Da bin ich wieder, und ich lebe noch! 😉 Unter meinem linken Auge ist nun eine größere rote Stelle, wo vorher eine kleinere rote Stelle war, die eigentlich so gut wie niemand wahrnahm, es sei denn, er kam ganz nahe an mich heran. Aus einer Entfernung von mehr als zehn Zentimetern war das Ding so gut wie nicht zu sehen. Nur ich sah es natürlich, und es störte mich sehr. Die Stelle ist nun ein wenig erhaben und in größerem Umfang gerötet, aber man versprach, das gehe wieder weg.
Ich fuhr zeitig los – man will ja nicht zu spät kommen zu solch angenehmen Veranstaltungen, vor denen man ohnehin ein kleines bisschen Schiss hat, nicht wahr? 😉
An der Anmeldung händigte man mir gleich einen Schrieb aus, den ich unterschreiben musste. Die Helferin meinte: „Sie bekommen ja sicherlich eine örtliche Betäubung – daher.“ – „Eine örtliche Betäubung? An die Stelle?“ Ich sah sie entsetzt an und deutete zaghaften Zeigefingers unter mein linkes Auge. Sie sah daraufhin lieber noch einmal auf ihren PC und meinte: „Ach, nein, Sie bekommen ja ein Angiom gelasert – da gibt es keine Betäubung. Im Regelfall jedenfalls nicht.“
Der Nachsatz irritierte mich. Ich bin ein Mensch, der gern mal das Gras wachsen hört, und so fragte ich: „Wie, im Regelfall?“ – „Nur bei sehr schmerzempfindlichen Menschen, aber auch nicht unter dem Auge, und beim Lasern ist das auch nicht wirklich angebracht.“ – „Nur bei sehr schmerzempfindlichen Menschen – das heißt, es ist ziemlich unangenehm?“ – „Naja, also, es piekst schon ziemlich heftig. Angenehm ist ganz anders.“
Super! Diese Arzthelferin verstand ihr Handwerk … etwas anders. Wahrscheinlich stand ich mit schreckgeweiteten Augen vor ihr, denn sie meinte: „Aber das hält man aus!“
Wie ich diesen Satz liebe! Man hält so vieles aus – im Amerikanischen Bürgerkrieg und anderen Kriegen haben Leute ausgehalten, dass man ihnen Gliedmaßen ohne Betäubung amputierte, weil das Narkotikum wegen nachvollziehbarer Engpässe ausgegangen war! Man hält so vieles aus, vor allem, wenn es keine Alternative gibt. Hier gab es eine, und ich überlegte, ob ich wieder gehen sollte, aber seit wann war ich denn so ein Schisshase? Ich hasste mich fast dafür, und so hob ich selbstbewusst den Kopf und meinte: „Kein Problem, kriegen wir hin!“ (Einer meiner Standardsätze, wenn ich mir selber Mut mache, wenn ich unsicher bin. Hilft sogar! 😉 )
Und dann wartete ich im Wartezimmer … Irgendwann kam eine Frau in die Praxis, die ich zunächst für eine Patientin hielt. Sie warf einen Blick ins Wartezimmer, in dem außer mir nur eine ältere Dame saß, und sie lächelte mich freundlich an und nickte mir zu. Nette Patientin – nickte schon von draußen den Leuten im Wartezimmer freundlich zu! Komischerweise verschwand sie gleich im hinteren Praxisbereich. Wohl eine Privatpatientin …
Und dann wurde ich aufgerufen. Etwas zweifelnd schritt ich neben der Arzthelferin her, die mich aus dem Wartezimmer geholt hatte – zum Glück eine andere als die von der Anmeldung. 😉 Sie sah mir prüfend in die Augen und meinte: „Wie fühlen Sie sich, Frau B.? Alles in Ordnung?“ – „Äääh, ja. Noch!“ Sie lachte, meinte, ich solle mir keine Gedanken machen, denn diese Frage stelle sie vor solchen Behandlungen immer, und führte mich in einen OP-Raum, in dem eine schmale Liege und viele furchterregende Gerätschaften standen und lagen und hieß mich, mich auf die Liege zu legen. Ich folgte ihren Anweisungen, und da wurde ich doch ein wenig nervös. Ich merkte es an meinem Kreislauf, denn ich sah plötzlich so kleine Sternchen, was bei mir immer der Fall ist, wenn mein Blutdruck zu niedrig ist. Zum Glück lag ich ja schon. 😉 Und die Nervosität würde hoffentlich auch gleich nachlassen.
Zwar sehe ich nicht so aus, aber wäre ich ein Pferd, wäre ich sicherlich ein Vollblüter. Zumindest vom Gemüt her. Ein Sensibelchen, bisweilen zur Nervosität und zu überschäumendem Temperament neigend. Optisch wäre ich sicherlich eher ein Haflinger, aber das sind sehr sympathische Pferde, deren „leichterer“ Schlag übrigens durch Einkreuzung von Arabern, also Vollblütern, entstand. Da haben wir ja das Vollblut … 😉 Und so lag „Haflinger“ Ali nervös auf dieser recht schmalen Liege, obwohl sie am liebsten mit wehendem Schweif und unter hysterischem Wiehern aus der Praxis galoppiert wäre … 😉 Wenn man bedenkt, weswegen ich da war, konnte man sich nur an den Kopp packen … Und das tat ich in meinem tiefen Inneren auch. Aber ich hatte so etwas noch nie machen lassen, und da bin ich eben ein bisschen verunsichert. Dabei sitze ich sonst Wurzelbehandlungen beim Zahnarzt ziemlich unerschrocken ab … Fast wünschte ich mich in den Zahnarztstuhl, denn da wusste ich wenigstens, was auf mich zukäme. 😉
Die Arzthelferin legte eine Schutzbrille zurecht und sagte freundlich: „Die Ärztin kommt gleich.“ Und dann lag ich da, etwa fünf Minuten, zusammen mit dem Lasergerät, das die Helferin eingeschaltet hatte und das ein unheilschwangeres Geräusch absonderte. Zumindest klang es für meine nervösen Ohren unheilschwanger, denn neutral betrachtet, klang es einfach wie ein stinknormales technisches Gerät. 😉
Und dann kam die Ärztin. Ich grinste, denn es war niemand anders als die vermeintliche Privatpatientin, die mir so freundlich zugenickt hatte, als sie die Praxis betrat. Wahrscheinlich hatte man sie schon vorbereitet: „Vorsicht, nervöser Haflinger auf der Behandlungsliege.“
Sie begrüßte mich freundlich und fragte dann, ob man mich zum Thema Laser schon aufgeklärt hätte. Ich meinte, es sei sicherlich von Vorteil, wenn sie mir dazu noch eine kleine Einführung gebe, und als sie dann loslegte, wünschte ich mir, ich hätte nicht darum gebeten. Denn sie erzählte mir: „Die Anwendung von Laser auf ein Angiom bringt dieses Blutgefäß zum Platzen, und …“ Bah! Nicht, dass mir die Wirkungsweise nicht klar gewesen wäre, aber ich fand es sehr plastisch ausgedrückt für einen Menschen mit einem lebhaften Kopfkino wie dem meinen. 😉 Aber ich grinste, obwohl ich ganze Hundertschaften explodierender Blutgefäße vor Augen hatte. Die Ärztin grinste auch und meinte: „Es klingt nach Blutbad, nicht wahr? Ist aber alles ganz harmlos.“
Ich fragte – nicht zum ersten Mal: „Ist das sehr schmerzhaft?“ – „Nein. Etwa so wie ‚tausend Nadelstiche‘ – das kennen Sie sicherlich?“ O ja. Das kannte ich, und ich hasste es als Kind, denn je nachdem, wer das machte, tat das richtig fies weh. Aber ich sagte nur: „Ach …“ – „Sehen Sie, alles nicht so schlimm.“ – „Nee …“
Und dann ging es auch schon los. Man setzte mir die Schutzbrille auf, gab ein Kontaktgel auf die zu lasernde Stelle, und die sehr freundliche Ärztin meinte: „Frau B., ich erkläre alles, was ich mache. Sie werden sicherlich zusammenzucken, aber ich sage immer Bescheid, wenn ich etwas mache. Ich setze jetzt erst einmal das Handstück auf. So. Und jetzt nicht erschrecken – Sie werden jetzt einen Blitz wahrnehmen, einen roten Blitz. Nicht erschrecken, alles harmlos.“ Es machte „Fump!“, und da war der rote Blitz, und es tat ein bisschen weh, aber keineswegs so wie bei „tausend Nadelstiche“. Es war erheblich harmloser, als mir die Anmeldungs-Arzthelferin weisgemacht hatte. 😉 Es war nicht ganz so, dass ich gesagt hätte: „Au ja, bitte jeden Tag davon!“ Aber es war wirklich „Kinderkram“. Viermal insgesamt laserte die Ärztin, und, zugegeben, es war bei jedem Mal etwas weniger angenehm. Aber locker zu ertragen.
„Wie – schon fertig?“ rief ich daher auch, als sie meinte: „So, das war es.“ Sie lachte und meinte: „Ich kann auch gerne weitermachen, wenn Sie unbedingt wollen.“ Aber ich bedankte mich, nein, so dringend nötig sei das nun auch wieder nicht. 😉
In zwei Wochen muss ich zur Kontrolle hin, und falls tieferliegende störende Gefäße durch die heutige Behandlung ans Tageslicht getreten sein sollten, werde ich nochmal gelasert. Man gab mir noch ein Fluid mit, das ich gegen die bösen UV-Strahlen auf die Stelle auftragen soll, denn sonst habe ich statt des Angioms da bald dunklere Pigmentierung. 😉 „50+“ steht auf der Tube – na, herzlichen Dank! 😉
Und so war der heutige Tag mal wieder ein Lehrstück aus der Reihe: „Immer dieselben Fehler“ bzw. „Frag nie andere Menschen – mach deine eigenen Erfahrungen“. 😉
Wenn ich es nur endlich mal lernen würde! 😉