Nein, ich meine hier nicht die Erzieher oder Erzieherinnen, die in Kitas oder ähnlichen Institutionen tätig sind – die machen einfach ihren Job, und den machen sie meist gut. Es ist nicht immer so einfach mit Kindern, oft ist es echt stressig, und daher ziehe ich meinen Hut vor erwachsenen Menschen, die sich hauptamtlich mit noch kleinen Menschen beschäftigen. Ich habe das längere Zeit ehrenamtlich gemacht, und so kann ich sagen: Es ist stressig, aber auch schön. Man bekommt vieles zurück, und es macht durchaus – neben dem Stress – sehr viel Freude.
Ich meine hier eher mehr oder minder erwachsene Menschen, die sich zur Aufgabe gemacht haben – denn meist wurde diese vermeintliche Aufgabe ihnen durchaus von keinem Dritten mit Weisungsbefugnis übertragen -, andere mehr oder minder erwachsene Menschen zu erziehen, zu belehren, und das in dem Bewusstsein, dass man selber alles wisse, und das natürlich besser als alle anderen. Allein der Tonfall, in dem diese Belehrungen von oben herab erteilt werden, könnte einen bereits zum Zerspringen bringen, wird man einmal mehr wie ein dummes und unmündiges Kind von solchen Menschen behandelt. Diese selbsternannten Volkserzieher gerieren sich, als hätten sie das Universum und alles, was darin kreucht und fleucht, höchstselbst erfunden und entwickelt. Daher wissen sie auch so gut Bescheid und können anderen beibringen, wie diese ihr Leben zu führen haben bzw. dass das, was diese bisweilen so tun, womit sie auch hervorragend zurechtkommen, total dumm, falsch und uninformiert sei.
Gut, dass es solche Menschen gibt. Wir anderen wüssten doch sonst gar nicht, wie wir einen Fuß vor den anderen setzen sollten. Nicht wahr?
Nicht selten zeichnen sich diese selbsternannten Erzieher durch einen gewissen Dogmatismus aus: Was sie sagen, denken und finden, ist so – und nur so, bitte schön! – richtig. Abweichende Meinungen sind von vorneherein falsch und daher rigoros abzulehnen. Nicht selten geschieht das dann in herablassend-mitleidigem Tonfall, der dem Deppen, der da aufgrund eigener Überzeugung anders als der Erzieher handeln wollte, zeigen soll, wie dämlich er doch sei, während die Herrlichkeit des Erziehers auf der anderen Seite herausgekehrt werden soll. Wer da nur ein bisschen sensibler ist, wird sich auch sogleich wie ein Knalldepp fühlen. Die Zeiten sind zumindest bei mir lange vorbei, zum Glück. Ich kenne aber Menschen, die sich durch solch ein Verhalten wirklich manipulieren und deprimieren lassen. Funktioniert bei mir nicht mehr – mich macht so etwas nur noch wütend. Und womit? Mit Recht. Finde ich zumindest.
Mir wurde kürzlich auch wieder eine solche Lektion zuteil, als ich einem Bekannten – froh, dass alles gut ausgegangen war, wie ich erst kurz zuvor erfahren hatte – von meiner ebenfalls kürzlich erfolgten Untersuchung mit bildgebendem Verfahren berichtete und erleichtert mitteilte, es sei alles in Ordnung, müsse aber sicherheitshalber beobachtet werden. Ich war einfach nur erleichtert, denn man hatte mich nicht ohne Grund dorthin überwiesen, und die letzten Tage waren wirklich eine Nervenprobe für mich gewesen.
Statt aber eine Reaktion zu generieren, die – zum Beispiel – besagte: „Das freut mich für dich“ oder: „Da bist du sicherlich erleichtert“, wurde mir ein Vortrag zuteil, wie nutz- und sinnlos diese Methodik des bildgebenden Verfahrens doch sei. Das sei hinlänglich bekannt. Ah, ja. Sicher, hatte ich auch schon gelesen, dass zumindest in bestimmten Fällen ein anderes bildgebendes Verfahren geraten sei. Zu diesen Fällen gehöre ich aber nicht. Ich gab an, mit mehreren Menschen vom Fach, Medizinern, über das Thema gesprochen zu haben. Das jedoch zählte überhaupt nicht, und mein Bekannter ging nonchalant darüber hinweg. Natürlich – er weiß es besser, immerhin ist er Laie, weder Mediziner, noch Medizintechniker, noch Physiker. 😉
Auch ich bin keine Freundin davon, Ärzte automatisch für Halbgötter in Weiß zu halten, aber es waren Mediziner, die ich kenne, die als sehr kompetent gelten und das auch sind. Deren Meinung sollte nicht zählen? Nun ja …
Ich gebe zu, ich habe einen Fehler gemacht: Ich hätte diese Diskussion einfach abbrechen sollen. Aber es ist ein guter, langjähriger Bekannter, und ich war entsetzt, dass das Einzige, das ihm zu der für mich guten Nachricht einfiel, Belehrungen waren und mich als kleines Dummchen hinzustellen. Ich solle mich da mal einlesen, hieß es – grau ist alle Theorie -, und ich sei im Moment sowieso nicht in der Lage, anders als emotional zu reagieren, da ich noch unter dem Einfluss der Gefahr, der ich da gerade entronnen sei, stünde. So hieß es. Erleichtert war ich, ja. So erleichtert, dass ich fast geweint hätte. Aber durchaus in der Lage, rational zu agieren. Eine Unverschämtheit und eine Enttäuschung, denn ich mag diesen Bekannten durchaus. Und dann wird man wie ein Idiot behandelt – ich fand es anmaßend hoch drei und bin sauer.
Doch dies nur ein Beispiel von so vielen im Leben – um mich soll es hier gar nicht gehen; nur ist das Beispiel halt ziemlich plastisch.
Täglich begegnet man ihnen – den Menschen, die wähnen, alles besser zu wissen. Man begegnet ihnen ja schon, wenn man morgens das Haus verlässt, sich ins Auto setzt und losfährt. Wie oft hat man selbsternannte Verkehrserzieher vor und um sich, die einem klarmachen wollen, dass man so zu fahren habe, wie sie es tun. Das beinhaltet nicht selten Schleichen auf Strecken, da man durchaus schneller fahren darf. Aber nein! So wird man nicht selten von den Schleichern aufgeklärt, man dürfe da ja auch langsamer fahren. Klar darf man das, muss sich dann aber nicht wundern, wenn man hinter sich einen Stau erzeugt und alle einen hassen. Und erneut: womit? Mit Recht. Oder? Denn wenn ich sehe, hinter mir entsteht ein Stau, weil ich nicht 50, sondern lieber 30, 35 fahren will und das dann auch anderen oktroyiere, muss ich mich nicht wundern, wenn die hinter mir Fahrenden dann wirklich stinkig sind, denn man könnte und dürfte ja schneller … Hatten wir schon, das Thema – ist aber immer wieder interessant.
Ich finde solche Menschen ganz erstaunlich. Die finden offenbar ganz normal, dass sich gefälligst alle anderen nach ihnen richten sollen. Ja, sie fühlen sich möglicherweise in dieser Rolle auch noch wohl – schließlich handeln sie ja richtig, weil sie alles besser wissen. Und damit ist es doch automatisch ihre heilige Aufgabe, den Unwissenden beizubringen, wie es richtig gehe. Oder?
Liest man manchmal in Kommentarbereichen von Online-Zeitungsartikeln, findet man sie auch. Die Menschen, die gern ihre eigene Meinung als einzig maßgebliche betrachten und akzeptieren. Die beenden ihre belehrenden Kommentare gern mit der Aufforderung: „Denkt mal darüber nach!“ Mit einer Arroganz sondergleichen.
Nicht selten aber auch mit einer erschreckenden Weltfremdheit, denn sie nehmen gar nicht wahr, dass um sie herum durchaus – wenn auch vielleicht nicht von allen gleichermaßen – nachgedacht wird, auch neben ihnen durchaus intelligentes Leben existiert. Vielleicht mit einer anderen Meinung, aber dennoch intelligent. Nur: Das vermögen unsere Erzieher und Alleswisser offenbar meist nicht zu erkennen, und da frage ich mich dann wiederum, ob die denn dann so intelligent seien …
In jedem Falle sind es durch die Bank Dogmatiker. Problemorientiert zumeist. Aber das ist auch irgendwie klar, denn wenn man keine Lösungen, zumindest keine allgemeingültig sinnvollen, anbieten kann, krallt man sich an das Problem und theoretisiert munter herum, während andere schon nach Lösungen oder zumindest Kompromissen suchen. Kompromisse gehen aber hier gar nicht! Und so sonnen sie sich in ihrer vermeintlichen Überlegenheit, während um sie herum reihenweise Köpfe geschüttelt werden. Da Dogmatiker aber – zumindest kenne ich einige solcher Fälle – nicht selten Scheuklappen tragen, bekommen sie dies gar nicht mit. Und selbst wenn: Die anderen sind ja aus ihrer Perspektive ohnehin im Unrecht und Unwissende. Immerhin: Bei all ihrer Vorliebe für alleinige Theorie muss man sagen, dass auch ihre Überlegenheit eine sehr theoretische ist – und bleibt.
Ich sage mal so: Wer’s mag … Für mich wäre das nichts. Und das ist sogar erlaubt, liebe Volkserzieher! Ich darf das echt total Scheiße finden. 😉
Denkt mal darüber nach! 😉 Ooops … Kleiner Scherz. 😉
Ich halte es eher mit: Ball flach halten, aber Mund aufmachen, wenn es wirklich ans Eingemachte geht. Dann aber auch mit Lösungsvorschlägen und als echte Diskussion gestaltet. Macht doch im Grunde auch viel mehr Spaß, oder? Und das Schöne: Manchmal findet man auch zusammen oder wenigstens einen Kompromiss. Ach nee, dat mögt ihr ja auch wieder nicht … Menschenskinder – ihr seid aber auch wat schwierig! 😉