„I don’t like Mondays“ oder: „Nichts ist unmöglich – Toyota!“ Von anhänglichen Tieren, „Viagra-Bremsen“ und „niedlichen Mädchen“

Ich hatte heute so einen richtig schönen Tag! (Hatte ich schon erwähnt, dass ich zu Ironie und Sarkasmus tendiere? Vermutlich …) Denn neben der Tatsache, dass heute Montag ist, kamen noch ein paar Aspekte hinzu, die ihn zu einem ganz besonders schönen Montag machten. Gut, ich gebe zu, einen dieser Aspekte habe ich ganz bestimmt selbst verursacht.

Denn einmal mehr schlief ich abends auf der Couch ein. Ein altes Laster meiner Wenigkeit. Schön muckelig auf dem Sofa bequem gemacht, und das wider besseres Wissen in liegender Position. Spannender Film auf DVD, neu und noch nie gesehen. Will sagen: Eigentlich kann ich gar nicht beurteilen, ob er wirklich so wahnsinnig spannend sei, wie man mir gegenüber behauptete, da ich schon relativ schnell in Morpheus‘ Armen landete, aber das hatte keineswegs mit dem besagten Film zu tun. Ich schlafe derzeit mal wieder nicht so gut. Es sei denn, ich liege auf der Couch. 😉

Da gestern so ein laues Lüftchen wehte und ich im Wohnzimmer rauche, war ich auf Luftaustausch bedacht und hatte die Balkontür offen. Auch wider besseres Wissen – man erinnere sich an die Geschichte mit den beiden niedlichen Rotkehlchen, die gestern erst zwei Tage zurücklag. Aber es war schon dunkel, und die kleinen putzigen Gestalten schliefen sicherlich auch schon den Schlaf der Gerechten. So wie ich auf meiner Couch.

Kurz vor Mitternacht wurde ich wach, ärgerte mich, eingeschlafen zu sein, war aber mit einem Schlag wieder hellwach und beschloss, den Film einfach an der Szene wieder einsetzen zu lassen, an der ich offenbar quasi das Bewusstsein verloren hatte. Gedacht – getan, und ich folgte dem Geschehen aufmerksam. Da nahm ich aus dem Augenwinkel etwas wahr, das sich keineswegs im Film abspielte: Da bewegte sich doch etwas! Auf meinem Fußboden! Und das auf mich zu! Ich sah genauer hin, konnte einen markerschütternden Schrei gerade eben noch unterdrücken, sprang aber – Reflex – hektisch auf, um dann wie angewurzelt stehenzubleiben. Ebenfalls stehen blieb das Tier, das sich da so begeistert und beachtlich schnell auf mich zubewegt hatte. Und wir starrten einander an. Ich das Tier aus meinen zwei, das Tier mich gleich aus diversen Augen – wie bei einem Duell. Es war eine Spinne! Und es war keine kleine Spinne, denn auf kleine Spinnen reagiere ich keineswegs so, wie ich reagiert hatte. Das Tier war inklusive seiner acht Beine etwa so groß wie eine Mandarine!

Mit annähernder Schnappatmung sah ich mich hektisch im Wohnzimmer um, denn normalerweise pflege ich Spinnen unbeschadet wieder an die Luft zu setzen. Kein geeigneter Behälter vorhanden. Und just diesen Moment wollte die Spinne nutzen, unter dem Wohnzimmertisch und von dort aus wer weiß, wohin zu verschwinden … Nee, nicht mit mir! Denn es gehen nur zwei Dinge: Ich im Wohnzimmer oder eine Riesenspinne im Wohnzimmer. Nicht beide zusammen. Kein Kompromiss.  (Ja-ha, ich weiß, dass mir die Spinne nichts tut – wer weiß das nicht? Schon gefühlte Millionen von Malen gehört, hilft dennoch nicht.) Und so strafte ich meine noch zwei Tage zuvor fahrlässig getroffene Äußerung, eher würde ich mir einen Arm abhacken lassen, als einem Tier etwas anzutun, Lügen. Die Spinne lebt nicht mehr, mit einer leeren PET-Mineralwasserflasche niedergestreckt, und – ehrlich gesagt – ich schäme mich durchaus. Da war sie vertrauensvoll durch die Balkontür hereingekommen, hatte wahrscheinlich irgendwo gehört, dass Ali B. Tiere mag, und die empfängt sie so! 😉 Nein, es tut mir wirklich etwas leid, sie wollte ja nichts Böses, war sogar noch ganz vertrauensselig auf mich zugelaufen …
Die Strafe folgte auf dem Fuße. Denn als ich – inzwischen ins Bett gegangen – aufgewacht, mich fertiggemacht hatte und zur Arbeit gefahren war, war mein Lieblingsparkplatz schon besetzt. Überhaupt waren so viele Parkplätze schon besetzt. Ach, ja! Das Semester hatte begonnen, und da viele Studis – speziell aus dem Bereich „Wirtschaft“ – heutzutage mit SUVs zur Arbeit kommen (denn man muss sich ja frühzeitig an künftige Herrschaftsverhältnisse gewöhnen, und Mama und Papa sehen das genauso), konnte man nicht mehr frei wählen, so als Mitarbeiterin der Institution, die diesen privilegierten Herrschaften auf das Chefsesselchen verhilft. Zumindest in deren Phantasie. (Möge es in so manchem Falle Phantasie, gerade im Bereich „Wirtschaft“, bleiben. So mein Credo. Aber das bleibt bitte unter uns. 😉 )

Ich fand einen Parkplatz zwischen zwei normalen PKW und parkte dort ein. Als ich ausstieg, sah ich, dass ich noch ein Stückchen zurücksetzen konnte, was ich auch tun wollte. Erschreckenderweise bin ich – sonst eher wurschtig – da unerwartet penibel. 😉 Kaum ein eigenes Auto, treten ganz ungeahnte Eigenschaften in mir zum Vorschein. 😉

Und so schwang ich mich erneut hinter Scottys Lenkrad, steckte den Zündschlüssel ins Schloss und wollte den Motor starten. Dazu trat ich aufs Bremspedal, wie es bei allen automatisierten Getrieben Usus und notwendig ist.

Aber was war das? Das Bremspedal reagierte wie ein Fels in der Brandung! Also gar nicht. Ich trat drauf, drehte den Zündschlüssel – nichts passierte. Normalerweise reagiert das Bremspedal anders, hier aber wie festbetoniert. Doch – es passierte etwas! Ein akustisches Signal erklang, das ich in meiner bisherigen Zeit mit Scotty noch nie gehört hatte. Was hatte der arme Kleine?

Vor meinem geistigen Auge tauchte ein Abschleppwagen auf, der den kleinen Scotty, an dem mein Herz inzwischen sehr hängt, nach meinem Feierabend abholte, weil er nicht mehr fahrtüchtig war … Das Bremspedal war derart hart und fest, dass mir die Assoziation „Viagra“ durch den Kopf schoss! Es gibt Männer, die sich derartige Festigkeit und Härte wünschten. Wenn auch nicht beim Bremspedal ihres automatisierten KFZ. 😉 Aber lassen wir das. 😉 (Dennoch: Ich habe heute den Begriff: „Viagra-Bremse“ erfunden. 😉 )

Ich wartete ein paar Minuten, und da ließ Scotty sich auch wieder starten, ich setzte etwas zurück und parkte dann definitiv, schloss den Wagen ab, den ich dann mit einigen verunsicherten Blicken verließ. Hoffentlich würde er nach Feierabend ganz normal zu starten und zu fahren sein!

War er dann, machte aber vor meinem Haus erneut Zicken. Ich musste etwas warten, dann ließ sich der Motor auch wieder starten. Ich werde das beobachten, habe aber heute in der Mittagspause schon einmal gegoogelt, bin auf einige Toyota-Foren gestoßen und musste erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass diverse Eigentümer eines dieser kleinen Samurai-Krieger das gleiche Problem beschrieben. Nicht etwa beklagten. Nein, sie klagten nicht. Vielmehr nahmen sie das Ganze einfach zur Kenntnis und gaben einander Tipps. Einige davon wirkten fast ein wenig resigniert. Ich beschloss, den kleinen Scotty die nächsten Tage ganz genau zu beobachten. Wenn er – zusätzlich zu seinen sonstigen Macken – erneut herumzickt und offenbar nicht fahren will, warte ich so lange, bis er von sich aus wieder bereit ist, zu fahren, und dann wird er umgehend in die Vertragswerkstatt gebracht! Bei der Gelegenheit darf er dort durchaus auch gewaschen werden – der Saharasand der letzten Tage, der sogar in der Zeitung erwähnt wurde, ist bei ungünstiger Sonneneinstrahlung sogar auf dem ansonsten schmutzignorierenden Silbermetallic-Lack zu sehen. 😉 Mit blockierender Bremse und ähnlichen Amüsements fahre ich ihn gewiss nicht in eine Waschstraße! 😉

Bei der Arbeit war es heute auch nicht viel besser. Wir haben ja eine neue Kollegin im eher juristischen Bereich. Sie war eine von sieben Bewerbern auf die Stelle. Die Dame, die auf Platz 1 war, hatte wohl die Auswahl, und so kam sie nicht zu uns. Wir bekamen Platz 2. Die neue Kollegin ist – vordergründig betrachtet – nicht unnett, aber ich staune dennoch, wie „selbstbewusst“ sie sich nach nur wenigen Wochen benimmt. Kommt entweder unangemeldet zum Chef für die gesamte Verwaltung, oder sie kommt zu fest vereinbarten Terminen zu spät. Natürlich, ohne sich zu entschuldigen. Janine und mich scheint sie wohl für ihre Dienste einspannen zu wollen. Aber nicht mit uns! Nicht nur da ticken wir offenbar ziemlich ähnlich.

Letzte Woche kam sie zweimal zu spät zu Terminen, entschuldigte sich keineswegs, erklärte eher, dass sie ja noch einen ganz wichtigen Termin mit einem anderen Mitarbeiter gehabt hätte, der meinem Chef unterstellt ist. Ich bin eine erklärte Gegnerin des Obrigkeitsdenkens, aber ich halte Höflichkeit für eine gute Maßnahme und unabdingbar für das Gelingen eines gesellschaftlichen, menschlichen und dienstlichen Miteinanders. Nicht zuletzt muss ich meinen Kopp dafür hinhalten, wenn irgendein Termin nicht so klappt, den ich vereinbart habe. Und so stellte ich mir die Frage: „Wofür hält die Trulla sich eigentlich? Flammneu hier, benimmt sich aber wie die oberste Chefin!“ Geht gar nicht. Dauernd kommen Einwände wie: „Da muss ich aber eher gehen.“ Oder: „Ich weiß nicht, ob ich da telefonisch erreichbar bin.“ Schon durchgefallen. Zumindest bei Janine und mir.

Aber mein Chef ist da anders. Neulich entschuldigte er sich allen Ernstes, als er – da die Dame zu spät dran war – noch mit einer anderen Kollegin gesprochen hatte, was Madame gnädig zur Kenntnis nahm, während Janines und meine Schläfenadern schon kurz vor der Explosion standen, zumal man bei uns weit weniger Rücksicht walten lässt. Wir ärgerten uns, und ich meinte: „Es liegt an ihrer Art.“ – „Welche Art meinst du?“ – „Na, dieses Mädchen-Getue! Ist dir schon aufgefallen, dass sie dauernd ganz ‚niedlich‘ spricht? Kommt hier herein und sagt immer ganz putzig: ‚Hi!‘, und das mit einer Stimme, als könne sie kein Wässerchen trüben! Ich habe dir doch gesagt, dass ich Frauen, die so bewusst ‚niedlich‘ sprechen, nicht ausstehen kann. Hat mit Erfahrungen zu tun. Leider fallen viele Männer darauf herein.“

Janine meinte knallhart: „Das liegt daran, dass die meisten Männer doof sind.“ Ich hätte es so nicht ausgedrückt, da ich es so nicht empfinde, aber es gab mir zu denken.

Offenbar kommt dieses „reizendes, kleines Mädchen“-Getue wirklich gut an, obwohl es auf Leute wie Janine und mich total unnatürlich und aufgesetzt wirkt. Was es ja auch ist. Janine und ich sind beide eher burschikos, und ich habe mit meiner burschikosen Art diverse Männer eher abgeschreckt. Dabei bin ich im Grunde wirklich lieb und ohne böse Hintergedanken. 😉 Anders als taktierende „Mädchen“. Ärgerlich, dass die meist bekommen, was sie wollen.

Nun ja, zumindest hat Frau Nemberg heute von mir keinen Kaffee bekommen. Und auch künftig wird das so sein.

Da bin ich stur. Wie Scottys festgesetztes Bremspedal. 😉

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