„Bitte, lass es einen Alptraum sein!“ Oder: Wenn bescheidene Bitten nicht erfüllt werden …

Ein wunderschöner Tag hat heute früh um sechs Uhr für mich begonnen. Seitdem konnte ich nicht mehr schlafen, obwohl ich heute frei habe (allerdings am frühen Nachmittag auch einen wundervollen Zahnarzttermin …). Da war doch was …

Ach, ja! Die US-Präsidentschaftswahl! Seit gestern hatte ich diese verfolgt. Etwas beunruhigt war ich, als es hieß, es sähe für die Republikaner besser aus als für die Demokraten, aber ich dachte mir: „Leg dich hin und schlafe. Es wird schon alles gut und das Ruder herumgerissen werden. Alles andere wäre völlig idiotisch.“

Seit jeher habe ich dieses generelle und pauschale USA-Bashing gehasst, dessen sich nicht wenige Mitmenschen so gern befleißigen. Oft solche, die noch nie dort waren. Ich habe das Glück, dass ein Teil meiner weitverzweigten Familie dort lebt, was es mir leichter machte, das Land zu besuchen, und so weiß ich, dass es zwar leider eine sehr breite Schicht Ungebildeter, Reaktionärer gibt, echter Schafe, wie man unglücklicherweise sagen muss, aber auch durchaus reflektiert handelnde und vernünftige Menschen, die unter dem Pauschalurteil leiden, weil es sie völlig zu Unrecht trifft. Und sie leiden auch unter den Mitbürgern, die dem Gegenteil dessen, was man Vernunft nennt, zujubeln. Daher verteidige ich die USA auch durchaus, wenn ich mal wieder von pauschalisierenden Mitmenschen das oben genannte Bashing erlebe. Es gibt vieles, was ich an den USA nicht mag, aber es ist eben auch nicht alles schlecht. Das ist überall so. Oder fast überall. 😉

Und so kam es mir heute vor, als befände ich mich in einem Alptraum, als ich meinen PC hochfuhr und „Wahl USA“ googelte. Genauer: Ich wähnte mich in einem Alptraum, in dem ich gerade einen Herzinfarkt zu erleiden drohte. Denn dort stand, was ich nicht für möglich gehalten hatte: Trump führte! Ich rieb mir die Augen, ging näher an den Bildschirm. Es stand noch immer da. Inzwischen hoffte ich, es möge ein Alptraum sein, ich bat sogar darum, obwohl ich an den, den manche Menschen da bitten, gar nicht glaube.

Ich ging ins Bad und hielt mein Gesicht unter kaltes Wasser, spülte energisch meine Augen damit. Dann ging ich zurück an den PC. Es stand noch immer dort. Ich musste mich setzen, weil mir schlagartig klar war, dass dies gar kein Alptraum, sondern die grausame Realität sei, die mich schwächeln ließ.

Doch da holten die Demokraten auf! Hoffnung flackerte auf wie ein Streichholz, das kurz vor dem Erlöschen ist, jedoch durch einen plötzlichen Windstoß noch einmal aufflammt. Doch dann erlosch auch diese Hoffnung, und es stand fest: Trump ist der 45. US-Präsident. Ich konnte und kann es immer noch nicht fassen.

Ich verstehe nicht, wie man so wählen konnte. Ich werde es auch nie verstehen. Aber das bekümmert mich nicht – im Gegenteil. Es würde mir eher Sorge bereiten, wäre es anders.

Ein schwarzer Tag, finde ich – andere mögen anderer Meinung sein. Eines ist mir klar: Solange dieser Präsident im Amt ist, werde ich nicht in die USA reisen, obwohl ich das vorgehabt hatte. Ich weiß, das wird den USA nicht viel ausmachen, aber schade ist es doch. Ich werde aber auch nicht in das allgemeine Amerika-Bashing einfallen, weil es nicht fair denen gegenüber ist, die differenzieren und reflektieren und so nicht gewählt haben. Im Übrigen: Wenn ich mich hier so umsehe, finde ich die gesellschaftlichen Entwicklungen auch hierzulande recht beunruhigend.

Der Tag kann nur besser werden, aber bei meinem Glück wird auch der Zahnarzttermin ganz gruselig werden …

Drückt mir die Daumen! 🙂

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