als hinderlich erweisen, wenn man beim Betrachten künftiger Urlaubsziele an Katastrophen denkt, die sich dort zugetragen haben. Vor allem dann, wenn einem als erstes Theodor Fontane durch den Kopf schießt … 😉