It’s dreamtime

Dreamtime ist eigentlich ein Begriff aus der Mythologie der australischen Aborigines und bei Bedarf nachzulesen. Vielleicht habe ich den Begriff auch falsch gewählt. Bei mir geht es um die nächtlichen Träume, und ich bitte, die mögliche Misshandlung des Begriffs in seiner eigentlichen Bedeutung zu verzeihen.

Es gibt Leute in meinem näheren und weiteren Bekanntenkreis, die von sich behaupten, sie träumten nie. Ich behaupte dreist, dass dies gelogen sei. Man kann nicht „nicht träumen“, nur erinnert man sich oft nicht an Träume. Geht mir auch so. Und manchmal ist das auch gut so.

Ich habe über meinen Traum in der letzten Nacht bereits Worte verloren. Er ist nicht der einzige Alptraum der Schul- und Abi-Traumserie. Sie alle sind negativ besetzt. Denn irgendwie stehe ich immer unter Druck. Entweder mache ich gerade Abitur, und das in Fächern, die ich in der Oberstufe gar nicht mehr hatte – und das mit Grund -, oder ich bin noch vom Abitur entfernt, und es ist der erste Schultag nach den Sommerferien. Und ich in der Oberstufe, da es – zumindest damals – auf dem Gymnasium keinen festen Klassenraum mehr gab. Man pendelte gemäß Stundenplan von Raum zu Raum – wie ein Nomade ohne festen Wohnsitz.

Das Szenario in diesem Falle ist stets das gleiche: In der Schule auf den Gängen ein Treiben wie in einem Bienenstock oder Ameisenhaufen. Alle wissen, wohin sie müssen. Normale Zustände also. Nur ich – ich weiß nicht, wohin ich nun eigentlich muss, in welchem Raum gerade Erdkunde gelehrt wird, die ich mit Freude gar nicht erst in die Oberstufe gewählt habe. In der Wirklichkeit. Im Traum habe ich immer Erdkunde in der Oberstufe! Manchmal sogar als Hauptprüfungsfach, als Leistungskurs! (Ich frage mich manchmal, was mir damit gesagt werden solle: War ich vielleicht gemein zum Fach Erdkunde, dass ich es in der Oberstufe nicht wählte? Soll ich nun für den Rest meines Lebens in unregelmäßigen Abständen nächtens darunter leiden? Und: Wer veranlasst das?)

Nun … zurück: Während alle anderen Schüler wie die Ameisen in ihrem jeweiligen Bau – Verzeihung: Klassenraum, natürlich dem richtigen – verschwinden, um dort Wissen in geballter Dosis aufzunehmen, treidele ich durch die Schule (die im Traum erschreckend real aussieht, wirklich so, wie mein Gymnasium aussah, was das Ganze noch schlimmer macht) und finde den verdammten Raum nicht, in dem mein verdammter Erdkunde-LK stattfindet, den ich bei klarem Verstand niemals gewählt hätte.

Das Witzige ist, dass ich sogar im Alptraum oft denke: „Wieso Erdkunde? Du magst Erdkunde nicht! Du hattest in der Oberstufe keine Erdkunde!“ Und da kreuzen Traum und Realität ihre Bahnen, denn mir ist offenbar klar, dass das hier ein ziemlicher Murks sein müsse, da ich niemals freiwillig dieses Fach gewählt hätte – schon gar nicht als LK! Und mir scheint irgendwo auch klar zu sein, dass ich mein Abi vor vielen Jahren schon gemacht habe – nur kommen dann immer fiese Aspekte ins Spiel, die das Ganze durchaus logisch erscheinen lassen.  Und so suche ich so lange nach dem blöden Kursraum – vergeblich -, bis ich aufwache. Meist fällt das Aufwachen mit dem Ende des Schulhalbjahres zusammen, das zu Beginn des Traums noch ganz am Anfang stand. Kein schönes Erwachen, denn es braucht einige Sekundenbruchteile, bis mir klar wird: „Ich habe Abi, lange schon.“

Ein weiteres Alptraum-Motiv ist Wasser. Nicht etwa Wasser aus der Leitung, nein. Bei mir ist es immer etwas bombastischer. So wurde ich vor einiger Zeit im Traum am Meer von einer mehr als zehn Meter hohen Flutwelle überrascht, die sich erschreckend plötzlich auftürmte, als ich gerade den Strand entlangspazierte. Es war einige Zeit vor dem Tsunami zu Weihnachten 2004, und ich wachte auf, kurz bevor die Welle über mir brechen konnte. Nach der ersten Schrecksekunde dachte ich noch: „Was für eine Scheiße träumst du eigentlich immer zusammen? Solche Wellen gibt es gar nicht.“ Tja …

Das dritte Szenario ist das schlimmste. Und ich frage mich, woher das wohl kommen mag. Tatsache ist, dass ich in derlei Träumen stets auf der Suche nach einer Toilette bin. Der Witz: Es gibt davon im Übermaß, denn ich bin stets in irgendwelchen mehr oder weniger öffentlichen Gebäuden, Krankenhäusern, Schulen, Flughäfen … Wahre Suiten, Fluchten an Toilettenkabinen tun sich vor meinem Auge auf, und da sollte es doch gar kein Problem sein, sich seiner Last zu entledigen. Oder?

Ha! Von wegen! Denn trotz der wahren Flut [!] an Toilettenkabinen muss ich immer unverrichteter Dinge weiterziehen, denn all diese Kabinen haben stets irgendeinen eklatanten Mangel aufzuweisen: Entweder haben sie keine Tür, oder die Tür geht nicht zu. Oder die jeweilige Toilette ist total verdreckt, Wasser steht auf dem Boden, bei dem man hofft, es möge nur Wasser sein. Oder es stürzt von den Wänden. Und, und, und …

Was das Problem mit der nicht zu schließenden Tür anbelangt, tappe ich bis dato im Dunkeln, denn ich würde es ja verstehen, wäre ich extrem genant oder prüde. Bin ich aber nicht. Die anderen Dinge sind allerdings wirklich nicht akzeptabel.

Der allerschlimmste Traum dieser fragwürdigen Szenerie ereilte mich erstaunlicherweise Jahre nach dem zugehörigen Ereignis, als im Grunde alles schon wieder in trockenen Tüchern war: Ich träumte, ich sei auf dem Weg zu meinem ehemaligen Arbeitgeber, dessen miese Geschäftsführung dafür verantwortlich war, dass die Firma Insolvenz anmelden musste und ich temporär arbeitslos wurde. Im Traum hatte die Geschäftsführung alle Leute hinausgeworfen, um dann eine neue Firma mit neuen Angestellten zu gründen. Und ich auf dem Weg dorthin, um mich zu beschweren!

Schon der Weg war umständlich. Es sah zwar alles so aus wie in natura, aber der Weg war übersät mit Schnecken, auf denen ich stets ausrutschte, mir aber meinen Weg zum Seiteneingang kämpfte. Endlich im Gebäude, verspürte ich ein dringendes Bedürfnis, und im Traum dachte ich noch: „Nein! Bitte nicht! Nicht wieder dieser WC-Traum!“

Und dann landete ich erneut in einem WC-Trakt. Und erneut das Horrorszenario – mit Fäkalien verschmutzte Toiletten, unter Wasser stehende solche, und die einzige Kabine, die mir nutzbar erschien, da das Grauen von außen nicht einsehbar war, war die schlimmste: Als ich die Tür öffnete, war da eine gigantische Blutlache! Offenbar war hier jemand zu Tode gekommen, und im Traum war klar: nicht auf natürliche Weise.

Da wachte ich auf. Und relativ schnell dachte ich: „Es passt zu der Art, wie man euch behandelt hat. Man ging über Leichen. Hak‘ es einfach ab, Ali!“ Und das tat ich dann auch. Vor diesem Traum hatte ich stets mit dem Schicksal gehadert, hatte überlegt, ob ich vielleicht etwas falsch gemacht hätte. Danach nicht mehr.

Manchmal helfen Träume also weiter. Eigentlich immer – das, was da nachts passiert, passiert ja nicht ohne Grund. Nur sind die Zusammenhänge bisweilen ganz komisch, und manchmal werden Motive bemüht, über die man Monate zuvor sprach, keineswegs erst am Tage zuvor.

Ihr dürft jetzt gerne darüber rätseln, warum ich wohl von WCs träume! 😉 Nein, ich bin nicht irgendwie komisch, vielmehr könnte das Ganze darin begründet liegen, dass ich ganz schlecht loslassen kann. Oder immer auf der Suche nach etwas oder jemandem bin, dem ich ohne Sorgen etwas anvertrauen kann. Keine Ahnung, was die Traumdeutung da sagt. 😉

Allerdings wüsste ich doch gerne, warum ich letzte Nacht in meinem Abi-Alptraum ausgerechnet einen LK in Mathematik haben musste … Völlig irre. 😉

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