Ihr erinnert Euch sicherlich auch noch an diesen musikalischen 80er-Schmachtfetzen, der hier titelgebend ist. Mich erinnert er an meine Tanzstundenzeit, als ich 15-jährig und als echter Alptraum hinsichtlich Körperbeherrschung und Selbstbewusstsein von pickligen und eher wurschtig wirkenden und agierenden Jungs, denen der Duft nach Clearasil schon meterweit vorauseilte und von ihrer dräuenden Präsenz kündete, übers Parkett mehr gewuchtet, als geschoben wurde. Von leichtfüßigem Schweben ganz zu schweigen! Nicht wenige davon waren etwa exakt so groß wie ich mit meinen nicht exorbitanten 165 cm Länge (seither unverändert), und irgendwie gestaltete sich das Tanz“vergnügen“ nicht selten als eine Art Machtkampf, vor allem ab dem Zeitpunkt, als ich Gefallen am Tanzen gefunden und den Bogen heraus hatte, was bei den meisten meiner Tanzpartner noch nicht ganz so weit gediehen war. Der Abschlussball gestaltete sich dann so, dass ich von meinem „Dauerpartner“, sein Name war Andreas, auch dort dauerbelagert wurde und schließlich, als es zu einem Streit gekommen war, nachdem Markus, ein sehr netter Mensch, auch größer als ich, sich erdreistet hatte, mit mir die Rumba tanzen zu wollen, woraufhin Andreas ihn fast zu einer Art Duell fordern wollte, entnervt auf die Damentoilette floh, wo ich mich verschanzte und zu meinem Erstaunen feststellen musste: Ich war nicht allein! Da waren noch mehrere Mitschülerinnen, die bei meinem schwungvollen Betreten des Schutzraumes, auch WC genannt, zusammenzuckten und dann riefen: „Oh, Gott sei Dank – du bist es nur!“ Ich musste erkennen, dass dies realiter gar keine Damentoilette, sondern das Asyl für Mädels war, deren besitzergreifende „Thomasse“, „Stefans“, „Christophs“, „Andreasse“ und „Peters“ nun sicherlich besitz- und orientierungslos suchend über die Tanzfläche taumelten, dabei auf dem glatten Parkett mit den ihnen ungewohnten Ledersohlen ausrutschend wie Welpen bei den ersten Laufversuchen … Ich hätte es ja gern gesehen, war aber örtlich gebunden.
Doch ich schweife ab – ich wollte gar nicht über die Tanzstundenzeit berichten. Obwohl das sicherlich lustig wäre. Eher über Sprache und deren bisweilen heikle Nutzung. Ich liebe Sprache. Nicht ohne Grund habe ich Philologie studiert. Schon immer habe ich gern und viel gelesen, wobei sich das Niveau mit zunehmendem Alter und sich ändernden Interessen steigerte. Auch der Wortschatz profitiert davon. Auch der, welcher Fremdwörter betrifft. Das kommt ganz automatisch. Und ich hatte mich dann in der Oberstufe auch noch für die Leistungskurse Englisch und Französisch entschieden, als Einzige aus meiner sehr großen Jahrgangsstufe, was dazu führte, dass ich von einigen Mitschülern als „total verrückt“ eingestuft wurde. Latein hatte ich bis zum Erwerb des Großen Latinums gemacht, dann reichte es. Ich war sehr gut präpariert für mein Studium.
Das strotzte in jeder Hinsicht von Fremdwörtern, speziell solchen lateinischen Ursprungs, und ich war daran gewöhnt und nahm dies als ganz normal wahr. Bis mir mal jemand aus meinem privaten Umfeld sagte: „Sag mal, wie sprichst du eigentlich? Irgendwie komisch – man versteht dich kaum.“ Dies wurde von anderen zwar nicht bestätigt, aber ich achtete fortan darauf, weniger Fremdwörter zu benutzen. Ich tat es ja nicht mit Absicht, ich war aufgrund meines Studiums einfach daran gewöhnt. Auch gewöhnte ich mir einen etwas schludrigeren Umgang mit meiner Muttersprache an (seither sagen mir einige Menschen einen „rheinischen Einschlag“ nach).
Dann kam ich an meine jetzige Arbeitsstätte (ich berichtete bereits von den Anfängen). Auch dort wurde ich gleich gescholten – offenbar benutzte ich noch immer zu viele Fremdwörter, was als „dekadent“ und „gebildet“ eingestuft wurde, wobei speziell Letzteres als Manko zu gelten schien – immerhin war mein Arbeitgeber eine Hochschule! Und dann Bildung, nee, also wirklich! Ich schraubte mich noch weiter zusammen und ertappte mich wiederholt dabei, dass ich komplett umständliche Satzstrukturen bildete, um nur ja kein Fremdwort benutzen zu müssen. Ich bin ja lernfähig.
Doch wie erstaunt war ich, als ich mitbekam, dass mein Kollege, der besonders oft geschimpft hatte, sich darin gefiel, seinerseits sehr wohl Fremdwörter zu benutzen! Irgendwie zumindest. So bat er mich in der Kantine einmal darum, ihm eine „Servierte“ zu geben. Wie meinen? Eine „Abservierte“ kannte ich – war mir selber schon passiert. Ist nicht schön. Aber eine „Servierte“? Ich reichte ihm der Einfachheit halber ein Mundtuch. Das musste auch helfen – wozu ein Fremdwort bemühen, wenn er sich doch einfach nur die „Sose“ vom Mund wischen wollte? Ich regte an, den Begriff „Tunke“ zu verwenden, aber er sah mich nur geringschätzig an und meinte: „Du immer mit deinen Fremdwörtern!“
Einmal bat er mich, eine „Pedition“ für den Weltfrieden zu zeichnen. Ich starrte auf meine Füße und bezweifelte, dass die unförmigen Dinger dem Weltfrieden in irgendeiner Weise nutzen könnten. Ich unterzeichnete dann trotzdem, um nicht übel aufzufallen – es ging um den Weltfrieden!
Richtig weh tat es aber jedes Mal, wenn er – und das tat er besonders gern – erzählte: „Und dann hat Herr/Frau XYZ einen Salmon gehalten!“ Oder: „Ich halte hier immer Salmone, bis der Arzt kommt!“ Jedes Mal fiel ich darauf herein! Jedes Mal sah ich auf des Kollegen Hände – nie war ein Fisch aus der Gattung der Lachsartigen darin zu finden, der dringend ärztlicher Hilfe bedurfte! Dabei bin ich immer so gern zum Angeln gegangen, mit meinem angelbegeisterten Onkel oder Freunden, und ich esse sehr gern Fisch. Ständig wurden Fische in Aussicht gestellt – nie war einer präsent! Das ist doch Vorspiegelung falscher Tatsachen!
Richtig heikel wurde es, als er mir mal im Vertrauen erzählte, seine Frau habe einmal monatlich immer so schlimme Masturbationsprobleme. Das habe sie auch ihrem Arzt erzählt, der darauf ganz merkwürdig reagiert habe. Der habe dazu nämlich gar nichts gesagt! Das sei doch wieder ein Beweis dafür, dass diese ganzen Ärzte und Akademiker auf der Uni gar nichts Richtiges lernten! Und das alles von seinen und seiner Frau Steuergeldern! Denn mit solch einer ganz alltäglichen Sache müsse ein Gynäkologe doch wohl umgehen können. Oder? Ich starrte hilflos auf meine Füße, als sei mit einer rettenden „Pedition“ zu rechnen. Ich hatte Mitgefühl mit dem Arzt, der sicherlich genauso hilflos dagesessen hatte wie ich nun, gegen das allgegenwärtige Lachen ankämpfend und unfähig, ein Wort, gleichgültig, ob in deutscher oder lateinischer Sprache oder in Mandarin, zu äußern.
Daraufhin wurde mein Kollege energisch: „Du bist doch auch eine Frau! Hast du nie Masturbationsprobleme? Meine Frau leidet, echt!“ Ja, das konnte ich verstehen. Auch ich litt. Blicklos starrte ich auf den Teppich oder auch nicht – mein Fokus beschränkte sich darauf, nicht zu lachen. Das kann schwer sein, und mein Kollege verlor auch schnell die Geduld: „Was ist mit dir schon wieder los? Bist du demenz, oder was?“
Moral: Tibi ipsi fidem serva! 😉
Ich sag da nur : „also mein Neffe … der hat ja ne Freundin .. die studiert.. naja sowas wie Malen… aber nicht als Lehrerin… also wirklich das ist doch wohl echt …..kunstloses Brot…. oder??
aber das ist mir ja latte, die kommen doch mittel klar da drauf, auch wenn ich echt angepiept bin wenn ich wieder zahlen soll. Aber wenn dann auch noch Stress entsteht dann sag ich nur DREIER.“ denn „hätte, hätte… Fahrradkette“ gibt es auch…
In diesem Sinne viel Spaß am heutigen Tag
Es ist heute mal wieder ganz entzückend … 😉 Ein schönes WE und bis bald! 🙂
Phantastisch, wie weit uns die Geschlechtergleichberechtigung doch bringt! Dank der monatlichen Masturbationsprobleme (der Frau) dieses Kollegen darf ich als Kerl demnächst auch alle 4 Wochen Rücksicht auf meine PMS erwarten.
Aber selbstverständlich! Zur Not darauf bestehen! Wir leben in einer gleichberechtigten Gesellschaft! 😉