Wie man so tickt …

Es ist im Grunde ganz einfach, mit mir klarzukommen oder mich zu verstehen: Man muss nur einfach mit mir reden, und das ganz ohne Schnörkel, Metaphern, Allusionen und sonstige Phänomene dieser Art. Zwar bin ich als „gelernte Literaturwissenschaftlerin“ in der Lage, derlei Stilmittel nicht nur zu erkennen, sondern auch zu deuten, zu interpretieren und bis aufs Knochenmark durchaus gekonnt zu analysieren, aber jenseits fiktionaler wie non-fiktionaler Texte und im realen Leben, vor allem meinem eigenen, bevorzuge ich doch Klartext. Da bin ich nicht sonderlich abstrakt, sondern bevorzuge Konkretes. Sowas wie „Butter bei die Fische“. Alles andere macht mich nervös, und wenn ich nervös werde, bin ich nicht sonderlich einfach zu ertragen. Ich werde zickig und hektisch, ich reagiere so, wie ich gar nicht reagieren will. Ich bin offenbar erstaunlich gut in der Lage, Berufliches und Persönliches zu trennen. Zumindest im Bereich der Text- und Stilmittelanalyse … 😉

Es gibt tatsächlich Menschen, die mich für cool oder gar „tough“ halten. Dabei bin ich wohl der uncoolste Mensch, den ich je kennengelernt habe. 😉 Zumindest aus meiner Sicht. Ich bin sogar – und da lachen immer alle Leute, die mich nicht so gut kennen – ziemlich schüchtern, was – ich gebe es zu – auch nicht auf den ersten oder weniger interessierten oder geschulten Blick erkennbar ist. Aber: Ich halte eine Menge aus, und ich habe eine ziemlich große Klappe, der Grund, weswegen man mir meine Schüchternheit nicht abnimmt. Ich bin aber nun einmal so. 🙂 Wenn es hart auf hart kommt, renne ich nicht weg, weil ich das ganz und gar nicht leiden kann. Wegrennen ist billig – außerdem bin ich keine gute Sprinterin. 😉

Es gibt Menschen, die mich für intolerant halten, weil es einiges gibt, das ich nicht mag. Vielleicht ist es aber auch so, dass es wirklich viele Dinge gibt, die einfach so nicht hinzunehmen sind. Oder zumindest nicht so einfach hinzunehmen sind. Vielfach ist Toleranz auch schlichte Faulheit, und manchmal wird Intoleranz unterstellt, wenn man selber keine Lust hat, über Konsequenzen nachzudenken.

Aber es wird hier zu abstrakt für meinen Geschmack. 😉 Eigentlich wollte ich – und das nicht ohne Grund – einfach mal auflisten, was ich total zum Kotzen finde und was ich mag.

Nicht so toll finde ich folgende Dinge:

„Jura“-Kaffeevollautomaten

O Gott, werdet Ihr jetzt denken, die Frau ist ja völlig durchgeknallt! Wie kommt sie denn jetzt darauf? Das ist aber ganz einfach erklärt: Diese völlig überteuerten Kaffeemaschinen erinnern mich an meinen letzten Ex. Seines Zeichens Jurist, hielt er wohl eine Jura-Kaffeemaschine für standesgemäß. Immerhin heißt das Ding ja „Jura“, und er ist als Standardjurist leider bar jeglicher Phantasie. Anfassen durfte ich sie nur, wenn auch gesichert war, dass genug Kaffee eingefüllt und das hässliche Ding vollbestückt und einfach zu bedienen war. Ich hätte ansonsten dem Statement-Küchengerät ja einen Schaden zufügen können! Im Grunde habe ich gar nichts gegen die Maschine an sich, mehr gegen ihren Betreiber, der mir allerdings keineswegs fehlt, ganz im Gegenteil. Es ist eher so, dass ich, wann immer ich eine Jura-Kaffeemaschine sehe, mich selber für meine Idiotie in den Hintern treten möchte, mit der ich dem Deppen noch eine zweite Chance gab. Offenbar war ich – ja, ich! – zu tolerant. Und/oder zu dumm. 😉 Und wer möchte dauernd mit seinen Schwächen konfrontiert werden? 😉

Aus ganz ähnlichen Gründen habe ich eine latente Aversion gegen das Lieblingskind eines jeden Grill-Liebhabers: den „Weber-Grill“. Ich denke, ich muss das hier nicht gesondert ausführen. 😉

Ich hasse es, wenn ich für jemanden koche, und der stopft alles in sich hinein und weiß die Mühe nicht zu würdigen. Und ich spreche hier nicht von Rührei, sondern durchaus aufwendigeren Dingen. Ich erinnere mich, mal für jemanden „Coq au Riesling“ gekocht zu haben, die elsässische Version des bekannteren „Coq au Vin“, das mit Rotwein zubereitet wird. Genauer: Ich hatte ein ganzes Menü gekocht, mit „Entrée“, einem Zwischengang, dann dem „Coq au Riesling“, dann einem Dessert (ich hasse die Zubereitung von Desserts, einem Gang, den ich selber meist auslasse), und dann gab es noch eine wirklich nette Auswahl verschiedener Käsesorten. Da saß der und stopfte sich einen Gang nach dem anderen in den Rachen, während ich total erschöpft von der ganzen Kocherei war, bei der er netterweise immerhin das französische Maishähnchen vor dem Kochen in handliche Teile zerlegt hatte. Kein Wort der Anerkennung – immerhin durfte ich den Film aussuchen, den wir gemeinsam ansehen wollten. Ich hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera, genauer: zwischen Horror und Psychothriller. Ich wählte den Psychothriller, da mir dies situationsbedingt passend erschien. (Der Horror kam erst später.) Während er lief, brach ich auf der Couch zusammen und verschlief den Film, von dem ich nicht einmal ein Drittel mitbekommen habe.

Umgekehrt ist zu aufwendiger und theatralischer Dank auch nicht optimal, wenn ich gerade mal ein Steak in die Pfanne gehauen habe.

Theatralik ist generell etwas, das ich nicht mag, wie alles aufgesetzte Benehmen. Alles, was zu dick aufgetragen ist, finde ich furchtbar. Ganz entsetzlich auch, wenn Menschen, die mich gerade kennengelernt haben, so tun, als könnten sie mich einschätzen, mir, fange ich einen Satz an, dann das Wort aus dem Mund nehmen und den Satz zu Ende bringen. Meist stimmt der Rest dann keineswegs mit dem überein, was ich sagen wollte. Genauer: Er ist meist so weit von meiner Art, zu denken, entfernt wie Sonne und Neptun. Da kann ich ziemlich sickig werden, und solche Leute lernen mich dann wirklich kennen. Nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt hatten, aber wenigstens authentisch. 😉

Noch schlimmer, wenn ich von Menschen, die mich gar nicht kennen, „erzogen“ werden soll, weil sie der Ansicht sind, ich sähe die Dinge verkehrt. Liebe Leute, ich sehe die Dinge nicht verkehrt, sondern aus einer anderen Perspektive, nämlich meiner! Ich rede euch doch auch nicht in eure Sichtweise hinein, jedenfalls dann nicht, wenn ihr mich nicht darum bittet. Höchstens dann, wenn ihr derart abstruse, lebensfeindliche Dinge absondert, dass ich nicht anders kann, als zu protestieren. Und darin bin ich wirklich gut! 😉 Allerdings schätze ich freundschaftlichen Rat von Gleichgesinnten – ich gebe zu, es ist nicht ganz einfach. Oder doch? Denn es ist im Grunde nur dieses von oben herab erfolgende Belehren, das ich wirklich nicht ausstehen kann.

Ich hasse es wie die Pest, wenn ich morgens langsam wach werde – ich bin kein Morgenmensch – und mir dann jemand, der schon beim Aufschlagen der Augen völlig fit ist, die Ohren vollquatscht. Einmal Urlaub mit meiner sehr lebhaften Schwester in einem Doppelzimmer verbracht, war mir eine Lehre, dies künftig zu vermeiden. Ich rede selber sehr viel, aber erst ab einer gewissen Uhrzeit und nach dem ersten Kaffee. Und nicht halb so schnell. Meine Schwester ist unglaublich: Wacht morgens auf und fängt gleich zu reden an, und das noch lauter als ich. 😉 Mein letzter Aufenthalt in London war daher viel anstrengender als sämtliche vorherigen London-Aufenthalte zusammen.

Spinnen und Insekten sind auch etwas, das ich nicht sonderlich schätze. Liebe Spinnen und Insekten: Verirrt euch bitte nie in meine Wohnung, denn ich liebe zwar Tiere, und auch euch mag ich, aber das bitte so weit wie möglich von mir entfernt. 😉 Es ist noch nicht so lange her, dass ich abends bei geöffnetem Fenster in meinem Wohnzimmer saß, am Rechner arbeitete und plötzlich etwas hörte, das wie Motorengeräusch klang – fast wie ein Flugzeug. Ich blickte auf, und da flog eine riesige, pechschwarze Libelle laut brummend direkt auf mein liebliches Antlitz, genauer: meine Nase zu! O Gott! Ich habe keine Ahnung, was meine Nachbarn dachten, als sie aus meiner Wohnung heftige Geräusche hörten, und das immerhin schon gegen 23 Uhr, denn ich sprang schreiend auf, riss meinen Schreibtischstuhl um und floh – wahrscheinlich mit weitaufgerissenen Augen – gen Wohnzimmertür. Die Libelle war angesichts meiner heftigen Reaktion wohl ähnlich schockiert wie ich über ihr Erscheinen, denn sie drehte bei und flog durchs Fenster wieder ins Freie. Fast glaubte ich, ihre Gedanken zu erahnen: „Ich haue hier lieber ab – die Alte ist ja völlig durchgeknallt!“ Ich schloss daraufhin das Fenster mit einem Knall.

Es gibt aber auch viele Dinge, die ich mag.

Ich mag den ersten Kaffee morgens, weil er mich dazu bringt, wach zu werden. Und im Gegensatz zu den weiteren Tassen Kaffee, die ich über den Tag verteilt trinke, schmeckt er auch. 😉 Die erste Zigarette des Tages, meist an der Straßenbahnhaltestelle auf dem Weg zur Arbeit geraucht. Ich mag ruhige, nachdenkliche Menschen, die wie Balsam wirken, wenn ich mich mal wieder viel zu sehr aufrege. 😉 Mir imponieren Menschen, die Dinge, an denen ihnen lag, aufgeben können, um andere Ziele zu erreichen. Ebenso Menschen, die aufgeben können, wenn sie sehen, das bisherige Ziel funktioniert nicht. Dazu gehört sehr viel Mut. Ebenso mag ich Menschen wirklich sehr, die eigene Schwächen zugeben können.

Und ich mag sogar Frankreich! Wer mich kennt, weiß, dass ich jahrelang nie so begeistert von dem Gedanken war, dort Urlaub zu machen. Mein Französisch-LK-Lehrer, allzu patriotischer Franzose, war schuld. Zu euphorisch, zu theatralisch, zu patriotisch – siehe oben. 😉

Ich mag eigentlich sehr vieles, sehr viel mehr als das, was ich nicht mag, aber das würde an dieser Stelle doch den Rahmen sprengen.

In diesem Sinne: Manchmal hilft es, sich vor Augen zu führen, was man mag und was nicht, um sich selber ein bisschen besser zu begreifen, wenn alles mal wieder stressig ist. Ich jedenfalls werde mir jetzt meine neue CD von „Zaz“ anhören. Französische Musik, die ich bisher nicht mochte. 😉

Ich bin kein Engel, ich bin nicht süß, und ich habe – wie alle Menschen – ganz eigene Macken. Aber alles in allem bin ich doch offenbar, wie mir ein guter Freund mal sagte, so etwas wie „ein feiner Kerl“. Er ist mein bester Freund – daher glaube ich ihm das einfach mal.

2 Gedanken zu „Wie man so tickt …

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