Cave! Denn: „Viele Köche verderben den Brei“!

So lautet ein altbekanntes Sprichwort. Alternativ dazu kann man sagen, dass die linke Hand nicht wisse, was die rechte tut. Oder umgekehrt. Man kann auch einfach sagen, dass ein Projekt, in das allzu viele Personen eingebunden sind, bisweilen ins Chaotische abdriften könne. Oder so ähnlich.

Heute früh bin ich in der Tat früh aufgestanden, zumindest für meine unmaßgeblichen Verhältnisse. Es war 05:40 h, als ich mich wenig begeistert meiner Schlafstatt enthob und ins Bad schlurfte. Für meine Verhältnisse gruselig – mitten in der Nacht!

Allein daran kann man schon erkennen, dass gewisse Berufe für mich a priori ausgeschlossen waren: Niemals hätte ich Bäckerin werden können, auch nicht Landwirtin. Nachtschwester hingegen schon – Nachtschichten sind kein Problem. 🙂 Ich bin eine sogenannte Eule und funktioniere am allzu frühen Morgen nur rudimentär. Ich existiere quasi nur, meine Augen sind stets in halbgeschlossener Haltung. Und obwohl ich sonst viel rede, spreche ich frühmorgens nur das Nötigste, weswegen mich böse Zungen als „Morgenmuffel“ bezeichnen. Ich bevorzuge die Definition, kein Morgenmensch zu sein. Kurz nach dem Aufstehen bin ich meist nur zu unartikulierten Lauten imstande, da so vieles physisch koordiniert werden muss und ich dabei nicht auch noch rhetorisch ausgefeilte und geschliffene Ansprachen halten kann: Augen öffnen und zumindest zur Hälfte offenhalten, mich aufsetzen, die Beine aus dem Bett wuchten, aufstehen und einen Fuß vor den anderen setzen, ohne irgendwie zu verunglücken. Zweimal schon habe ich mir den kleinen Zeh gebrochen, als ich morgens aufwachte, ein dringendes Bedürfnis verspürte und unkoordiniert und mit halbgeschlossenen Augen einmal gegen den Bett-, beim zweiten Mal gegen einen Türpfosten rannte. Der Vorteil daran: Ich war anschließend hellwach und weiß seitdem, dass man simultan lachen und heulen kann, während man – den blessierten Fuß in der Hand – erstaunlich schwungvoll um die eigene Achse rotiert. 😉

Um 08:00 h hatte ich meinen Termin beim Dermatologen – vulgo: Hautarzt – zum Entfernen eines verdächtigen Pigments an meinem Rücken. Ich erwähnte dies bereits, ebenso meine große Freude darüber. Da steht man doch gleich noch lieber auf …

Gestern hatte ich vorausschauend ein wunderschönes Bad genommen. Ich liebe Baden, und mir war – ich bin diesbezüglich nicht ganz unerfahren – klar, dass ich in der nächsten Zeit, etwa zwei Wochen lang, darauf verzichten müsse. Nur Duschen geht, und das so, dass die entsprechende Stelle nur ja nicht mit Wasser benetzt werde … 🙁

Ich duschte heute früh rasch, machte mich ebenso schnell fertig, auf dass ich wie ein wacher Mensch aussehen möge, und schon ging es los.

In der Praxis war – wie üblich – schon viel Betrieb. Es ist eine Praxis, in der sich nicht nur viele Patienten, sondern auch viele Angestellte, Ärzte bzw. Ärztinnen wie Arzthelferinnen, tummeln, und ich bin bei jedem Besuch gespannt, mit welchem Arzt ich wohl diesmal zu tun bekomme. (Wenn ich es recht überlege, sind alle Ärzte bis auf den Inhaber dieser Praxis weiblich.) Ein Prinzip, das ich eigentlich nicht so mag. Aber diese Praxis ist wirklich nicht schlecht und hat einen recht guten Ruf. Ich hatte zuvor schon zwei andere Hautarztpraxen hier ausprobiert und fühlte mich in keiner so recht wohl. Auf diese hier lasse ich nichts kommen … Oder? 😉

Ich musste einen Schrieb unterschreiben, da ich eine Lokalanästhesie bekommen würde, auf die ich mich schon sehr freute … Und überraschend schnell wurde ich aufgerufen und in den OP geleitet, den ich ja schon vom Lasern dieses winzigen Angioms unter meinem linken Auge kannte … „Fühlen Sie sich wohl, Frau B.?“ fragte mich die sehr nette Arzthelferin, und ich sagte: „Ich fühlte mich schon schlechter.“ Sie lachte und meinte: „Nehmen Sie noch einen Moment Platz,“, indem sie auf zwei Stühle in einer Ecke des OP-Raumes deutete. Ich setzte mich auf den linken, auf den rechten warf ich mit leichter Hand meine Sachen, Jacke und Tasche.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die Stühle ungünstig positioniert fand, denn der Endpunkt der Sehachse in meinem Falle befand sich hinter der OP-Liege: Da war eine Spritze zu sehen, die kopfüber in einem Fläschchen mit Anästhetikum stak. Fertig zum Aufziehen. Es ist nicht gut, den Patienten so zu positionieren, dass er direkt auf ein schmerzerzeugendes Instrument blickt … 😉 Beim Zahnarzt funktioniert das besser – da stehen und liegen derlei Dinge immer im Rücken des Patienten. Zumindest bei meinem Zahnarzt. So dachte ich und erschrak: Seit wann war ich so ein entsetzlicher Angsthase? Ich ging in mich und stellte fest, dass ich Spritzen, Blutabnahmen und sonstige Dinge dieser Art im Grunde noch nie besonders schön gefunden hatte und ihnen nur mit der Einstellung begegnet war, dass sie sich ja nun einmal nicht vermeiden ließen – und dass es weit Schlimmeres gebe. Und diese Haltung nahm ich auch hier wieder ein. 😉

Nur: Warum dauerte das so lange? Wieso musste ich – mit Blick auf die Spritze – so lange warten? Wo blieb die Ärztin, welche auch immer? 😉

Da kam sie, zusammen mit einer anderen Ärztin. Die eine kannte ich schon, die andere, die hier wohl hauptverantwortlich war, kannte ich nicht. Aber es stellte sich heraus, dass sie mich behandeln sollte …

Beide starrten auf den PC, der meine Patientendatei zeigte – in vielen fröhlichen Farben. Dann meinte die mir gänzlich unbekannte Ärztin: „Also soll an Ihrer linken Wange etwas entfernt werden, Frau B.!“ – „Äääh, wie bitte? An der Wange? Wieso das?“ – „Hier steht: Entzündung neben dem linken Ohr – wenn in vier bis sechs Wochen nicht abgeheilt, Shave!“ – „Äääh, nein. Das sollte beobachtet werden, heilt aber ab. War nur eine Entzündung. Eigentlich soll ein Muttermal am Rücken entfernt werden …“ So sagte ich mit schwächer werdender Stimme. Was hatten die mit mir vor? 😉

Zwei Ärztinnen starrten meine linke Gesichtshälfte an, unter anderem mit einem Dermatoskop, tasteten neben meinem linken Ohr herum, und beide waren einig darin, dass das ja ganz harmlos und fast abgeheilt sei. Ja, sicher – das hatte ich doch auch gesagt … Dann meinte eine von ihnen: „Am Rücken, sagten Sie?“ – „Ja!“

Und schon starrten beide wieder in meine Patientendatei. „Stimmt! Da steht es! Da, sieh mal: Cave: Exzision Muttermal LWS rechts! Ein verdächtiges Muttermal.“ Ja. Deswegen war ich da. Hatte ich auch gesagt. 😉

„Machen Sie bitte mal Ihren Rücken frei!“ Nichts lieber als das – die Spritze wartete ja auch schon. 😉

Und schon starrten die beiden – mit und ohne Dermatoskop – auf meinen Rücken. Und schwiegen. Dann meinte die eine: „Welches meint Frau Dr. Giovanardi denn?“ (Denn diese sehr schwungvolle italienische Ärztin, die mich beim letzten Mal behandelt hatte, hatte die Diagnose gestellt. Warum war sie nicht anwesend?) Die andere meinte: „Es sind ja nicht viele. Vier Stück, drei davon rechts.“ Und man begutachtete die drei rechts und das eine links, kam aber nicht überein, welches nun gemeint sein könne, obwohl das linke ja im Grunde schon per se ausschied, da es eben nicht rechts der Lendenwirbelsäule liegt. Zum Glück kann ich bisweilen recht geduldig sein … 😉

„Frau B., wir wissen nicht so genau, welches jetzt entfernt werden soll. Wir holen Frau Dr. Giovanardi. Es dauert noch einen kleinen Moment, entschuldigen Sie, bitte.“ – „Kein Problem,“, sagte ich lässiger, als mir angesichts der noch immer im Blickfeld befindlichen Spritze zu Mute war.

Zwanzig Minuten später war ich jedoch kurz davor, meine Sachen zu nehmen und zu gehen – wo blieb diese Italienerin? 😉 Doch da kam sie schon und rief fröhlich: „Ah, Frrrau B.! Wie gäht es Ihnen? Tut mirrr leid – därrr Patient vorrr Ihnen warrr etwas närrrvös. Ist kollabiert – wägen eine kleine ´autprrrobe. Als ärrr das Skalpell gesähen ´at, ist ärrr kurrrz umgekippt. Nix Schlimmes, alles wiedärrr tutto a posto!“

Das beruhigte mich, obwohl ich zwischenzeitlich auch noch die anderen schreckensreichen Instrumente erblickt hatte, die für meine im Grunde harmlose Behandlung bereitgelegt worden waren. Ein Glück, dass ich beim Anblick des Skalpells und Nahtmaterials nicht auch gleich „närrrvös“ geworden und kollabiert war. Soweit war bei mir alles „a posto“. Nur leider das blöde Muttermal nicht nur das, sondern auch noch „sul posto“ – noch immer an gewohnter Stelle … Immerhin harrte ich nun schon seit einer knappen Dreiviertelstunde dessen Entfernung, und das nicht gerade begeistert.

Frau Dr. Giovanardi warf einen Blick auf meinen Rücken, sehr gründlich, und dann rief sie der anderen Ärztin, die mich schon beim ersten Mal mit ihrer Kollegin begutachtet hatte, zu: „Allora! Wo iiist Prrrobläm? ´ier iiist die Stelle!“

Und dann ging alles ganz schnell. Ich musste mich bäuchlings auf die Liege legen, und da kam auch schon die Spritze – ein Gefühl wie Weihnachten im Bootcamp, da nur knapp neben der Wirbelsäule, aber zu ertragen. Nur eben nicht angenehm, zumal Frau Dr. Giovanardi, eine Italienerin reinsten Weihwassers, sehr schwungvoll und energisch vorging. Von der Entfernung des störenden Muttermals habe ich so gut wie gar nichts mitbekommen. Dann aber ging es ans Nähen, und da wurde mir ein bisschen schummrig. Nicht, dass es wehgetan hätte – nur ein wenig geziept hat es. Aber die Vorstellung, dass da genäht werde, schien irgendetwas auszulösen, das mir nicht so bekam. Lieber drei Spritzen … Ich ärgerte mich, da ich bis dato nie so zimperlich war, aber mir war wirklich ziemlich schwindlig, und nachdem man mir ein riesiges Pflaster auf den Rücken gepappt hatte, erhob ich mich weit weniger grazil auf meine zwei Beine, als ich das sonst tue (es sei denn, frühmorgens). Und tapfer meinte ich: „Ich habe so gut wie gar nichts gespürt, obwohl Spritzen in den Rücken für mich keine schöne Vorstellung sind.“ Die Ärztin meinte: „Waaas? Sie ´atten Angst? ´at man gar nicht gemärrrkt – da sind Sie eine sährrr gute Schauspielerrrin!“ Na, also – Lob auch noch! 😉

Da mir immer noch etwas schwindlig war, bin ich dann erst einmal ein ganzes Stück marschiert, weil das am besten gegen alberne Kreislaufprobleme hilft, habe noch eingekauft und bin dann mit der Straßenbahn nach Hause gefahren. Da merkte ich auch, dass die Betäubung nachließ, denn als der Straßenbahnfahrer einmal etwas ruckartiger bremste und ich mit dem Rücken gegen die Lehne prallte, war ich kurz davor, den Fahrer zu meucheln. Hölle, tat das weh! Bis zu meiner Ausstiegshaltestelle saß ich mit einem Hohlkreuz da … 😉

Inzwischen hat sich das Ganze gesteigert. Aber egal – Hauptsache, das störende Element ist weg. 😉 Und in zwei Wochen werden die Fäden gezogen.

Was ich heute einmal mehr gelernt habe: Es ist nie gut, wenn zu viele Leute an ein und demselben Projekt arbeiten. Andererseits: Wäre es hart auf hart gekommen, hätte ich sicherlich gesagt: „Wissen Sie, was? Entfernen Sie einfach alle vier Muttermale! Ob ich nun eine oder vier Nähte am Rücken habe, macht auch keinen Unterschied mehr. Was weg ist, ist weg.“

Dennoch: Beim nächsten Mal bestehe ich auf Behandlung durch ein und dieselbe Ärztin von Anfang an. Welche dies auch immer sein mag. 😉

Von Chemtrails und Aliens

Gestern erlangte ich Klarheit darüber, warum ich mich manchmal wie in einem Paralleluniversum fühle, wenn ich mich in der Welt so umsehe und -höre. So geht es so manchem von euch sicherlich auch bisweilen, nehme ich an.

Bisher war ich davon ausgegangen, dass es daran liege, dass ich nicht selten dazu tendiere, Dinge zu hinterfragen, nicht alles für bare Münze zu nehmen und genau hinzusehen. So wie diverse andere Menschen auch. Also gar nichts Besonderes. Vorausschauen scheint mir eben nicht unwichtig. Man sollte sich beim Vorausschauen nur nicht allzu sehr bremsen lassen, denn sonst verharrt man gegebenenfalls in Lethargie. Nein, vorausschauendes Handeln sollte geübt sein – dann nimmt alles auch zügig seinen Lauf.

Nun, so dachte ich bisher. Seit gestern aber weiß ich, dass es einen ganz anderen Grund für die Annahme mancher Leute gibt, sich in einem Paralleluniversum zu befinden. Endlich Gewissheit. Denn: Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit sind diese Leute alle Aliens! 😉

Nein, keine Sorge – ich bin nicht durchgeknallt. Ich bekam nur gestern auf einem bekannten Sozialen Medium eine Einladung auf eine Seite und in eine Gruppe, die sich mit dem auseinandersetzt, was gemeinhin als Verschwörungstheorie bekannt ist. Respektive mit denen, die derlei Theorien folgen und aufsaugen wie die Schwämme. Es ist eine Seite, auf der sich all die austauschen und neue Beiträge und Screenshots einstellen, die von ernstgemeinten VT-Gruppen initiiert wurden. Eine sehr lustige Seite, wenn auch Schadenfreude und Lästern nicht die nettesten Eigenschaften sind. Aber mal ehrlich: In so manchem Falle kann man kaum anders, vor allem, da die Verschwörungstheoretiker vice versa gern alle, die nicht auf ihre kruden Theorien abfahren, als dumm, unwissend und grob betrachten.

Fridolin, mein bester Freund, dachte, es könne mich erheitern, was ich auf dieser Seite läse. Er kennt mich halt schon seit vielen Jahren – und er hatte Recht. Von dieser Seite, auf der es vornehmlich um sogenannte Chemtrails geht, gelangte ich auf eine andere Seite vergleichbarer Art, die mir noch besser gefiel. Denn da war die Verschwörungs-Varietäten-Spannweite erheblich größer.

Ich saß vor dem PC und las ungläubig, woran manche Menschen ernsthaft glauben – dann lachte ich schallend, und ich musste mich zurückhalten, mir nicht auf die Schenkel zu klopfen. Derart irre Theorien hatte ich noch nie erlebt, und bei einigen vermutete ich, sie könnten auf einem übertriebenen Konsum von Alkohol oder sonstigen berauschenden Mitteln basieren. Oder auf anderen Störungen. Das ist im Grunde nicht lustig. Aber wenn man die Ergüsse so liest, kann man nicht anders als maximal staunen und lachen.

So lernte ich die verschiedenen Typen von Wesen kennen, die – neben den „normalen“ Menschen – diese Erde bevölkerten, und ich war über die Vielzahl dieser Wesen bass erstaunt. Reptiloide machten nur einen vergleichsweise geringen Teil davon aus – es gebe noch so viele andere, hieß es, und es gab sogar Abbildungen! Ich grinste mir eins und dachte: „Erstaunlich, dass Menschen, die an so etwas glauben, sich selbst für normal erachten.“ Aber wie sollten sie anders? Wer an derart gruselige Wesen glaubt, wie sie dort abgebildet waren, hat offenbar ein etwas anderes Weltbild als Ottonormalverbraucher. Und man muss auch die Frage gestatten, was nun eigentlich normal sei. Eine wahrhaft philosophische und akademische Frage. 😉
Wusstet ihr schon, dass der Mond nur eine Projektion sei? Nein? Dass man mit bestimmten Zahlenkombinationen Krankheiten heilen könne? Und Impfen sei ja ohnehin ganz schädlich!

So schrieb eine Mutter, man könne die Schädlichkeit des Impfens bereits daran erkennen, dass sie nur geimpfte Kleinkinder kenne, die bisweilen Wutanfälle bekämen. Ihre nichtgeimpfte Tochter habe das nie, und das sei doch der Beweis, dass Impfen total schädlich sei. (Ehrlich gestanden: Ich staunte über diese Annahme nicht wenig. Sollte die gute, alte Trotzphase bei Kleinkindern auf Impfschäden beruhen? 😉 Warum hat man das noch nie untersucht? Pfui! 😉 )

Ein anderer bezeichnete die deutsche als die „göttliche“ Sprache. Denn es sei doch sonnenklar, dass dem so sei, da ja alle Menschen in deutscher Sprache dächten, was man an ihm, dem Verfasser des zitierten Beitrags, leicht erkennen könne! Ich hielt es erst für einen Scherz – aber es war wohl gar keiner …

Eine Dame schrieb, sie verfüge über besondere Fähigkeiten: Sie könne Stromstöße verteilen und – wenn sie wütend sei – Technik deaktivieren! (Gut, das kann ich auch. Wenn ich bei der Arbeit wütend bin, und es ist gerade Feierabend, deaktiviere ich auch gern die Technik. Ich fahre meinen Rechner herunter und selber nach Hause. Cool, ne? Komm ich getz im Fäahnsehn?) Beruhigend fand ich, dass sie laut eigener Aussage auch ihren „Körper je nach Gefahrenlage deaktivieren“ könne. Bei Teilen davon schien mir dies schon permanent der Fall zu sein …

Eine andere Frau fragte, warum sie ihr Gehirn nicht anfassen könne … Nun, irgendwie schien dies doch auf der Hand zu liegen. Es ist ummantelt von etwas, das wir Schädel nennen. Im Grunde – so rieten ihr auch einige Kommentatoren – müsse sie nur den Schädel aufbohren. Andere – und das war ein bisschen gemein – wandten ein, dies könne jedoch zu großer Enttäuschung führen, denn wo nichts sei, könne man auch nichts anfassen. So richtig nett war das nicht, aber die Frage war in der Tat ein bisschen bizarr …

Wusstet ihr schon von der Bedeutung der Zirbeldrüse? Kennt ihr Indigo- und/oder Kristallkinder? Eine Frau schwärmte in den höchsten Tönen von ihrem inzwischen achtzehnjährigen Sohn, der ein typisches Indigokind sei! Bereits vor der Geburt, erst recht aber nach der Geburt habe sich das abgezeichnet, denn er habe auf besondere Weise geschrien und sie angeblickt, als er – gerade geboren – auf ihren Bauch gelegt wurde. So nachdenklich-wissend habe er geblickt. (Vielleicht waren es auch große Zweifel, die den kleinen Wicht so blicken ließen, als er seine Mama erblickte, die – so sagte sie – in diesem Moment bereits ein besonderes Ritual mit einem Edelstein, eigens mit in den Kreißsaal genommen, an dem wehrlosen Säugling vollzog. Vielleicht dachte der kleine Kerl: „Scheiße – wohin bin ich hier geraten?“ Nichts ist unmöglich.)

Nun, jedenfalls sei ihr Sohn so eine Art Messias. Zur Erde gesandt, um die Welt zu retten.

Ich fragte mich, wie man als Kind wohl so drauf sei, wenn man unter derartigen Gesichtspunkten erzogen wurde und aufgewachsen ist. Glaubt man selber daran? Oder haut man irgendwann auf die Kacke und kratzt die Kurve, wobei man ruft: „Tschö, Mama! Steck dir deine Edelsteine an den Aluhut!“

Doch dann kam es: Erleuchtung auch für mich. Denn ich las staunend einen – offenbar ernstgemeinten – Beitrag, der dort gelistet war, der sich an Menschen mit der Blutgruppe 0 mit negativem Rhesusfaktor wandte. Ich merkte auf, denn ich verfüge über eben diese Blutgruppe …

Und es stand geschrieben, dass diese Menschen gar keine Menschen, sondern in Wirklichkeit Aliens seien! 😀

Phänotypisch seien es Menschen mit grünen oder braunen Augen. Meist rothaarig, verfügten sie über einen höheren IQ, ein gesteigertes Bewusstsein, sowohl physisch als auch emotional, eine niedrigere Körpertemperatur – und sie seien hitzeempfindlich. Aha.

Ich habe weitgehend grüne Augen und bin blond. Der IQ? Nun ja … Gesteigertes Bewusstsein? Naja, meine Schmerzschwelle liegt bisweilen etwas niedriger, sowohl physisch als auch emotional (letzteres vor allem, wenn ich mit Irrsinn konfrontiert bin …). 😉 Die Körpertemperatur messe ich selten. Meist habe ich, wenn ich messe, Fieber … Hitzeempfindlich bin ich in der Tat. Und ganz offenbar aufgrund meiner Blutgruppe ein Alien. Gut, dass ich Gewissheit habe!

Wenn ich es recht bedenke, erkennt man bereits an meinem Namen mein wahres Ich: Ali – das ist eindeutig eine Abkürzung von Alien. Dass ich noch nicht viel eher darauf gekommen bin! 😉 Und summa summarum ist es nun kein Wunder mehr für mich, dass ich mich oft wie in einem Paralleluniversum fühle. Ich komme offenbar in der Tat aus einem solchen und bin hier zu normalen Menschen gebeamt bzw. in diese Welt hier geboren worden. Von einer Mutter mit der gleichen Blutgruppe … Ob ich sie aufklären sollte? 😉

Nachdem ich dann noch einen Beitrag darüber las, dass es nun auch schon homöopathische Notfalltropfen für Pflanzen gebe, fuhr ich vorsichtshalber den PC herunter. Es war noch früh am Tage, und mein Lachen ist bei besonderer Erheiterung etwas lauter und klingt ziemlich dreckig. Ich wollte meine Nachbarn nicht wecken, zumal die Ärmsten ohnehin sicherlich entsetzt wären, wüssten sie, dass sie mit einem Alien unter einem Dach leben … 😉

Lieber wandte ich mich sinnvolleren Dingen zu und topfte endlich meine Zimmerpalme um. Es war ein schwierigeres Unterfangen und ein Stück Arbeit, bis soweit alles fertig war. Seit ich von den Notfalltropfen für Pflanzen wusste, sah ich etwas näher hin: Wirkte die Palme nicht ein wenig erschöpft, nahezu vorwurfsvoll aufgrund der grässlichen Tortur? Hätte ich vielleicht besser daran getan, ihr einige Notfalltropfen zu verabreichen? Sie wirkte so ermattet wie jemand, der furchtbarem Stress ausgesetzt gewesen ist … 😉 Aber nichts dergleichen hatte ich im Haus und konnte ihr nur pures Wasser anbieten – ich Pflanzenquälerin! Nichtsdestotrotz scheint sie sich vom Stress erholt zu haben, und ich hoffe, es bleibt dabei. Nicht, dass ich noch einen Pflanzen-Psychotherapeuten zu Rate ziehen muss … 😉

Wenn ihr mal einen schlechten Tag habt: Lest verschwörungstheoretische Artikel! Das hilft, und ihr lacht sofort wieder. Es sei denn, ihr seid selber Verschwörungstheoretiker.

Mein gesteigertes Alien-Bewusstsein sagt mir gerade: „Das sind Leute, denen ich tagtäglich auf der Straße begegne – mir wird ein wenig bange …“ Aber vielleicht helfen mir ja auch die Notfalltropfen für Pflanzen … 😉

Einen schönen Sonntag allen – auch den Verschwörungstheoretikern! 🙂

Ali freut sich …

Denn sie geht frohen Zeiten entgegen.

Am Montag habe ich einen Tag Urlaub, und meine Kollegin Daniela, die halbtags arbeitet, rief mir bei ihrem Fortgang – leiser Neid kam bei mir auf – zu: „Ich wünsche dir ein schönes langes Wochenende, Ali!“

Ich wusste, sie meinte es ernst und nett. Dabei habe ich den Urlaubstag nicht genommen, um frohen Mutes zu entspannen. Ich muss zum Hautarzt, zur Exzision eines Muttermals. Das ist nicht so toll. Finde ich. Denn das ist nicht das erste Mal, und so richtig schön ist das nicht. Gut, es ist jetzt auch nicht wirklich schlimm, aber ich würde lieber darauf verzichten, noch dazu, da sich das störende Objekt am Rücken befindet und eine Anästhesie ansteht. Mir wäre es lieber vorderseitig, denn da kann ich zumindest sehen, was passiert.

Das ist für mich immens wichtig, denn ich möchte, bitte, sehenden Auges derlei Dinge über mich ergehen lassen und wissen, was da auf mich zukommt und wann ich mich auf Schmerz einrichten muss. Klingt bescheuert, nicht wahr? 😉

Ist es aber gar nicht. Seit meiner Kindheit fand ich Spritzen, Blutabnahmen und Vergleichbares immer weniger erschreckend, wenn ich dabei zusehen konnte und wusste, womit ich rechnen musste. Das ist bei unangenehmen Dingen einfach leichter zu ertragen, finde ich. Zwar war ich in solchen Dingen nie ein Schisser, aber das wahrscheinlich vor allem deswegen, weil der Überraschungseffekt, auf den so viele zählen, flachfiel. Ganz schlimm als Kind, hatte ich irgendwo ein Pflaster, und jemand anderes als ich entfernte es! Denn da wurde immer gesagt: „Jaaa – ich bin ganz vorsichtig …“ Und dann wurde das Pflaster mit einem rigiden Ruck abgerissen!

Die allgemeine Einstellung dazu ist, dass das schonender sei … Vielleicht kann man diese Einstellung so begründen, dass der bis dato Bepflasterte nicht wusste, wann es wehtun würde, und dass das allemal besser sei. Mag sein – aber das hängt wohl sehr von der Persönlichkeit des „Opfers“ ab. Ich finde das nicht schön, noch dazu, wenn vorab gesagt wurde: „Nein, wir machen das ganz sachte.“ Da fühlt man nur eines: betrogen worden zu sein, denn ruckartiges Abreißen eines Pflasters tut durchaus nicht nur im ersten Moment weh. Schon gar nicht, wenn man auf manche Pflasterklebstoffe allergisch reagiert. Das war mir schon als Kind klar, weswegen ich – wurde ich selber tätig – derartige Pflaster auch immer millimeterweise ablöste. Das hatte alles seinen Grund, liebe Pflasterabreißer! 😉

Ich glaube, meine Haltung kommt – abgesehen von jedweder Allergie – daher, dass ich ganz einfach an vielen Vorgängen interessiert bin. Ich möchte gerne sehen, wie das Ganze vor sich geht, was passiert, wenn das Flugzeugtriebwerk gestartet wird, was, wenn ein Blitz einschlägt, und das neben mir in eine Kirche (hatten wir auch schon, und es war einerseits faszinierend, andererseits rannte ich sofort los, was das Zeug hielt, nachdem ich die Auswirkungen fasziniert gesehen hatte, obwohl ich wusste, dass das Unsinn sei – aber allein der Knall hatte mich fast zu Tode erschreckt!).

Kurz: Ich möchte gerne möglichst aktiven Anteil an dem haben, was mich betrifft, und ich mag keine Betäubungsspritzen in den Rücken! 😉 Am Montag geht es los … 😉 Um 8 Uhr – eigentlich um 7, aber wir haben ja wieder diese von mir aus mehreren Gründen verhasste Zeitumstellung …  Und in Folge habe ich eine neue, schöne Steppnaht am Rücken. 😉

Am vierten April habe ich dann das, wovor mir noch mehr graut: eine Autobahn-Übungsfahrstunde. Ich berichtete. Davor habe ich richtig Schiss! Obwohl ich ja vorgestern schon gelernt habe, dass ich des schnellen Fahrens durchaus mächtig bin. 😉

Denn auf meinem Heimweg auf schmaler Straße mitten in der Stadt, auf der auch noch zwei Straßenbahnen fahren, tauchte irgendwann hinter mir ein Rettungswagen auf. Ich blickte schnell nach rechts – keine Möglichkeit, auszuweichen, denn da waren am Bürgersteig lauter Poller. Ich fuhr weiter, blinkte rechts, denn da kam doch eine Stichstraße …

Schnell sah ich, dass ich da auch nicht einbiegen konnte – es parkte gerade jemand aus, und hinter ihm stauten sich schon drei Autos rück und fast bis auf die Hauptstraße. Nächste Möglichkeit: Der Discounter mit A. – aber da staute sich auch einiges. Und inzwischen war der RTW schon ziemlich nah …

Mir blieb nichts anderes übrig – ich trat das Gaspedal durch. Und ich raste vor dem RTW her, bis ich rechtsseitig endlich eine Parkbucht sah, in die ich schnurstracks einscherte. Schon rauschte der RTW an mir vorbei, und ich sah noch, wie der Beifahrer mir zuwinkte, während ich mir den kalten Schweiß von der Stirn wischte und gewahr wurde, dass ich einen eklatanten Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung begangen hatte. Aber was hätte ich denn sonst machen sollen? Mich in Luft auflösen? 😉

Immerhin hat mein direkter Nachbar, Herr E., diese Annahme heute Lügen gestraft. Als ich von der Arbeit nach Hause gekommen war und gerade eingeparkt und noch – endlich! – die Grünpflanzen- und Palmenerde im lässigen 20-Liter-Beutel aus dem Kofferraum geholt und zusammen mit meinen anderen Tüten und Taschen neben den kleinen Monty gestellt hatte, parkte er seinen Multivan auch ein. Direkt vor meinem Wagen, aus dem ich gerade gewichtige Lasten barg. Ich rief ihm noch fröhlich zu: „Na, haben Sie auch Wochenende?“, was er bejahte, aber erschrockenen Blickes an mir vorbeieilte. Ich habe lange aufgegeben, mich zu fragen, ob ich etwas falsch gemacht haben könnte. Er ist einfach so.

Ich wuchtete mir den Hafersack, sorry, den Sack mit Erde über die rechte Schulter, ergriff auch die anderen Taschen und eilte gen Haus. Erstaunlicherweise stand die Tür offen, und als ich nähertrat, sah ich, dass sie von Herrn E.s Fuß offengehalten wurde. Seine obere Hälfte durchsuchte gerade seinen Briefkasten.

„Ah, das ist aber nett, dass Sie mir die Tür aufhalten!“ rief ich. Und da kam von halblinks und murmelnd: „Ja, wenn Sie schon so viel zu schleppen haben …“

Auf die Idee, mir beim Schleppen zu helfen, war er wohl nicht gekommen … 😉 Aber ich fand es schon nett, dass er mir die Tür aufhielt. Das ist sonst nicht so seine Art. 😉

Und so freute ich mich. Ihr mögt darüber lachen, aber es ist wirklich ein toller Tag, wenn mein Nachbar mir die Tür aufhält, und das ist gar nicht böse gemeint. 🙂 Denn das passiert so selten, dass es nur ein guter Tag sein kann. 😉

Weniger freue ich mich auf Montag. Aber ich werde meine Ohren steifhalten. 😉

Euch ein schönes Wochenende! 🙂

Mein baldiges Wiedersehen mit Jeannette … Oder: Warum ich Esel so mag

Ehrlich gestanden: Mir zittern schon jetzt ein wenig die Knie vor dem nächsten „dienstlichen“ Treffen mit Jeannette, die, wie diejenigen wissen, die mich kennen und vielleicht sogar ab und an mal hier lesen oder zumindest zwei, drei flüchtige Blicke werfen, meine Auffrisch-Fahrlehrerin aus dem letzten Jahr ist.

Nicht, dass ich mich vor Jeannette fürchtete – bewahre, nein! Sie ist total klasse, im Dienst sehr gelassen und ruhig, privat aber sehr lebhaft. Und das ist auch prima, denn wir verstehen einander gut. 🙂 (Und das, obwohl ich sowohl bei den dienstlichen Zusammentreffen, als auch privat alles andere als gelassen und ruhig bin. Bei den dienstlichen Treffen gleiche ich einem hektischen Nervenbündel, privat hört man mich schon von Weitem, wenn ich mich unterhalte. 😉 )

Die näheren Umstände unseres „dienstlichen“ Wiedersehens ergeben sich daraus, dass ich bis dato ja noch immer einen großen Bogen um Autobahnen mache – es sei denn, ich bin Beifahrerin. Es ist keine Feigheit, die mich bisher diesen großen Bogen machen lässt; es ist wirkliche Angst. Oder Furcht. Jedenfalls etwas, das nicht so leicht und with a wink and a smile abzustellen ist. Wenn man bedenkt, dass ich schon immer ein sehr gespaltenes Verhältnis zum Autofahren – zum selbsttätigen Autofahren durch meine Person, wohlgemerkt – hatte, ist es eigentlich schon eine gewisse Leistung, dass ich seit letztem Jahr überhaupt wieder fahre. Es ist aber in vordringlicher Linie Jeannette zu verdanken – nachdem ich meinen inneren Schweinehund wirklich mit Mühe zu Boden gerungen hatte. (Und mein innerer Schweinehund ist – wäre er ein echter Hund – mindestens ein Mastiff. 😉 )

Denn Jeannette ist total cool in ihrem Beruf. Nichts scheint sie umhauen zu können, und es wird während der Arbeit viel gelacht. Das Beste ist: Nichts muss einem peinlich sein, und sie spricht eine ähnliche Sprache wie ich. Nein, nicht Deutsch – das sowieso -, sondern sehr direkt. Das hilft schon einmal ungemein.

Zwar hatten mehrere nähere Verwandte mir mit mehr oder weniger Nachdruck schon angeboten, doch mit ihnen auf die Autobahn zu fahren, aber aufgrund meiner „Fahrphobie“ ist es mir lieber, mit einem Vollprofi zu fahren, der obendrein rechts auch noch einen Satz Pedale hat, tagein, tagaus mit mehr oder minder blutigen Anfängern umherfährt und vom Beifahrersitz besser lenkt als mancher vom Fahrersitz aus. 😉 Und offenbar Nerven aus Stahl hat. 😉 In Fällen notwendiger massiver Überwindung wie in meinem ist es günstiger, sich einem Profi anzuvertrauen, und man sollte dem kleinen Schisshasen auch das ihm eigene Tempo lassen und nicht drängeln. Speziell dann, wenn der schon selber mit sich hadert. Nicht immer handelt es sich bei Zögern um Unwillen oder Faulheit.

Ich halte das zumindest in meinen Seminaren so und bin damit auch bei verunsicherten Studis immer gut gefahren. Noch nie habe ich verstanden, warum manche Eltern oder Lehrer den zu bildenden Nachwuchs oft drängen, wenn eine Blockade vorliegt. Das ist kontraproduktiv und führt nur dazu, dass sich etwaige Ängste vergrößern. Der Druck muss von innen kommen, nicht von außen. Kommt er von der betroffenen Person selber, ist er besser dosiert, und der eigene Wille ist maßgebend. Kommt er von außen, vergrößert das möglicherweise die schon vorhandene Unsicherheit, und der Betroffene fühlt sich nicht eben besser. Um es mal so zu sagen. 😉

Da die Fragen nach meiner noch ausstehenden Autobahntätigkeit immer häufiger wurden, habe ich mich am Samstag mit Jeannette in einem bekannten Sozialen Medium darauf verständigt, dass ich mich diese Woche wegen zwei, drei Autobahnstunden – vielleicht werden es auch mehr – bei ihr melden werde. Ich schrieb: „Ich melde mich dann nächste Woche mal wegen Autobahnstunden – da habe ich immer noch zuviel Schiss!“ Sie schrieb zurück: „Super – ich freue mich schon!“ Ich dachte: „Das ist sicher Ironie.“ Als ich diesen Verdacht äußerte, wies Jeannette diesen empört zurück: „Ali! Ich fahre sehr gern mit dir und bin schon auf deine allerneuesten Flüche gespannt!“ – „Also doch Ironie!“ schrieb ich zwinkernd zurück, aber sie meinte: „Nein, nur ein bisschen Spaß. Keinen Kopp machen – alles wird gut, du wirst sehen!“

Und sie lockte mich mit der Aussicht völlig neuer Fahrschulwagen. Allesamt Audis! Zwei neue A3 – und im Juli komme auch noch ein Q3! Falls ich mal mit einem größeren Wagen fahren wolle. „Geschäftstüchtig!“ schrieb ich grinsend zurück, gab aber zu, dass das vielleicht gar nicht so verkehrt sei, für den Fall, dass ich mal mit einem anderen Wagen fahren müsse. Einem größeren.

Da die Woche heute erst angefangen hat, habe ich noch nicht mit Jeannette telefoniert. Ich plane das für morgen. Oder übermorgen. Oder so … Aber auf alle Fälle diese Woche! 😉

Warum ich Esel so gern mag? Das sind sehr kluge Tiere, obwohl sie immer wieder und völlig zu Unrecht als dumm hingestellt werden, weil sie bisweilen sehr stur sind. Oder zumindest so wirken. Dabei ist es oft vielmehr Klug- und nicht Sturheit, die sie so unnachgiebig erscheinen lässt. Sie scheinen zu wissen, was sie können und was nicht. Und im letzteren Falle bleiben sie wie einbetoniert stehen und bewegen sich keinen Millimeter weiter. Zum Beispiel, was das Schwimmen anbelangt.

Esel haben im Vergleich zu Pferden relativ kurze Beine, einen ganz anderen Schwerpunkt und sind anerkannter Weise nicht die besten Schwimmer. Wollte man sie in lange vergangenen Zeiten, als sie in vielen Gebieten noch verstärkt als Trag- und Transporttiere verwendet wurden, dazu bringen, Wasserströme zu überqueren, musste man feststellen, dass sie wie festgetackert stehenblieben, sobald sie das Wasser sahen, während Pferde ohne Probleme hindurchwateten oder -schwammen. Oder in Panik wegrannten. Nichts half, wenn so ein langohriger Geselle beschlossen hatte: „Bis hierher und nicht weiter!“ Schlagen, Schimpfen und Drohen brachte nichts. Keinen Millimeter weiter! Und so musste man kleine Stege für die Esel bauen, die über die Ströme führten. Daher der Begriff Eselsbrücke. Ein sehr sinnvolles Hilfsmittel, wenn sonst nichts weiterführte. 😉

Ich scheine mit Eseln etwas gemein zu haben – und das sehe ich durchweg positiv. 😉 Pferde würden wegrennen, da Fluchttiere, die bei Angst davonrennen. Esel reagieren ganz anders, wenn sie Angst haben – sie bleiben stehen und bewegen sich nicht mehr. Es nützt nichts, sie zu sanktionieren, zumindest nicht dahingehend, dass sie machen, was der Eselsführer will. Und wenn der Eselsführer ebenso klug wie der Esel ist, baut er ihm eine Brücke. 😉

Und deswegen werde ich auch Jeannette erneut zu Rate ziehen. Sie kann auch mit Eseln umgehen. 😉 Morgen rufe ich sie an. Oder übermorgen. 😉

Ein Esel

Es stand vor eines Hauses Tor
ein Esel mit gespitztem Ohr,
der käute sich sein Bündel Heu
gedankenvoll und still entzwei.

Nun kommen da und bleiben stehn
der naseweisen Buben zween,
die auch sogleich, indem sie lachen,
verhaßte Redensarten machen,
womit man denn bezwecken wollte,
daß sich der Esel ärgern sollte.

Doch dieser hocherfahrne Greis
beschrieb nur einen halben Kreis,
verhielt sich stumm und zeigte itzt
die Seite, wo der Wedel sitzt.


Wilhelm Busch

(der Esel offenbar auch mochte … 😉 )

Drückt mir die Daumen – mir graut jetzt schon … 😉

Neue Jacke – alte Kollegin: Tage des Irrsinns … ;-)

Eigentlich hätte mich vor allzu großer Leichtfertigkeit schon die Tatsache warnen müssen, dass heute Freitag ist. Denn – so meine langjährige Erfahrung an meinem Arbeitsplatz – der Freitag ist nicht ohne und hält bisweilen so manche Überraschung bereit, während man in Gedanken schon im Wochenende ist.

Dabei hatte ich den heutigen Terminplan meines Chefs bereits zum Bersten vollgepackt. Wer in ähnlicher Situation wie ich arbeitet, weiß, dass das immer gut ist, da der Chef so beschäftigt ist und nicht auf irgendwelche abstrusen und revolutionären Ideen kommt. Leerlauf ist immer Mist, und so zahlt es sich aus, den Terminplan – nach Möglichkeit ohne Pausen – bündig zu bestücken. 😉

Das Dumme ist, dass sich Chefs nicht immer an zeitliche Vorgaben halten. Das ist ihr Privileg als Chef. Andere dürfen es ausbaden. Das ist das Geheimnis an der ganzen Sache. Der Chef tritt immer souverän und großmütig auf, die Untergebenen raufen sich die Haare … Ich denke, das ist euch nicht unbedingt fremd.

Heute war es besonders schlimm, denn irgendwann geriet der gesamte Plan in Schieflage bzw. in Verzug, und ich bin wild entschlossen, gleich am Montag einen neuen Spruch an meine Pinnwand bzw. die Region neben der vollbestückten Pinnwand zu tackern: „Alles lief nach Plan. Nur der Plan war Scheiße.“

Wer mich kennt, weiß, dass ich niemals grundlos Dinge an die Wand tackere. Da hängen viele Fotos zum einen. Von Tieren, die ich zum Teil sogar höchstpersönlich kenne, liebe und schätze, aber auch von mir persönlich unbekannten Tieren, die einfach nur nett aussehen und zur Situation passten, in denen sie Eingang in das fanden, was im Grunde eine Dokumentation meines Gefühlslebens während der Arbeit ist. Und das seit etwa 12 Jahren. Dabei sind die Fotos – auch mich zeigen einige – noch die harmlosere Variante passiven Widerstandes. Denn da hängen auch Zitate berühmter Literaten, Politiker, Schauspieler, Humoristen oder Kabarettisten, die nicht ohne Grund den Weg an diese, meine Bürowand gefunden haben.

Als ich noch mit Birger, meinem Ex-Kollegen, in diesem Büro saß, fanden Sinnsprüche und Zitate ihren Weg an diese Wand, die mit: „So mancher glaubt, ein gutes Herz zu haben – und hat nur schwache Nerven“ von Marie von Ebner-Eschenbach anfingen und mit: „Und allen Plänen gegenüber begleitet mich die Frage: Was soll der Unsinn? Eine Frage, die überhaupt ganz und gar Besitz von mir zu nehmen droht” von Theodor Fontane nicht aufhörten.

By the way: Ich war überrascht, dass just Herr Fontane ein mir derart aus dem Herzen sprechendes Zitat geprägt hat, war er doch derjenige, der mir den Deutsch-Grundkurs in der Oberstufe lange Zeit beinahe vergällt hätte, als wir uns – viel zu lange – mit seinem Werk Irrungen, Wirrungen herumschlagen mussten, mir die weiblichen Kurznamen Lene und Käthe seither unangenehm in den Ohren klingen und ich auch kein Fan von Effi Briest war. Seit ich das genannte Zitat von Herrn Fontane las, war ich ausgesöhnt, und es hängt liebevoll auf blauem Grund ausgedruckt schon sehr lange an meiner Pinnwand. Trotz seiner Realismus-Tiraden, ewig langen Beschreibungen von Räumen und vermeintlichen Marginalien, habe ich in Theodor Fontane eine offenbar verwandte Seele erkannt und mich mit seinem Werk fast ausgesöhnt. (Mal abgesehen von einigen etwas machomäßigen Aussagen.) 😉

Doch zurück. Heute war der Arbeitstag wirklich grauenhaft, und mehrfach blickte ich auf manch sinnstiftenden Spruch an meiner Wand, der zur jeweiligen Situation passte. Mehrfach musste ich: „Wo das Dach niedrig ist, geht ein Weiser nicht anders als gebeugten Hauptes“ ansehen … (Nein, ich bin nicht arrogant. Diejenigen, die dazu führten, diesen Spruch anzusehen, sind es eher … 😉 )

Und dann brachte mein Chef den gesamten Plan durcheinander. Nicht, dass er keinen Einblick in seinen Kalender hätte, beileibe nicht. Aber er bestellt gerne mal eben noch andere Leute ein, da das – wie er gern sagt – ja schnell gehe. Da ich ihn inzwischen zwei Jahre lang kenne und ein gewisses Augenmaß habe, weiß ich: „Das klappt niemals!“ Und so standen heute mehrere Leute Schlange, die „nur fünf Minuten“ warten sollten, obwohl sie einen festen Termin hatten … Ich bin diejenige, die dann stets um gut Wetter anhalten und die Leute bei Laune halten muss.

Und dann kam Kollegin Brigitte! Irgendwann am frühen Nachmittag. An einem Freitag. Und sie stand da, wie sie immer dasteht, wenn sie auf ihre Bedeutung zu pochen beabsichtigt: Wie ein noch kleines Mädchen, mit einem Zettel in beiden Händen und einem vermeintlich liebreizenden Lächeln. Obwohl sie sah und die ganze Zeit mitbekommen hatte, dass bei meinem Chef der Papst im Kettenhemd boxte, sprich: Zeitdruck herrschte.

Und sie meinte mit kleinmädchenhaft-harmloser Stimme: „Ich brauche dringend die und die Zahlen. Ich habe schon im zuständigen Dezernat angerufen, auch im zugehörigen Sekretariat. Da geht keiner dran!“ – „Brigitte, es ist Freitagnachmittag. Im Gegensatz zu uns hier haben die meisten Leute bereits Wochenende, und das seit Mittag.“ – „Ja, aber ich muss das wissen!“ – „Hat das nicht Zeit bis Montag?“

Geziert-vorwurfsvoller Blick, und dann: „Am Montag muss ich das Ganze dann ganz neu anfangen. Kann dein Chef mir nicht eine Person benennen, die mir da weiterhelfen kann?“

Spontan sprang ich auf die Füße, weil ich zumindest dieses Problem vom Halse haben wollte, klopfte bei meinem Chef an, der in einer spontanen Besprechung saß, und leicht genervt wies ich ihn auf den Umstand hin, dass hier schon einige Leute warteten, obwohl sie einen festen Termin … Und dann sei da noch Frau L. ganz spontan erschienen … (Obwohl Spontaneität nicht gerade zu ihren Stärken zählt. 😉 )

Ich habe mich hinterher geärgert. Denn Frau L. kommt gerne mal auf Ideen an Freitagnachmittagen, wenn die Zuständigen bereits Wochenende haben, obwohl sie um diesen Umstand weiß. Aber ich hatte heftige Kopfschmerzen – das Wetter, wie ich hoffe, und keine dräuende Migräne -, und somit war mir auch der Logikmangel zunächst nicht bewusst gewesen: Immerhin hatte sie schon vergeblich diejenigen zu erreichen versucht, die per Stellenbeschreibung mit den gewünschten Auskünften als Einzige dienen konnten. Wen sollte da mein Chef anderweitig benennen, wenn doch die Zuständigen bereits im Wochenende weilten und außer uns Anwesenden das Gelände bereits verwaist war? Wahrscheinlich mal wieder mit voller Absicht von ihr initiiert, um auf die Bedeutung ihrer Arbeit hinzuweisen … Ich ärgerte mich schwarz, ihr das nicht gleich mitgeteilt zu haben, aber ich war in der Tat aufgrund der Kopfschmerzen durch den Wind. Es wäre mir sonst eher aufgefallen.

Zum Zuge gekommen ist sie übrigens nicht. Wird wohl bis Montag warten müssen. Und dazu all dieser Aufruhr …

Um 17 Uhr machte ich mich vom Acker, fuhr noch zum Hermes-Shop, wo eine im Internet bestellte Übergangsjacke meiner harrte, die alles übertrifft, was sie im Internet versprach und dabei noch drastisch heruntergesetzt war (ich habe diese Jacke schon seit Wochen beobachtet … 😉 ). Und dann wartete noch eine Überraschung in der Packstation auf mich: ein Päckchen von einem ehemalig alleinigen Bücher-Versandhandel, der inzwischen aber auch alles andere Mögliche feilbietet: Drei Bestellungen hatte ich in der letzten Zeit getätigt, eine derselben eine Vorbestellung, da der Artikel derzeit nicht verfügbar sei, wie es hieß. Und es würde Wochen, wenn nicht gar Monate dauern, bis der Artikel eintreffe!

Zwei Sendungen hatte ich bereits abgeholt – was enthielt die dritte?

Wie ein Kind am Heiligen Abend holte ich die Überraschungssendung aus dem Fach in der Packstation, schüttelte das Päckchen und staunte: Es raschelte darin! Und etwas bewegte sich. Was mochte das sein? Ich hatte doch immer den Überblick über meine Bestellungen gehabt!

Die Überraschung ist gelungen – der Tag gerettet! 😉 Es sind die wundervollen, wenn auch nicht allzu hochwertigen Liqueur-Fills-Pralinen aus Finnland, die laut Versender erst in Wochen oder Monaten ankommen sollten! 775 Gramm davon in einer großen Schachtel! Und viel, viel günstiger als das, was mir die nette Frau neulich im Discounter vor der Nase weggeschnappt hatte! Ha! 😉

Und sie schmecken genauso, wie ich sie in Erinnerung hatte. Genauso gut. 🙂

Was soll der ganze Ärger? Eine schöne, neue Jacke, Liqueur Fills – ein schöner Tag! 🙂 Sicherlich besser als Brigittes – aber dafür kann ich nun wirklich nichts. 😉

Wollen wir hoffen, dass ich nicht noch viel mehr gestresst werde – Frustkäufe sind zwar für die Seele gut, weit weniger jedoch fürs Portemonnaie … 😉

Rundumerneuerung

Heute hatte ich Urlaub, einen Tag. Und ich wollte so viel machen und schaffen. Aber irgendwie kommt es oft anders … 😉

Nichtsdestotrotz habe ich heute eine Menge gemacht. Schön ausgeschlafen zunächst einmal – ganz wichtig. Mich dann zurechtgemacht und meinen Friseur angerufen, ob gerade ein Zeitfenster für die Wiederherstellung meiner sogenannten Frisur bestehe. Man sagte: „Frau B., kommen Sie doch am besten so gegen Viertel vor 12.“ Das passte. Denn ich war heute mit Stephanie, meiner Schwester, zum Mittagessen verabredet. In einem Etablissement, von Stephanie immer liebevoll als „Ballerbude“ bezeichnet. Wahlweise auch als „Massenabfütterung“ im Hinblick auf asiatisch inspiriertes Essen. Denn, so Stephanie, die asiatischen Bedienungen würden sich sicherlich bei der Vorstellung einen Ast lachen, dass hiesige Gäste das, was dort gereicht wird, unter Umständen für originalasiatisch halten. Es ist – wie nicht ungewöhnlich – doch sehr auf den hiesigen Geschmack und die Vorstellung ausgerichtet, die man sich hier von typisch asiatischem Essen macht. Mir ist das bewusst, aber auch egal, denn das Essen schmeckt, und ich erhebe gar nicht den Anspruch, originalasiatisch zu essen. Wenn ich das will, besuche ich ein Restaurant, das authentische asiatische Speisen anbietet.

Gegen 12:50 h sah ich perfekt geschnitten und frisiert aus, und ich rief rasch Stephanie an, dass ich gerade erst den Salon verlassen hätte und sicherlich einige Minuten später einträfe. Sie meinte, dies sei kein Problem, und sie würde dann schon einmal mit dem Buffet beginnen, wenn ich nichts dagegen hätte. Sie habe Hunger. Kein Problem für mich, aber ich sauste doch recht schnell per pedes nach Hause und fuhr dann mit Monty los, denn nicht nur ich sollte heute rundumerneuert werden – auch er.

Ich muss gestehen, dass ich mich seiner Optik in den letzten Wochen schon ein wenig geschämt hatte, denn er war derart schmutzig, dass jeder, der sich gegen ihn gelehnt hätte, sicherlich Anspruch auf Schadenersatz hätte erheben können. 😉 Und so wollten Stephanie und ich nach dem Essen Richtung Waschstraße.

Als Kind war ich immer voller Begeisterung durch Waschstraßen gefahren, auch als Erwachsene noch – jedoch als Beifahrerin. Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich war noch nie selber in eine solche hineingefahren (sonst hätte Monty auch nicht so schmutzig ausgesehen … 😉 ), und es war heute eine Premiere. Und ich hatte bei meinen bisherigen Beifahrer-Waschstraßenbesuchen schon so einiges mitbekommen, was schiefgehen kann. Da ich mich selber nicht für übermäßig geschickt halte, hatte ich die schlimmsten Befürchtungen … 😉 Vor meinem geistigen Auge sah ich bereits eine gigantische Schlange sich um die Waschstraße winden, weil ich unfähig wäre, den Wagen richtig hineinzufahren … 😉

Doch diese Befürchtungen erwiesen sich – wie so viele ihrer Art – als völlig unbegründet. Stephanie meinte: „Ich fahre mit dir mit. Tschaka – du schaffst das!“ Und sie lachte sich scheckig. Es war gut, dass sie mitfuhr, denn sonst hätte ich jetzt sicherlich keine Antenne mehr auf dem Dach … 😉 Die hätte ich garantiert komplett vergessen … 😉

Und schon standen wir in der Schlange vor der Einfahrt, studierten das reichhaltige Angebot und entschieden uns für das Super-Mega-Absolutely-Bright-Programm. Stephanie hatte gemeint: „So, wie er aussieht, solltest du etwas mehr investieren und dich nicht mit dem Basisprogramm aufhalten.“ Ich gab zurück: „Vielleicht solltest du deinen auch gleich waschen lassen …“ Sie lachte und meinte: „Ich weiß. Der sieht auch schlimm aus.“ Aber ich dachte auch, die Behandlung mit „triple foam“, was auch immer das sein mochte, könne nicht schaden. Triple foam klang schon nach viel besserer Wirkung als zum Beispiel single oder double foam! 😉

Und sachte schoben wir uns vor bis zum Vorsprühbogen. Dort stürzten große Mengen Wassers auf das schmutzige Gefährt, und ich beobachtete, wie der SUV vor uns mit Hochdruck vorgereinigt wurde. Gleich drei Angestellte arbeiteten an dem Vehikel, an dessen Heck ein Aufkleber gemahnte, man komme aus‘m Pott. Und dann sollte der SUV-Fahrer, ein Mann, in die Fördervorrichtung fahren, verfehlte aber eklatant die entsprechende Schiene. Und nicht nur einmal.

„Ach, du Scheiße!“ entfuhr es mir. „Stephie, sieh mal – der kann das nicht. Und das ist ein Mann!“ Stephanie schimpfte: „Was soll das denn? Seit wann solche Töne? Meinst du ernsthaft, Männer wären per Geschlecht die besseren Fahrer?“ – „Nö, eigentlich nicht. Aber der ist sicherlich nicht zum ersten Mal in der Waschstraße und schafft es nicht! Was soll erst mit mir werden?“

Da kamen auch schon die drei reizenden Vorwäscher und wiesen mich ein, um mit der Vorwäsche zu beginnen. Und schon wurde Monty mit Hochdruck bearbeitet, eingeschäumt, und das von einem grinsenden jüngeren Mann, der mir ein Auge zukniff. Ahnte er, dass ich ein absolutes Greenhorn war? 😉 Bis dato hatte ich mich immerhin wacker geschlagen, hatte niemanden umgenietet oder sonstige Fauxpas begangen.

Und dann winkte er mich auf das Förderband. Mit Todesverachtung fuhr ich los … Es würde sich sicherlich gleich hinter mir ein immenser Stau bilden, die Angestellten mich verfluchen, die Waschwilligen in den Autos hinter mir nicht minder …

Aber – es klappte! Beim ersten Mal – damit hatte ich nach dem Gehampel meines Vordermanns gar nicht gerechnet! Motor aus, Leerlauf, und schon wurden wir sachte vorwärts befördert, während triple foam auf uns einstürzte. Der heißt so, weil er dreifarbig ist … 😉 Ich hoffte, dass er auch tatsächlich das hielte, was zuvor versprochen worden war. 😉

Dann wurde Monty mit besonders sanften Bürsten, Lappen, Wachs und allem Zipp und Zapp behandelt, trockengeföhnt, und schon standen wir an der Ausfahrt und warteten auf grünes Licht. Ich startete den Motor und fuhr schließlich um eine eigene Erfahrung reicher aus der Waschstraße, hin zum nächsten Powersauger! Damit saugte ich all das lästige Laub, das sich auf meiner Fußmatte befand, in den Orkus. 😉 Allerdings erst, nachdem ich wieder sehen konnte, denn Monty blendete mich! Und wie er duftete! Fast hatte ich den Eindruck, er sei selber ganz erleichtert und stolz. 😉 Aber man kann es auch übertreiben.

Danach machten Stephanie und ich einen Gewaltmarsch durch den Stadtwald und den Park, fuhren noch in ein Gartencenter – meine Palme harrt noch immer der Umtopfung, und da musste spezielle Palmenerde her -, dann zu einem Discounter, in dem sich gerade meine halbe Nachbarschaft aufzuhalten schien. Herr H. rief: „Hallo, Frau B. – da treffe ich unsere hübscheste Nachbarin tatsächlich mal beim Einkaufen!“ Und er kniff mir ein Auge zu. Ich zwinkerte zurück und bedankte mich für das Kompliment – das fand ich mal richtig nett. 🙂 Und sogar Herr E. winkte mir zu – er ist sonst immer ein wenig verhuscht. Wahrscheinlich strahlte ich große Zuversicht aus – endlich alles rundumerneuert. 😉

Ein rundum erfolgreicher Tag, wenn mir auch jetzt die Füße wehtun vom Gewaltmarsch. Dass Stephanie auch immer so übertreiben muss … 😉

Das, was ich heute zu Hause schaffen wollte, habe ich nicht geschafft, sehe aber wieder wie ein Mensch aus, und Monty ist sauber und duftet. Wenn das nix ist! 😉

Wehe, es regnet morgen … 😉

Von 0 auf 100 in unter 3 Sekunden …

Heute las ich in einer überregionalen Tageszeitung, ein englischer „Supersportwagen“ sei so grandios, dass er nur 2,9 Sekunden brauche, um von Null auf Hundert zu kommen. Nachdem ich gerade von einem bekannten Discounter zurückgekehrt bin, frage ich mich, was daran nun so außergewöhnlich sei. Das bekomme ich auch hin. 😉 (Wahrscheinlich ist das Außergewöhnliche und Erwähnenswerte daran die Tatsache, dass der Wagen das immer schafft. Ich nur in Ausnahmefällen, dann, wenn es wirklich Anlass gibt. Oder ich das finde. 😉 )

Nach der Arbeit latschte ich zum Parkplatz, schloss den kleinen Monty auf, warf meine beiden Taschen und dann mich hinein, und müde parkte ich aus und tuckerte mit maximal 20 Stundenkilometern vom Hof …

Kaum den Parkplatz verlassen, gab ich allerdings Gas – ich wollte dringend noch zu einem bekannten Discounter mit vier Buchstaben. Ich gebe zu, der Grund mag etwas albern anmuten, aber der Discounter hatte ab heute ganz besondere Pralinen im Angebot, die ich seit Äonen immer wieder suche. Aus Finnland stammend, gibt es diese Pralinen in verschiedenen Sorten gern im Flieger oder auf Fähren zu kaufen, und nur sehr, sehr selten findet man sie in Discountern oder Supermärkten. Und wenn, dann garantiert die „falsche“ Sorte. Denn ich kenne drei, unter anderem die Mint- und die Vodka-Version. Aber die wollte ich nicht. Mein Herz begehrte die Sorte Liqueur Fills – quasi das Original. Ich mag normalerweise weder Likör, noch mit Alkohol gefüllte Pralinen, und besonders hochwertig sind diese speziellen Pralinen auch nicht. Aber sie schmecken so gut! 🙂 Finde ich jedenfalls. Und ich hatte sie so lange nicht gegessen …

Aber was war das? Stau – überall Stau! Ich brauchte etwa zehn Minuten, auf eine der Hauptverkehrsstraßen zu kommen – eine Entfernung von etwa einem Kilometer … Wir krochen mühsam voran, und einige Fahrer schienen – wenn denn die Ampel, an der ich rechts abbiegen musste, endlich mal grünes Licht zeigte -, das Gaspedal nicht zu finden. Der Fahrer vor mir schien bereits ins Lenkrad zu beißen, und mir war auch danach. Nicht nur, dass ich zum Discounter wollte – ich wollte auch zügig nach Hause.

Auf der Hauptverkehrsstraße ebenfalls Stau … Zumindest auf meiner Spur. Und nachdem ich im Stop-and-Go-Verfahren in fünf Minuten nur wenig mehr Meter zurückgelegt hatte, setzte ich den linken Blinker, vergewisserte mich, dass auf der linken Spur gerade niemand kam und zog dann mit quietschenden Reifen auf die dritte, die Linksabbiegerspur. Zwar fahre ich die Horster Straße nicht so gern, aber ehe ich noch weitere gefühlte Stunden im Schneckentempo – einen Schritt vor, zwei zurück, denn so fühlte es sich an – dahinstottern würde, wollte ich doch lieber über sämtliche Schatten springen. 😉

Und schon fuhr ich mit gerade mal 40 Stundenkilometern hinter einigen anderen „Ausbrechern“ die ziemlich rumpelige Horster Straße entlang. Da gibt es übrigens auch eine Dépendance des Discounters, aber der Parkplatz ist immer brechend voll, und so fuhr ich weiter. Sicherlich – retrospektiv – die falsche Entscheidung … 😉

Was war hier überhaupt los? Warum dieser mehr als zähfließende Verkehr? Und da fiel der Groschen! Schalke spielt! Heute! Europa League! Gegen Borussia Mönchengladbach, und das zu Hause … Jetzt war alles klar.

Ich fuhr dann schließlich vor einem 3er BMW mit hier typischer Besatzung her und war froh, als ich endlich den Weg zu „meiner“ Discounter-Dépendance nehmen konnte – die typische Besatzung des BMW fuhr ständig viel zu dicht auf, betätigte die Lichthupe, obwohl ich schon schneller fuhr, als die Polizei erlaubte, aber aufgrund der Wagen vor mir öfter bremsen musste. Zum Dank wurde ich von hinten geblendet und sparte nicht mit entsprechenden Kommentaren. Das Ganze hörte erst auf, als ich einmal ganz unmotiviert spontan abbremste. Seitdem hielten sie gebührenden Abstand – und geblendet wurde ich auch nicht mehr … 😉

Beim Discounter angekommen, musste ich dann feststellen, dass die heißersehnten Pralinen durchaus zwar noch vorhanden waren, jedoch nur noch in Mint und der Vodka-Variante. Und von der Letzteren auch nur noch wenige Schachteln. Ich suchte rasch noch die anliegenden Schütten ab – nichts … Ich wusste sofort, was passiert war und wurde dann auch kurz darauf in der Annahme bestätigt, als ich enttäuscht einen anderen Einkaufswagen passierte. Darin lagen ca. zehn Schachteln Liqueur Fills, und die Dame, die den Wagen schob, sah sehr zufrieden drein. Ich mache so etwas normalerweise nicht, aber in diesem Falle sagte ich zu der Dame: „Entschuldigen Sie, bitte, aber ich bin extra wegen dieser Pralinen hergekommen, und nun gibt es diese Sorte nicht mehr im Angebot – nur noch die anderen beiden. Würden Sie mir netterweise eine Schachtel überlassen?“

O Gott! Ich hatte gegen die Gottesordnung verstoßen, denn die Dame starrte mich an und meinte: „Tja! Da sind Sie wohl zu spät gekommen, und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“ Wie meinen? Hallo, gute Frau, ich musste bis jetzt arbeiten … Ich kann nicht so, wie ich will. Aber da meinte sie schon: „Ich habe es immerhin geschafft. Dabei hatte ich heute so viel zu tun und bin gerade noch vom Friseur hier hereingekommen. Nein, Sie können nicht erwarten, dass ich Ihnen eine Schachtel gebe! Man will ja auch einen Vorrat haben!“ Ich mache so etwas normalerweise wirklich nicht, aber ich meinte: „Es soll ja nicht Ihr Schaden sein – ich gebe Ihnen gern das Geld dafür, auch gern das Doppelte des Preises.“ (Wie gesagt: Ich liebe diese so selten auftretenden Pralinen – sonst würde ich so etwas niemals machen.) Aber sie blieb hart, beharrte darauf, dass sie einen Vorrat brauche und starrte mich frisch onduliert giftig an. Ich sagte: „Nun, jeder, wie er kann …“ – „Wie meinen Sie denn das?!?“ – „Wie ich es sagte. Schönen Abend.“ Und ich schob meiner Wege und fragte alsbald einen Angestellten, ob es nicht noch weitere Gebinde dieser Pralinen gebe. Leider nein, wurde mir beschieden, und er erklärte mir, dass von dieser Sorte, da das Original, besonders viele Gebinde vorhanden gewesen wären, aber diverse Käufer, Frauen, bereits morgens pro Person möglichst viele davon an sich gerafft hätten. Es seien vor fünf Minuten aber noch einige Packungen … Ich winkte ab, sagte, das wisse ich – die seien nun im Einkaufswagen einer Dame, die dringend Vorrat davon brauche. Er lächelte freundlich und meinte: „Dann tut es mir leid. Aber vielleicht sprechen Sie mit der Dame?“ – „Schon geschehen. Völlig sinnlos.“ – „Was finden denn nur alle an diesen Pralinen?“ – „Sie schmecken einfach gut und sind schwer zu bekommen.“ – „Tut mir sehr leid für Sie. Übrigens: Ich mag dieses Gehamstere auch nicht, vor allem deswegen, weil berufstätige Menschen so nie zu Potte kommen. Was meinen Sie, was für Tragödien und Kräche sich hier schon abgespielt haben!“ – „Ich kann es mir lebhaft vorstellen,“, meinte ich, grinste und bedankte mich für die freundlichen Worte.

Exakt das, was der Angestellte meinte, nervt mich. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich nach der Arbeit hoffe, zumindest noch ein Exemplar eines Sonderangebotes zu ergattern, und ich bin da auch nicht die Einzige. Es regen sich öfter Erwerbstätige darüber auf, dass sie bei solchen Anlässen stets das Nachsehen hätten, während Menschen, die keiner Erwerbstätigkeit nachgingen, dann den Zuschlag haben. Nicht ganz fair, wenn ich auch denke, dass es einen Ausgleich geben müsse.

Mich nervt einfach dieser „Hamster“-Tick und die Art und Weise mancher Mitmenschen, nur an sich selber zu denken. Ich hätte eine, maximal zwei Schachteln gekauft, und hätte mich einer gefragt, ob ich eine Schachtel abgeben würde, hätte ich mich erweichen lassen. Man braucht nicht alles im Übermaß. Finde ich zumindest. Dementsprechend zornig macht mich die Angewohnheit mancher Menschen, die es sich zeitlich erlauben können, große Teile eines eingeschränkten Angebots mal kurz aufzukaufen, auf dass sie möglichst nachhaltig versorgt sein mögen. Die anderen? Mir doch egal! Persönliches Pech, wenn die bis zum Nachmittag arbeiten müssen …

Es erinnerte mich heute so an eine ehemalige Kollegin in der Firma, in der ich vor Jahren arbeitete. Bei einer Beförderungsfeier gab es Brötchen, die wahlweise mit Salami, Schinken, Käse, Putenbrust oder Lachs belegt waren. Die Kollegin drängte sich vor mich und die Kollegen ans Büffet, die fair Schlange standen, und es gab noch drei Lachsbrötchenhälften. Sie griff sich alle drei, während die hinter ihr stehenden Kollegen Laute des Bedauerns und/oder des Protests von sich gaben. Gegessen hat sie eine Hälfte, die anderen in den Müll geworfen. Hauptsache, sie hatte sie gehabt! Denn – so hatte sie sogar allen Ernstes kund und zu wissen gegeben – Lachs sei der einzige Belag, der ihrer würdig sei! Sollten sich doch die Kollegen mit Salami, Schinken, Käse und Putenbrust zufriedengeben – denen stand, aus Sicht der lieben Saskia, ohnehin nichts anderes zu. Ich habe sie damals gefragt, ob sie das so in Ordnung fände, und da meinte sie frech: „Man muss Ellbogen haben! Und ich esse nun einmal diese billigen Auflagen nicht!“ – „Offenbar auch nicht alle von dir abgegriffenen Lachsbrötchen, nicht wahr? Hauptsache, sie waren in deinem Besitz! Kein Wunder, dass dich hier viele kritisch betrachten.“ – „Wie meinst du das denn?!?“ – „Wie ich es sage.“ Und zum Glück hatten die meisten Kollegen auch die Traute, ihr das selber ins Gesicht zu sagen. Sie rannte zum Abteilungsleiter und beschwerte sich, aber der empfahl ihr, den Ball flachzuhalten. Mit Grund. 😉

Als ich heute an der Kasse stand und das Wenige, was ich im Einkaufswagen hatte, aufs Band legte, erscholl hinter mir eine gebieterische Stimme: „Geht das nicht etwas schneller? Ich muss nach Hause – Schalke spielt heute, und das will ich mir ansehen, zusammen mit meinem Mann! Wir sind Schalke-Fans!“ Ich war zwar nicht gemeint gewesen, denn die freundliche Ansprache richtete sich wohl an den Kassierer, aber ich war gar nicht überrascht darüber, wer da gerufen hatte: Es war Frau-Wer-zu-spät-kommt-den-bestraft-das-Leben-ich-brauche-einen-Vorrat! Wie ein Klischee – wie das Ganze zuvor schon. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sie mehreren Leuten unangenehm aufgefallen war, denn die Leute vor mir verlangsamten auf ihr Gebot hin ihre Aktionen; einem fiel die Karte herunter, als er sie zum Bezahlen herausholte, ein anderer grinste mich an und meinte: „Ich glaube, ich habe noch etwas vergessen – würden Sie bitte meinen Wagen weiterschieben, während ich es hole?“ Klar, mache ich doch gern. Und als er zurückkam, hatte er rein gar nichts bei sich, grinste mich erneut an und raunte mir zu: „Die Dame da hinten hat mich vorhin richtig verärgert, denn die hat Pralinen, die ich total gern esse, gehortet und mich blöd angeredet, als ich sie bat, mir – gegen Entschädigung – eine Packung zu überlassen. Wenigstens eine. Tut mir leid, dass Sie nun auch noch warten mussten, aber das musste sein.“ – „Kein Problem,“, raunte ich zurück, „mit mir hat sie die gleiche Chose abgezogen, denn ich liebe diese Pralinen auch. Wenn ich warten muss, damit die Dame warten muss, ist es das wert.“

Nicht, dass ihr mich falsch versteht: Ich hatte keinen Anspruch auf diese albernen Pralinen, aber ich finde bescheiden im Sinne von unverschämt (denn es ist ja im wörtlichen Sinne eher unbescheiden 😉 ), gleich größere Mengen eines begrenzt vorhandenen Artikels an sich zu reißen, damit andere ihn nicht bekommen, die man dann auch noch arrogant behandelt, wenn sie eine kleine Bitte äußern. Sie hätte nein sagen können, aber das doch zumindest ein bisschen netter. Ich finde aber auch diese ganze: „Ich muss alles haben!“-Mentalität erschreckend. Und so dachte ich zunächst: „Mögen dir die Scheißpralinen im Halse steckenbleiben!“ Aber man wünscht ja niemandem etwas Schlechtes, nicht wahr?

Stattdessen drücke ich nun ausgiebig Borussia Mönchengladbach die Daumen. Wenn die weiter so gut spielen, freut es mich. So! Das habt ihr jetzt davon! 😉

Was soll ich sagen? 1:1 – nicht mal die Gladbacher halten heute zu mir! Ich hake das Ganze dann mal als „Scheißtag“ ab … 😉

Kleine Kneipenreminiszenz

Wenn ich es recht bedenke, war ich schon seit einiger Zeit nicht mehr in einer richtigen Kneipe. Die Gelegenheit ergab sich in der letzten Zeit so selten. Meine Freunde wohnen alle weit über Deutschland verstreut, und hier in meiner Heimatstadt ergibt es sich auch aus dem Grunde sehr selten, als ich hier keine richtig „vernünftige“ Kneipe mehr kenne.

Vorgestern war ich mit Lydia in Essen, wo in einer Kneipe ihr Sohn mitsamt Band einen Gig hatte. Sie hatte mir vor einigen Tagen eine WhatsApp-Nachricht geschickt: ob ich mitkommen wolle, fragte sie. Ich sagte zu, und dann warf ich im Internet einen Blick auf die Homepage der Kneipe. Seit 1892 bestehe sie schon, hieß es dort, doch ich ging davon aus, dass sich zwischenzeitlich einige Veränderungen ergeben haben würden. 😉

Um 18:30 h rasten wir mit Lydias neuem Wagen los, und das in der ein wenig klammen Hoffnung, die Kneipe auch wirklich zu finden, so ganz ohne Navi. Ich bin zwar gebürtige Essenerin, aber im Ostviertel kenne ich mich nicht ganz so gut aus, um es mal euphemistisch auszudrücken. (Mein sogenannter Orientierungssinn gehört ohnehin nicht zu meinen Stärken, und seit es Navis gibt, hat sich eine gewisse Erleichterung in mir breitgemacht. Mit Schaudern erinnere ich mich daran, wie mir immer der kalte Schweiß ausbrach, wenn ich als Beifahrerin geheißen wurde: „Im Handschuhfach ist eine Karte! Sieh mal schnell nach, wie wir fahren müssen!“ Ich erinnere mich auch an einen unschönen verbalen Schlagabtausch während einer Fahrt mit meinem Ex Giacomo, der nicht fassen und noch weniger akzeptieren konnte, dass ich im Kartenlesen eine absolute Niete bin … 😉 )

Lydia und ich fanden immerhin den Viehofer Platz sehr schnell – wäre auch peinlich gewesen, wenn nicht. 😉 Und als wir so dahinpreschten – Lydia ist eine sehr dynamische Fahrerin -, sah ich aus dem Augenwinkel das Straßenschild der Straße, auf der wir fuhren, und ich schrie: „Wir sind richtig! Im Prinzip müsste gleich irgendwo die Kneipe zu sehen sein!“

Da war sie auch schon, eine Eckkneipe, und wir rauschten durch die engen Straßen – auf der Suche nach einem Parkplatz, den wir recht bald fanden. Schnell noch eine Zigarette rauchen, und dann nichts wie in die Kneipe, denn es zogen sich Regenwolken zusammen, und natürlich hatte keine von uns daran gedacht, einen Regenschirm mitzunehmen.

Die Kneipe gefiel mir auf Anhieb: Der Tresen mittig, wirkte sie sehr gemütlich, alles andere als gestylt. Im hinteren Bereich auch noch Kicker und Dartboard – was will man mehr! 😉 Ein wenig erinnerte sie mich ans Kuckucksnest in Aachen, wo ich diverse Abende verbracht habe – die hatten zwar keinen Kicker, aber dafür konnte man prima darten, und sie hatten zwei Billardtische: einmal Pool, einmal Carambolage. Mir war Pool immer lieber – das fand ich erheblich einfacher. 😉 (Unvergessen meine allererste Partie überhaupt: Wir spielten 8-Ball, und ich konnte nur verlieren, spielte ich doch gegen den – selbsternannten – „Meister aller Klassen“. Doch ich kam gar nicht zum Zuge – dem „Meister aller Klassen“ sprang nämlich die schwarze Acht gleich relativ zu Beginn vom Tisch – und ich hatte gewonnen, ohne auch nur nennenswert einen Finger gerührt zu haben … 😉 Der „Meister aller Klassen“ war kurz davor, seinen Queue übers Knie zu brechen – was für eine Schmach! Gegen eine Frau verloren, und das auch noch so doof …)

Die Kneipe in Essen fand ich einfach nur klasse, und am liebsten wäre ich gleich hinter den Tresen gesprungen, um Bier zu zapfen und andere Getränke auszuschenken. Wäre mal eine schöne Abwechslung zum drögen Büroalltag. 😉 Es erinnerte mich alles so an meine Studienzeit – ich hatte ja lange in einer Aachener Studentenkneipe gejobbt – zum Entsetzen meiner Eltern. „Musst du dich unbedingt in Kneipen herumtreiben?“ war eine vielbemühte Frage, die ich damit beantwortete, dass ich: „Ich treibe mich nicht herum – ich arbeite dort!“ sagte. Gut, nur in einer Kneipe, aber man geht ja abends auch mal raus, und Aachen ist voll von Kneipen und hat eine immense Kneipendichte. 😉 Und zur Arbeit musste ich zwangsläufig zumindest eine Kneipe betreten. Es stellte sich auch heraus, dass meine Eltern keineswegs etwas dagegen hatten, dass ich ab und an abends mit Freunden und Bekannten als Gast in Kneipen ging. Einzig, dass ich auch noch in einer arbeitete, gefiel ihnen ganz und gar nicht.

Mir schon. Es hatte ein bisschen etwas Cheers-Mäßiges an sich. 😉 Das fand ich schon, bevor ich die Serie kannte, denn das ist mehr ein Gefühl. Voraussetzung ist, dass du dich an diesem, deinem Arbeitsplatz wohlfühlst und gerne neuen Menschen begegnest. Denn davon lernt man eine Menge kennen, wenn man in einer Kneipe jobbt. Nicht immer angenehm, aber als Gros gesehen immer irgendwie schön und spannend, denn man hört viele unterschiedliche Meinungen, lernt neue Blickwinkel kennen. In Kombination mit mehr akademischen Faktoren hat mir das ganz sicher nicht geschadet. Zumal, wenn man bedenkt, dass ich auch kürzlich in dieser wirklich netten Essener Kneipe noch voller Tatendurst, der jeglichen anderen Durst zu überwiegen in der Lage war, hinter den Tresen hätte stürmen mögen, um Bier zu zapfen, andere Getränke auszuschenken und auch neue Fässer anzuschlagen, hätte man mir nur den Weg in den Bierkeller gezeigt, denn auch das habe ich damals gelernt.

Das Beste, das ich in meinem Kneipenjob gelernt habe, ist, wie man sich behauptet, und ich befürchte, meine große Klappe ist erst dort so richtig trainiert worden. Vorhanden war zumindest die Neigung schon, aber richtig zur Entfaltung kam dieses Talent erst durch den Kneipenjob. 😉 Dort muss man sich aber auch behaupten können, denn meinen damaligen Job hatte ich nur der Tatsache zu verdanken, dass kurz zuvor sowohl eine Frau als auch ein Mann von diesem geflüchtet waren. Die Frau war weinend aus der Kneipe gerannt, der Mann hatte wohl schon vorher einen Schaden gehabt, wie böse Zungen behaupteten. Ich gebe zu, als ich das hörte, hatte ich auch einige Bedenken, aber wider Erwarten klappte es prima. 😉

Ebenfalls habe ich gelernt, wie man als Kellnerin sehr heiße Teller austrägt, ohne sie aufgrund der Hitze fallenzulassen: Teller greifen, dann ganz fest zudrücken und das Brandopfer lächelnd an den Tisch bringen. Entstandene Brandblasen bloß nicht kommentieren, denn dann ist man sofort das Weichei. 😉 Auch lernt man – und das sogar mit kleinen Händen – zwei volle Pilsgläser in einer Hand zu transportieren, ohne etwas zu verschütten. Wie man ein Tablett mit vielen vollen Gläsern ganz unterschiedlicher Größe optimal bestückt. Wie man mehrere volle Kaffeetassen inklusive Untertassen ganz schwungvoll und ohne Tablett transportiert, ohne dass der Kaffee auf die Untertasse schwappt. Von extrem zügigem und korrektem Kopfrechnen ganz zu schweigen. Auch lernt man, wie man arrogante Zehn-Cent-Trinkgeldgeber in die Schranken verweist: Damals zwar noch mit DM und Pfennig, sagte ich stets, wollte mir jemand mit den netten Worten: „Aber nicht alles auf einmal ausgeben“ 10 Pfennig Trinkgeld auf eine größere Rechnung geben: „Ach – es tut mir furchtbar leid, aber ich bin von meinem Chef angehalten, Trinkgelder nicht anzunehmen. Er ist da sehr streng.“ Am besten die Wirkung, wenn der arrogante Gast mit einer ganzen Gruppe dagewesen war und sich die anderen Gruppenmitglieder angesichts der arschigen Art ihres Bekannten schon sichtlich schämten. Sagte ich diesen Satz, lachten sie meist und sagten zu ihrem Bekannten: „Siehste – das kommt davon, wenn man kniepig und von oben herab ist!“ Mehrfach erlebt und immer genossen. 😉

Aber man lernt vor allem eines: Zuhören. Denn neben dem Ausschenken von Getränken ist die „Thekenschlampe“, wie man bei „uns“ intern so sagte, auch dafür da. Sorgen? Die Tresenfrau oder der Tresenmann hört zu, wenn deine Frau nicht hinhört. Oder dein Mann. Und wenn die jeweilige „Thekenschlampe“ auch vielleicht keine individuelle Lösung parat hat, kann sie doch zumindest soweit helfen, dass sie zuhört und gegebenenfalls auch einen anderen Blickwinkel bietet. Oder zumindest ein wenig Ablenkung, da man stets schlagfertig sein und Witze und Anekdoten auf Lager haben muss. Wenn ich es so recht überdenke, hat mein Kneipenjob mich auf meinen Dozentenjob vorbereitet. 😉 Beide funktionieren am besten, wenn man auch in der Lage ist, eine kleine Showeinlage zu liefern – zumindest meiner Erfahrung nach.

Als ich vorgestern zu Lydia sagte: „Am liebsten würde ich mich hinter den Tresen stellen und im Akkord Bier zapfen,“, meinte sie nur: „Das ist sicherlich eine Arbeit, die erheblich ehrlicher ist als manch andere.“ Sie sah mich bedeutungsvoll an, und ich verstand sofort, was sie meinte. Wir beschlossen, entweder wieder Lotto zu spielen und jeweils zehn Millionen Euro zu gewinnen oder in einer Kneipe anzufangen.

Ich fange sofort wieder mit Lotto an. Sollte ich Millionen gewinnen, fange ich aus reinem Freizeitvergnügen wieder an, in einer Kneipe zu arbeiten. Vom menschlichen Part besser als jeder Bürojob. 😉

Euch einen schönen Abend! 🙂