“To tape or not to tape: That is the question!”

An dieser Stelle schon einmal ein lieber Dank an William Shakespeare, dessen Hamlet ich dieses Zitat entlehnte und geringfügig verfremdete. Der liebe Willie hätte sicherlich nichts dagegen, zumal ich mich während meines Studiums gern, ääh, ausführlich mit seinem Werk befassen muss…, nein, begeistert befasst habe. Speziell den Tragödien. Aber auch diversen Komödien. Und natürlich ungezählten Sonetten. Doch um meinen lieben Freund William soll es hier gar nicht gehen.

Ich erinnere mich noch genau an einen Satz der Kuh Klarabella aus einem Micky-Maus-Heft meiner Kindheit. Er stammt aus einer Episode, da Minnie Maus und Klarabella Kuh in irgendeiner karitativen Mission unterwegs sind und Spendengelder sammeln – Minnie Maus ist, wie Micky Maus auch, ja immer so unerträglich gut. 😉 (Mein Held ist seit jeher Donald Duck. Ich weiß, ich gehöre damit einer Mehrheit an …)

Stundenlang sind sie schon unterwegs, und das natürlich in Pumps. Denn sie tragen immer Pumps. Und irgendwann ergeht sich Klarabella Kuh in dem Stoßseufzer: „Meine Füße tun so weh, dass ich sie wegschmeißen könnte!“ Ich liebe diesen Satz und habe ihn in mein eigenes Repertoire übernommen. Danke, Klarabella! 😉

Heute habe ich diesen bedeutungsschwangeren Satz etwas abgewandelt, denn seit Freitag schmerzt mein blöder Tennisellbogen – Epicondylitis lateralis für alle Medizin- und Anatomiefans – derart penetrant, dass ich mehrfach dachte: „Mein Arm tut so weh, dass ich ihn wegschmeißen …“ Ihr wisst Bescheid. Und so habe ich großes Fleischmesser und Küchenbeil schon verbannt. Ganz zu schweigen von dieser niedlichen Puksäge, die mein Vater mir mal geschenkt hat. Sie ist zwar etwas klein, um Gliedmaßen abzutrennen, aber was tut man nicht alles, wenn man verzweifelt ist? 😉

Als ich gerade einmal mehr an meinen Badezimmerschrank ging, um nachzusehen, ob ich noch einen festen Verband im Hause hätte, fiel mein Blick auf eine Packung mit … Kinesio-Tape! Zwar konnte ich mich nicht mehr erinnern, wann und vor allem warum ich das angeschafft hatte, aber ich war begeistert. Hatte ich es doch damals – wann auch immer das war – geahnt: Es könne nicht schaden, so etwas im Hause zu haben! 😉

Stolz wie Oskar nahm ich es aus dem Schrank, beglückwünschte mich zu meiner weisen Voraussicht und holte das Tape aus der Packung. Doch halt! Wie klebt man das auf? Ich hatte absolut keine Ahnung, war aber wildentschlossen, alles auszuprobieren, bevor ich klein beigeben und doch auf diese fiese Spritze beim Orthopäden zurückgreifen müsse.

Doch wozu gibt es das Internet? Rasch hatte ich eine Seite gefunden, auf der mit Hilfe eines Videos erläutert wurde, wie man bei Epicondylitis lateralis tapen müsse. Es sah ganz einfach aus. Kein Problem – das würde ich ebenso leicht auch hinbekommen …

Und schon las ich auf meiner Kinesio-Tape-Verpackung, dass durch die praktische Zick-Zack-Struktur an den Rändern das Tape ganz leicht an gewünschter Stelle abzureißen sei. Ich schätzte 25 Zentimeter ab und riss. Es tat sich: nichts. Außer, dass mein rechter Arm sich beschwerte und Epicondylitis lateralis massiv an ihre Existenz erinnerte. Tränen schossen mir in die Augen, und ich pries den Umstand, dass niemand in meiner Nähe war, der gegebenenfalls eine Belehrung, Bedenken oder einen guten Ratschlag äußern konnte. Ich bin mir ganz sicher, dass ich anderenfalls vielleicht, eventuell und unter Umständen drastische, später zu bereuende, Worte verloren hätte.

Her mit der Schere! Reißen! Der Hersteller dieses Tapes hatte wohl völlig falsche Vorstellungen von seiner Klientel! Mit der Schere ging es ganz einfach, und schon hatte ich ein ausreichend langes Stück abgeschnitten, das ich an der Kante meiner gläsernen Schreibtischplatte festpappte. Dann noch ein etwa 10 bis 15 Zentimeter langes Stück, das ebenfalls seinen Weg an die Kante der Schreibtischplatte fand.

Und schon sah ich mir das Video an. Dann noch einmal, diesmal einsatzbereit. Und schon klebte ich das längere Stück Tape mit ausgestrecktem Arm und nach unten gebeugter Hand auf dem Handrücken fest, zog dann sachte – „mit wenig Zug“ – Richtung Ellbogen und pappte es dort fest. Wunderbar.

Aber irgendetwas hatte ich falsch gemacht – das saß beileibe nicht so wie bei der Dame im Video! Und frohgemut ergriff ich das ellbogenseitige Ende und zog das Tape mit viel Zug und Verve wieder ab …

Ich hoffe, meine Nachbarn haben sich von ihrem Schrecken wieder erholt. Denn ein markerschütternd schriller Schrei durchschnitt die spätnachmittäglich-sonntägliche Stille. Erstaunt nahm ich zur Kenntnis, dass dieser gellende Schrei von mir selber produziert worden war. Ich hatte doch gar nicht schreien wollen! Und im nächsten Moment fragte ich mich, warum eigentlich ich mich immer so gegen Warm- oder Kaltwachsstreifen zur Haarentfernung an den Beinen gesträubt hatte. Schlimmer könnte das auch nicht sein. Dieses Tape klebte wie Pech, und ich sah mit Kummer, dass an seiner klebenden Seite diverse blonde Härchen pappten. Ob ich mir schnell noch die Beine …? Nein. Lieber nicht. Dafür kaufe ich demnächst Kaltwachsstreifen. Es kann einfach nicht schlimmer sein.

Mir den kalten Schweiß von der Stirn wischend, schnitt ich zunächst einen neuen Tape-Streifen von etwa 25 Zentimetern Länge ab. Dann ging ich ins Bad, holte meinen Nassrasierer (für Weicheier, die sich bis dato Heiß- oder Kaltwachs bei der Beinenthaarung verwehrt haben) aus dem Badezimmerschrank und säbelte sehr energisch sämtliche blonden Härchen von meinem rechten Arm. Da ich es mit links machen musste, dauerte es etwas länger.

Und erneut schritt ich wildentschlossen zur Tat. Irgendwie sah das auf dem Video so einfach aus! Auch viel schöner, denn dort verwendete man blaues und pinkfarbenes Tape. Meines ist ganz dröge weiß. Kein Wunder, dass das nicht so sitzen wollte! 😉

„Und nun befestigen Sie mit wenig Zug den langen Streifen am äußeren Ellbogengelenk! Leichter geht es natürlich, wenn jemand assistiert.“ Ach! „Danach nehmen Sie ganz einfach das kürzere Stück, befestigen es auf der einen Seite am Unterarm und dann – mit festem Zug! – kurz vor der Ellbeuge. Nicht in der Ellbeuge befestigen, um Irritationen zu vermeiden!“ Ah, ja – leuchtete ein.

Mit Zähnen und Klauen befestigte ich zwei alberne, selbstklebende Streifen an meinem Unterarm und Ellbogen. Und dann sah ich mir das Ganze an und fragte mich: „Was, zum Henker, soll das jetzt genau bringen, sich zwei blöde selbstklebende, flexible Stoffstreifen auf den Arm zu pappen?“

Aber was soll ich sagen? Irgendwie fühle ich mich schon viel besser … Ob das der vielbeschworene Placebo-Effekt ist? 😉

Was auch immer es ist: Sollte es dabei helfen, an dieser fiesen Spritze vorbeizukommen, ist mir jedes Mittel recht! 😉

Schönen Abend! 😉

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