… taucht manchmal ganz unerwartet auf. So wie heute.
Die letzten Tage waren nicht sonderlich schön gewesen; ganz schlimm der Donnerstag, an dem ich am liebsten bei der Arbeit meine Sachen gepackt hätte und gegangen wäre, um mir zu Hause die Decke über den Kopf zu ziehen und niemanden mehr zu sehen. Die Vorweihnachtszeit, das Jahresende und noch einige andere Dinge machen mir derzeit zu schaffen, ich gebe es zu.
Was mich daran hinderte, nach Hause zu gehen, die Decke über den Kopp zu ziehen und der Welt meinen Allerwertesten zuzuwenden, war die Tatsache, dass ich abends mit Kolleginnen, die ich sehr mag, zum Essen verabredet war. Für 18:00 Uhr war der Tisch reserviert, und das von mir höchstselbst, und eigentlich hatte ich mich auch die ganze Zeit darauf gefreut, aber es geschahen einige Dinge an jenem Donnerstag, die mich ein wenig aus der Fassung brachten. Nicht nur, dass es bei der Arbeit stressig war, hatte ich auch noch privat mit einer Sache zu tun, die mich stets völlig hinunterzieht: Ich war von jemandem angelogen worden, von dem ich es nicht erwartet hatte. Ich glaube, ich war noch nicht einmal so erschüttert, enttäuscht und wütend, als man mir mein Portemonnaie mit 70,- Euro und sämtlichen Servicekarten, darunter auch EC- und Kreditkarte, gestohlen hatte (seitdem bewahre ich die Karten möglichst getrennt auf und nicht alle im Portemonnaie) – und da war ich schon ziemlich erschüttert. Aber Servicekarten lassen sich ersetzen. Vertrauen nicht. Und damit tue ich mich bisweilen ohnehin schon ein bisschen schwerer – diverse Erfahrungen haben Spuren hinterlassen.
Das Essen war dann sehr schön, obwohl die Anreise auch noch einmal große Probleme bereitete. 😉 Ich war von der Arbeit schnell nach Hause gefahren, um meinen Wagen zu parken, denn – mal ehrlich! – was ist ein Weihnachtsessen mit netten Kolleginnen ohne einen kleinen vino oder una birra? Und seit meinem Weihnachtsfeier-Glühwein-Experiment von neulich habe ich mir geschworen, dass ich nie, niemals wieder Auto fahren würde, wenn ich – und sei es auch ein paar Stunden zuvor geschehen – Alkohol zu mir genommen habe.
Es passte alles. Ich bekam einen Parkplatz vor dem Haus, parkte schwungvoll ein, schloss den kleinen Monty ab und sauste zur Straßenbahn-Haltestelle. Kurz bevor ich dort anlangte, fuhr gerade eine Bahn ab, und auf der Anzeige stand, dass die nächste erst in 20 Minuten käme – eine technische Störung läge vor. Ja! Natürlich! Technische Störung – wie so oft! Und immer betrifft es die Bahnen, die in die Richtung fahren, in die ich will!
Schnell rief ich Daniela an und gab Bescheid, dass ich zwar kommen würde, das aber unbestimmt später. Meine Stimmung hatte inzwischen die Kurve von Enttäuschung und Kummer zur Wut genommen – hoffentlich redete mich niemand blöd von der Seite an … 😉
Kurz und schlecht: Ich musste von der Stadtmitte den ganzen Weg zu Fuß latschen und kam fast eine Stunde zu spät. Aber dann wurde es sehr nett, und Lydia, Daniela und ich hatten durchaus Spaß. Es war dann ein netter Abend mit leckerem Essen: Während die beiden anderen Pasta bestellten, nahm ich den Loup de Mer – aber irgendwie hatten wir alle etwas Fischiges. Es passte aber auch so gut zusammen. 🙂
Gestern hatte ich dann frei, was sehr gut war. Seitdem habe ich auch wieder schöne, zweifarbige Strähnchen und kürzere Haare. Und dann stand noch ein Geburtstag an. 🙂
Heute, wieder in etwas trüberer Stimmung, passend zum Wetter, der Vorweihnachtszeit, dem dräuenden Jahreswechsel und den anderen Dingen, die mir zu schaffen machen, hantierte ich gerade mit meinem Handy herum, um es aufzuladen, als es plötzlich zu vibrieren begann. Und schon ertönte seine Klingelmelodie, und verblüfft nahm ich wahr, dass da ein Name auf dem Display stand, mit dem ich niemals gerechnet hätte: Mascha rief an!
Mascha, meine heißgeliebte holländische Bekannte, die ich seit vielen Jahren kenne, aber immer nur sporadisch Kontakt habe – wir wohnen recht weit voneinander entfernt und haben ganz unterschiedliche Leben. Aber immer, wenn wir Kontakt haben, ist es total klasse. Vor zwei Jahren bin ich eigens nach Aachen zum Weihnachtsmarkt gefahren, um mich mit ihr zu treffen, und es war ein wunderbarer, ausgelassener Abend. 🙂 Davor hatten wir einander viele Jahre nicht gesehen und keinen Kontakt gehabt – der Zufall in Gestalt eines Sozialen Mediums hatte uns wieder zusammengeführt. 😉
Ich ging sofort dran. Wenn eine sofort für gute Stimmung sorgen konnte, dann Mascha! 😉 Und schon hörte ich ihre laute und fröhliche Stimme, die in ihrem liebenswerten niederländischen Akzent rief: „Hoi, Ali! Ich dachte mir, ich rufe dich mal an! Mir fiel heute ein, dass es schon zwei Jahre her ist, dass ich dich die letzte Mal gesehen habe – da wollte ich fragen, ob wir uns nicht einmal wieder treffen sollten. Es ist schon wieder so lange her! Aaah, wir schaffen es sicher nicht vor die Weihnachten en oudejaarsavond – aber danach! Oder? Spätestens in die Frühjahr! Was meinst du?“
Ich war da ganz ihrer Meinung. Mit Mascha um die Häuser zu ziehen, ist immer prima. 🙂 Es wird vor allem so viel gelacht – und das laut. 😉 Auch heute lachten wir viel und sehr laut am Telefon. Ehrlich gestanden: Wenn Mascha und ich uns unterhalten, klingt es immer, als bölkten sich zwei Haudegen an. 😉 Aber immer freundlich und fröhlich.
Das Telefonat hat eindeutig geholfen. Und einmal mehr wundere ich mich, wie es sein könne, dass tatsächlich, wenn man einen Durchhänger hat, ganz unerwartet jemand daherkommt, mit dem man nie gerechnet hätte – und danach geht es besser! 🙂
Ich wünsche jedem seine ganz eigene „Mascha“. 🙂