Montage? Sollten abgeschafft und durch einen Tag mehr Wochenende ersetzt werden …

Zumindest, wenn es nach mir ginge. Geht es aber nicht. Musste ich früh lernen, aber ehrlich gestanden: Ich ringe noch immer mit der Erkenntnis. 😉

Heute früh glaubte ich beim Klingeln meines Handyweckers, es sei Sonntag, was ziemlich absurd war, denn wieso sollte an einem Sonntag der Wecker klingeln? Immerhin bahnte sich dieser durchaus logische Gedanke auch relativ schnell seinen Weg in meinen Kopf – das Erwachen war grausam …

Schleppend machte ich mich im Bad fertig, fuhr mit Straßenbahn und Bus zur Arbeit. Es war nicht ganz so früh, als ich eintraf – morgen habe ich viel mehr Minusstunden.

Das Schlimmste: Ich musste noch eine Bewerbung fertigmachen. Ja, pfui, bei der Arbeit, aber es ging nicht anders. Es fehlte nur noch die Konvertierung in ein PDF-File – mein PC zu Hause schwächelte gestern ein wenig, und ich hatte nicht wenig geflucht. Und die Bewerbungsfrist lief heute aus. Aber zum Glück ging es ja schnell, das Ganze zu konvertieren, doch krümmten sich meine Zehennägel, als ich den Text meines Anschreibens noch einmal lesen musste, denn ich pries mich an, als sei ich die Einzige, die den Job überhaupt irgendwie sinnstiftend erfüllen könne … Ich tue mich schwer mit so etwas, auch wenn ich hier manchmal ein wenig anders erscheinen mag. Ihr seht ja mein Augenzwinkern nicht, wenn ich schreibe, aber ich hoffe, ihr versteht die Selbstironie, die mit meinem vermeintlichen Selbstlob einhergeht. 😉

Ich war froh, als ich die Bewerbung endlich als Mail versandt hatte. Dann etikettierte ich noch diverse Kuverts für die Weihnachtskarten meines Arbeitgebers, eine Aufgabe, die an Stupidität nicht zu überbieten ist. Immerhin muss man dabei nicht nachdenken. Nur Wahnsinnige würden darüber nachdenken, ob denn so ein Etikett auch ganz korrekt aufgeklebt sei. Ich tue das nie. Nur zu Anfang meiner verantwortungsvollen Tätigkeit – denn ich bin jedes Jahr für diese Weihnachtskarten zuständig – war ich da sehr präzise. Inzwischen denke ich mir: „Hauptsache, man kann die Adresse lesen!“

Noch froher war ich, als ich gegen 14 Uhr diese heiligen Hallen verlassen musste, um an die Uni in der Nachbarstadt zu fahren – mein Seminar stand an.

Kaum in der Straßenbahn, zweifelte ich daran, wie ich jemals froh gewesen sein könnte, die zu etikettierenden Briefumschläge zu verlassen. Ich kann es nicht erklären – man muss selber mal im Pott mit dem ÖPNV unterwegs gewesen sein. Es war das Inferno. -zig Schüler ganz unterschiedlicher Schulformen unterwegs, und dann auch noch dieser Mann, der alle in der Bahn beschimpfte. Mir war klar, dass er nicht ganz bei Sinnen war, und ich fragte mich, warum mir solche Leute verstärkt in meiner Heimatstadt, in der ganzen Region hier, begegnen. Gut, das ist in anderen Metropolregionen nicht viel anders, aber hier, speziell hier in meiner Heimatstadt, häufen sich die Fälle … 😉

Endlich in der Nachbarstadt angekommen, frotzelte ich mit den Studis herum, und dann begann ich ganz ernsthaft mein Seminar. Einer der Studis sollte heute seine Präsentation halten, die ein Viertel der Gesamtnote ausmacht. Er stand schon vorne, und ich hatte grünes Licht gegeben, als jemand an die Tür klopfte. Ich rief: „Come in!“ Und da streckte Eun-Mi, meine Vorgesetzte, ihren Kopf durch die Tür.

Wir hatten einander etwa zwei Jahre nicht gesehen, nur dreimal in der letzten Zeit telefoniert und viel gemailt, aber ich freute mich riesig, als ich sie sah. Zu den Studis meinte ich: „Sorry – I’ll be back soon. She’s my boss and I haven’t seen her for a long time.“

Die Studis hatten nichts dagegen. Jede Verzögerung war ihnen recht. Ich nahm es ihnen nicht übel – ich war genauso als Studentin, und auch heute würde ich das bei einer solchen Veranstaltung nicht übelnehmen. 😉

Kaum vor der Tür, schrie Eun-Mi auch schon: „Ah! Ein Wunder, dass wir einander tatsächlich treffen! Ali!“ – „Eun-Mi!“ Und schon kreischten wir wie Schulmädchen und umarmten einander. Und wir redeten aufeinander ein, und das in einer Weise, wie sie seit unserem Kennenlernen ganz typisch ist: Beide fangen einen Satz auf Deutsch an, um ihn auf Englisch zu beenden. Oder umgekehrt. Zwischendurch reden wir auch tatsächlich nur deutsch oder englisch durchgängig. Aber da gibt es immer wieder diese „Ausbrecher“. 😉 Wer da zuhörte, käme wahrscheinlich zum Schluss, dass wir entweder peinliche Poser wären – oder geistesgestört. Denn einer der Sätze, die ich heute äußerte, klang in der Tat besorgniserregend: „Eun-Mi, habe ich dir eigentlich erzählt that it was quite hard to draft this absolutely abominable Klausur? Selten fiel mir das so schwer, but since you’ve modified all these Dinge it was unexpectedly schwer!“ Und sie rief: „I don’t know what you meinst! Your draft hat mir total gut gefallen! I liked it really much, so you solltest nicht hingehen und Zweifel haben!“ Nein, wir sprechen beide fließend Englisch wie Deutsch, und es sind auch keine Wortaussetzer. Es ist wohl einfach die normale Art, uns zu unterhalten, ohne Absetzen, ohne Pause und ohne Überlegen. Wir haben einmal ein ganzes „business dinner“ mit unserem damaligen Vorgesetzten Andrew, einem englischen Germanisten, sowie zwei deutschen Kolleginnen „gesprengt“ – hinterher redeten alle so wie wir. 😉 Andrew meinte damals nur: „Man muss schon sehr gut Englisch oder Deutsch können, um so etwas zu beherrschen. Oder zu verstehen. Oder man muss durchgeknallt sein.“

Gut war, dass die Tür zum Seminarraum geschlossen war, in dem meine Studis sich befanden. Hätten die mich so reden hören – wer weiß, ob sie noch darauf vertraut hätten, dass ich Englisch wirklich kann … 😉 (Mit den Studis rede ich ausschließlich Englisch. 😉 Die sollen ja auch etwas lernen.)

Der Heimweg nach einem netten Seminar gestaltete sich wie üblich. Also schwierig. Meine S-Bahn fiel aus, ich musste auf die nächste warten. Als diese eintraf, fragte ich mich, was in den Köppen der zuständigen Leute bei der Bahn eigentlich abgehe: Der Bahnsteig schwarz vor Menschen, und die schicken nicht nur eine dieser alten S-Bahnen mit vorgespannter Lok, sondern auch noch eine, bei der der erste Wagen dunkel ist und keine seiner Türen funktionsfähig! Wozu spannt man einen solchen Wagen erst ein bzw. spannt ihn nicht aus, wenn man sieht, dass da nichts funktioniert?

Unerträgliches Gedränge, als schließlich alle in der Bahn waren. Ich musste mit links meine beiden Taschen halten, während ich mit rechts ganz hoch greifen musste, mich an einer mittig befindlichen Stange festzuhalten, weil eine echte Giraffe von Studentin meinte, sich ganz relaxt an die Stange lehnen und whatsappen zu müssen … Ihr Rücken blockierte die unteren Festhaltemöglichkeiten an dieser Haltestange, die mich ein bisschen an Pole Dancing erinnerte … 😉

Als ich schließlich mit der Straßenbahn nach Hause fuhr, saß ein Hund mit einem Maulkorb neben mir. Machte mir auch nichts mehr aus, seit ich in der S-Bahn vom Umsteigeort bis in meine Heimatstadt neben einem Herrn saß, der ungeniert und hochfrequent furzte, nachdem zuvor schon eine Dame mit einem Kind auf dem Arm durch den Zug ging und unflätige Beschimpfungen gegen alle anderen losgelassen hatte – warum, verstand niemand.

Als die beiden männlichen Wesen mit dem bemaulkorbten Hund einstiegen und sich neben mich setzten, meinte einer beruhigend zu mir: „Keine Sorge – die tut nichts!“ – „Wie auch mit dem Maulkorb?“ grinste ich und sagte, ich hätte keine Angst vor Hunden. Und im Geiste fügte ich hinzu: „Dieser Hund ist das Normalste, was mir sowohl auf Hin-, als auch Rückfahrt überhaupt begegnet ist! Und der muss ’nen Maulkorb tragen. Wie ungerecht.“ Und ich warf einen zweifelnden Blick auf die „Hundehalter“, während der in der Tat sehr brav wirkende Hund seinen Kopf mit einem tiefen Seufzer auf meinen linken Fuß legte. Als ich ausstieg, weinte er sogar ein wenig. Nettes Tier! 🙂

Ich war froh, als ich zu Hause war, und nicht einmal der Anblick meines Autos, das sicherlich in der kommenden Nacht komplett zufriert, konnte mich schockieren. Muss ich halt morgen etwas früher aufstehen …

Aber wenn ihr mich fragt: Man sollte Montage abschaffen – es sind die schlimmsten Tage in der Woche. Andererseits: Dann würden die Dienstage die Rolle der Montage einnehmen. Auch nicht besser. Er bleibt einem wohl nicht erspart, der furchtbare Wochenanfang …  😉

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