Ali freut sich …

Denn sie geht frohen Zeiten entgegen.

Am Montag habe ich einen Tag Urlaub, und meine Kollegin Daniela, die halbtags arbeitet, rief mir bei ihrem Fortgang – leiser Neid kam bei mir auf – zu: „Ich wünsche dir ein schönes langes Wochenende, Ali!“

Ich wusste, sie meinte es ernst und nett. Dabei habe ich den Urlaubstag nicht genommen, um frohen Mutes zu entspannen. Ich muss zum Hautarzt, zur Exzision eines Muttermals. Das ist nicht so toll. Finde ich. Denn das ist nicht das erste Mal, und so richtig schön ist das nicht. Gut, es ist jetzt auch nicht wirklich schlimm, aber ich würde lieber darauf verzichten, noch dazu, da sich das störende Objekt am Rücken befindet und eine Anästhesie ansteht. Mir wäre es lieber vorderseitig, denn da kann ich zumindest sehen, was passiert.

Das ist für mich immens wichtig, denn ich möchte, bitte, sehenden Auges derlei Dinge über mich ergehen lassen und wissen, was da auf mich zukommt und wann ich mich auf Schmerz einrichten muss. Klingt bescheuert, nicht wahr? 😉

Ist es aber gar nicht. Seit meiner Kindheit fand ich Spritzen, Blutabnahmen und Vergleichbares immer weniger erschreckend, wenn ich dabei zusehen konnte und wusste, womit ich rechnen musste. Das ist bei unangenehmen Dingen einfach leichter zu ertragen, finde ich. Zwar war ich in solchen Dingen nie ein Schisser, aber das wahrscheinlich vor allem deswegen, weil der Überraschungseffekt, auf den so viele zählen, flachfiel. Ganz schlimm als Kind, hatte ich irgendwo ein Pflaster, und jemand anderes als ich entfernte es! Denn da wurde immer gesagt: „Jaaa – ich bin ganz vorsichtig …“ Und dann wurde das Pflaster mit einem rigiden Ruck abgerissen!

Die allgemeine Einstellung dazu ist, dass das schonender sei … Vielleicht kann man diese Einstellung so begründen, dass der bis dato Bepflasterte nicht wusste, wann es wehtun würde, und dass das allemal besser sei. Mag sein – aber das hängt wohl sehr von der Persönlichkeit des „Opfers“ ab. Ich finde das nicht schön, noch dazu, wenn vorab gesagt wurde: „Nein, wir machen das ganz sachte.“ Da fühlt man nur eines: betrogen worden zu sein, denn ruckartiges Abreißen eines Pflasters tut durchaus nicht nur im ersten Moment weh. Schon gar nicht, wenn man auf manche Pflasterklebstoffe allergisch reagiert. Das war mir schon als Kind klar, weswegen ich – wurde ich selber tätig – derartige Pflaster auch immer millimeterweise ablöste. Das hatte alles seinen Grund, liebe Pflasterabreißer! 😉

Ich glaube, meine Haltung kommt – abgesehen von jedweder Allergie – daher, dass ich ganz einfach an vielen Vorgängen interessiert bin. Ich möchte gerne sehen, wie das Ganze vor sich geht, was passiert, wenn das Flugzeugtriebwerk gestartet wird, was, wenn ein Blitz einschlägt, und das neben mir in eine Kirche (hatten wir auch schon, und es war einerseits faszinierend, andererseits rannte ich sofort los, was das Zeug hielt, nachdem ich die Auswirkungen fasziniert gesehen hatte, obwohl ich wusste, dass das Unsinn sei – aber allein der Knall hatte mich fast zu Tode erschreckt!).

Kurz: Ich möchte gerne möglichst aktiven Anteil an dem haben, was mich betrifft, und ich mag keine Betäubungsspritzen in den Rücken! 😉 Am Montag geht es los … 😉 Um 8 Uhr – eigentlich um 7, aber wir haben ja wieder diese von mir aus mehreren Gründen verhasste Zeitumstellung …  Und in Folge habe ich eine neue, schöne Steppnaht am Rücken. 😉

Am vierten April habe ich dann das, wovor mir noch mehr graut: eine Autobahn-Übungsfahrstunde. Ich berichtete. Davor habe ich richtig Schiss! Obwohl ich ja vorgestern schon gelernt habe, dass ich des schnellen Fahrens durchaus mächtig bin. 😉

Denn auf meinem Heimweg auf schmaler Straße mitten in der Stadt, auf der auch noch zwei Straßenbahnen fahren, tauchte irgendwann hinter mir ein Rettungswagen auf. Ich blickte schnell nach rechts – keine Möglichkeit, auszuweichen, denn da waren am Bürgersteig lauter Poller. Ich fuhr weiter, blinkte rechts, denn da kam doch eine Stichstraße …

Schnell sah ich, dass ich da auch nicht einbiegen konnte – es parkte gerade jemand aus, und hinter ihm stauten sich schon drei Autos rück und fast bis auf die Hauptstraße. Nächste Möglichkeit: Der Discounter mit A. – aber da staute sich auch einiges. Und inzwischen war der RTW schon ziemlich nah …

Mir blieb nichts anderes übrig – ich trat das Gaspedal durch. Und ich raste vor dem RTW her, bis ich rechtsseitig endlich eine Parkbucht sah, in die ich schnurstracks einscherte. Schon rauschte der RTW an mir vorbei, und ich sah noch, wie der Beifahrer mir zuwinkte, während ich mir den kalten Schweiß von der Stirn wischte und gewahr wurde, dass ich einen eklatanten Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung begangen hatte. Aber was hätte ich denn sonst machen sollen? Mich in Luft auflösen? 😉

Immerhin hat mein direkter Nachbar, Herr E., diese Annahme heute Lügen gestraft. Als ich von der Arbeit nach Hause gekommen war und gerade eingeparkt und noch – endlich! – die Grünpflanzen- und Palmenerde im lässigen 20-Liter-Beutel aus dem Kofferraum geholt und zusammen mit meinen anderen Tüten und Taschen neben den kleinen Monty gestellt hatte, parkte er seinen Multivan auch ein. Direkt vor meinem Wagen, aus dem ich gerade gewichtige Lasten barg. Ich rief ihm noch fröhlich zu: „Na, haben Sie auch Wochenende?“, was er bejahte, aber erschrockenen Blickes an mir vorbeieilte. Ich habe lange aufgegeben, mich zu fragen, ob ich etwas falsch gemacht haben könnte. Er ist einfach so.

Ich wuchtete mir den Hafersack, sorry, den Sack mit Erde über die rechte Schulter, ergriff auch die anderen Taschen und eilte gen Haus. Erstaunlicherweise stand die Tür offen, und als ich nähertrat, sah ich, dass sie von Herrn E.s Fuß offengehalten wurde. Seine obere Hälfte durchsuchte gerade seinen Briefkasten.

„Ah, das ist aber nett, dass Sie mir die Tür aufhalten!“ rief ich. Und da kam von halblinks und murmelnd: „Ja, wenn Sie schon so viel zu schleppen haben …“

Auf die Idee, mir beim Schleppen zu helfen, war er wohl nicht gekommen … 😉 Aber ich fand es schon nett, dass er mir die Tür aufhielt. Das ist sonst nicht so seine Art. 😉

Und so freute ich mich. Ihr mögt darüber lachen, aber es ist wirklich ein toller Tag, wenn mein Nachbar mir die Tür aufhält, und das ist gar nicht böse gemeint. 🙂 Denn das passiert so selten, dass es nur ein guter Tag sein kann. 😉

Weniger freue ich mich auf Montag. Aber ich werde meine Ohren steifhalten. 😉

Euch ein schönes Wochenende! 🙂

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