Vor nicht allzu langer Zeit bin ich der Badewanne entstiegen, besser: hinausgehechtet. Denn als ich gerade so mittendrin im Schaumbad lag, mit einem schönen Buch und einer Riesentasse Tee, hörte ich ein ungewohntes Geräusch, das man auch gar nicht so gerne hört, wenn es denn ertönt: ein schrilles, enervierendes und immer lauter werdendes Piepsen. Und dann mischte sich noch ein zweiter Piepston, nicht minder nervend, dazu, und das offenbar vor meiner Wohnungstür. Das waren doch … zwei Rauchmelder! Der erste wohl im Hochparterre unter mir, der zweite direkt auf meinem Treppenabsatz. O Gott! Es brannte!
In Sekundenschnelle hechtete ich aus dem Wasser und trocknete mich notdürftig ab. Dann ins Schlafzimmer und in die Klamotten! Wer weiß – vielleicht würde das Haus ja alsbald evakuiert werden!
Aus dem Treppenhaus hörte ich schon die Stimmen zweier Nachbarn. Einer hämmerte an die Tür der über neunzigjährigen Nachbarin, die unter mir wohnt. „Frau Müller! Frau Müller – machen Sie die Tür auf!“ riefen beide Männer. Es dauerte ein wenig, bis die alte Dame reagierte – und das Geräusch der beiden in der Tonlage so gerade eben nicht ganz miteinander harmonierenden Rauchmelder wurde immer intensiver. Ich öffnete meine Wohnungstür, um meine Hilfe anzubieten, falls nötig, aber ich bekam mit, dass die beiden Nachbarn schon alles im Griff hatten, zumal es keinen echten Brandherd zu geben schien, und schnell machte ich die Tür wieder zu, denn bestialisch riechender Qualm machte sich überall breit. Irgendwie roch es nach verbranntem Käse … Vorsichtshalber blieb ich an der Wohnungstür.
Und da hörte ich auch schon, wie Frau Müller sehr laut sagte: „Ich habe mir doch nur etwas zu essen gemacht. Im Ofen. Und zwischendurch habe ich mich etwas vor den Fernseher gesetzt.“ Wahrscheinlich war sie eingeschlafen – und da war es passiert. Ihr Essen im Backofen war wohl eindeutig übergart und hatte sich zwischenzeitlich in eine holzkohleartige Masse verwandelt. Offenbar tatsächlich etwas Käsehaltiges …
Der jüngere der beiden Nachbarn rief: „Machen Sie den Ofen aus! Sofort! Und dann alle Fenster auf – der Rauch muss abziehen, sonst können Sie nicht in der Wohnung bleiben.“ – „Jaja, der Ofen ist schon aus.“ – „Wirklich?“ – „Ja.“ Dann kümmerten sich beide Männer um die Rauchmelder, und irgendwann verstummten diese. Welche Wohltat. Und wie gut, dass nichts Ernsthaftes passiert war!
Meine Tür werde ich aber lieber weiterhin geschlossen halten – draußen stinkt es wie die Hölle. Zwar nicht nach Schwefel, aber ähnlich unangenehm. 😉
Mir tut die Nachbarin leid. Sie ist nun schon sehr alt, aber geistig bis dato recht fit. Nur körperlich hat sie Probleme, hört oft nicht, wenn man klingelt, und offenbar klappt es mit der eigenhändigen Essenszubereitung auch nicht mehr so. Tagsüber kommt ihr Sohn von schräg gegenüber, öfter auch der Pflegedienst, und eine Putzfrau hat sie ebenfalls. Aber so ein richtiger Ersatz für Selbstständigkeit ist das gewiss nicht. Ich habe ihr auch schon öfter Hilfe angeboten und ihr für Notfälle meine Telefonnummer gegeben. Mit so etwas hatte ich bis heute jedoch nicht gerechnet.
Allerdings ist so etwas durchaus nicht zwingend altersabhängig … Letztes Jahr, ich erinnere mich noch gut, hatte ich eines Abends Pellkartoffeln kochen wollen. Und dann kam so ein spannender Film im Fernsehen. Und obwohl er so spannend war, bin ich – ich war recht müde – auf der Couch eingeschlafen …
Irgendwann wurde ich wach. Obwohl ich noch ziemlich verschlafen war, merkte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich schnupperte wie ein Spürhund im Dienst – was roch denn da so verbrannt? „Die Kartoffeln!“ schoss mir durch den Kopf!
Und schon rannte ich in die Küche, in der nicht nur reizender Rauch sich entwickelt hatte, sondern auch das Wasser an den Fenstern stand … Ach, du Schande!
Sofort machte ich den Herd aus, riss die Fenster auf, sorgte für Durchzug und dankte wem auch immer für die Dichtigkeit sämtlicher Türen, denn ich habe einen Rauchmelder im Schlafzimmer, und direkt vor der Wohnungstür ist – siehe oben – auch einer installiert. Beide Türen hatten bis dato dichtgehalten. Immerhin war es inzwischen nach ein Uhr nachts – nicht auszudenken, wenn erst mein und dann der Flur-Rauchmelder ausgelöst hätten … Wäre mir sehr, sehr peinlich gewesen, wenn dies aufgrund meiner Dösigkeit passiert wäre. 😉
Die Fenster wischte ich von innen trocken und lüftete wirklich ausgiebig. Dann widmete ich mich den Kartoffeln. Ich mache Pellkartoffeln immer in einem großen Topf mit einem Siebeinsatz und nur relativ wenig Wasser – ergo dampfgegart. Das Wasser war schon seit geraumer Zeit verdampft, der Topf innen ziemlich schwarz, die Kartoffeln von unten in der Tat Holzkohle nicht unähnlich. Es roch wirklich abartig, und ich ließ alles erst einmal gut abkühlen. Hoffentlich hatte niemand etwas davon mitbekommen … 😉 Nicht, dass die Nachbarn noch Angst bekämen, ich könne ihnen eines Tages das Haus überm Kopf oder unterm Hintern abfackeln! 😉 Das ist normalerweise so gar nicht meine Art. 😉
Am nächsten Morgen habe ich dann die inzwischen ausgekühlten Holzkohlekartoffeln diskret in der Mülltonne versenkt. Der Topf war leider nicht zu retten …
Im Haus hatte man wohl nichts mitbekommen, und im Treppenhaus war auch nichts von meiner Heldentat zu riechen – was für ein Glück! Und seitdem passe ich immer gut auf, wenn ich etwas koche, und schlafe auf gar keinen Fall zwischendurch ein. 😉 Man sieht ja, was dann passieren kann. Und das kann schlimmstenfalls ganz böse ausgehen.
Ich frage mich nur gerade, was passiert, wenn Frau Müller sich etwas zu essen machen will und das Gleiche passiert, wenn alle anderen nicht zu Hause, sondern bei der Arbeit sind … Denn so richtig auf den Rauchmelder reagiert hat sie nicht – erst, als der Nachbar an ihre Tür hämmerte …
Aber wir wollen immer hübsch optimistisch sein! 🙂
Ein schönes Wochenende! 🙂