Kennt Ihr das auch? Ihr hattet einen total doofen Tag: Chef/Chefin doof, Kollege/Kollegin mies drauf, nix klappt, man hat euer Dienstjubiläum vergessen, plötzlich steht der Ex im Büro und erklärt, es sei doch doof, dass gar kein Kontakt mehr bestünde, ein wichtiger Termin platzt, und ihr habt obendrein Kopfschmerzen. Wahlweise auch Zahnschmerzen. Bei letzteren rate ich: Geht so schnell wie möglich zum Zahnarzt! Zu den anderen Dingen: Den Chef oder die Chefin ertragen – es bleibt eh nichts anderes übrig, desgleichen Kollegen oder Kollegin, zumal ihr selber ja auch mal mies drauf seid. Dienstjubiläen werden im Allgemeinen ohnehin überschätzt. Und den Ex, zu dem ihr bewusst und mit Gründen keinen Kontakt mehr wollt, werft ihr am besten achtkantig aus dem Büro, am besten mit den Worten: „Du gehörst nicht mehr zu meinem Leben. Adieu!“ Oder Vergleichbarem. Eignet sich am besten, wenn der Ex die Trennung herbeigeführt hat, und das so dämlich, wie möglich. Und sollte immer überzeugt geschehen. Umgekehrt sollte man etwas behutsamer sein. 😉 Der geplatzte Termin ist ärgerlich, und die Kopfschmerzen sind es auch.
Am liebsten würdet ihr nach Hause gehen und die Bettdecke über den Kopf ziehen? Aber nein! Es gibt doch viel schönere Möglichkeiten, für Kompensation zu sorgen! 😉 Zumal ihr, wenn ihr nach Hause geht, unter Umständen nur feststellt, dass ihr demnächst den Anstreicher kommen lassen müsst, da Rauchen in der Wohnung nicht unbedingt der Makellosigkeit der Wände und Decken Vorschub leistet (daher rauche ich nur im Wohnzimmer – besser ein Zimmer als die ganze Wohnung streichen lassen zu müssen). Auch das kann deprimierend wirken. Stattdessen kann man ins Kino gehen und sich einen Film ansehen. Die Wahl des Genres obliegt euch ganz allein – gut sind Komödien, aber manchmal, in schlimmeren Fällen, ist es auch hilfreicher, irgendeinen blutrünstigen Splatterfilm zu sehen. Danach geht es meist besser. Psychologisch ausgefeilte und künstlerisch wertvolle Filme sind eher ungeeignet, da man Gefahr läuft, danach ins Grübeln zu verfallen, und Grübeln ist stets kontraproduktiv.
Alkohol kann helfen, zumindest primär, führt aber unter Umständen und je nach Menge zu einem Kater und schlimmeren Kopfschmerzen. Nicht zu empfehlen oder nur bedingt und in Maßen.
Ich selbst verfolge einen ganz anderen Ansatz, der allerdings auch nur angeraten ist, wenn der Hintergrund zumindest einigermaßen stimmt: Ich gehe in die Stadt und schaue mich mal so um. Zunächst. Meist entspringt meinem Gehirn dann der spontane Gedanke, dass ich dringend neue Ohrringe benötige – die, die ich sonst immer trage, kennen ja schon alle, auch wenn es viele verschiedene sind. Natürlich nur Modeschmuck – ich heiße ja nicht Krösus. Oder, in meinem Falle, Krösa. Oder ich schaue mal, was bei „Müller“, „Douglas“ oder „Pieper“ so an Parfums angeboten wird – natürlich nur, um zu schauen. Selbstredend. Und dann freue ich mich immer, wenn man mir an der Kasse noch zwei, drei Parfumproben mitgibt, während man das soeben von mir frisch erworbene – „nur mal schauen“ – Parfum in eine mehr oder minder nobel aussehende Tüte packt.
Seit gestern besitze ich ein neues Paar Stiefel. Eigentlich sind es Stiefeletten, aber mit flachem Absatz. Die waren so schön jeansblau, dass ich eigentlich gar nicht anders konnte, nachdem ich meinen Arbeitsplatz verlassen hatte, wo ich erfahren hatte, dass eine ganze Gruppe Kolleginnen, die im Grunde die gleiche Arbeit wie ich machen, eine Gehaltsgruppe höhergestuft worden sei, während meine vier Kolleginnen auf unserem Flur und ich leer ausgegangen sind. Ich führte zwar direkt mit dem Chef ein Gespräch, in dem ich sehr energisch fragte, wie das sein könne und dass dies nicht gerecht sei, aber viel erreicht habe ich nicht. Und da dachte ich mir dann nach Feierabend, ein kleiner Spaziergang könne nicht schaden. Und der führte durch die Stadt. Und ich habe doch auch sonst fast nur schwarze Schuhe – das ist langweilig. 😉 Interessanterweise habe ich das erste Schuhgeschäft, das am Weg lag, noch hinter mir gelassen, weil ich dachte: „Nein! Du hast mehr als genug Schuhe und erst neulich für diese Abendveranstaltung ein Paar gekauft.“ (Schwarz.) Ich fand mich kolossal vernünftig, aber dann passierte Furchtbares: Als das nächste Schuhgeschäft schon in greifbarer Nähe war, kam es zu einem Stau in der Fußgängerzone, da zwei Mütter mit Kinderwagen meinten, mitsamt den sperrigen Baby-Nobelkarossen mitten auf der Hauptstraße stehenbleiben und plaudern zu müssen. Und das ungeachtet der Tatsache, dass sie den Verkehrsfluss massiv behinderten und partiell zum Erliegen brachten. Ja, was blieb mir denn da anderes übrig, als auszuweichen? Und das direkt in den Eingang des Schuhgeschäftes, in dem fatalerweise schon diverse Ausstellungsregale standen, der Wirkungsweise eines Fliegenfängers nicht unähnlich? Und auf einem dieser Regale eben jene faszinierenden jeansblauen Stiefel? Und meine Lieblingsfarbe ist Blau … Ja, was blieb mir denn übrig? 😉 Das werdet ihr sicherlich nachvollziehen können, oder? 😉
Meine Stiefel fanden heute bei der Arbeit sehr viel Anklang. Nicht so sehr bei meinen Füßen, nachdem sie etwa fünf Stunden darin steckten, aber das ist normal bei neuen Schuhen und wird sich sicherlich ändern. Und kombiniert mit blauen Ohrringen und anderen Accessoires, passen sie auch so gut zu dem neuen dunkelgrauen Pullover, den ich heute … ooops! 😉
Mein Plan fürs Wochenende steht übrigens schon fest: Ich werde meinen Kleiderschrank nebst Schuhschrank sichten und alles, was ich nicht trage, in einen Müllsack packen (oder in mehrere) und sinnvoll und nutzbringend für andere entsorgen. Hat von euch zufällig jemand Schuhgröße 38 und braucht dringend ein Paar hochhackige schwarze Glattleder-Stiefeletten, in denen ich einmal so schlimm umgeknickt bin, dass ich erst glaubte, mein Knöchel sei gebrochen? Eine kurze Übergangsjacke in Violett? Ein Paar Jeans in Größe 36 (dem Prinzip Hoffnung folgend)? 😉
Und ich dachte, ich sei nicht schuhanfällig …
Frustkäufe können durchaus erfreulich sein, sollten aber nie allzu emotional beladen erfolgen. Eine gewisse Ratio sollte dabei sein – deren Fehlen habe ich mir hinsichtlich der neuen Stiefel wenigstens nicht vorzuwerfen. Bei anderen Käufen, die ich mir schon so geleistet habe, muss ich hingegen kurz zuvor einen besonders heftigen Schicksalsschlag mit anschließendem Blackout erlitten haben – zumindest könnte man es meinen. 😉 (Aber ich denke – oder hoffe! -, das kennt jeder irgendwie.) Daher mein Rat an dieser Stelle: Immer zweimal nachdenken, denn dann sind Käufe, dem Frustmotiv folgend, durchaus bereichernd. Und natürlich solltet ihr euch nicht verschulden – das wäre dumm. 😉 Noch besser wäre es, wenn ihr gar keinen Grund zum Frust hättet. 😉
Das wünsche ich euch jedenfalls – und mir selber auch. 😉
Wenn auch all meine Beiträge mit einem gewissen Augenzwinkern geschrieben sind, so ist es dieser ganz besonders. Denn so viele Frustkäufe habe ich gar nicht zu verbuchen. Glaube ich. Oder? 😉