Gruselig – gruseliger – 2016 …

Mein Beitrag zum Jahresausklang.

Ich gebe zu, ich bin vielleicht manchmal etwas pessimistisch, und sicherlich war es ein Fehler, von Ende 2012 an stets zu denken: „Was soll noch kommen?“ Meist in einer resignativen Art und Weise. Kein Wunder, dass bis dato nichts geklappt hat!

Anno 2013 war wirklich nicht der Brüller. Mal abgesehen davon, dass ich umgezogen bin. Ansonsten war das nicht mein Jahr. Noch immer stand ich unter dem Trennungsschock von Dirk, dem Juristen. (Und wenn ich so darüber nachdenke, könnte ich mir selber stundenlang für diese Verschwendung von Lebenszeit in die Fresse hauen …)

2014 war nicht viel besser, abgesehen vom Sommerurlaub in Irland. Ich liebe Irland. Und dann noch die Aussicht auf eine neue Stelle! Niemand sagt mir etwas gegen 2014, bitte!

Aber es ging aus wie die beiden Jahre zuvor. Unbestimmt.

2015 hatte einiges auf Lager, und fast hätte ich eine neue Stelle bekommen, um die ich mich beworben hatte. Ich war sogar zum Vorstellungsgespräch, was dann ergab, dass man mich haben wollte. Ich war die Nummer 1, und alles sah hervorragend aus.

Aber mein damaliger Chef machte alles zunichte. Er hatte erst zugestimmt, dann aber seine Zustimmung zurückgezogen – schließlich brauche er mich! Nein. Er ist nur sehr missgünstig. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Das Jahr fing stressig an, und der Konflikt war schlimm. Dann starb auch noch eine liebe Kollegin. Es gab Momente, da ich dachte, es würde nicht mehr lange dauern, bis ich umkippen würde.

Es gab aber auch schöne Momente, Menschen, die einfach nur nett waren und die man mochte. 2015 war gar nicht so verkehrt, wenn ich auch einiges verkehrt machte.

2016 hingegen … Nee. Danke für nichts, und gut, dass es bald vorbei ist! Gestern hörte ich im Fernsehen, dass erheblich mehr Prominente, darunter zahlreiche echte, nette und geschätzte solche, in diesem Jahr gestorben seien als in anderen Jahren. Wohl wahr. Mir sind besonders David Bowie und Alan Rickman, aber auch andere im Gedächtnis geblieben. Und dann noch Carrie Fisher, die durchaus nicht nur durch Star Wars bekannt war. Einen Tag später starb ihre Mutter, Debbie Reynolds, und im Grunde wundert mich, dass ich heute noch keine prominente Todesnachricht vernommen habe.

Positiv an diesem Jahr auf alle Fälle für mich ganz persönlich: Ich fahre wieder Auto. Heute das letzte Mal in diesem Jahr, als ich den kleinen Monty vorsichtshalber zu meinen Eltern brachte, da ich weiß, dass hier in meiner Straße immer ein völlig irrer Zustand, einem Kriegsgebiet sicherlich nicht unähnlich, herrscht, wenn Silvester ist. Wider ihre übers Jahr wiederholt geäußerte Elegie, sie hätten viel zu wenig Geld, haben mir heute zwei Nachbarn erzählt, sie hätten für 200,- bzw. 300,- € Pyrotechnik erworben …

Ich lächelte freundlich und nachsichtig nickend und pries meinen schon zuvor gefassten Beschluss, mein Auto rechtzeitig aus der Gefahrenzone zu bringen und es 20 km entfernt bei meinen Eltern zu parken. Man mag das für übertrieben halten. Aber ihr habt noch nie Silvester hier in meiner Straße erlebt! Hättet ihr es, wüsstet ihr meinen Entschluss als richtig, gar notwendig einzuschätzen. 😉

Bei meinen Eltern in der Siedlung hingegen herrscht seit einiger Zeit pyrotechnisch „tote Hose“, und da war es doch ziemlich logisch, den Wagen dorthin zu bringen. Ja, ich gebe zu, ich stelle mich ein bisschen pisselig mit dem kleinen Monty an, aber er ist mein zweites Auto, an dem ich überdies sehr hänge, und ich scheine in der Hinsicht verstärkt nach meinem Vater zu gehen … 😉

Ich selber erhebe mich morgen früh, so ich nicht verschlafe, in die Lüfte. Nicht ohne Hilfsmittel, natürlich. Aber mein Streben geht gen Süden, wenn auch nur innerhalb Deutschlands.

Euch wünsche ich für 2017 alles Gute! Ich erhebe keinerlei Anspruch, an das kommende Jahr auch nur irgendwelche Ansprüche zu stellen – die Vergangenheit hat mich gelehrt, das so und nicht anders zu halten.

Ich hoffe, ich halte mich daran! 😉

Namenlos

Auf meiner Fensterbank brennt eine Kerze. Ich habe sie vorhin angezündet, in hilflosem Zorn über das, was in Berlin geschehen ist. In erster Linie aber aus Kummer. Und Trauer über die Opfer.

Hilflos auch mein Zorn über allzu früh Urteilende, aber auch über diejenigen, die reflexartig sofort eine Gruppe ausschließen möchten, dafür aber andere hineinreißen – und natürlich ganz gegen Rassismus eingestellt sind. Das ist löblich – das sollte so sein. Keine Vorurteile, bitte.

Es erschließt sich mir aber nie so recht dieser blindwütige Eifer, mit dem manch Mitmensch hingeht und im Kommentarbereich einer Zeitung dann Kommentare ablässt, dass es ja billig und primitiv sei, gleich wieder auf bestimmte Menschen zu verweisen, um im selben Atemzug darauf hinzuweisen, dass ein polnischer LKW ja involviert sei, und es sei ja hinlänglich bekannt, dass gerade Polen oft mit defekten Bremsen unterwegs seien … Hallo? Im Oberstübchen jemand zu Hause? Ich kann doch nicht anderen Menschen vermeintlichen Rassismus unterjubeln und meine eigene Verteidigungshaltung mit einem anderen Rassismus begründen! Aber – ach! Das ist ja Alltagsrassismus – der scheint okay zu sein. Polen kriegen nix auf die Reihe, denen ist alles egal, und natürlich fahren Polen durch die Bank mit defekten Bremsen an ihren Fahrzeugen durch die Gegend … Alle! Ohne Unterschied! Ganz gewiss – echte Experten sind am Werk, etwas zu erklären, was noch in Aufklärung begriffen ist …

Da geht mir – ehrlich gestanden, aber im übertragenen Sinne– das Messer in der Tasche auf, und ich frage mich, was im Kopp solcher Ich-verteidige-blindwütig-alle-die-mir-besonders-am-Herzen-liegen-weil-ich-überall-Verrat-wittere-gegen-das-was-mir-rassistisch-erscheint-Menschen vor sich gehe, die dann nicht einmal merken, dass sie das, was sie anderen vorwerfen, selber in peinlichster Weise tun. Ja – sie scheinen es wirklich nicht einmal zu merken. Eifer des Gefechts – keine Frage, kann jedem passieren. Aber wenn jemand doch so korrekt, mitfühlend und mit dem Überblick gesegnet sei, frage ich mich doch, wie so jemandem etwas Derartiges wie eine derart peinliche Pauschalverurteilung passieren könne.

Einer in dem Kommentarbereich schrieb sogar, möglicherweise habe der polnische Fahrer des LKW sich bestechen lassen – man wisse ja, wie Polen seien … Das sind die Momente, da ich mich frage, ob ich vielleicht in einem Paralleluniversum lebe. In einem Universum, da Dummheit und Mangel an Anstand und Logik en vogue seien. In einem Schwarzweiß-Universum, in dem es tatsächlich nur die „Guten“ und die „Bösen“ gebe, wobei sich Gut und Böse aus einer gewissen politischen Korrektheit ergibt und nicht aus dem, was man „gesunder Menschenverstand“ nennt – und natürlich ist Polen nie zu trauen, denn die fahren ja unentwegt mit defekten Bremsen durch die Gegend … Außerdem klauen sie pausenlos und fressen kleine Kinder.

Ich bin entsetzt über das, was auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin passiert ist, einer Stadt, die ich sehr liebe. Es tut mir weh, zu wissen, dass so viele Menschen, die einfach nur nett einen Glühwein trinken und etwas bummeln wollten, nun entweder tot oder schwerverletzt sind. Es tut mir weh, dass nun Angehörige nicht wissen, was aus ihren noch vermissten Verwandten oder Freunden geworden ist, weh, dass viele Leute Tote zu betrauern haben.

Und es tut mir weh, dass nun einige Menschen hingehen und das Andenken mancher Opfer noch mit Füßen treten, und das in ihrem Eifer, das Richtige zu tun, ohne zu bedenken, dass sie damit möglicherweise ganz ungerechtfertigt zusätzlichen Schmerz erzeugen. Aufgrund ihrer eigenen Vorurteile, die sie bei anderen aufs Schärfste verurteilen würden.

Ganz besonders weh tut es mir, dass die Logik immer mehr hintanstehen muss – zumindest scheint es so. Im blinden Bedürfnis der Verteidigung werden einfach logische Gedankengänge ausgeschaltet.

Ganz ehrlich – das macht mir manchmal Angst.

Ich hoffe, dass alles aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden mögen, auch wenn das all die erlittenen Verluste nicht aufwiegen kann.

Für mich bedeutet dieses furchtbare Ereignis einmal mehr, mich um Sachlichkeit zu bemühen – nicht alle aus der Gruppe A sind schlecht, nur weil einige furchtbare Dinge anstellen. Für Gruppe B gilt aber das Gleiche, auch wenn schon mal welche mit defekten Bremsen herumgefahren sind. Und das Gleiche gilt für alle anderen Gruppen aus der Gruppe Mensch.

Ich klinge wie „Das Wort zum Sonntag“, ich weiß – aber das Ganze hat mich heute wirklich richtig aufgebracht. Sorry.

Tipps bei Hypotonie

Leidet auch ihr unter niedrigem oder schwankendem Blutdruck? Das ist richtig lästig. Oft wird einem schwindlig, manchmal kippt man sogar um. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe mich nach dem Aufstehen schon öfter auf dem Fußboden wiedergefunden.

Gut, man sagt immer, dass niedriger Blutdruck weniger riskant sei als hoher. Ich halte das aufgrund meiner Erfahrung für falsch, denn auch wenn vielleicht das Schlaganfallrisiko geringer ist, so läuft man bei unkontrollierten, da unvorhergesehenen Stürzen doch stets Gefahr, mit dem Kopf auf irgendeine Kante zu prallen und sich den Schädel einzuschlagen. Das kann schlimmstenfalls auch zum Tode führen. Ich habe zum Glück bis dato einen recht harten Schädel bewiesen, und das Bücherregal – Billy -, in das ich mal gekracht bin, als mir schwindlig und schwarz vor Augen wurde, ziert heute noch eine Absplitterung an der Kante eines Einlegebrettes. Meine rechte Augenbraue ziert seither eine Narbe, aber gebrochen habe ich mir nichts. Außerdem finde ich, dass Narben durchaus zu Menschen dazugehören – es sei denn, man lebt unter einer Glasglocke.

Medikamente sind dann notwendig, wenn man dauerhaft unter Hypotonie leidet. Es gibt da sehr gute, blutdrucksteigernde Mittel. Aber wer nimmt schon gerne Medikamente? Nötig dann, wenn der Zustand wirklich stets besteht, gewiss nicht, wenn das nicht dauernd der Fall ist.

Ich verweise auf viele andere, praktikable Methoden der Blutdrucksteigerung. Ich bin zwar mit einem eher schwachen Blutdruck „gesegnet“, dafür aber mit einer großen Klappe, und mir entfleucht bisweilen das ein oder andere, was ich eigentlich niemals aussprechen wollte. Das hat ganz spontan eine immense Blutdrucksteigerung zur Folge! 😉 Nicht, dass man sich dann wohlfühlen würde, beileibe nicht – die Probleme werden einfach nur verlagert -, aber zumindest hat man eine gesunde Gesichtsfarbe, das Herz schlägt schnell, der Blutdruck steigt. Na – ist das nicht eine wunderbare Alternative zu Medikamenten? 😉

Eine schönere Möglichkeit ist die, sich ganz einfach zu verlieben. Dann ist Blutdrucksteigerung stets gegeben, wenn man das Objekt der Begierde und der Sehnsucht sieht. Ich weiß, wovon ich spreche, bin meist nur zu schüchtern, dann auch weitere Schritte einzuleiten. Zu viel Angst vor Zurückweisung. Man kann sich ja so leicht irren. 😉

Weitere Möglichkeiten gibt es aber auch noch: Zum Beispiel die, über den Chef oder Kollegen zu lästern – natürlich nie grundlos, wohlgemerkt! -, und die stehen dann just hinter einem. (Es sind dies die Momente, da ich ernsthaft überlege, ob die Einnahme einer kleinen Tablette nicht das geringere Übel sei … 😉 )

Oder die Versendung von Mails, Kurznachrichten oder WhatsApp-Nachrichten an den völlig falschen Empfänger. Wie oft ist es schon passiert, dass Leute eine verzweifelte Liebeserklärung an den oder die Ex schicken wollten, die dann bei jemand anderem landete, bei dem das Ganze nun ganz gewiss nicht landen sollte – einem Arbeitskollegen, zum Beispiel. Oder einem völlig wildfremden Menschen, zum Beispiel bei einem Zahlendreher in der Rufnummer, wie es meinem Ex Giacomo zu Beginn unserer Beziehung mal passierte, als er eine glühende Liebesbotschaft an mich schickte: „Principessa – ich komme gleich zu dir nach Hause. Bist du schon da? Und dann … [Anm. der Redaktion: Der Rest wurde dann etwas intimer.]“

Keine zwei Minuten später wurde Giacomo mit dem Tode bedroht: „Ey, du Schwuchtel! Wenn du mich noch einmal solche SMS schickst, du bist tot!“ Er hat mir die Nachricht nach unserer glücklichen Zusammenkunft gezeigt, und ich lachte mich halbtot. Giacomo hingegen war etwas besorgt – immerhin hatte das Gegenüber seine Nummer … 😉

So etwas ist immer peinlich. Auch umgekehrt, wenn einem der Ex mitten in der Nacht und kurz nach der Trennung eine Nachricht schickt, die da lautet: „Wir werden alle sterben!“ Mir schon passiert, und ich wusste genau, er hatte wohl ein bisschen übertrieben und etwas zu tief ins Glas geschaut. Er kam mit der Trennung wohl nicht so gut klar. Ich zwar auch nicht, aber sie war von mir ausgegangen, und was sollte ich tun? Eine Fortführung der Beziehung wäre für uns beide nicht gut gewesen. Und so tippte ich schlaftrunken mitten in der Nacht eine SMS, die da lautete: „Das liegt in der Natur der Sache. Sauf nicht so viel!“ Es klang ein bisschen herzlos, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass manchmal drastische Worte mehr helfen als: „Oooch! Nun sei doch nicht so traurig! Vielleicht können wir es ja noch einmal versuchen …“ Hilft keinem von beiden. Und daher meine etwas harschen Worte, die ich – noch immer schlaftrunken – dann auch abschickte. Und ich war der festen Überzeugung gewesen, ich hätte einfach die Antwortfunktion benutzt … Aber es war mitten in der Nacht, und ich hatte zwischendrin noch andere Nachrichten gelesen, war dann unentschlossen, ob ich überhaupt antworten solle, hatte hin und her geklickt …

Und so kam es, dass ein flüchtiger Bekannter dann die „Sauf nicht so viel!“-SMS bekam. Der Bekannte war erschütternd etepetete, trank keinen Alkohol, und bis heute frage ich mich, wieso ich ihn überhaupt unter meinen Kontakten hatte. Die Reaktion war dann entsprechend, am nächsten Tag. Ich hatte nachts schon nicht so gut geschlafen, als mir mein Fehler schlagartig bewusst geworden war … Wie soll man auch schlafen mit einem Blutdruck von 200:140? So zumindest fühlte es sich an, als ich sah, was passiert war … 😉

So etwas ist mir auch schon mit Mails passiert – diese verdammte Autofill-Funktion! Plötzlich stellt man fest, dass man ganz private Gedanken dem Finanzamt mitgeteilt hat. Oder – noch schlimmer – einem Arbeitskollegen. Das ist wirklich gruselig, steigert aber eindeutig den Blutdruck.

Zum Glück bietet mein Mailprovider inzwischen die Möglichkeit einer Art des Countdowns, auf dass die Mail nicht umgehend versendet werde, sondern man noch drei Sekunden lang die Möglichkeit habe, sich zu besinnen und den Sendevorgang abzubrechen, wenn man sieht, der Empfänger ist eindeutig falsch. Gesunde Gesichtsfarbe, ein kräftig schlagendes Herz und der Ausbruch kalten Schweißes sind die Folge, aber alles besser als zu niedriger Blutdruck. 😉

Heute habe ich versehentlich eine WhatsApp-Nachricht an den falschen Empfänger losgeschickt. Aaah! Ich hätte ja gerne mein Gesicht gesehen, als ich feststellte, was passiert war. Ich glaube, ich starrte auf mein Handy, als hätte ich völlig unbeabsichtigt eine Atombombe über bewohntem Gebiet abgeworfen! Nein! Wie konnte das passieren?!?

Dann sah ich ein kleines Uhrsymbol neben meiner frevelhaft falsch versendeten Botschaft. Und mir fiel ein: „Solange die Uhr zu sehen ist, kann man die Nachricht noch quasi zurückholen!“ Nur: Wie? Ich hackte hektisch die Frage: „WhatsApp-Nachricht zurückholen“ in mein Laptop, an dem ich saß, und recht langsam – ich hatte heute mal wieder viel „Spaß“ mit meiner Internetverbindung – warf die Suchmaschine mir Lösungsmöglichkeiten aus, deren Tenor war: „Schalten Sie an Ihrem Smartphone den Flugmodus ein, rufen Sie die Nachricht auf, und halten Sie sie so lange gedrückt, bis das Papierkorb-Symbol auftaucht! Aber Sie müssen sehr schnell sein, denn solange die Uhr neben Ihrer Nachricht steht, ist die Nachricht noch nicht versendet! Sobald ein graues Häkchen auftaucht, ist sie versendet.“

O Gott! Es eilte! Ich starrte mein Handy an, dann hetzte ich auf Einstellungen. Flugmodus – wo war der verdammte Flugmodus? Mit fliegendem rechten Zeigefinger scrollte ich wild herum. Da! Offlinemodus stand da, daneben ein kleines Flugzeug! Sofort angeklickt, eilte ich umgehend zu WhatsApp zurück – war die Uhr noch da?!? Ja, zum Glück sah ich die kleine Uhr noch und hielt die Nachricht gedrückt, als würde ich dafür bezahlt … Irgendwann tauchte oben das Papierkorb-Symbol auf, das ich sogleich anklickte. Und schon war die Nachricht Geschichte und ungeschehen … Gewissermaßen.

Meine Gesichtsfarbe dürfte bis ins Violette tendiert haben – auch nicht gerade gesund -, mein Herz raste, und von einer Ohnmacht war ich wohl weit entfernt. Obwohl ich mich zwischenzeitlich bereits ohnmächtig gefühlt hatte … 😉 Genauer gesagt: Wäre in dem Moment das 16 tons weight von Monty Python auf mich gestürzt, hätte ich möglicherweise gar nichts dagegen gehabt. 😉

Falls ihr unter zu niedrigem Blutdruck leidet, und das dauerhaft: Geht zum Arzt – möglicherweise solltet ihr Medikamente nehmen. Falls nicht dauerhaft, können euch meine Tipps sicherlich weiterhelfen. 😉

Aber nur dann. 😉

Ein Silberstreif am Horizont …

… taucht manchmal ganz unerwartet auf.  So wie heute.

Die letzten Tage waren nicht sonderlich schön gewesen; ganz schlimm der Donnerstag, an dem ich am liebsten bei der Arbeit meine Sachen gepackt hätte und gegangen wäre, um mir zu Hause die Decke über den Kopf zu ziehen und niemanden mehr zu sehen. Die Vorweihnachtszeit, das Jahresende und noch einige andere Dinge machen mir derzeit zu schaffen, ich gebe es zu.

Was mich daran hinderte, nach Hause zu gehen, die Decke über den Kopp zu ziehen und der Welt meinen Allerwertesten zuzuwenden, war die Tatsache, dass ich abends mit Kolleginnen, die ich sehr mag, zum Essen verabredet war. Für 18:00 Uhr war der Tisch reserviert, und das von mir höchstselbst, und eigentlich hatte ich mich auch die ganze Zeit darauf gefreut, aber es geschahen einige Dinge an jenem Donnerstag, die mich ein wenig aus der Fassung brachten. Nicht nur, dass es bei der Arbeit stressig war, hatte ich auch noch privat mit einer Sache zu tun, die mich stets völlig hinunterzieht: Ich war von jemandem angelogen worden, von dem ich es nicht erwartet hatte. Ich glaube, ich war noch nicht einmal so erschüttert, enttäuscht und wütend, als man mir mein Portemonnaie mit 70,- Euro und sämtlichen Servicekarten, darunter auch EC- und Kreditkarte, gestohlen hatte (seitdem bewahre ich die Karten möglichst getrennt auf und nicht alle im Portemonnaie) – und da war ich schon ziemlich erschüttert. Aber Servicekarten lassen sich ersetzen. Vertrauen nicht. Und damit tue ich mich bisweilen ohnehin schon ein bisschen schwerer – diverse Erfahrungen haben Spuren hinterlassen.

Das Essen war dann sehr schön, obwohl die Anreise auch noch einmal große Probleme bereitete. 😉 Ich war von der Arbeit schnell nach Hause gefahren, um meinen Wagen zu parken, denn – mal ehrlich! – was ist ein Weihnachtsessen mit netten Kolleginnen ohne einen kleinen vino oder una birra? Und seit meinem Weihnachtsfeier-Glühwein-Experiment von neulich habe ich mir geschworen, dass ich nie, niemals wieder Auto fahren würde, wenn ich – und sei es auch ein paar Stunden zuvor geschehen – Alkohol zu mir genommen habe.

Es passte alles. Ich bekam einen Parkplatz vor dem Haus, parkte schwungvoll ein, schloss den kleinen Monty ab und sauste zur Straßenbahn-Haltestelle. Kurz bevor ich dort anlangte, fuhr gerade eine Bahn ab, und auf der Anzeige stand, dass die nächste erst in 20 Minuten käme – eine technische Störung läge vor. Ja! Natürlich! Technische Störung – wie so oft! Und immer betrifft es die Bahnen, die in die Richtung fahren, in die ich will!

Schnell rief ich Daniela an und gab Bescheid, dass ich zwar kommen würde, das aber unbestimmt später. Meine Stimmung hatte inzwischen die Kurve von Enttäuschung und Kummer zur Wut genommen – hoffentlich redete mich niemand blöd von der Seite an … 😉

Kurz und schlecht: Ich musste von der Stadtmitte den ganzen Weg zu Fuß latschen und kam fast eine Stunde zu spät. Aber dann wurde es sehr nett, und Lydia, Daniela und ich hatten durchaus Spaß. Es war dann ein netter Abend mit leckerem Essen: Während die beiden anderen Pasta bestellten, nahm ich den Loup de Mer – aber irgendwie hatten wir alle etwas Fischiges. Es passte aber auch so gut zusammen. 🙂

Gestern hatte ich dann frei, was sehr gut war. Seitdem habe ich auch wieder schöne, zweifarbige Strähnchen und kürzere Haare. Und dann stand noch ein Geburtstag an. 🙂

Heute, wieder in etwas trüberer Stimmung, passend zum Wetter, der Vorweihnachtszeit, dem dräuenden Jahreswechsel und den anderen Dingen, die mir zu schaffen machen, hantierte ich gerade mit meinem Handy herum, um es aufzuladen, als es plötzlich zu vibrieren begann. Und schon ertönte seine Klingelmelodie, und verblüfft nahm ich wahr, dass da ein Name auf dem Display stand, mit dem ich niemals gerechnet hätte: Mascha rief an!

Mascha, meine heißgeliebte holländische Bekannte, die ich seit vielen Jahren kenne, aber immer nur sporadisch Kontakt habe – wir wohnen recht weit voneinander entfernt und haben ganz unterschiedliche Leben. Aber immer, wenn wir Kontakt haben, ist es total klasse. Vor zwei Jahren bin ich eigens nach Aachen zum Weihnachtsmarkt gefahren, um mich mit ihr zu treffen, und es war ein wunderbarer, ausgelassener Abend. 🙂 Davor hatten wir einander viele Jahre nicht gesehen und keinen Kontakt gehabt – der Zufall in Gestalt eines Sozialen Mediums hatte uns wieder zusammengeführt. 😉

Ich ging sofort dran. Wenn eine sofort für gute Stimmung sorgen konnte, dann Mascha! 😉 Und schon hörte ich ihre laute und fröhliche Stimme, die in ihrem liebenswerten niederländischen Akzent rief: „Hoi, Ali! Ich dachte mir, ich rufe dich mal an! Mir fiel heute ein, dass es schon zwei Jahre her ist, dass ich dich die letzte Mal gesehen habe – da wollte ich fragen, ob wir uns nicht einmal wieder treffen sollten. Es ist schon wieder so lange her! Aaah, wir schaffen es sicher nicht vor die Weihnachten en oudejaarsavond – aber danach! Oder? Spätestens in die Frühjahr! Was meinst du?“

Ich war da ganz ihrer Meinung. Mit Mascha um die Häuser zu ziehen, ist immer prima. 🙂 Es wird vor allem so viel gelacht – und das laut. 😉 Auch heute lachten wir viel und sehr laut am Telefon. Ehrlich gestanden: Wenn Mascha und ich uns unterhalten, klingt es immer, als bölkten sich zwei Haudegen an. 😉 Aber immer freundlich und fröhlich.

Das Telefonat hat eindeutig geholfen. Und einmal mehr wundere ich mich, wie es sein könne, dass tatsächlich, wenn man einen Durchhänger hat, ganz unerwartet jemand daherkommt, mit dem man nie gerechnet hätte – und danach geht es besser! 🙂

Ich wünsche jedem seine ganz eigene „Mascha“. 🙂

It’s time to say good-bye …

Tiefschürfende Worte, die ich heute dachte.

Länger hatte ich nun schon darüber gebrütet, wann es soweit sein solle – immer war zuviel zu tun, und man kann doch nicht einfach alles liegenlassen …

Aber heute erkannte ich: Die Zeit ist reif. Und so sagte ich zu meinem Scheitel, den ich im Spiegel betrachtete: „It’s time to say good-bye!“ Der Scheitel nickte. Er sah es ein. Eine kleine Frist hat er noch – bis Freitag. Da habe ich glücklichen Umständen zufolge einen Tag frei, und so werde ich morgens zum Friseur gehen, auf dass die Friseurin dieses lahme Aschblond, in dem sich der herausgewachsene Scheitel präsentiert, verschwinden lasse. Und Schneiden ist auch mal wieder angesagt.

Merkwürdig: Früher waren meine Haare von einem viel helleren Blond, zwischendurch ein paar rötlich schimmernde Haare, dazwischen besonders hellblonde Strähnen – und das ganz von Natur! Und ich war stets unzufrieden! 😉 Heute renne ich zum Friseur, um meine damalige Naturhaarfarbe mittels zweifarbiger Strähnchen künstlich herstellen zu lassen.

Dabei hatte ich früher sehr viel darangesetzt, meine Haare in gewissen Abständen in einer ganz anderen Farbe erstrahlen zu lassen.

Es begann harmlos mit einer Tönung in Haselnussbraun. Die Farbe sah toll aus – auf der Packung. Ich ließ sie lange einwirken, dann spülte ich sie aus und wusch die Haare mit Shampoo. Ich richtete mich wirklich haargenau (!) nach der Bedienungsanleitung, und als ich mich mit deutlich dunkleren, nassen Haaren im Spiegel betrachtete, dachte ich noch: „Nun ja, ein paar Abweichungen mag es immer geben.“ Der Schlag traf mich erst, als ich die Haare trockengefönt hatte: Sie waren keineswegs haselnussbrünett, sondern – rot!

Nix gegen rote Haare – damit habe ich auch experimentiert -, aber ich hatte brünette gewollt! Was war das denn für ein Beschiss? 😉 In meiner Verzweiflung steckte ich den Kopf gleich wieder ins Waschbecken und wusch die Haare noch einmal. Und dann noch einmal. Ein Wunder, dass sie mir unter der rücksichtslosen Behandlung nicht gleich ausfielen …

Etwa zwei Wochen lief ich so herum, dann beließ ich es lieber erst einmal wieder bei meiner Naturfarbe. Meine Familie, alle mit dunkleren Haaren als ich gesegnet, hatte mich ohnehin für verrückt erklärt – „so eine schöne Naturfarbe, und du magst sie nicht!“

Aber irgendwann stach mich erneut der Hafer. Noch immer wollte ich brünett sein, und da brachte meine Schwester Stephanie mich auf eine Idee: „Bei ‚Spinnrad‘ gibt es Haartönungen und -färbungen auf natürlicher Basis. Komm, wir fahren mal hin!“ Und wir fuhren hin, ich kaufte begeistert eine Packung nussbraune Haarfarbe, hergestellt aus gemahlenen Walnussschalen.

Sofort schritt ich zur Tat, machte meine Haare nass, nachdem ich den Inhalt der Packung mit Wasser angerührt hatte, den ich dann sehr großzügig auf den Haaren verteilte. Es gelte, etwas längere Einwirkzeiten einzuhalten, da es sich um ein reines Naturprodukt handle, stand hilfreich auf der Verpackung, und so saß ich geschlagene eineinhalb Stunden mit dem Nussschalenbrei auf meinem Haupt herum. Opfer müssen gebracht werden. 😉

Dann endlich konnte ich das Ganze ausspülen … Und ich blickte in den Spiegel, voll froher Erwartung, endlich brünett zu sein. Was ich sah, war ernüchternd: Eineinhalb Stunden Lebenszeit mit einer blöden Pampe auf dem Kopf verbracht, um danach genauso blond zu sein wie zuvor. Was für ein Mist! Brünett war mir nicht beschieden.

Dann wollte ich es mit dem anderen Naturprodukt und einer anderen Farbe versuchen. Wenn Brünett nicht ging, ging doch sicher … Rot. Und schon riss ich die Packung mit dem Henna auf, schüttete es in die Schüssel und rührte auch dieses Naturprodukt an, das ich großzügig, aber gleichmäßig in meinem Haar verteilte. Einwirken … Stephanie kam hinzu und meinte: „Ich würde das Henna nicht so lange einwirken lassen – das ist recht intensiv.“

Zum Glück hörte ich auf sie. Wer weiß, was sonst passiert wäre … Andererseits: Schlimmer hätte es eigentlich gar nicht kommen können, denn … meine Haare waren derart rot, dass ich fast im Dunkeln leuchtete. Wie der Schein eines Feuers. 😉

Henna und Rot war auch keine gute Wahl, zumal dies zur Folge hatte, dass mein Vater mich nur noch Füchschen nannte …

Lange Zeit lief ich dann wieder in Blond herum, bis mich – da wohnte ich schon in Ratingen – erneut der Wahn anfiel, dunklere Haare haben zu müssen. Und erneut war es eine synthetische Tönung für zu Hause. Die Farbe: Aubergine. Eignete sich angeblich auch für blonde Haare.

Tat es auch. Die erste dunklere Farbe, die mich zwar völlig anders aussehen ließ, aber mir tatsächlich stand! Sogar meine Augenfarbe wirkte ganz anders – viel geheimnisvoller und viel intensiver. (Klar, es war ein gewisser, kühler Rotanteil enthalten.) Diese Farbe behielt ich dann auch eineinhalb Jahre bei. Bis ich sie nicht mehr sehen konnte …

Immerhin musste ich erst Umwege nehmen, um meine Naturfarbe schätzen zu lernen. Das Gemeine ist: Inzwischen muss ich die chemische Keule bemühen, um meine Naturhaarfarbe wiederherzustellen …

Das Leben ist ungerecht. 😉

Nicht nur Taxifahrer

Man sagt ja bestimmten Berufsgruppen nach, aufgrund des dauernden Kontakts mit größeren Personenkreisen immer besonders viel zu erzählen zu haben. Das stimmt sicherlich. Aber man muss nicht zwingend Taxifahrer sein …

Als ich das letzte Mal mit einem meiner Ex-Freunde telefonierte, schwelgten wir in Erinnerungen. Zumindest schwelgte er, der unsere damalige Beziehung irgendwie anders in Erinnerung zu haben scheint als ich. 😉 Die erste Zeit war in der Tat toll, aber irgendwann war es sehr, sehr anstrengend und wahrlich nicht sonderlich traumhaft.

Er erinnerte sich an einige nette Dinge. Ich erinnerte mich auch an einige Begebenheiten. Und auf einmal brach ich in lautes Lachen aus.

Er lachte auch, fragte aber sicherheitshalber nach, warum ich so lachte. Und so klärte ich ihn auf.

Vor diversen Jahren, ich lebte noch in Aachen, besuchte ich ihn zum Wochenende immer an seinem neuen Wohnort, in dem er seit seiner damals neuen Stelle lebte. Freitags fuhr ich immer direkt vom meinem damaligen Arbeitsplatz nahegelegenen Bahnhof los, montags fuhr ich frühmorgens wieder zurück.

An einem Freitag fühlte ich mich nicht ganz so gut, als ich losfuhr. Offenbar brütete ich eine Erkältung aus, aber ich wollte dennoch fahren. Immerhin sahen wir einander nur am Wochenende. (Wahrscheinlich war es auch diesem Umstand zu verdanken, dass wir relativ lange zusammen waren. 😉 )

Als ich ankam, meinte mein Ex: „Wollen wir heute noch etwas um die Häuser ziehen?“ Hmmm … Normalerweise hätte ich sofort ja gesagt, aber meine Nase lief, mein Kopf dröhnte, ich hustete etwas und hatte offenbar Fieber. Und so sagte ich: „Nein, ich heute lieber nicht – bin total k.o. Aber geh du nur ruhig – ich lege mich lieber hin.“ Untypisch für mich, und mein Ex sah, dass ich offenbar in der Tat angeschlagen war. Er fragte noch einmal, ob es mir wirklich nichts ausmache, wenn er denn noch ein bisschen rausgehe, um sich mit ein paar Freunden und Bekannten zu treffen. Ich hatte rein gar nichts dagegen – wozu sollte er zu Hause bleiben, wenn ich ohnehin flachlag?

Und während ich mich im Bett einmuckelte, zog er los. Ich las erst ein wenig, dann muss ich wohl eingeschlafen sein.

Irgendwann, es war schon spät, wurde ich wach. Ich hörte Geräusche im Treppenhaus. Da kamen wohl mehrere Leute die Treppe hoch. Und schon hörte ich, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde und mehrere Leute sprachen. Nur eine Stimme hörte ich nicht: die meines Ex, nennen wir ihn Jo. In Wirklichkeit heißt er natürlich ganz anders. 😉

Die Stimmen klangen sehr offiziell und dienstlich. Ich stand lieber auf. Peinlicherweise hatte ich ein – so etwas trage ich sonst nie! – Nachthemd an. Das ist keineswegs meine normale Nachtkleidung. 😉 Dieses hier war auch noch lang. Und … rosa! Ein Geschenk von meiner Oma. Ich trug es nur, weil es sehr warm und mir aufgrund der Erkältung so furchtbar kalt war. Grauenhaft!

Ich lief in die Küche, aus der die Stimmen kamen – und prallte zurück. In der Küche befanden sich vier Personen: drei Polizisten und … Jo. Letzterer lehnte am Herd und grinste. Ich muss es leider sagen: Es war ein leicht debiles Grinsen. 😉

Die Polizisten, eine Frau und zwei Männer, davon einer offenbar in der Ausbildung, denn er beobachtete nur, redeten auf Jo ein, als ich eintrat. Ich rief: „Was geht denn hier vor?“ Und da sahen sie mich an, wie ich dastand in diesem … Nachthemd. Wie peinlich! Andererseits schien sich hier ja offenbar noch jemand anderes nicht gerade mit Ruhm bekleckert zu haben, wenn ich mir Jo so ansah, der noch immer mit leicht schwachsinnig anmutendem Grinsen am Herd lehnte …

„Was ist passiert?“ fragte ich in – ich staunte selber darüber – recht energischem Ton. (Merke: Wenn man in einem peinlichen rosa Nachthemd verschlafen und mit zerzausten Haaren dasteht, mitten in der Nacht, und die Polizei ist in der Küche und starrt einen an, ist es gut, gleich zu demonstrieren, dass man abgesehen von der lächerlichen Bekleidung keineswegs naiv sei. Angriff ist die beste Verteidigung und lenkt bisweilen auch von so mancher Peinlichkeit ab … 😉 )

Der ältere Beamte fragte, ob Jo mein Freund sei und erklärte mir, dass man ihn, der offenbar einen fröhlichen Abend gehabt hatte,  „aufgegriffen“ habe, als er gerade versucht habe, die Tür des Nachbarhauses aufzuschließen, was naturgemäß nicht funktioniert hatte, denn der Haustürschlüssel für die Nummer 28 passte nun einmal nicht zur Nummer 26 …

Das war den Polizisten, die auf Streife waren, dubios vorgekommen, und so stiegen sie aus ihrem Streifenwagen und stellten Jo zur Rede. Viel sei nicht aus ihm herauszubekommen gewesen, so der ältere Beamte. Es sei ihm allerdings wieder eingefallen, dass er in der Nummer 28 wohne. Und dort habe man ihn nun hingebracht und wolle seinen Personalausweis sehen. Ob ich wisse, wo er diesen aufbewahre.

„Nun, wahrscheinlich in seiner Brieftasche,“, gab ich zurück, aber die Polizistin, die mir gleich unsympathisch war, schnappte: „Er gibt vor, diese nicht zu finden. Also! Holen Sie sie!“ – „Wie bitte?“ fragte ich und merkte an, dass er seine Papiere stets bei sich trage. (Wahrscheinlich hatte er sie in seiner Stammkneipe liegenlassen … ) Daher könne ich auch nicht helfen.

Daraufhin schnauzte die Polizistin: „Gut, dann durchsuche ich jetzt die anderen Zimmer!“ Und schon stürmte sie los, Richtung Schlafzimmer. Da wurde ich ein wenig sauer – was behandelte sie uns wie Kriminelle? Gab es in dieser Stadt sonst nichts zu ermitteln? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Und ich sauste hinter ihr her, überholte sie und baute mich im Türrahmen des Schlafzimmers auf und sagte ziemlich verärgert: „Was soll das? Haben Sie einen Durchsuchungsbeschluss? Nein? Dann unterlassen Sie das doch, bitte! Wir haben nichts verbrochen, und mein Freund hat heute – es ist Wochenende – ein bisschen gefeiert. Dann hat er sich mit der Haustür vertan – ist das schon ein Verbrechen?“ Die Polizistin ärgerte sich sichtlich, dass ich sie auf den fehlenden Beschluss hingewiesen hatte – ich war selber ganz erstaunt über mich, aber stocksauer, und da bin ich manchmal relativ geistesgegenwärtig -, und sie suchte sofort einen anderen Ansatz, weil sie wohl das letzte Wort haben wollte. Und so schnauzte sie mich an: „Und Sie wussten nicht, was Ihr Freund macht, wo er ist? Sie lassen ihn allein losziehen? Was sind denn das hier für Verhältnisse?“

Da ich auch gern mal das letzte Wort habe, schnappte ich zurück: „Ja, ich lasse meinen Freund durchaus auch alleine losziehen – das ist eine Beziehung und kein Knast! Wissen Sie so genau, was Ihr Partner gerade macht und wo er ist? Möchten Sie jetzt vielleicht auch noch meine Papiere sehen?“

Das war frech, zeigte aber Wirkung. Sie sagte nichts mehr, starrte mich nur wütend an, wurde aber von ihrem älteren Kollegen, offenbar ihr Vorgesetzter, zurückgepfiffen: „Lass, Eva – sie hat Recht. Komm her.“

Und die Polizistin, die in einem anderen Leben sicherlich einen tollen Wachhund abgegeben hätte, trabte zurück in die Küche, ich hinterdrein. Dort hatte sich nichts verändert – die Situation war unverändert, nur, dass Jo nun speziell mich angrinste.

Ich versicherte der Polizei, dass ich die Situation durchaus im Griff hätte, und da meinte der ältere Beamte: „Er kann ja morgen oder in den nächsten Tagen mit seinem Personalausweis zur Wache kommen und sich ausweisen.“ – „Wie – er kann? Er muss also nicht? Wofür dann die ganze Vorführung hier?“ Ich muss zugeben, ich war wirklich stinksauer, vor allem, weil mein Kopf so dröhnte und ich aufgrund der Erkältung sowieso nicht ganz so gut drauf war. Die Polizistin, die mich die ganze Zeit giftig ansah, wollte schon etwas sagen, aber ihr Vorgesetzter meinte beschwichtigend: „Es wäre schön, es muss aber nicht sein. Es ist ja alles in Ordnung, wie ich sehe.“ Und er warf seiner Kollegin einen Blick zu. Dann verabschiedeten sich die drei Freunde und Helfer.

Sofort erwachte Jo wieder zum Leben, grinste aber immer noch. „Super, Ali! Komm mal her!“ Und er wollte mich in den Arm nehmen. Ich war aber ein wenig angepisst – was für ein Scheiß!  „Lass mal, wir reden morgen!“ sagte ich. „Ich bin total fertig – ich will wieder ins Bett.“ – „Na gut. Aber süß, wie du da in dem Nachthemd aufgetaucht bist und die Polizistin zur Schnecke gemacht hast. Damit hatte die wohl nicht gerechnet. Du solltest öfter Rosa tragen.“ Na, toll … Das also war sein Resümee? 😉

Immerhin brachte er mir am nächsten Tag Frühstück ans Bett – hatte offenbar ein etwas schlechtes Gewissen. 😉

Seinen Personalausweis hat er übrigens nicht auf der Wache vorgeführt. Er musste ja nicht. Wahrscheinlich war diese ganze Farce nur dazu gut gewesen, den Polizei-Azubi einzuweisen, wie man mit solchen Situationen umgehe. 😉 Zumindest kommt es mir im Nachhinein so vor. Die Polizistin aber nahm alles sehr, sehr ernst …

Ich glaube, am liebsten hätte sie uns beide verhaftet … 😉

Montage? Sollten abgeschafft und durch einen Tag mehr Wochenende ersetzt werden …

Zumindest, wenn es nach mir ginge. Geht es aber nicht. Musste ich früh lernen, aber ehrlich gestanden: Ich ringe noch immer mit der Erkenntnis. 😉

Heute früh glaubte ich beim Klingeln meines Handyweckers, es sei Sonntag, was ziemlich absurd war, denn wieso sollte an einem Sonntag der Wecker klingeln? Immerhin bahnte sich dieser durchaus logische Gedanke auch relativ schnell seinen Weg in meinen Kopf – das Erwachen war grausam …

Schleppend machte ich mich im Bad fertig, fuhr mit Straßenbahn und Bus zur Arbeit. Es war nicht ganz so früh, als ich eintraf – morgen habe ich viel mehr Minusstunden.

Das Schlimmste: Ich musste noch eine Bewerbung fertigmachen. Ja, pfui, bei der Arbeit, aber es ging nicht anders. Es fehlte nur noch die Konvertierung in ein PDF-File – mein PC zu Hause schwächelte gestern ein wenig, und ich hatte nicht wenig geflucht. Und die Bewerbungsfrist lief heute aus. Aber zum Glück ging es ja schnell, das Ganze zu konvertieren, doch krümmten sich meine Zehennägel, als ich den Text meines Anschreibens noch einmal lesen musste, denn ich pries mich an, als sei ich die Einzige, die den Job überhaupt irgendwie sinnstiftend erfüllen könne … Ich tue mich schwer mit so etwas, auch wenn ich hier manchmal ein wenig anders erscheinen mag. Ihr seht ja mein Augenzwinkern nicht, wenn ich schreibe, aber ich hoffe, ihr versteht die Selbstironie, die mit meinem vermeintlichen Selbstlob einhergeht. 😉

Ich war froh, als ich die Bewerbung endlich als Mail versandt hatte. Dann etikettierte ich noch diverse Kuverts für die Weihnachtskarten meines Arbeitgebers, eine Aufgabe, die an Stupidität nicht zu überbieten ist. Immerhin muss man dabei nicht nachdenken. Nur Wahnsinnige würden darüber nachdenken, ob denn so ein Etikett auch ganz korrekt aufgeklebt sei. Ich tue das nie. Nur zu Anfang meiner verantwortungsvollen Tätigkeit – denn ich bin jedes Jahr für diese Weihnachtskarten zuständig – war ich da sehr präzise. Inzwischen denke ich mir: „Hauptsache, man kann die Adresse lesen!“

Noch froher war ich, als ich gegen 14 Uhr diese heiligen Hallen verlassen musste, um an die Uni in der Nachbarstadt zu fahren – mein Seminar stand an.

Kaum in der Straßenbahn, zweifelte ich daran, wie ich jemals froh gewesen sein könnte, die zu etikettierenden Briefumschläge zu verlassen. Ich kann es nicht erklären – man muss selber mal im Pott mit dem ÖPNV unterwegs gewesen sein. Es war das Inferno. -zig Schüler ganz unterschiedlicher Schulformen unterwegs, und dann auch noch dieser Mann, der alle in der Bahn beschimpfte. Mir war klar, dass er nicht ganz bei Sinnen war, und ich fragte mich, warum mir solche Leute verstärkt in meiner Heimatstadt, in der ganzen Region hier, begegnen. Gut, das ist in anderen Metropolregionen nicht viel anders, aber hier, speziell hier in meiner Heimatstadt, häufen sich die Fälle … 😉

Endlich in der Nachbarstadt angekommen, frotzelte ich mit den Studis herum, und dann begann ich ganz ernsthaft mein Seminar. Einer der Studis sollte heute seine Präsentation halten, die ein Viertel der Gesamtnote ausmacht. Er stand schon vorne, und ich hatte grünes Licht gegeben, als jemand an die Tür klopfte. Ich rief: „Come in!“ Und da streckte Eun-Mi, meine Vorgesetzte, ihren Kopf durch die Tür.

Wir hatten einander etwa zwei Jahre nicht gesehen, nur dreimal in der letzten Zeit telefoniert und viel gemailt, aber ich freute mich riesig, als ich sie sah. Zu den Studis meinte ich: „Sorry – I’ll be back soon. She’s my boss and I haven’t seen her for a long time.“

Die Studis hatten nichts dagegen. Jede Verzögerung war ihnen recht. Ich nahm es ihnen nicht übel – ich war genauso als Studentin, und auch heute würde ich das bei einer solchen Veranstaltung nicht übelnehmen. 😉

Kaum vor der Tür, schrie Eun-Mi auch schon: „Ah! Ein Wunder, dass wir einander tatsächlich treffen! Ali!“ – „Eun-Mi!“ Und schon kreischten wir wie Schulmädchen und umarmten einander. Und wir redeten aufeinander ein, und das in einer Weise, wie sie seit unserem Kennenlernen ganz typisch ist: Beide fangen einen Satz auf Deutsch an, um ihn auf Englisch zu beenden. Oder umgekehrt. Zwischendurch reden wir auch tatsächlich nur deutsch oder englisch durchgängig. Aber da gibt es immer wieder diese „Ausbrecher“. 😉 Wer da zuhörte, käme wahrscheinlich zum Schluss, dass wir entweder peinliche Poser wären – oder geistesgestört. Denn einer der Sätze, die ich heute äußerte, klang in der Tat besorgniserregend: „Eun-Mi, habe ich dir eigentlich erzählt that it was quite hard to draft this absolutely abominable Klausur? Selten fiel mir das so schwer, but since you’ve modified all these Dinge it was unexpectedly schwer!“ Und sie rief: „I don’t know what you meinst! Your draft hat mir total gut gefallen! I liked it really much, so you solltest nicht hingehen und Zweifel haben!“ Nein, wir sprechen beide fließend Englisch wie Deutsch, und es sind auch keine Wortaussetzer. Es ist wohl einfach die normale Art, uns zu unterhalten, ohne Absetzen, ohne Pause und ohne Überlegen. Wir haben einmal ein ganzes „business dinner“ mit unserem damaligen Vorgesetzten Andrew, einem englischen Germanisten, sowie zwei deutschen Kolleginnen „gesprengt“ – hinterher redeten alle so wie wir. 😉 Andrew meinte damals nur: „Man muss schon sehr gut Englisch oder Deutsch können, um so etwas zu beherrschen. Oder zu verstehen. Oder man muss durchgeknallt sein.“

Gut war, dass die Tür zum Seminarraum geschlossen war, in dem meine Studis sich befanden. Hätten die mich so reden hören – wer weiß, ob sie noch darauf vertraut hätten, dass ich Englisch wirklich kann … 😉 (Mit den Studis rede ich ausschließlich Englisch. 😉 Die sollen ja auch etwas lernen.)

Der Heimweg nach einem netten Seminar gestaltete sich wie üblich. Also schwierig. Meine S-Bahn fiel aus, ich musste auf die nächste warten. Als diese eintraf, fragte ich mich, was in den Köppen der zuständigen Leute bei der Bahn eigentlich abgehe: Der Bahnsteig schwarz vor Menschen, und die schicken nicht nur eine dieser alten S-Bahnen mit vorgespannter Lok, sondern auch noch eine, bei der der erste Wagen dunkel ist und keine seiner Türen funktionsfähig! Wozu spannt man einen solchen Wagen erst ein bzw. spannt ihn nicht aus, wenn man sieht, dass da nichts funktioniert?

Unerträgliches Gedränge, als schließlich alle in der Bahn waren. Ich musste mit links meine beiden Taschen halten, während ich mit rechts ganz hoch greifen musste, mich an einer mittig befindlichen Stange festzuhalten, weil eine echte Giraffe von Studentin meinte, sich ganz relaxt an die Stange lehnen und whatsappen zu müssen … Ihr Rücken blockierte die unteren Festhaltemöglichkeiten an dieser Haltestange, die mich ein bisschen an Pole Dancing erinnerte … 😉

Als ich schließlich mit der Straßenbahn nach Hause fuhr, saß ein Hund mit einem Maulkorb neben mir. Machte mir auch nichts mehr aus, seit ich in der S-Bahn vom Umsteigeort bis in meine Heimatstadt neben einem Herrn saß, der ungeniert und hochfrequent furzte, nachdem zuvor schon eine Dame mit einem Kind auf dem Arm durch den Zug ging und unflätige Beschimpfungen gegen alle anderen losgelassen hatte – warum, verstand niemand.

Als die beiden männlichen Wesen mit dem bemaulkorbten Hund einstiegen und sich neben mich setzten, meinte einer beruhigend zu mir: „Keine Sorge – die tut nichts!“ – „Wie auch mit dem Maulkorb?“ grinste ich und sagte, ich hätte keine Angst vor Hunden. Und im Geiste fügte ich hinzu: „Dieser Hund ist das Normalste, was mir sowohl auf Hin-, als auch Rückfahrt überhaupt begegnet ist! Und der muss ’nen Maulkorb tragen. Wie ungerecht.“ Und ich warf einen zweifelnden Blick auf die „Hundehalter“, während der in der Tat sehr brav wirkende Hund seinen Kopf mit einem tiefen Seufzer auf meinen linken Fuß legte. Als ich ausstieg, weinte er sogar ein wenig. Nettes Tier! 🙂

Ich war froh, als ich zu Hause war, und nicht einmal der Anblick meines Autos, das sicherlich in der kommenden Nacht komplett zufriert, konnte mich schockieren. Muss ich halt morgen etwas früher aufstehen …

Aber wenn ihr mich fragt: Man sollte Montage abschaffen – es sind die schlimmsten Tage in der Woche. Andererseits: Dann würden die Dienstage die Rolle der Montage einnehmen. Auch nicht besser. Er bleibt einem wohl nicht erspart, der furchtbare Wochenanfang …  😉

Name folgt Funktion? Über Anti-Rutsch-Socken …

Letzte Woche hatte ich einen richtigen „Lauf“, und eigentlich begann dieser bereits am frühen Donnerstagabend der Woche davor: Schon bei der Arbeit fühlte ich mich kurz vor Aufbruch gen Heimat nicht so wohl. Ich fuhr daher ganz anders als sonst heim – sehr verhalten. Zu Hause machte ich mir einen Tee und setzte mich an meinen PC. Nur nicht schwächeln. Es würde sicherlich wieder weggehen.

Aber als ich am Freitag erwachte, fühlte ich mich, als wäre ich gegen den Vier-Uhr-Bus gelaufen. Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Fieber, wie sich herausstellte. Super! Ich schleppte mich aus dem Bett und schickte eine Mail an unsere Personalabteilung, um mich krankzumelden. Janine schickte ich eine Nachricht über WhatsApp – die würde sich freuen. 😉 Dann schleppte ich mich zurück ins Bett und verschlief große Teile des Tages.

Am Wochenende, so hoffte ich, würde ich mich schon auskurieren. Aber irgendwie wollte es damit nicht so hinhauen, und den Samstag verbrachte ich großenteils auf der Couch, in eine Fleecedecke gewickelt. Der Sonntag war nicht viel besser, zunächst, erst am Abend und nach einem Bad ging es zumindest etwas bergauf, wie es schien. Danach saß ich am PC, erneut in meine Fleecedecke gewickelt, weil ich schon wieder zu frösteln begann.

Irgendwann musste ich dringend ins Bad, wickelte mich aus und stand auf. Dummerweise knickte ich mit dem linken Fuß um, konnte mich gerade abfangen, als ich obendrein auch noch ausrutschte – dabei trug ich Anti-Rutsch-Socken. Ich hasse Hausschuhe und laufe in der warmen Jahreszeit zu Hause fast immer barfuß, in der kalten eben mit diesen wahnsinnig praktischen Socken herum.

Und schon krachte ich mit Schmackes auf den Boden, landete mit der linken Seite auf einer Mehrfachsteckdose – perfekt! Und dann stürzte auch noch meine Zimmerpalme auf mich … Mich wundert noch jetzt, dass nach diesem gigantischen Knall keiner der Nachbarn gegen die Decke klopfte oder auf den Fußboden stampfte.

Mühsam befreite ich mich von der störrischen Palme, richtete erst sie, dann mich wieder auf. Da ging es noch recht geschmeidig …

Aber am nächsten Tag musste ich feststellen, dass ich nicht nur immer noch krank war, sondern obendrein, dass ich nur sehr mühsam aufstehen konnte. 😉 Denn als ich mich aufsetzen wollte, sank ich mit einem Jammerlaut sofort wieder in die Waagerechte. Was war denn, bitte, das? Meine linke Seite tat derart weh, dass ich nicht wusste, ob ich lachen oder heulen sollte. Mir war nach beidem.

Es dauerte einige Minuten und immense Selbstüberwindung, bis ich aufgestanden war. Vor dem Spiegel betrachtete ich meinen linken Rippenbogen. Zu sehen war … nichts. Dafür hatte ich auf der linken Seite des Teils, auf dem ich zu sitzen pflege, ein ganz charmantes Hämatom, das in seiner Form an Australien erinnerte. (Es war nicht ganz so schön wie das, was ich als Jugendliche mal mehrere Wochen gut sichtbar auf meinem Oberschenkel gehabt hatte: ein Hufeisen. Damals ritt ich noch, und beim Aufsitzen hatte der stets etwas mürrische Fürst – natürlich ein Schimmel, zu denen ich seit damals aufgrund diverser fragwürdiger Erfahrungen ein etwas gespaltenes Verhältnis habe – mir deutlich zu verstehen gegeben, dass er überhaupt keine Lust hatte, in der Halle herumzuschreiten, zu traben und zu galoppieren, indem er mir schneller, als man „Hallo!“ sagen kann, seinen linken Vorderhuf auf den Oberschenkel knallte. Er schlug bisweilen ganz gern, wenn ihm etwas nicht passte, und so hatte ich dann einen gigantischen blauen Fleck, den nicht jeder hatte. Beim Sportunterricht fragte man dann auch gleich in der Umkleide: „Wer war das denn?“ – „Wonach sieht es denn aus?“ gab ich nur kurz zurück, und meine Mitschülerinnen lachten und bewunderten die Präzision und Details des Hufeisens. Von ihnen ritt keine, und sie waren wohl noch nie von einem schlechtgelaunten Pferd getreten worden … Schon gar nicht von einem solch großen – Fürst, der stets Missgelaunte, war ein Westfalenwallach mit 176 cm Widerristhöhe, und entsprechend groß waren seine Hufe …)

Da ich ohnehin zum Arzt musste, um mir für den Montag eine Krankschreibung und Medikamente verabreichen zu lassen, beschloss ich, ihn auch noch hinsichtlich meiner Rippen zu konsultieren. Er sah sich auch dies Malheur an, tastete herum und meinte: „Man sieht zwar nicht viel, aber die Schmerzen, die Sie beschreiben, klingen nach einer Rippenprellung. Geknackt hat nichts, als Sie gestürzt sind?“ – „Nein.“ – „Sonst würde ich Sie zum Röntgen schicken. Aber mit Fieber sollten Sie ohnehin lieber zu Hause bleiben.“ Er riet mir, die Stelle einzureiben – ob ich da etwas zu Hause hätte. Ich nickte, er drückte mir eine Krankschreibung für – zunächst, wie er sagte – drei Tage in die Hand, wünschte mir gute Besserung und verabschiedete mich dann.

Rippenprellung, na toll. Auch ich fühlte mich ziemlich geprellt, und dies bezüglich dessen, was diese tollen Homesocks versprechen, mit denen man ja gerade nicht rutschen soll … Zumindest geben sie das vor.

Ich ging nach Hause, behandelte meine geprellten Rippen, nahm die anderen Medikamente und fühlte mich kränker denn je. 😉 Und jedes Mal, wenn ich mich erheben wollte, diese fiesen Schmerzen.

Übrigens sind diese sehr anhänglich, denn noch jetzt habe ich Freude daran. Aber der Arzt hatte ja gesagt, das könne durchaus drei, vier Wochen dauern … (Das Hämatom an der anderen Stelle hingegen ist schon fast Geschichte.) Danke auch! Aufstehen – aua. Niesen oder Husten? Besser nicht. Und das Allerschlimmste: Nicht einmal lachen kann ich schmerzfrei … Und ich lache viel und gern. 🙁

Anti-Rutsch-Socken sind wirklich eine hervorragende Erfindung – ich hoffe, man hat sie sich patentieren lassen. 😉 Ich liebe ja alles, was funktioniert und seinem Namen alle Ehre macht …

Da wird einem doch ganz warm ums Herz … und an den Füßen …

Vor nicht allzu langer Zeit bin ich der Badewanne entstiegen, besser: hinausgehechtet. Denn als ich gerade so mittendrin im Schaumbad lag, mit einem schönen Buch und einer Riesentasse Tee, hörte ich ein ungewohntes Geräusch, das man auch gar nicht so gerne hört, wenn es denn ertönt: ein schrilles, enervierendes und immer lauter werdendes Piepsen. Und dann mischte sich noch ein zweiter Piepston, nicht minder nervend, dazu, und das offenbar vor meiner Wohnungstür. Das waren doch … zwei Rauchmelder! Der erste wohl im Hochparterre unter mir, der zweite direkt auf meinem Treppenabsatz. O Gott! Es brannte!

In Sekundenschnelle hechtete ich aus dem Wasser und trocknete mich notdürftig ab. Dann ins Schlafzimmer und in die Klamotten! Wer weiß – vielleicht würde das Haus ja alsbald evakuiert werden!

Aus dem Treppenhaus hörte ich schon die Stimmen zweier Nachbarn. Einer hämmerte an die Tür der über neunzigjährigen Nachbarin, die unter mir wohnt. „Frau Müller! Frau Müller – machen Sie die Tür auf!“ riefen beide Männer. Es dauerte ein wenig, bis die alte Dame reagierte – und das Geräusch der beiden in der Tonlage so gerade eben nicht ganz miteinander harmonierenden Rauchmelder wurde immer intensiver. Ich öffnete meine Wohnungstür, um meine Hilfe anzubieten, falls nötig, aber ich bekam mit, dass die beiden Nachbarn schon alles im Griff hatten, zumal es keinen echten Brandherd zu geben schien, und schnell machte ich die Tür wieder zu, denn bestialisch riechender Qualm machte sich überall breit. Irgendwie roch es nach verbranntem Käse … Vorsichtshalber blieb ich an der Wohnungstür.

Und da hörte ich auch schon, wie Frau Müller sehr laut sagte: „Ich habe mir doch nur etwas zu essen gemacht. Im Ofen. Und zwischendurch habe ich mich etwas vor den Fernseher gesetzt.“ Wahrscheinlich war sie eingeschlafen – und da war es passiert. Ihr Essen im Backofen war wohl eindeutig übergart und hatte sich zwischenzeitlich in eine holzkohleartige Masse verwandelt. Offenbar tatsächlich etwas Käsehaltiges …

Der jüngere der beiden Nachbarn rief: „Machen Sie den Ofen aus! Sofort! Und dann alle Fenster auf – der Rauch muss abziehen, sonst können Sie nicht in der Wohnung bleiben.“  – „Jaja, der Ofen ist schon aus.“ – „Wirklich?“ – „Ja.“ Dann kümmerten sich beide Männer um die Rauchmelder, und irgendwann verstummten diese. Welche Wohltat. Und wie gut, dass nichts Ernsthaftes passiert war!

Meine Tür werde ich aber lieber weiterhin geschlossen halten – draußen stinkt es wie die Hölle. Zwar nicht nach Schwefel, aber ähnlich unangenehm. 😉

Mir tut die Nachbarin leid. Sie ist nun schon sehr alt, aber geistig bis dato recht fit. Nur körperlich hat sie Probleme, hört oft nicht, wenn man klingelt, und offenbar klappt es mit der eigenhändigen Essenszubereitung auch nicht mehr so. Tagsüber kommt ihr Sohn von schräg gegenüber, öfter auch der Pflegedienst, und eine Putzfrau hat sie ebenfalls. Aber so ein richtiger Ersatz für Selbstständigkeit ist das gewiss nicht. Ich habe ihr auch schon öfter Hilfe angeboten und ihr für Notfälle meine Telefonnummer gegeben. Mit so etwas hatte ich bis heute jedoch nicht gerechnet.

Allerdings ist so etwas durchaus nicht zwingend altersabhängig … Letztes Jahr, ich erinnere mich noch gut, hatte ich eines Abends Pellkartoffeln kochen wollen. Und dann kam so ein spannender Film im Fernsehen. Und obwohl er so spannend war, bin ich – ich war recht müde – auf der Couch eingeschlafen …

Irgendwann wurde ich wach. Obwohl ich noch ziemlich verschlafen war, merkte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich schnupperte wie ein Spürhund im Dienst – was roch denn da so verbrannt? „Die Kartoffeln!“ schoss mir durch den Kopf!

Und schon rannte ich in die Küche, in der nicht nur reizender Rauch sich entwickelt hatte, sondern auch das Wasser an den Fenstern stand … Ach, du Schande!

Sofort machte ich den Herd aus, riss die Fenster auf, sorgte für Durchzug und dankte wem auch immer für die Dichtigkeit sämtlicher Türen, denn ich habe einen Rauchmelder im Schlafzimmer, und direkt vor der Wohnungstür ist – siehe oben – auch einer installiert. Beide Türen hatten bis dato dichtgehalten. Immerhin war es inzwischen nach ein Uhr nachts – nicht auszudenken, wenn erst mein und dann der Flur-Rauchmelder ausgelöst hätten … Wäre mir sehr, sehr peinlich gewesen, wenn dies aufgrund meiner Dösigkeit passiert wäre. 😉

Die Fenster wischte ich von innen trocken und lüftete wirklich ausgiebig. Dann widmete ich mich den Kartoffeln. Ich mache Pellkartoffeln immer in einem großen Topf mit einem Siebeinsatz und nur relativ wenig Wasser – ergo dampfgegart. Das Wasser war schon seit geraumer Zeit verdampft, der Topf innen ziemlich schwarz, die Kartoffeln von unten in der Tat Holzkohle nicht unähnlich. Es roch wirklich abartig, und ich ließ alles erst einmal gut abkühlen. Hoffentlich hatte niemand etwas davon mitbekommen … 😉 Nicht, dass die Nachbarn noch Angst bekämen, ich könne ihnen eines Tages das Haus überm Kopf oder unterm Hintern abfackeln! 😉 Das ist normalerweise so gar nicht meine Art. 😉

Am nächsten Morgen habe ich dann die inzwischen ausgekühlten Holzkohlekartoffeln diskret in der Mülltonne versenkt. Der Topf war leider nicht zu retten …

Im Haus hatte man wohl nichts mitbekommen, und im Treppenhaus war auch nichts von meiner Heldentat zu riechen – was für ein Glück! Und seitdem passe ich immer gut auf, wenn ich etwas koche, und schlafe auf gar keinen Fall zwischendurch ein. 😉 Man sieht ja, was dann passieren kann. Und das kann schlimmstenfalls ganz böse ausgehen.

Ich frage mich nur gerade, was passiert, wenn Frau Müller sich etwas zu essen machen will und das Gleiche passiert, wenn alle anderen nicht zu Hause, sondern bei der Arbeit sind … Denn so richtig auf den Rauchmelder reagiert hat sie nicht – erst, als der Nachbar an ihre Tür hämmerte …

Aber wir wollen immer hübsch optimistisch sein! 🙂

Ein schönes Wochenende! 🙂